Mittwoch, 15. Februar 2017

Nur wie jede andere



Welch‘ lobende Worte, die mir Charlie da gab, an diesem ganz besonderen Morgen. Kein Wunder also, dass mich so viele angenehme Gefühle durchströmten. (Wirklich nett von ihm.)
Welche „Größe“ meint er eigentlich? Die, welche mich permanent der Demütigung aussetzt? Die, welche mich am laufenden Band verzeihen lässt? Die, welche mich zur Idiotin macht? Oder die, der eifersüchtigen, vernichtenden, rachsüchtigen Furie? Ich weiß es nicht. Was ist daran groß? Ich bin nur wie jede andere. Denke sogar darüber nach, wie ich Diese oder Jene auf magische Weise beseitigen kann. Was bei Alexa nun sicherlich nicht mehr möglich ist. Jetzt, wo sie zusammen mit Gunnar bei Erik war. Er hat sie sicherlich einem Schutzritual unterzogen. Klein Ragnar so wie so. Also, welche Chance hätte ich denn? Keine. Ich werde mich wohl oder übel an sie gewöhnen müssen, als die Mutter des Sohnes meines Mannes. Aber vielleicht, wer weiß, finde ich doch noch eine Möglichkeit,…..sie los zu werden. Also, WAS ist daran groß?
(Allenfalls sollte ich die Größe nach Außen zeigen, zur Schau tragen, so wie es viele tun, und im Inneren magisch intrigieren.)

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Gunnar war die Zeit, als ich am Mittag schrieb, bei Alexa, klein Ragnar, auch bei Lara und dann im Büro gewesen.
Den Lunch nahm ich allein ein. Dieses Mal sogar im Restaurant.
Am Nachmittag widmete Gunnar sich für ein paar Stunden seinem Köper im Fitnessstudio. Während ich noch einmal im Büro mit Kevin über Geschäftliches sprach und die restlichen Bestellungen vorbereitete.
Ich blieb, im Allgemeinen, für mich allein. Gunnar sah ich kaum. Nur für ein paar Minuten vor dem Lunch. Wo er mir zu erklären suchte, dass man nicht jede Stunde, auch wenn man verheiratet sei, zusammen verbringen kann. Manchmal könnten es eben auch Tage sein.
„Ab und an bin ich auch mal woanders. Kann nicht ständig bei dir sein.“ Gunnar drückte mich an sich. Küsste mich auf die Stirn.
„Natürlich nicht, wenn man mehrere Frauen gleichzeitig hat samt Kindern. Angesichts dessen, weiß ich nicht, ob ich für uns eine Zukunft sehe.“
„Was soll das denn bitteschön jetzt bedeuten Rea?“
Vermag ich nicht zu sagen. Ich denke noch darüber nach.“
„Warum sagst du so etwas? Setzt du jetzt deine Karten auf Charlie?“
„Nein. Das ist nicht meine Intension.“
Gunnar hielt mich mit beiden Händen bei den Schultern und sah mich an. Er war nicht verärgert oder zornig. Nein. Eher ruhig und abgeklärt. „Ich liebe dich Rea. DU bist meine Frau und wirst es auch immer bleiben. Was hast du nur? Es hat sich doch nichts geändert. Die Zeit bei Erik war nötig. Du warst krank und ich wollte Ragnar nicht gefährden. Er war ohnehin bereits angeschlagen. Da dachte ich mir, es wäre eine gute Gelegenheit mit Alexa und dem Baby zu Erik zu gehen. Was ohnehin schon lange fällig war.“ Bestätigte er mir seinen Besuch mit Alexa und Ragnar bei Onkel Erik im Zauberwald. Näheres erfuhr ich allerdings nicht.
„Alleine hätte ich dich niemals gelassen. Aber dieser Charlie war ja da. Er scheint mir vertrauenswürdig und loyal zu sein. Auch wenn er ganz anders ist als Derek.“
Nun noch ein Kuss und ein aneinander Drücken. In dieser Position verharrten wir noch eine Weile lang. Es war so ungewohnt, dass Gunnar bei mir war. Ihn zu fühlen, zu riechen, zu spüren tat mir gut.
„Ich hatte Krämpfe. Weißt du. Heute Nacht.“, merkte ich dann noch an.
„Wie schlimm war es denn?“
„Nicht so schlimm wie vor einem Jahr. Sie haben urplötzlich begonnen, als ich gerade am Einschlafen war. Dauerten jedoch nicht so lange. Vielleicht eine viertel Stunde. Und sie waren auch nicht so intensiv wie die vom letzten Jahr. Ich habe Angst Gunnar.“
Gunnar schnaufte. Sorge legte sich auf die Züge seines Gesichtes.
„Wie ist es jetzt?“, fragte er dann.
„Ich merke es noch. Ganz leicht. Und ein Kältegefühl. Hier, um den Po.“ Ich beschrieb mit meinen Händen die Linie, wo ich diese Irritation der Nerven spürte.
„Hast du schon etwas genommen, was dir helfen könnte?“
„Ja. Boswelia so wie so. Und heute nahm ich noch Bromelain dazu. Drei Mal Täglich.“
„Schauen wir, was es bringt. Es wird schon werden. Du musst positiv denken. Auch wenn es dir schwer fallen mag. WISSEN, dass nichts ist. Angst hat noch niemanden geholfen.“
„Ich weiß.“

