Dienstag, 28. Februar 2017

Ein Hai auf Diät



Am späten Nachmittag dann doch noch das Briefing. Obwohl es nicht wirklich viel zu briefen gab. Aber das war gut so. Denn es warteten jede Menge anderer Tätigkeiten.
Nun, am Abend werden die Faulen fleißig, pflegte meine Großmutter zu sagen. Mag sein, dass dies für sie der Wahrheit entsprach. Dennoch, WAS ist faul? Hat nicht jeder Mensch das Recht auf Müßiggang und seinen eigenen Rhythmus? Das Wort faul ist abwertend und schlecht besetzt. Die Essenz dieser Diktion weist darauf hin, um was es in unserer Gesellschaft genau genommen geht. Denn von den Vertretern eben dieser, wurde diese Maxime, dieser Slogan, diese Parole sicherlich ersonnen, um die Menschen zur Arbeit zu zwingen/animieren und uns klein zu halten.
Aber egal. Genug davon.

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Zwischen Gunnar und mir dreht sich derzeit viel um das Thema Sex. Es fällt ihm überaus schwer, als Hai auf Diät zu sein in einem Becken voller Fische. Was im Grunde schon die Rückfälligkeit impliziert und ich erwarte gleichwohl in diesem/seinen Falle nicht, dass seine Läuterung punktuell funktioniert, oder/und er es auf Ewigkeit durchhält.
Im Augenblick legt er sich selbst die Ketten an. Schließt mich (als einzige) mit ein. Zahlreicherer Sex inbegriffen, welcher mir eigentlich lästig ist. Ich ihn aber dennoch hinnehmen muss, für ein höheres Ziel. Der Störfaktor ist nach wie vor Alexa. Sie schwebt irgendwo mittendrinnen und für mich, ohne eine Berechtigung dort zu sein. Sie hat keinen Sinn. Oder die Legitimation verloren. Das Recht verwirkt. zwischen uns beiden zu sein. An dieser Stelle setzt meine magische Praktik an. Aber dazu später. Denn es gibt für Gunnar noch genügend andere Leckerbissen, denen er nicht auf ewig fern bleiben kann/wird (?). Gestand er mir doch erst gestern: „Die machen mich an. So wie damals, als ich schon einmal Chef hier war.“
Wer macht dich an?“, fragte ich selbstverständlich.
„Frauen. Darunter auch die, mit denen ich damals etwas hatte. Aber auch welche, von denen ich es nicht erwartet hätte.“
Jetzt war ich neugierig geworden. „Welche denn?“
Gunnar machte eine abweisende Handbewegung. „Ich kenne ihre Namen nicht. Wenn du magst, zeige ich sie dir wenn wir ihnen begegnen.“
Ich beließ es dabei. Denn als wir am Abend das Büro verlassen hatten, wusste ich bereits über eine dieser Frauen Bescheid und ich hätte es mir denken können.
„Macht sie auch euch an?“, hatte Gunnar in die Runde der anwesenden Männer (Kevin und Mike) gefragt.
„Wer?“, fragte Kevin zurück.
„Casandra Fish?“
Mike und Kevin grinsten, was wohl so viel bedeutete wie JA.

