Es leuchtet mir
selbstverständlich ein, dass sich Gunnar zwischen mir und seinem Baby, der Ansteckungsgefahr
wegen, entscheiden muss. Zu Beginn hatte er sich schließlich eindeutig zu mir
bekannt. Versprach, an meiner Seite zu bleiben. Als das Kind jedoch selbst noch
erkrankte, sah das dann völlig anders aus. Es hat Vorrang vor mir.
Selbstredend
komme ich allein zurecht. Bin erwachsen. Natürlich doch. Gleichgültig scheint
zu sein, wie ich mich dabei fühle.
Diese Nacht
schlief ich kaum, der vermaledeiten Erkältung wegen. Ich bin drei Uhr zu Bett
gegangen und gegen sieben wieder aufgestanden. Erstickungsgefahr, könnte man
sagen.
Und ja, Charlie
hatte sich bereit erklärt bei mir zu bleiben. Was er auch tat. Ungeachtet
dessen, dass ich ihn anstecken könnte, hielt, nein, hält er die ganze Zeit lang
mit mir aus. Nur heute Morgen war er kurz noch einmal in Stockholm gewesen, um die Testreihe abzuschließen, welcher er sich um meinetwillen unterzog.
Besonders führsorglich,
so wie Gunnar zumeist, ist Charlie nicht wirklich. Allemal bringt er mich zum Lachen.
Was jedoch nicht bedeutet, dass er mich
nicht zu umsorgen vermag. Er tut es nur ein wenig pragmatisch und misst dem offensichtlich nur
wenig Bedeutung zu. Er tut einfach......als wäre es das Normalste der Welt.
Seine Ratschläge
scheinen oft simple zu sein. Jedoch nicht dumm. Er äußert sie in knappen
Sätzen. Lächelt dabei. Und denke ich über den Sinn dahinter nach, weiß ich, er
hat Recht mit dem was er sagt. Seine Weisheiten sind so einfach gestrickt. An
das Leben und die Erfahrung angelehnt. Er sagt einfach nur, was er denkt. Aus dem
Bauch heraus. Fast kindisch. Was nicht bedeutet, dass er nicht überlegt. Nein.
Aber sie klingen schlicht und einfach verständlich. Einige davon sind mir
bereits bekannt. Wie beispielsweise: „So viel wie nötig. Nicht so viel wie
möglich.“, sagte Charlie mit einem Grinsen im Gesicht.
Oder: „Am besten
ist der Weg des geringsten Widerstandes.“
Damit hat er
Recht.
Ich stellte
bereits die ganzen Jahre über fest, dass ich von jedem Mann, den ich kennenlerne,
etwas annehme und womöglich, lerne und sogar beibehalte. Das Annehmen von
bestimmten Gewohnheiten erstreckt sich vielleicht nur über die kurze Zeit der Faszination,
die das/jedes Neue ausmacht und mit sich
bringt. Aber egal. Es ist trotz alledem recht angenehm und willkommen.
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Nun, was gibt es
zu sagen über Charlie und mich? Nicht viel. Denke ich. Er ist einfach nur DA.
Was schon eine enorme Erleichterung ist. (Sex gab es bisher keinen. Ich fühle
mich nicht in der Lage dazu.)
Aber auch ER
hatte Fragen.
„Was ist das
eigentlich mit dir und deinem Mann? Es wird so einiges erzählt.“
„WAS erzählt man
sich denn?“, fragte ich nach.
„Das er fremd
geht und deshalb Derek als deinen Liebhaber duldet. Er vertraut ihm wohl, was
die zwei Jahre zeigen, in denen du dich mit Derek triffst. Ist Gunnar denn
überhaupt nicht eifersüchtig?“
„Vermutlich
nicht.“
„Dann ist er
sich aber auch sicher, dass du ihn über alles liebst und nie verlassen wirst.“
Ich pustete die
Luft durch meine Lippen. „Das mag sein.“
„Ein wenig vage
oder? Deine Antwort meine ich.“
„Und wenn schon.“,
rechtfertigte ich mich mit leicht gespielten trotzigem Ton.
„Na ja. Ich
meine nur.“, sagte er und ich wusste, was er meint. Der Bezug lag auf ihm
selbst. Denn es sollte so viel bedeuten wie, auch wegen mir wirst du deinen
Mann nie verlassen. Und auch damit hat er Recht.
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Heute Morgen
beim Frühstück, welches ich dieses Mal im Haus einnahm. Es war mir nicht danach
nach draußen und ins Restaurant zu gehen. Ich ließ mich die wenigen Speisen
bringen.
