Montag, 8. September 2014

Aufgefrischte Affären



Wahrlich, ich will vergessen und endlich auf meine Weltreise gehen.
Denn ich habe überdies beschlossen, mit der vierteljährlichen Gabe des Giftes auszusetzen, damit sich mein Körper erholt. Jetzt, wo ich doch „stabil“ genug bin.

Gelegentlich kreisen noch immer Gedanken von anderen Männern in meinem Kopf.
Sollte ich es vielleicht doch (gelegentlich) wagen?
WER käme in Frage?
Jason natürlich.
Vielleicht sogar Derek Moore. Oder Joseph Bariello wäre sicherlich ebenso eine formidabel Wahl. Oder womöglich einer von den „Neuen“. Sie sind allesamt überaus attraktiv. Die Mehrzahl jünger als ich und mit längerem Haar.
Denn ich erfuhr von Vincent und Hannes, dass Gunnar bereits am Sonntagvormittag seiner Lust auf Sex mit der doch recht schüchternen Asiatin Ailin Zai nachging. Sie war schon mehrmals Ziel seiner Begierde. Er scheint zuweilen zerbrechliche, junge Dinger zu mögen, die ihm zu Willen sind. Und schlägt sein Kurs im Hirn eine andere Richtung ein, ist er auch gern selbst der „gefesselte“ Part.
Danach war er jedenfalls bei seinen Kindern. Denn wir trafen uns mit ihnen, Marie und Henrik zum Dinner im Restaurant.

Mir scheint, dass Gunnars „Verzauberung“ nun gänzlich aufgehoben, alldieweil er mir wieder zu offensichtlich und fasziniert seinen Leidenschaften folgt.
Ich vermag mir nicht im Mindesten vorzustellen, was in seinem Kipf tatsächlich vorgeht.

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Nach dem Lunch ein gänzlich anderes Szenario.
„Ich würde sehr gerne noch einmal mit Natalja reden.“, gab Gunnar sein Vorhaben mir gegenüber kund.
„Natürlich. Tue das nur. Ich gehe noch ein Stück runter zum See.“, gab ich ein wenig geistesabwesend zur Antwort.
Es war, es ist eine Art Kapitulation. Welche in diesem Augenblick jedoch ebenso die Absicht auf Vergeltung enthält. Denn ich hoffte dort Jason zu sehen, um ihn womöglich doch noch zu fragen, ob er mit mir durchbrennen würde.
Gunnar war erstaunt über meine Reaktion. Zog die linke Augenbraue nach oben, wiegte den Kopf leicht hin und her. Lächelte mir wohlwollend zu und gab mir samt einer innigen Umarmung, einen Kuss auf den Mund.
Ist es DAS, was Männer wollen? Eine duldsame Frau, die sich nicht mokiert. Die ihren Ehemann tun lässt, was immer er für richtig erachtet, ohne weiter nachzufragen oder zu murren und dabei noch freundlich und liebevoll zu sein.

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„Hi Jason. Weißt du, ich stellte mir bereits die ganze Zeit über vor dich zu fragen, ob du mit mir durchbrennen willst.“, fragte ich ohne Umschweife, als ich ihn tatsächlich am Uferweg traf.
Er lachte. Dachte sicherlich es sei ein Witz. „Aber ja doch. Sehr gerne.“
Ich griff für einen kurzen Augenblick nach seiner Hand und drückte sie fest. Und ich glaube er wusste in diesem Moment, dass es eben kein Scherz von mir gewesen war. Denn sein Gesicht wurde ernst und er sah mich nachdenklich an.
Ich setze ein doch eher gequältes Lächeln auf. „Deine Frau wäre von dieser Idee sicherlich nicht angetan. Jetzt wo sie doch schwanger ist.“

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Der Rest des Tages war durchwachsen.
Während ich duschte und mein Haar auffrischen ließ, war Gunnar bei Christine und Thomas. Danach noch auf ein Bier bei Taylor und zwischendurch bei mir.
Sarah besuchte mich und zum Dinner trafen wir Kevin mit den beiden M & M’s.
Gunnar schlug vor noch ins Kino zu gehen. Aber ich hatte keine Lust und wir blieben zu Hause.

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Breakfast
Heute Morgen wieder das Tätscheln von Nataljas Po, während sie servierte. Was ich mit einem missbilligenden Blick quittierte.
„Ich muss sie doch wenigstens fragen, wie es ihr geht.“
„Ja. Natürlich.“

Physiotherapie bei Malika.
„Gunnar kommt nicht mehr zu dir. Oder?“, begann ich meine Konversations- anbietende Frage.
Ein knappes „Nein.“ War die Antwort und der Blick ihrer Augen verriet mir eine gewisse Traurigkeit, die sie offensichtlich verspürte in Erinnerung an das Zusammensein mit Gunnar.
„Würdest du wollen, dass er ab und an wieder zu dir kommt?“, hörte ich die Worte aus meinem Mund kommen und konnte selbst nicht glauben, warum ich sie das fragte. Es war schlicht und einfach eine intuitive Reaktion des Mitgefühls und des Verständnisses, auf Grund (m)einer Empfindung.
Vielleicht verstand sie es ja auch als Provokation. Aber in ihrer selbstverständlichen Gutherzigkeit tat sie dies nicht und lächelte mir dankbar entgegen. Sie schien den milden Ton des Mitgefühls in meiner Stimme bemerkt zu haben und sah mein Entgegenkommen offensichtlich als nette, freundschaftliche Geste an.
 „Magst du vielleicht auch wieder mit ihm schlafen?“, fragte ich schon ein wenig unwilliger. Aber ich war nun einmal im Fluss der selbstlos gebenden Wärme.
Sie verzog leicht beschämt ihre Mundwinkel nach oben und zwinkerte einmal mit beiden Augen. „Vielleicht. Manchmal.“, sagte sie leise und ein verlegenes Lächeln huschte sogleich über ihr Gesicht. „Würdest du dem denn zustimmen?“
Was sollte ich jetzt antworten, wo ich bereits gefragt hatte. Ein nein war nun nicht mehr möglich.
„Ich werde mit Gunnar darüber reden, wenn du magst.“

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Briefing – new’s
- Die Baumaßnahmen gehen formidabel voran. Wir liegen gut im Zeitplan und werden sie bis zum Winter fertig sein.
- Umschichtungen müssen vorgenommen werden. Das Sicherheitsteam benötigt angesichts der angespannten Situation mehr Leute.
- Es werden gleichwohl mehr Quartiere für die Angestellten gebraucht.
- Der Koch hat neue Speisen kreiert, die verkostet werden wollen und gegebenenfalls der Speisekarte hinzugefügt werden.
- kurzer Finanz-check.
- Die Abstimmung mit Ellen über die kulturellen Beiträge im September.
Amaja Ji macht einen guten Job. Sie ist in der Tat universell einsetzbar. Genau genommen hätten wir Dahl Lindqvist nie einstellen müssen. Es war damals ohnehin Gunnar Idee gewesen. Nicht die Mein.
- Margarethe Luna Nordensköld ist abgereist. Wie schade.
- Lunch
Und von Hannes erfahre ich in diesem Moment, dass Gunnar gerade bei Lara ist.
Beginnt jetzt alles noch einmal von vorne? Wo ich doch bereits hoffte endlich „die Einzige“ Frau in Gunnars Leben zu sein.