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Gunnar und ich waren noch einige Zeit im Büro geblieben und als letzte gegangen. Waren noch einmal alles durchgegangen, damit nichts vergessen wird und klar war, wie wir am nächsten Morgen beginnen. Deutsche Gründlichkeit, nenne ich das.
Dann der Abend mit Gunnar und ein Gespräch mit Marie, welches mich erboste, alldieweil es nötig war, und das war es letztens in der Tat recht oft, (mir andauernd auf die Zunge zu beißen) mich zurück zu nehmen, wenn wir miteinander sprachen, damit es keine Unstimmigkeiten, keine Debatten und Streitereien gibt. Sie hat Ansichten, die zum Schreiben sind, welche sich offenbar erst in den letzten Jahren heraus gebildet haben. Ich kennen sie nicht so aus Kinder- und Teenie-Tagen. Aber ich komme später noch einmal auf Marie zurück.
Gunnar hatte es an diesem Abend noch nicht einmal geschafft seinen Sohn zu Bett zu bringen. Die Arbeit war vorgegangen. Und er entschied sich schlussendlich dafür, nicht noch einmal zu Alexa hinüber zu gehen. Alldieweil es bereits zu spät geworden war und nun blieb stattdessen doch viel lieber bei mir. Es fiel ihm auch sonst recht schwer, allen zu entsagen (Lara etc.), was er bisher so betrieb. Nun, an diesem Abend ist es ihm tatsächlich gelungen. Und alle Worte vermögen die Anstrengungen nicht wiederzugeben, welche nötig waren dafür. Wir führten Gespräche über Sex, seine Triebe und Tendenzen, samt deren Ursachen, die dazu führten, bis hin zu Spontansex auf der Couch und Fellatio. In Gunnars Kopf dreht sich, vor allem jetzt, seitdem er sich so vehement dazu entschloss mir treu zu werden, tatsächlich (noch immer, oder jetzt erst recht) sehr viel um Sex. Und das es DIES zu ändern gilt, ist ihm durchaus bewusst. In der Physis erzielte er nun tatsächlich bereits einige Erfolge und ich bin stolz auf ihn. Nur, bevor es besser wird, wird es bekanntlich oft erst schlimmer als es bisher war. Auch für Gunnar. Vor allem in seinem Kopf. Jetzt, wo er die (heiße) Phase des hin und her, des Hungers und der (Sex-) Fress- Attacken noch nicht einmal gänzlich hinter sich gelassen hat. Es beschäftigt ihn (Tag und Nacht). Ich bemerke das selbstverständlich und gleichermaßen, wie er versucht, an sich zu arbeiten und es gleichwohl tut.
„Ich muss zu Erik gehen. Er kann mir sicher helfen.“, schlug er selbst schon vor. Womöglich aus Verzweiflung. Alldieweil er bemerkt, dass er es allein nicht bewältigen kann. Ein Mann muss her, an dieser Stelle, wo eine Frau nicht weiter kommt. Am besten gleich ein Magier, ein Druide, so wie Erik einer ist. Er hat ihm, diesbezüglich, schon einmal geholfen. Nur hielt es nicht allzu lange an. Weil Gunnar damals noch nicht bereit dazu war.
Wir werden sehen, wie sich dieses Mal alles gestaltet. In jedem Fall ist er, aus eigenem Antrieb heraus, auf dem besten Weg dazu, mir treu zu sein. Beziehungsweise zu werden. Ich selbst wäre über glücklich, wenn es ihm gelänge. Und den Beitrag von Marie, gedenke ich an dieser Stelle niemand vorzuenthalten. „Du versucht gerade den Bock zum Gärtner zu machen. Was glaubst du eigentlich, wie viel Chancen du hast?“, sagte sie desillusionierend zu mir. Aber ich höre nicht auf sie und begreife auch nicht, warum sie mich so derart (runter zieht, vor den Kopf stößt/alle Hoffnungen rauben möchte) verdrießlich stimmen will. Anstatt mich Schwestern-like zu unterstützen. Sie hat doch bekommen, was sie wollte. Einen nordischen Mann. Und sogar noch einen Attraktiven. Mag sein, dass sie die Zwillinge, Tag aus Tag ein, an etwas erinnern, was ihr im Nachhinein womöglich zu schaffen macht und/oder ihr abträgliche, unliebsame, belastende Gefühle bringt. Obwohl Gunnar, Adam und Erik sich darin einig waren, dass es ihr nicht unangenehm war und sie vor entzücken schrie, währenddessen sie alles drei nacheinander mit ihr schliefen. Oder war es zu diesem Zeitpunkt nur die Verzweiflung darüber, dass es genau genommen keine Wahl für sie gab. Die drei Männer hatten sie erwählt, die magischen Kinder zur Welt zu bringen und offenbar war sie prädestiniert dafür. Warum auch immer. Zudem noch der Unfall-Tod ihres erwachsenen Sohnes Raymond, welcher hier bei uns in Schweden im See ertrunken war. Man könnte an dieser Stelle den magischen Sinn dahinter mutmaßen, dass es genauso hat kommen müssen, damit sich Marie ausschließlich und ebenso intensiver um die neuen Kinder kümmern kann.
Wie sagt man so schön? Das Universum hat seine eigenen Wege und wir Menschen können diese nur selten verstehen.