Welch‘ lobende
Worte, die mir Charlie da gab, an diesem ganz besonderen Morgen. Kein Wunder
also, dass mich so viele angenehme Gefühle durchströmten. (Wirklich nett von
ihm.)
Welche „Größe“
meint er eigentlich? Die, welche mich permanent der Demütigung aussetzt? Die,
welche mich am laufenden Band verzeihen lässt? Die, welche mich zur Idiotin
macht? Oder die, der eifersüchtigen, vernichtenden, rachsüchtigen Furie? Ich
weiß es nicht. Was ist daran groß? Ich bin nur wie jede andere.
Denke sogar darüber nach, wie ich Diese oder Jene auf magische Weise beseitigen
kann. Was bei Alexa nun sicherlich nicht mehr möglich ist. Jetzt, wo sie
zusammen mit Gunnar bei Erik war. Er hat sie sicherlich einem Schutzritual
unterzogen. Klein Ragnar so wie so. Also, welche Chance hätte ich denn? Keine.
Ich werde mich wohl oder übel an sie gewöhnen müssen, als die Mutter des Sohnes
meines Mannes. Aber vielleicht, wer weiß, finde ich doch noch eine Möglichkeit,…..sie
los zu werden. Also, WAS ist daran groß?
(Allenfalls
sollte ich die Größe nach Außen zeigen, zur Schau tragen, so wie es viele tun,
und im Inneren magisch intrigieren.)
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Gunnar war die
Zeit, als ich am Mittag schrieb, bei Alexa, klein Ragnar, auch bei Lara und
dann im Büro gewesen.
Den Lunch nahm
ich allein ein. Dieses Mal sogar im Restaurant.
Am Nachmittag
widmete Gunnar sich für ein paar Stunden seinem Köper im Fitnessstudio. Während
ich noch einmal im Büro mit Kevin über Geschäftliches sprach und die restlichen
Bestellungen vorbereitete.
Ich blieb, im
Allgemeinen, für mich allein. Gunnar sah ich kaum. Nur für ein paar Minuten vor
dem Lunch. Wo er mir zu erklären suchte, dass man nicht jede Stunde, auch wenn
man verheiratet sei, zusammen verbringen kann. Manchmal könnten es eben auch
Tage sein.
„Ab und an bin
ich auch mal woanders. Kann nicht ständig bei dir sein.“ Gunnar drückte mich an
sich. Küsste mich auf die Stirn.
„Natürlich
nicht, wenn man mehrere Frauen gleichzeitig hat samt Kindern. Angesichts
dessen, weiß ich nicht, ob ich für uns eine Zukunft sehe.“
„Was soll das
denn bitteschön jetzt bedeuten Rea?“
Vermag ich nicht
zu sagen. Ich denke noch darüber nach.“
„Warum sagst du
so etwas? Setzt du jetzt deine Karten auf Charlie?“
„Nein. Das ist
nicht meine Intension.“
Gunnar hielt
mich mit beiden Händen bei den Schultern und sah mich an. Er war nicht verärgert
oder zornig. Nein. Eher ruhig und abgeklärt. „Ich liebe dich Rea. DU
bist meine Frau und wirst es auch immer bleiben. Was hast du nur? Es hat sich
doch nichts geändert. Die Zeit bei Erik war nötig. Du warst krank und ich
wollte Ragnar nicht gefährden. Er war ohnehin bereits angeschlagen. Da dachte
ich mir, es wäre eine gute Gelegenheit mit Alexa und dem Baby zu Erik zu gehen.
Was ohnehin schon lange fällig war.“ Bestätigte er mir seinen Besuch mit Alexa
und Ragnar bei Onkel Erik im Zauberwald. Näheres erfuhr ich allerdings nicht.
„Alleine hätte
ich dich niemals gelassen. Aber dieser Charlie war ja da. Er scheint mir
vertrauenswürdig und loyal zu sein. Auch wenn er ganz anders ist als Derek.“
Nun noch ein
Kuss und ein aneinander Drücken. In dieser Position verharrten wir noch eine
Weile lang. Es war so ungewohnt, dass Gunnar bei mir war. Ihn zu fühlen, zu
riechen, zu spüren tat mir gut.
„Ich hatte
Krämpfe. Weißt du. Heute Nacht.“, merkte ich dann noch an.