„Nur Wasser und
Brot? Möchtest du nicht wenigstens einen Tee dazu trinken?“
„Nein. Wasser
genügt.“
„Ist ja
schlimmer wie im Knast. Was hast du denn verbrochen?“ Charlie Gesicht zeigte
ein breites Grinsen.
„Hast du damit
etwa Erfahrung? Oder was?“
„Hey! Das war
doch nur ein Witz!“
„Nun, was habe
ich verbrochen? Offenbar zu viel Liebe und Gutmütigkeit. Duldsamkeit und
Verständnis für meinen Ehemann sind anscheinend meine Verbrechen.“
Ich sah Charlie
dabei an und ich wusste, dass er wusste, was ich meine.
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Und was wird aus
dem Donnerstags-Mann?
Vielleicht ist
es nicht das Schlechteste ein wenig auf Abstand zu ihm zu gehen. Ihm Raum zu
geben für seine Trauer um sein Kind. (Was selbstredend ein Vorwand ist.)
Es ist anzunehmen,
dass ich aus Erfahrung aufgrund all der Dingen, die auf dieser Welt geschehen
(und nicht zwangsläufig in den Medien erscheinen), auf meine alten Tage noch
rassistisch werde. Was natürlich nicht ganz so heikel wäre als antisemitisch.
Da stehen immerhin sechs Millionen im Raum.......... Aber hat man vielleicht einmal die ganzen Neger gezählt
und aufgelistet, die in der Zeit der Sklaverei gestorben sind? Wohl kaum und ich
nehme an, das sechs ( 6 – eine magische Zahl! Die wählt man nicht einfach so.
Vielleicht informiert man sich auch
hierzu einmal in der Kabbala. Staunen vorprogrammiert. Vielleicht sogar noch
interessanter der Talmud, in dieser Hinsicht.) Millionen bei weitem
überschritten wurden, nähme man sich die Zeit sie zu zählen, wie man es mit
anderen tut. Nun addieren wir noch die beinahe ausgerotteten nordamerikanischen
Ureinwohner hinzu. Und die unnötigen Kriege, die von den Amerikanern (....und WER ist Amerika? WER steuert es?....ist hier interessant) geführt
worden sind. Was dann? Dann neigt sich die Waage nach der anderen Seite, wenn
es um Bösewichte geht. Aber DAS ist Politik, welche hier nur in Maßen
eingebracht werden soll-te. Ebenso die so genannte Verschwörungstheorie, die
keine ist. Alldieweil sich bereits vieles, was noch vor Jahren als diese galt,
bewahrheitet hat. Aber will DAS jemand sehen? Fällt DAS jemanden auf? Nein. Man
steckt den Kopf in den Sand und lebt, bequemer Weise, weiter in der dafür
eingerichteten Matrix. Hollywood, und hier schaue man sich die Produzenten und Regisseure
genau an, verhöhnt die Menschheit regelrecht. Es wird alles offen gelegt und gezeigt und
als SiFi verkauft. (Verkauft trifft es hier genau. Denn darum geht es aus-schließlich in diesem System, wo nur der Profit zählt und nicht der Mensch!) Die Menge jubelt. Glaubt….was sie soll. Und nur den
Wenigsten fällt das auf.
Aber zurück zum Donnerstags-Mann.
Was wird denn
nun aus ihm? WO ist er denn geblieben? Dachte ich so bei mir und rief ihn an. Und
tatsächlich meldete er sich sogleich mit den Worten: „Heute ist Donnerstag. Ich
weiß.“
„Was du NICHT
weißt, scheint mir bedeutender zu sein.“
Stille. Infolgedessen
sprach ich weiter. „Es geht mir nicht gut. Ich bin erkältet. Und vielleicht
bleibst du besser fern, damit du dich nicht bei mir ansteckst.“
„Ist Gunnar bei
dir?“
„Nein. Die
Gesundheit seines Kindes geht selbstredend vor. Das Baby kränkelt ohnehin
bereits. Da entschied sich Gunnar bei ihm und Alexa zu bleiben. Sie fahren
täglich zum Hospital.“
„Das heißt du
bis allein?“
„Nein.“
„Nein was? Oder
besser WER ist bei dir?“
Oho! Ist Derek
etwa eifersüchtig? Scheint offenbar so zu sein. Sollte ich ihm verraten, WER
bei mir ist? Warum nicht? Er wird es ohnehin erfahren.