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Derek war bei seiner Mutter. Hatte dort offenbar ebenso einiges aufzuarbeiten. Zudem hatte er begonnen, wieder in seinen Job zu arbeiten. Bevor Gunnar am Abend kam, war er noch einmal kurz bei mir. Ich bin so froh, dass er sich besonnen hat.
Charlie ist nun ebenfalls wieder in seiner Tätigkeit im Sicherheitsteam. Aber ich sah ihn zwischendurch für ein paar Minuten. (Liebkoste und küsste ihn. Und er mich.) Die Ergebnisse seiner Tests sind gekommen. Alles wunderbar. Infolgedessen keinen lästigen Überzug mehr. (Endlich!)
Bei Derek bin ich mir in dieser Angelegenheit nicht mehr so sicher. WAS tut er, wenn er mit seinen Freunden oder wer weiß wem zusammen ist? Und was sind das für Leute? Was für Männer? Was für Frauen? Ich weiß von dieser Fußballspielerin. Von Giselle, Padine Gander, Rochelle Archer und Rice Golding. Mit wem er sonst noch so alles das Bett teilt, weiß ich nicht. Sollte ich bei ihm etwa vorsichtiger sein? Laut seiner eigenen Aussage, besteht keinerlei Anlass dafür. Er wäre doch nicht mehr (!) so ein Schlimmer wie früher. Ist das jetzt nur geflunkert? Angeberei? Wie es Männer oft tun. Oder echt? Ich denke, er hatte damals keine Zeit als Cop, für derlei Spielereien?

Am Abend, so gegen halb sieben, kam Gunnar dann tatsächlich zu mir nach Hause. (Welch‘ Wunder(!) nach den letzten Tagen seiner Abwesenheit.)
„Hey Schatz? Endlich wieder hier?“ Und ich tue einfach so, als wäre nichts passiert……………………..

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Es ist immer wieder eigenartig, sich nach Tagen der Abwesenheit, neu an einen Mann zu gewöhnen. Mag sein, bei Gunnar geht das verhältnismäßig rasch.  Schließlich ist er mein Ehemann und dann stellen wir lächelnd fest, dass wir doch bereits schon fünf Jahre  miteinander sind. Nahezu genauso lang, wie ich damals mit Wanja liiert gewesen war.
Fünf Jahre und ich liebe Gunnar mehr denn je. Unsere Beziehung basiert nicht auf Sex. Den gab es, trotz Gunnars Tagen bei Erik, weder gestern Abend noch heute Morgen. Ich war einfach nur glücklich, dass er bei mir war und versuchte diese nicht-Alltäglichkeit zu genießen. Unsere Verbindung liegt so wie so ganz woanders. Geht tiefer und scheint, trotz Gunnars Tendenzen und Bedürfnissen mehrere Frauen zur gleichen Zeit für sich zu beanspruchen, sogar beständiger als alle bisherigen zu sein. Was ich im Grunde selbst nicht verstehen kann. Dennoch ist es offenbar so. Ich hänge an ihm.