Wahrlich, ich will vergessen und
endlich auf meine Weltreise gehen.
Denn ich habe überdies beschlossen,
mit der vierteljährlichen Gabe des Giftes auszusetzen, damit sich mein Körper
erholt. Jetzt, wo ich doch „stabil“ genug bin.
Gelegentlich kreisen noch immer
Gedanken von anderen Männern in meinem Kopf.
Sollte ich es vielleicht doch
(gelegentlich) wagen?
WER käme in Frage?
Jason natürlich.
Vielleicht sogar Derek Moore. Oder
Joseph Bariello wäre sicherlich ebenso eine formidabel Wahl. Oder womöglich
einer von den „Neuen“. Sie sind allesamt überaus attraktiv. Die Mehrzahl jünger
als ich und mit längerem Haar.
Denn ich erfuhr von Vincent und
Hannes, dass Gunnar bereits am Sonntagvormittag seiner Lust auf Sex mit der
doch recht schüchternen Asiatin Ailin Zai nachging. Sie war schon mehrmals Ziel
seiner Begierde. Er scheint zuweilen zerbrechliche, junge Dinger zu mögen, die
ihm zu Willen sind. Und schlägt sein Kurs im Hirn eine andere Richtung ein, ist
er auch gern selbst der „gefesselte“ Part.
Danach war er jedenfalls bei seinen
Kindern. Denn wir trafen uns mit ihnen, Marie und Henrik zum Dinner im
Restaurant.
Mir scheint, dass Gunnars
„Verzauberung“ nun gänzlich aufgehoben, alldieweil er mir wieder zu
offensichtlich und fasziniert seinen Leidenschaften folgt.
Ich vermag mir nicht im Mindesten
vorzustellen, was in seinem Kipf tatsächlich vorgeht.
-------
Nach dem Lunch ein gänzlich anderes
Szenario.
„Ich würde sehr gerne noch einmal mit
Natalja reden.“, gab Gunnar sein Vorhaben mir gegenüber kund.
„Natürlich. Tue das nur. Ich gehe
noch ein Stück runter zum See.“, gab ich ein wenig geistesabwesend zur Antwort.
Es war, es ist eine Art Kapitulation.
Welche in diesem Augenblick jedoch ebenso die Absicht auf Vergeltung enthält.
Denn ich hoffte dort Jason zu sehen, um ihn womöglich doch noch zu fragen, ob
er mit mir durchbrennen würde.
Gunnar war erstaunt über meine
Reaktion. Zog die linke Augenbraue nach oben, wiegte den Kopf leicht hin und
her. Lächelte mir wohlwollend zu und gab mir samt einer innigen Umarmung, einen
Kuss auf den Mund.
Ist es DAS, was Männer wollen? Eine duldsame
Frau, die sich nicht mokiert. Die ihren Ehemann tun lässt, was immer er für
richtig erachtet, ohne weiter nachzufragen oder zu murren und dabei noch freundlich
und liebevoll zu sein.
-------
„Hi Jason. Weißt du, ich stellte mir
bereits die ganze Zeit über vor dich zu fragen, ob du mit mir durchbrennen
willst.“, fragte ich ohne Umschweife, als ich ihn tatsächlich am Uferweg traf.
Er lachte. Dachte sicherlich es sei
ein Witz. „Aber ja doch. Sehr gerne.“
Ich griff für einen kurzen Augenblick
nach seiner Hand und drückte sie fest. Und ich glaube er wusste in diesem
Moment, dass es eben kein Scherz von mir gewesen war. Denn sein Gesicht wurde
ernst und er sah mich nachdenklich an.
Ich setze ein doch eher gequältes
Lächeln auf. „Deine Frau wäre von dieser Idee sicherlich nicht angetan. Jetzt
wo sie doch schwanger ist.“
-------
Der Rest des Tages war durchwachsen.
Während ich duschte und mein Haar
auffrischen ließ, war Gunnar bei Christine und Thomas. Danach noch auf ein Bier
bei Taylor und zwischendurch bei mir.
Sarah besuchte mich und zum Dinner
trafen wir Kevin mit den beiden M & M’s.
Gunnar schlug vor noch ins Kino zu
gehen. Aber ich hatte keine Lust und wir blieben zu Hause.
-------
Breakfast
Heute Morgen wieder das Tätscheln von
Nataljas Po, während sie servierte. Was ich mit einem missbilligenden Blick
quittierte.
„Ich muss sie doch wenigstens fragen,
wie es ihr geht.“
„Ja. Natürlich.“
Physiotherapie bei Malika.
„Gunnar kommt nicht mehr zu dir.
Oder?“, begann ich meine Konversations- anbietende Frage.
Ein knappes „Nein.“ War die Antwort
und der Blick ihrer Augen verriet mir eine gewisse Traurigkeit, die sie
offensichtlich verspürte in Erinnerung an das Zusammensein mit Gunnar.
„Würdest du wollen, dass er ab und an
wieder zu dir kommt?“, hörte ich die Worte aus meinem Mund kommen und konnte
selbst nicht glauben, warum ich sie das fragte. Es war schlicht und einfach
eine intuitive Reaktion des Mitgefühls und des Verständnisses, auf Grund
(m)einer Empfindung.
Vielleicht verstand sie es ja auch
als Provokation. Aber in ihrer selbstverständlichen Gutherzigkeit tat sie dies
nicht und lächelte mir dankbar entgegen. Sie schien den milden Ton des
Mitgefühls in meiner Stimme bemerkt zu haben und sah mein Entgegenkommen
offensichtlich als nette, freundschaftliche Geste an.
„Magst du vielleicht auch wieder mit ihm
schlafen?“, fragte ich schon ein wenig unwilliger. Aber ich war nun einmal im
Fluss der selbstlos gebenden Wärme.
Sie verzog leicht beschämt ihre
Mundwinkel nach oben und zwinkerte einmal mit beiden Augen. „Vielleicht.
Manchmal.“, sagte sie leise und ein verlegenes Lächeln huschte sogleich über
ihr Gesicht. „Würdest du dem denn zustimmen?“
Was sollte ich jetzt antworten, wo
ich bereits gefragt hatte. Ein nein war nun nicht mehr möglich.
„Ich werde mit Gunnar darüber reden,
wenn du magst.“
-------
Briefing – new’s
- Die Baumaßnahmen gehen formidabel
voran. Wir liegen gut im Zeitplan und werden sie bis zum Winter fertig sein.
- Umschichtungen müssen vorgenommen
werden. Das Sicherheitsteam benötigt angesichts der angespannten Situation mehr
Leute.
- Es werden gleichwohl mehr Quartiere
für die Angestellten gebraucht.
- Der Koch hat neue Speisen kreiert,
die verkostet werden wollen und gegebenenfalls der Speisekarte hinzugefügt
werden.
- kurzer Finanz-check.
- Die Abstimmung mit Ellen über die
kulturellen Beiträge im September.
Amaja Ji macht einen guten Job. Sie
ist in der Tat universell einsetzbar. Genau genommen hätten wir Dahl Lindqvist
nie einstellen müssen. Es war damals ohnehin Gunnar Idee gewesen. Nicht die
Mein.
- Margarethe Luna Nordensköld ist abgereist. Wie schade.
- Lunch
Und von Hannes erfahre ich in diesem
Moment, dass Gunnar gerade bei Lara ist.
Beginnt jetzt alles noch einmal von
vorne? Wo ich doch bereits hoffte endlich „die Einzige“ Frau in Gunnars Leben
zu sein.