Montag, 29. September 2014

Ruhelos



Genau genommen war es mir unwohl bei dem Gedanken hier her zu kommen.
Es gefällt mir hier nicht!
Ein, zwei Tage. Länger mochte ich nicht bleiben!
Zudem geht mir nicht wirklich gut. Fatik.
Ich bin müde, kraftlos und angeschlagen. Zu schlapp, um weitläufige Spaziergänge zu unternehmen. Innerhalb des Reservationsgeländes ist es ohnehin klüger, sich nicht ohne „einheimische“ Begleitung zu bewegen. Zu gefährlich.
Infolgedessen trafen wir uns mit Mary und Rodney an der Grenze des Reservatsgeländes.
Eines ist sicher, hier ist es nicht wie in Kanada am Dog Lake. Die Zustände sind erschreckend und beängstigend.

-------

Wir hatten uns in der Nähe des Flughafens einen Wagen gemietet und waren auf der Suche nach einem Hotel am Highway 18 im Prairie Wind Casino und Hotel gestrandet, wo wir die erste Nacht verbrachten. Allerdings checkten wir heute  Morgen bereits wieder aus, weil es mir dort in keinster Weise zusagte. Mag sein, dass die Zimmer sauber, sogar mit einem Schminktisch und mit indianischem Dekor versehen waren. Die Betten komfortabel und die Ausstattung des Badezimmers  akzeptabel war. Das Hotel hatte sogar einen Pool und einen Fitnessraum aufzuweisen und dies alles in ruhiger Lage. Dennoch nichts für mich. Alldieweil alle Räume, insbesondere die Flure, von Zigarettenrauch durchzogen waren. Was offenkundig daran lag, dass das Hotel vom Casino ausschließlich durch eine Wand getrennt war. Überdies gab es keinen Zimmerservice! Nur ein Buffet und eine Speisekarte im Diner-Stil. Die Speisen an sich gleichwohl gerade so an der Grenze zur Akzeptanz. Alkohol war verboten. Was mir überaus vernünftig erschien.
Alles in allem packten wir heute Morgen unsere Koffer und verließen das Hotel. Trafen uns mit Mary und Rodney im Reservat und kehrten bei dieser Gelegenheit bei  Tate’ ogna nita pehins Familie ein. Fuhren dann weiter nach Rapide City, wo wir in einem Steakhouse pausierten und gleich anschließend begaben wir uns in Richtung Badlands. An der Interstate 90 checkten wir im Frontier Cabines Motel ein, wie es uns Mary und Rodney vorschlugen.

------

So ein wenig vermisse ich den Spirit dieses Landes. Wo ist er geblieben? Vielleicht muss man auch länger hier sein, um ihn zu spüren. Jedenfalls auf den ersten Blick, das erste Feeling ist er kaum zu erhaschen.
Innerhalb des Reservatsgeländes hatte ich Mühe meine Abneigung gegen die dort herrschenden Zustände zu verbergen. Wellblech- und Bretterbuden mit ausgeschlachteten Autos und Müll vor der Tür. Schrecklich. Im Inneren der Häuser sieht es nicht besser aus. Aber genug davon.
Rapid City hätte ich mir viel imposanter vorgestellt. Oder zumindest größer. Weites Land, flache Häuser. Eher eine ruhige aber typisch amerikanische Kleinstadt. Zumindest empfinde ich es so.
So wirklich wohl fühle ich mich in dieser Gegend, in diesem Land ohnehin nicht. (New Orleans bildet selbstverständlich eine Ausnahme!) Es ist ein Gefühl der Unruhe und der Unsicherheit, welches mich fortwährend begleitet. Gerade so, als müsse ich beständig weiter ziehen. Aber womöglich liegt dies ja auch an mir.
Aber die kleinen Blockhütten dieses Motels sind doch recht behaglich. Ein sauberes und gepflegtes Anwesen. Die Lage ist schlicht und einfach wunderbar. Kleine Hütten aus Holz mit einer Bank vor der Tür. Die Einrichtung geschmackvoll und mit Liebe zum Detail. Was mich sogar dazu verführen könnte, hier zwei, drei Tage zu verweilen. Ohnehin schlug Rodney vor die Badlands und andere Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung zu besichtigen. Worüber ich noch nachdenken muss.

Mit Gunnar unterwegs zu sein, bedeutet trotz alledem, dass ich diese Reise für mich allein erlebe. Gleichwohl er stets bei mir sein mag.
Diese ganze Reise gleicht genau genommen einer völlig neuen Erfahrung........