Es kommt Bewegung in die alt, eingefahrenen
Gleise. Wer hätte das gedacht. Und das alles geschieht doch gleichwohl in
meinem Sinne.
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Aufgrund der Anwesenheit von Henry
Duvall im Zentrum, gedachte ich die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken. Oder
zumindest mit Ryan darüber zu sprechen. Aus diesem Anlass winkte ich im
Restaurant, während sich Gunnar mit Natalja unterhielt, Jason Anekelea zu mir
heran.
„Wir müssen über meine Sicherheit
reden.“
Jasons Gesichtausdruck zeigte
Unwilligkeit. „Phhhu. Am besten du redest darüber zuerst mit Ryan. Er hat es
nicht so gern übergangen zu werden.“
Ich stutzte. „Was soll DAS denn bitte
bedeuten?“
Er schwieg, senkte betreten den Kopf
und scharrte mit den Füßen.
„Okay.“, sagte ich und begab mich zu
Tisch, wo meine Augen nach Gunnar Ausschau hielten. Er war mit Natalja ein
Stück weiter nach hinten gegangen und die beiden gestikulierten wild. Natalja
ließ Gunnar dann einfach stehen und setzte ihre Arbeit fort. Gunnar kam mit
nachdenklicher Miene zu mir und setzte sich mir gegenüber.
„Gibt es Probleme?“, fragte ich
„Nein. Nein. Alles okay.“
Gleich darauf kam Natalja mit den
Speisen zu uns an den Tisch und bediente.
Gunnar begleitete mich nach dem Lunch
zu Ryan. Ich hatte ihm von dem Auftauchen
Henry Duvalls erzählt. Daraufhin war er noch nachdenklicher geworden.
„Was kann er wollen?“
Bei Ryan im Sicherheitszentrum
angekommen nahm ich im Chefsessel Platz und sah mir die Monitore an. Sie
erinnerten mich an die, der Detektive und ein kurzes, kaum merkliches Lächeln
huschte über mein Gesicht. In der Zwischenzeit berichtete Gunnar von Henry
Duvall.
„Ja. Wir wissen davon. Ich habe schon
Maßnahmen ergriffen. Keine Angst.“
„Na wunderbar.“, sagte ich lächelnd
und drehte mich und den Stuhl einmal um die eigenen Achse.
„Was gibt es sonst noch von Belang?“
Ich grinste ihn an und wies in Richtung der Monitore. „Da kann man doch gewiss
so einiges sehen.“
Wir alle lachten und Ryan gab sich
gespielt verlegen. Denn eigentlich war er mitnichten der Typ dafür Geheimnisse
Preis zu geben. Er bewies stets seine Loyalität.
„Also. Ich höre.“, bohrte ich weiter.
Denn mit uns konnte, musste er schließlich über jedwede Kleinigkeit reden. Das
war seine Pflicht.
Gunnar lachte. „Lass ihn doch noch
ein paar Geheimnisse für sich behalten.“
„Warum?“, gab ich nicht nach.
Ryan räusperte sich und sah zu
Gunnar. „Nun ja. Euer Freund im Rollstuhl ist des Öfteren so klamm heimlich
hinter den Frauen her.“
„Ach was?“ Ich grinste. „Belästigt er
sie?“
„Nein. Nein.“, wehrte Ryan noch
augenblicklich ab. „ER beobachtet heimlich und spricht sie zuweilen auch an.“
„Und weiter?“
„Die Frauen sind meist gewillt mit
ihm zu reden. Haben wohl Mitgefühl. Und so hässlich ist er ja auch nicht.“
„Nein. In der Tat. Das ist er nicht.“
„Was gibt es denn sonst noch so
zusehen auf den Monitoren?“
Ein beschämtes Kratzen am Kopf.
„Phhhu. Ja. Da sieht man schon mal die Gäste des Nachts in die Quartiere der
Angestellten gehen und natürlich auch umgekehrt. Und es betrifft Männer wie
Frauen.“
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Also
wird noch immer Prostitution hier betrieben?“
„Na ja. Ich denke nicht ganz.“,
räumte Ryan vorsichtig ein. „Die Frauen tun das jetzt auf eigene Faust und
kassieren ab.“
„Also kein Zuhälter mehr, der
dazwischen steht?“
„Nein. Ich glaube nicht.“
„Kann man dies denn nicht
grundsätzlich hier im Zentrum verbieten?“
„Das wird nicht wirklich möglich
sein.“, mischte sich nun Gunnar mit ins Gespräch ein.
