Gunnar ist mit
Alexa und seinem Kind zu Erik gefahren. Was ich erst erfuhr, nachdem ich Gunnar
angerufen hatte. Es scheint klein Ragnar offenbar nicht gut zu gehen. Ich ahne
nur, was mein Mann vermutet (jetzt, wo erst ein anderes Kind gestorben ist).
Jedoch, ICH bin NICHT Schuld daran.
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Kevin macht sich
Sorgen. Ich bat ihn indes noch ein , zwei Tage abzuwarten, bis er mich besuchen
kommen kann.
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Derek hatte gestern
Abend, etwa gegen neun Uhr abends, einen grotesken Auftritt, welchen ich ihm in
dieser Form nicht zugetraut hätte. Kreuzt hier betrunken auf mit seinen
Negerfreunden, die sich offenbar daran ergötzten, ihm dabei zuzusehen, wie er
sich mir gegenüber gebärdete. Eine offenbare Genugtuung für diese (Brut) Flegel.
„Hast wohl jetzt
einen neuen Loverboy? Schön weiß und blond.“ Welch‘ Terminologie der untersten
Klasse(!), mit der er da sprach. Das kannte ich nicht von ihm. (Ausgesprochen
mit der typischen Gestik der rappenden Schwarzen). Es bewahrheitet sich immer
wieder. Der Umgang formt den Menschen. Das war genau DAS, was ich Derek immer
zu sagen versuchte.
„Tue mir DAS
nicht an Derek! Mir geht es nicht gut.“, erwiderte ich nur und schon hustete
ich drauf los. Charlie hielt sich zurück. Saß (noch!) auf der Couch. Hatte
mich, auf eigenen Wunsch hin, die Tür öffnen lassen. „Was tust du überhaupt
hier? Sagte ich dir nicht, dass ich erkältet bin und du dich besser fern halten
solltest?“
„Ist heute nicht
Donnerstag?“
„Ja schon. Aber
sieh dich doch an. Kommst hier her mit deinen Freunden und stellst mich bloß.“
„Sie waren nur
so freundlich mich hier her zu bringen.“, parodierte er meine feinere
Ausdrucksweise, was ein Gelächter in den hinteren
Reihen auslöste. Es war offensichtlich ein augenscheinlicher Gaudi für die
Herren Freunde, mich auf diese Art und Weise beschämt zu sehen.
Wie konnte Derek
es wagen?!! Betrunken hin oder her! Dergleichen hatte er noch niemals getan. WAS
bewog ihn nur dazu, so etwas zu tun? War es die Eifersucht (auf Charlie), die
ihn trieb? Hatten ihn seine Freunde (?) bewusst abgefüllt, angeheizt und dann
hier her gebracht, um das Resultat ihres Wirkens zu bewundern? Dieses Szenario
konnte schlicht und einfach NICHT von Derek ausgehen. Ich wusste genau, dass es
ihm späterhin leidtun würde, was er sich heute und hier leistete.
In der Zwischenzeit
war Charlie aufgestanden und zu mir an die Tür gekommen. Stand einen guten
Meter hinter mir.
Einer von Dereks
Freunden feuerte Derek an. „Zeig‘ dem Weißbrot, wo’s lang geht!“ Und noch bevor
Derek einen Schritt weiter gehen konnte, trat Charlie direkt neben mich. Hob
die Hände und versuchte die Situation zu entschärfen. Vor allem mich aus dem
Feld zwischen den Fronten zu nehmen.
„Du holst dir
noch den Tod, wenn du da weiter stehen bleibst.“, sagte er in ruhigem Ton und
schob mich zur Seite. Weg von der geöffneten Eingangstür. Was plausibel erschien,
wo ich doch erkältet war. So kam es zwischen Derek und mir zu keinen weiteren Konfrontationen.
Aber, da
ich hörte, dass sich die Situation an der Tür nicht beruhigte, und es ging hier
nicht um Derek, sondern mehr um seine Freunde, die offenbar tatsächlich auf
Streit aus waren, rief ich den Sicherheitsdienst an. Ryan schickte mir Jason, den
Hünen Jack Thompson, Clive Gråbøl, den jungen Russen Artemij und Dereks Partner
im Job Sven Aberg. Bei dieser Art von Männern war es offenbar nötig Stärke zu
zeigen. (Was für ein Männer-Scheiß!) Wie konnte sich Derek nur mit solchen Leuten
abgeben und sie noch als Freunde bezeichnen? Das war genau DER TYP Mensch, der
den anderen, der aus der Gosse kriecht,
wieder nach unten zieht.