„Wie schlimm war
es denn?“
„Nicht so schlimm
wie vor einem Jahr. Sie haben urplötzlich begonnen, als ich gerade am
Einschlafen war. Dauerten jedoch nicht so lange. Vielleicht eine viertel
Stunde. Und sie waren auch nicht so intensiv wie die vom letzten Jahr. Ich habe
Angst Gunnar.“
Gunnar schnaufte.
Sorge legte sich auf die Züge seines Gesichtes.
„Wie ist es
jetzt?“, fragte er dann.
„Ich merke es
noch. Ganz leicht. Und ein Kältegefühl. Hier, um den Po.“ Ich beschrieb mit
meinen Händen die Linie, wo ich diese Irritation der Nerven spürte.
„Hast du schon
etwas genommen, was dir helfen könnte?“
„Ja. Boswelia so
wie so. Und heute nahm ich noch Bromelain dazu. Drei Mal Täglich.“
„Schauen wir,
was es bringt. Es wird schon werden. Du musst positiv denken. Auch wenn es dir
schwer fallen mag. WISSEN, dass nichts ist. Angst hat noch niemanden geholfen.“
„Ich weiß.“
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Derek war bei
seiner Mutter. Hatte dort offenbar ebenso einiges aufzuarbeiten. Zudem hatte er
begonnen, wieder in seinen Job zu arbeiten. Bevor Gunnar am Abend kam, war er
noch einmal kurz bei mir. Ich bin so froh, dass er sich besonnen hat.
Charlie ist nun
ebenfalls wieder in seiner Tätigkeit im Sicherheitsteam. Aber ich sah ihn
zwischendurch für ein paar Minuten. (Liebkoste und küsste ihn. Und er mich.)
Die Ergebnisse seiner Tests sind gekommen. Alles wunderbar. Infolgedessen
keinen lästigen Überzug mehr. (Endlich!)
Bei Derek bin
ich mir in dieser Angelegenheit nicht mehr so sicher. WAS tut er, wenn er mit
seinen Freunden oder wer weiß wem zusammen ist? Und was sind das für Leute? Was
für Männer? Was für Frauen? Ich weiß von dieser Fußballspielerin. Von Giselle, Padine
Gander, Rochelle Archer und Rice Golding. Mit wem er sonst noch so alles das
Bett teilt, weiß ich nicht. Sollte ich bei ihm etwa vorsichtiger sein? Laut
seiner eigenen Aussage, besteht keinerlei Anlass dafür. Er wäre doch nicht mehr
(!) so ein Schlimmer wie früher. Ist das jetzt nur geflunkert? Angeberei? Wie
es Männer oft tun. Oder echt? Ich denke, er hatte damals keine Zeit als Cop,
für derlei Spielereien?
Am Abend, so
gegen halb sieben, kam Gunnar dann tatsächlich zu mir nach Hause. (Welch‘
Wunder(!) nach den letzten Tagen seiner Abwesenheit.)
„Hey Schatz?
Endlich wieder hier?“ Und ich tue einfach so, als wäre nichts
passiert……………………..
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Es ist immer
wieder eigenartig, sich nach Tagen der Abwesenheit, neu an einen Mann zu
gewöhnen. Mag sein, bei Gunnar geht das verhältnismäßig rasch. Schließlich ist er mein Ehemann und dann
stellen wir lächelnd fest, dass wir doch bereits schon fünf Jahre miteinander sind. Nahezu genauso lang, wie
ich damals mit Wanja liiert gewesen war.
Fünf Jahre und
ich liebe Gunnar mehr denn je. Unsere Beziehung basiert nicht auf Sex. Den gab
es, trotz Gunnars Tagen bei Erik, weder gestern Abend noch heute Morgen. Ich
war einfach nur glücklich, dass er bei mir war und versuchte diese
nicht-Alltäglichkeit zu genießen. Unsere Verbindung liegt so wie so ganz woanders.
Geht tiefer und scheint, trotz Gunnars Tendenzen und Bedürfnissen mehrere
Frauen zur gleichen Zeit für sich zu beanspruchen, sogar beständiger als alle
bisherigen zu sein. Was ich im Grunde selbst nicht verstehen kann. Dennoch ist
es offenbar so. Ich hänge an ihm.