„Warum denn nicht? Könnten wir nicht
hier im Zentrum generell Regeln diesbezüglich aufzustellen?“
„Die Frauen tun das in ihrer
Freizeit. Da kann man ihnen nichts vorschreiben. Und den Gästen so wie so
nicht.“, gab mir Gunnar zu verstehen.
„Einige Gäste nutzen das schon ganz
gerne, und wenn die Frauen, oder Männer das aus eigenem Antrieb tun, kann man
wohl nichts machen.“, bekräftigte Ryan noch einmal Gunnars Aussage.
„Ich kann das nicht verstehen!“,
echauffierte ich mich. „Das ist doch offene Hurerei.“
„Es nimmt ja nun auch nicht
überhand.“, verteidigte Ryan das Tun. „Und im Allgemeinen geht es hier ja
gesittet und ruhig zu. Dafür sorgen wir schließlich.“ Er lächelte mich
zufrieden an. Dennoch, ich selbst vermochte damit eben NICHT glücklich zu sein.
„Nun ja.“, gab ich trotz alledem
vorerst auf, „Es ist immerhin genügend Stoff für Gerüchte, die ich mit Sarah
erörtern kann.“
„Sarah weiß das schon.“, platze Ryan
ein wenig unüberlegt heraus und wir beide sahen ihn fragen an.
„Ach was. Wie das?“
Ryan grinste und ich mutmaßte, dass
sich offenkundig die beiden etwas näher kennen gelernt hatten. Konnte das sein?
Ich greuselte die Stirn und sah ihn
prüfend an. „Sarah und du? Ihr seid....“ Ganz bewusst beendete ich den Satz
nicht, um ihm Gelegenheit zu geben sich dazu zu äußern oder mich ganz und gar
zu berichtigen.
Ryan räusperte sich und ich sah, dass
er sich wandt. „Ja. Seit einer Woche etwa.“
Gunnar ging zum Office und ich nahm
den Weg nach Hause. Kehrte kurz noch bei Hannes und Vincent ein, die mir
Gunnars Treue für diese Nacht und bis dato bestätigten. Lenkte meine Schritte
dann letztendlich doch noch zur Bank am See und verweilte dort einen kurzen
Augenblick.
Gedanken versunken starrte ich in die
Ferne. Zum anderen Ufer hinüber, als mich von hinten eine Hand an der Schulter
berührte. Ich erschrak und sprang auf.
Es war Henry Duvall.
„Was wollen sie?!“, fauchte ich ihn
an.
Er hob die Hände und ging einige
Schritte zurück. „Keine Angst. Bitte. Ich will ihnen doch nichts tun.“
„Was wollen sie dann?“
Für zwei, drei Sekunden blieb er dort
stehen und sah mich einfach nur an.
„Ich habe die Sekte verlassen.“
Ich lachte fast hysterisch. „Das
glaube ich ihnen nicht!“
Wieder standen wir uns einige
Sekunden lauernd gegenüber.
„Wie dem auch sei. Es ist so. Glauben
sie es oder nicht.“
„Und wodurch kam nun der
Sinneswandel?“, ließ ich mich doch noch auf eine weitere Frage ein.
„Durch sie?“
Ich war perplex. Stand da mit offenem
Mund und sah ihn entgeistert an.
Ein kurzes Lächeln umspielte seine
Mundwinkel und dann stand er einfach nur wieder da und der ruhige, friedliche
Blick seiner Augen nahm mich gefangen und machte mich starr. Und da sah ich
bereits einen Mann vom Sicherheitsteam auf uns zukommen. Er rannte und als er
bei uns angekommen war, legte er diesen Henry Duvall ein wenig unsanft die Hand
auf seine Schulter und sprach ihn an.
Henry Duvall ließ sich dies
gezwungener Maßen gefallen und zwinkerte mir kurz mit beiden Augen noch einmal
zu. Drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort davon.
Ich bedanke mich fast flüchtig bei
dem Mann und wollte schon gehen.
„Verzeihen sie bitte.“, sprach er
mich an und ich drehte mich zu ihm herum.
„Ja. Ist noch etwas?“
Er räusperte sich und begann: „Ich
wollte sie um Rat fragen.“
„Mich?“, erwiderte ich mit erstauntem
Gesichtsausdruck.
„Ja. Sie kennen doch Natalja.“
Ich dachte kurz nach. „DIE Natalja,
welche von meinem Ehemann ein Kind erwartet?“ Im selben Moment noch bemerkte
ich, dass meine Wortwahl entgleisend verstanden werden konnte. Diese
Vertraulichkeit hätte ich so nicht aussprechen dürfen.
„Ja.“, kam seine Antwort sehr
schnell.