Ich bewunderte
Charlie in diesem Moment für seine ruhige und besonnene Art, die er auch in
meiner Gegenwart an den Tag legt. (Und ebenso für den Verzicht auf sexuelle Aktivitäten. Was auch an dieser Stelle ein wenig ungewohnt für mich ist, da Gunnar mich oft drängt, oder nicht erst fragt.) Waren nicht Derek bisher genau diese
Charakterzüge zu eigen? Hatte ihm der Tod seiner kleinen Tochter Marylin so
derart aus der Bahn geworfen? Ihm so zugesetzt, dass es für den Augenblick
sogar sein Wesen veränderte? Seine Manieren verlor!
Als sich diese
schrecklichen Umstände aufgelöst hatten, saß ich mit Charlie noch eine Weile
auf der Couch und sah fern. Ich hatte ihm mit nur einer Handbewegung klar
gemacht, dass ich über diesen Vorfall nicht mehr zu reden wünschte und er akzeptierte
das ohne Murren. Suchte sich andere Themen (die nicht minder heikel waren), über die wir
reden konnten.
„Ich glaube es
ist besser Gedanken über unsere Zukunft vorerst
auszusparen.“, sagte ich schließlich zu Charlie in einem Gespräch, welches Züge
einer gemeinsamen Zukunft hätte annehmen können. DAS ist Diplomatie. (Und genau
genommen nahm ich das/sein Gerede nicht wirklich ernst.) Frau impliziert somit
dem Mann, dass sie nichts von ihm erwartet und auf dieses Weise entsteht
keinerlei Druck für ihn. Und ebenso für die Frau ist es sicherer. Keine
Erwartungen. Kein falschen Hoffnungen wecken, wo Frau sich dann verpflichtet
fühlen müsste. Zudem bleibt der Jagdinstinkt beim Manne erhalten. Zu anderem
entscheiden, kann Frau sich noch immer.
„Ja.“, stimmte
Charlie mir schmunzelnd zu. „Den Moment leben. Und dann sehen wir weiter, was
vielleicht daraus wird.“
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Mir scheint es
heute schlechter zu gehen als gestern. Charlie meint, dass ich mich offenbar
schon wieder viel zu sehr um andere Belange kümmerte, als um meine Genesung. Womit
er Recht haben mag. Allerdings war ich wohl auch zu sparsam mit der
Medikamentierung. Infolgedessen heute gleich am Morgen Ingwertee mit Honig,
welchen ich bisher nur abends trank, damit kein Fieber kommt.
Zumindest
schlief ich heute acht Stunden. Beinahe wäre es die Hälfte geworden, so wie
gestern. Denn von vier bis fünf des Nachts keuchte und schniefte ich erbärmlich.
Gedachte schon aufzustehen. Ließ es, der Göttin sei Dank.
Charlie selbst
zeigt bisher keinerlei Symptome. Er sagt, es wäre nicht ausgeschlossen, dass
sie noch kommen. Wir werden sehen.
Alles in allem
ließ mich Gunnar doch recht im Regen stehen. Sein Kind ist ihm wichtiger als
ich. Womöglich auch, so nach und nach, die Mutter? Wer weiß. Ich kann es nicht
sagen. Im Augenblick scheint es fast so. Er lässt mich einfach allein.
Nichtsdestotrotz weiß er, dass, aller Wahrscheinlichkeit nach, Charlie, oder
irgendein anderer bei mir ist. Was sicherlich NICHT so wäre, ohne meine
äußerliche Attraktivität………….Die finanzielle Seite, bedenke ich hier besser
nicht. Sicher ist auch Geld ein Indikator, der für viele Menschen
ausschlaggebend ist. Bei Charlie bin ich mir in keinster Weise sicher, was
seine wahren Motivationen sind, dass er nun (für mich fast merkwürdiger Weise)
an meiner Seite ist. Bereits das Kennenlernen schien mir forciert zu sein.
Daher bin ich besser achtsam im Umgang mit ihm. Was im Einzelnen bedeutet, dass
ich über nichts Geschäftliches reden darf. Und auch zurückhaltend mit Privatem
sein sollte. Aber WAS bleibt dann noch
zum Unterhalten, wenn ich gleichwohl die Politik aussparen muss. Denn auch hier
ist Umsicht angesagt. Seine Überzeugungen scheinen meinen zwar recht ähnlich zu
sein. Aber woher weiß ich denn, ob er mir nicht nur nach dem Munde redet?
Zudem ist auch
er mit Informationen über sich und sein Leben sehr sparsam.
Bin ich
eigentlich irgendwann einmal auch in einer schlichten, unproblematischen,
harmlosen Situation??? Es scheint immer etwas geboten zu sein…….
Göttin noch mal!
Ein wenig Ruhe täte mir gut!