Montag, 22. September 2014

„First Nation“ Zeit und „Krankheits-Realität“



Die Zeit läuft hier „anders“.
An diesem Ort bin selbst ich der Erde näher als sonst.
Schon frühmorgens ist man draußen unterwegs. Geht in die Wälder.
Ich bin erstaunt, dass sich Gunnar genau dafür erwärmen, nein, sogar begeistern kann. Vielleicht erinnert es ihn an Eriks Zauberwald. Nur ist hier alles noch etwas Natur-authentischer.
Das Fleisch kommt definitiv NICHT aus dem Supermarkt auf den Tisch. Mann geht Jagen oder Fischen. Was nun in der Tat NICHT meine Art zu leben ist. Jedoch weiß ich um die Verhältnisse, mit denen ich mich hier zu arrangieren habe. Daher verwundert es mich umso mehr, wie diese Diane Dalloway an diesem Ort überlebt. Denn sie scheint mir doch eher die chic gekleidete Großstadtgöre zu sein, die das ausschweifende Partyleben liebt. Ein Wunder also, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt hier überdauerte.
Gunnar mag sie nicht.
„Findest du sie nicht attraktiv?“, fragte ich trotz alldem noch einmal mit einem Augenzwinkern nach.
Er zwinkerte zurück. „Na ja. Hässlich ist sie jedenfalls nicht.“
„Fickst du sie?“, fragte ich gerade heraus und provokant, in Anlehnung an Dians Verhalten, die mit Gunnar zu flirten scheint. Was sogar Adam bemerkte.
Gunnar lachte. „Nein. Gott bewahre. Das ist Adams Terrain.“, sprach es, legte die Arme um meine Schultern und küsste mich in den Nacken. „Sie kann dir nicht im Mindesten das Wasser eichen, und außerdem bist du doch tausendmal schöner als sie.“

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Unvermittelter, schneller Sex. Gunnar schien in diesem Augenblick genau danach gewesen zu sein.
Er nahm mich einfach bei der Hand, führte mich zum Schlafzimmer und schloss die Tür hinter uns. Was die anderen Anwesenden allesamt schmunzeln ließ.
Gunnar war anfangs ungestüm. Stieß mich spielerisch aufs Bett, hatte in Sekunden schnelle seine Hose geöffnet. Zog sie ein Stück weit herunter und lag im nächsten Moment schon über mir. Ungestüm und wild schob er seinen erigierten Penis behände in mich hinein. Er atmete schwer und war in seinen Bewegungen hektisch. Kam sehr schnell und wurde dann sogleich ein wenig ruhiger. Lächelte. Pustete erleichtert die Luft durch seine angespitzten Lippen und strich mir zärtlich übers Haar. Der Blick seiner Augen war überaus liebevoll und sein Kuss war innig.

Seinem Verhalten nach zu urteilen vermute ich, dass es ihm ähnlich ging/geht als mir. Die Reise, oder, das gemeinsame Reisen an sich verbindet. Nur wir beide zählen. Schlafen ausschließlich miteinander, und sind uns näher denn je.
Bisher war noch kein Anzeichen zu erkennen, dass er gedenkt mir hier in „der Fremde“ untreu zu werden.
Womöglich war es doch eine fruchtbare Idee, mit Gunnar auf Reisen zu gehen.

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Man hat nach Kevin gefragt.
Was hätte ich ihnen in diesem Fall anderes sagen können als die Wahrheit. Dass er seine Frau durch einen Unfall verlor und nun mit seinem Jungen bei uns in Schweden im Zentrum wohnt, samt seiner zwei Betreuer und einer Nanny.
Alles in allem nicht das schlechteste Leben und er verkraftete seine schweren Schicksalsschläge augenscheinlich gut. Was allerdings in ihm vorgeht, weiß niemand.

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Befindlichkeiten
Via iPhone sprach ich mit der Ärztin im Stockholmer Krankenhaus bezüglich dem Aussetzen der (Chemo-) Therapie.
Alles in allem lehnte sie meinen Vorschlag nicht ab. Gab jedoch zu bedenken, dass ich mich umgehend um eine Anschlussmedikation kümmern müsse. Denn NICHTS einzunehmen, wäre fahrlässig, wenn nicht sogar gefährlich.
Infolgedessen werde ich mich hier ins Lakeshore General Hospital begeben, um einen Neurologen aufzusuchen. Was mir nun in der Tat nicht wirklich behagt. Nur bleibt mir bedauerlicher Weise keine Wahl.
Überdies erinnerte mich das Gespräch und das wiederholte Beschäftigen mit dieser Thematik erneut schmerzlich an meine kränkliche Realität.
Nein! Verflucht! Was will diese Krankheit nur von mir?! Ich will sie nicht!!!
Schon beginne ich wütend und verzweifelt zu weinen, und die nächste Panik-Attacke schleicht sich an mich heran. Von allen anderen Schmerzen ganz zu schweigen.......