„Nun, wenn das so ist, und wir so
derart intime Dinge besprechen, wäre es gut, wenn sie sich mir zunächst einmal
vorstellen.“
„Oh! Verzeihen sie bitte.“ Er
lächelte nun offen und verbeugte sich leicht. Bei seiner Größe sah das ziemlich
drollig aus. „Nathan. Nathan Cutter.“
„Hallo Nathan.“ Ich reichte ihm die
Hand und bedanke mich noch einmal kurz. „Wie kann ich ihnen behilflich sein?“
Er kratzte sich verlegen am Kinn und
lächelte etwas schief. „Ich dachte sie kennen sie ganz gut und könnten bei ihr
ein Wort für mich einlegen.“
Ich horchte auf. Hatte er etwa
ernsthafte Absichten mit Zuckerfötzchen? Wie das?
„Was dachten sie denn, in welcher
Form ich sie erwähnen sollte?“, gab ich mich unwissend.
„Ich hatte schon lange ein Auge auf
sie geworfen. Aber traue mich nicht sie anzusprechen.“
Ich konnte mir ein Lachen nicht
verbeißen. DAS gab es also tatsächlich auch noch!!!
Womöglich wegen Gunnar. Schoss es mir
dann durch den Kopf. „Bezüglich meines Ehemannes?“, fragte ich ihn.
„Ja. Das auch.“
„Bedeutet das, sie weiß noch nichts
von ihren Ansinnen?“
Nun lächelte er. „Nein. Vielleicht
vermutet sie es. Ich schaue sie immer wieder an und dachte sie bemerkt mich
vielleicht irgendwann.“
„Aber?“
„Aber, bis jetzt gab es leider keine
Reaktion von ihrer Seite.“
„Und sie meinen ICH sollte sie ihr
empfehlen?“
„Vielleicht wären sie so nett.“ Er
grinste. „Und womöglich würde uns das allen beiden helfen. Ihnen wie mir.“
Ich schmunzelte ob seiner Erwägungen.
„Das könnte in der Tat so sein.“
Einen kurzen Augenblick dachte ich
darüber nach, fragte ihn dann doch noch einmal nach dem Kind. Er bekräftigte
wiederholt, dass er wüsste, dass es Gunnars Kind sei und zudem gab er mir zu
verstehen, dass es nicht von Belang für ihn sei. Wenn er nur mit IHR zusammen
sein könnte.
Erneut reichte ich Nathan meine Hand
zum Abschied. „Ich lasse es sie wissen, wenn es zu Natalja etwas Neues gibt.“
Ein leichtes, wohlwollendes Augen zwinkern gab ich ihm noch mit auf den Weg und
machte ging nach Hause.
Ich dachte noch einmal über Nathans
Worte nach und befand, dass er Recht damit hatte. Seine Ambitionen konnten uns
beiden von Nutzem sein.
Gunnar würde ich selbstredend nichts davon
erzählen.
Infolgedessen setze ich mich an mein
Notebook und schrieb.....
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......ging dann zu einem späten Kaffee
latte ins Restaurant und blieb dort sitzen bis zum Dinner. Rief Hannes noch
einmal an und fragte nach Gunnars Aktivitäten. Von ihm wurde mir bestätigt,
dass er tatsächlich am Arbeiten sei.
Womöglich ergab sich nun eine
Gelegenheit die Sache mit Natalja anzugehen.
Jedoch langweilte mich das Warten
schnell und ich ging diese Angelegenheit lieber ein wenig zügiger an.
Mit einem Lächeln winkte ich Natalja
zu mir und bat sie Platz zu nehmen.
Fragend schien sie etwas erschrocken
drein zu blicken. Ich beruhigte sie und nahm ihre Hand. „Vielleicht hörst du
mir für ein paar Minuten zu.“
Sie schien meiner Anweisung zu folgen
und wartete ab. Demzufolge begann ich mit der Unterhaltung. Und dies allegro
und direkt.
„Ein junger Mann hat mich nach dir
gefragt. Er traut sich nicht dich anzusprechen. Hat jedoch schon einige Zeit
ein Auge auf dich.“
Ein Blick des Erstaunens traf mich
und ich wusste nicht, war er nur gespielt?
„Wer soll das sein?“
Hatte sie tatsächlich nichts
bemerkt???
„Nathan Cutter.“, gab ich seinen
Namen ohne weitere Umschweife Preis.
„Der Name sagt mir nichts.“,
antwortete sie mir viel zu rasch.
„Er ist einer der Sicherheitsleute.