„Charlie.“
„Ich dachte, er
sei verschwunden?“
„Er ist offenbar
zur rechten Zeit zurückgekommen.“
„Dann brauchst
du mich ja nicht.“, war seine ernüchternde Feststellung und ich wusste nicht, resultierte
sie aus der Eifersucht oder der Enttäuschung?“
„Wer sagte denn
das. Charlie ist einfach nur da. Nichts weiter. Da musst du dir nichts dabei
denken.“
„Er ist einfach
NUR da? DAS soll ich dir abnehmen?“
Ha! Also doch
eifersüchtig!
„Ja. Das kannst
du.“, erwiderte ich in einem selbstsicherem Ton.
„Ohhhh nein. Wieso
sollte ich das tun?“
„Weil ich ihn
nicht liebe. So wie dich. Verstehst du das?“
„Fragst du mich
jetzt, ob ich zu dir komme?“
„Nein. Es ist
nicht nötig, dass du dich bei mir ansteckst.“
„Aber Charlie
ist das wohl egal?“
„Scheint wohl
so. Aber ich fragte ihn gleichwohl vorab. Das bin ich den Menschen schuldig,
die in meine Nähe kommen. Sie zu warnen vor den Vieren. Ich bin schließlich
nicht jemand, der damit so verantwortungslos umgeht wie die meisten anderen.“
„Okay. Ich bin
heute Abend bei dir. Nehme die Viren in Kauf.“
Oho! DAS war
jetzt problematisch. Was tun?
„Du musst deine
Trauer, deine Auszeit jetzt nicht unbedingt unterbrechen und dir auch noch eine
Erkältung einfangen. Das ist nicht nötig.“
„Ach, bevorzugst
du jetzt weiße Biker Boys. Ist auch nicht dein Niveau. Oder?“, wurde er
mürrisch.
„Derek, ich
überhöre schlicht und einfach die Letzen beiden Sätze und schreibe sie den
derzeitigen Umständen zu, in denen du dich befindest.“, wurde ich ernster und resoluter.
Das war unter der Gürtellinie. „Es geht einfach nur darum, dass ich nicht
allein bin und das weißt du auch. Und da er sich nun schon einmal freiwillig der
Gefahr der Viren ausgesetzte, musst du es nicht auch noch tun. Es geht mir um
deine Gesundheit. Verstehst du mich? Ohnehin sorge ich mich um dich.“
„Wieso das denn?
Weil ich rauche? Weil ich trinke? Weil ich eingefahren bin? Wenn auch nur für
eine Nacht. Weil meine Freunde Neger sind und eine Gestik an sich haben, die
anscheinend typisch für Neger ist und die du nicht leiden kannst?“
War Derek etwa
betrunken? Oder was? Dass er so offen Vorwürfe aussprach. Das hatte er noch nie
getan.
„Was ist los mit
dir? Bist du verrückt geworden? Erinnerst du dich vielleicht daran, dass ich
dich liebe?“ Wie hätte ich anders reagieren sollen auf derlei Anschuldigungen?
(Obgleich ich wusste, dass sie wahr sind.)
Ich gedenke
Derek nicht (vollständig) zu verlieren. Deshalb mein Eifer. (Jetzt, wo ich ihm,
wie es scheint, auf magische Weise das Kind genommen habe. (Was allerdings
nicht sicher ist, dass ICH überhaupt etwas damit zu tun habe! Vielleicht war es
auch einfach nur Zufall. Obwohl es Zufälle nun nicht gibt.) Und Giselle mich
als Hexe betitelt hat. Glaubt er ihr? Nimmt er an, dass ich mit dem Tod seines
Kindes etwas zu tun hätte? Fragen kann ich ihn selbstverständlich nicht danach.
Jedoch auch ER war einige Zeit bei Erik als Schüler und weiß über manch‘
magische Dinge Bescheid.) ER ist die Ausnahme von der Regel unter den Negern.
Zumindest für mich und seine derzeitige Labilität ist selbstverständlich dem
Tod seiner kleinen Tochter zuzuschreiben. Dennoch begibt er sich in der Tat eigenartiger
Weise nur allzu gern in niedere Gefilde der dunklen Art, wo er doch nach Höherem
streben könnte (wo die Mutter doch eine Weiße ist). Die Voraussetzungen dafür hat
er allemal. Schade um ihn, falls er sich nicht besinnt. Und ich finde am Ende
hat Gunnar noch Recht. Ich werde niemals wirklich mit ihm zusammen sein können.
Aufgrund seines Umgangs, seiner Einstellung, Lebensweise und seiner Freunde.