Sehr groß und stark. Nach seinem Alter fragte ich ihn nicht. Jedoch schätze ich
ihn so auf Mitte bis Ende dreißig. Er scheint mir durchaus ein netter Kerl zu
sein.“, fügte ich noch an.
Es sah so aus, als würde sie nachdenken. Blickte
versonnen vor sich hin und schüttelte dann mit dem Kopf.
„Er ist SEHR groß. Mehr als zwei
Meter. Hat keine Haare und ein wirklich nettes Lächeln.“, setzte ich mit Worten der Beschreibung nach.
„Er gefällt dir also?“ sagte Natalja
auf einmal überraschend zu mir. Sie lächelte dabei fast hinterhältig, wie mir schien, was
ich nicht von ihr kannte, und fixierte mich.
Was bildete sie sich denn ein??
„Nein! DU gefällst IHM. Und ICH soll
DICH fragen, ob DU womöglich Interesse an ihm hättest.“, ging mir die Geduld
aus. Weil sie offensichtlich nicht verstehen wollte.
„Ich kenne ihn doch nicht.“, wich sie
erneut aus.
Verdammte Gans! Vaca estúpida! Will sie mich verarschen???
Dann eben anders!
Ich schnaufte. `Das bedeutet
wohl, du willst niemand anderen kennen lernen und weiterhin an Gunnar
festhalten. Als.....WAS eigentlich?´, wollte ich schon zornig werden. `Als seine Hure, die sein Kind
empfing? In der Hoffnung, dass er sich von mir trennt und dich zur Frau
nimmt?`, hätte ich sie am aller liebsten gefragt. Jedoch konnte ich mir solches
Benehmen nicht leisten und besann mich statdessen. Sah sie an, lächelte, so gut
ich es vermochte und wiegte den Kopf ein wenig hin und her.
“Nun, vielleicht möchtest du
ihn ja kennen lernen.”
“Wäre es nicht gut, erst mit
Gunnar darüber zu reden?”, fragte sie und ich funkelte sie wütend an. Lächelte
doch dann milde und verbiss mir die Zynik. “Selbstredent. Das wäre vernünftig. Tue das nur.”
Anscheinend schien sie es
nicht eillig damit zu haben, einen anderen Mann kennen lernen zu wollen. Denn
sie stand, ohne weitere Fragen zu stellen, umgehend auf und setzte ihre Arbeit fort.
Vielleicht will sie auch
tatsächlich nur Gunnar nicht verärgern......und ich deute ihre Gestik falsch.
Etwa kurz nach halb sechs rief mich
Gunnar an. Fragte wo ich sei.
„Wo bist du? Ich wollte dich zum
Dinner im Haus abholen.“
„Ich bin bereits hier im Restaurant.“
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Es wurde ein geruhsamer Abend mit
Gunnar.
Kein Sex.
Er selbst war jedoch des Nachts für zwei Stündchen bei Malika, bei welcher ich heute Morgen zur Massage war. Ich sprach
sie daraufhin jedoch nicht an. Obwohl Gunnar dieses Mal überaus
leidenschaftlich und ebenso zärtlich mit ihr gefickt hatte, wie mir berichtet
wurde. Sodann sei sie mit einem zufriedenen Lächeln in seinen Armen
eingeschlafen und Gunnar wäre umgehend zu mir zurückgekehrt.
Und wie stets hatte ich nichts davon
bemerkt........
Beginnt jetzt alles wieder von neuem?
Teilt er jetzt wieder ständig mit einer seiner Konkubinen das Bett? Oder bleibt
es die Ausnahme, wie er mir versprach.
Jedoch versprochen wurde bereits
einiges, ohne, dass er es hielt.
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Gunnar ist nichts desto trotzt
zärtlich und liebevoll wie immer mit mir.
Es gibt keinen Unterschied in seinem
Verhalten zu mir. Ob er nun bei einer anderen Frau gewesen war oder nicht. Er
ist stets voller Liebe und umsorgt mich hingebungsvoll.
Zudem MUSS ich offensichtlich
verstehen, dass Malika seiner Zuneigung zuweilen ebenso bedarf wie ich. Von
Zuckerfötzchen, Lara und manch anderer Fotze ganz und gar zu schweigen.
Überdies sollte ich trotz aller
Zurückhaltung Nataljas mit Nathan Cutter sprechen und ihn ermutigen zu ihr zu
gehen.
Jetzt! Oder gleich nach dem Lunch.
Und ich hoffe im Restaurant, oder auf dem Weg dorthin, nicht wieder Henry Duvall
zu begegnen. Selbst Gunnars Gesichtszüge während unseres gemeinsamen Frühstücks
zeigten Abscheu gegen ihn.