Dienstag, 5. April 2016

Ein Lunch mit Kevin und die Ankunft im Zauberwald



Die Kinder ließ ich bei der Nanny und richtet meine Schritte dem Verwaltungsgebäude zu. Was für mich eine willkommene Auszeit von den Kindern war. Wie das allerdings bei Erik werden sollte, war mir schleierhaft. Aber okay.
Ich begrüßte Kevin im Büro (!) mit einem Kuss auf den Mund.
„Oho! Vielleicht sollte Derek öfters abwesend sein.“ Er schmunzelte und am liebsten hätte ich meine Arme um seinen Hals geschlungen, wie früher und mich auf seinen Schoss gesetzt.

Das Briefing hatte ich für zwei Uhr angesetzt. Und dann noch rasch die Bestellungen tätigen. Zum Abschluss noch Rechnungen buchen. Den Lunch nahm ich mit Kevin ein, der glücklich darüber war.
„Stell dir vor, ich würde Derek feuern, oder er würde wieder im Sicherheitsteam arbeiten und wir wären die beiden Chefs des Unternehmens. Deine Lebensgefährtin würde mit schleunigst wieder nach Hause gehen. Weil sie Angst um dich hätte.“ Ich grinste ihn an und lachte.
„Stell dir vor, du würdest dich scheiden lassen und wir beide wären die Chefs dieses Unternehmens. Was spielt Derek dann noch für eine Rolle?“
„Hmmm.“ Ich presste die Lippen fest zusammen, greuselte die Stirn und wiegte den Kopf hin und her. „Womöglich solltest du deine Ziele nicht ganz so hoch stecken. Wäre die Phase des abermals aufeinander Zugehens nicht toll. So kann sich alles aufs Neue entwickeln und wer weiß wohin.“, versuchte ich ihm so diplomatisch wie möglich, mit der integrierten Eventualität auf MEHR, die alles offen lässt, auszuweichen. Ihn jedoch auch auf eine andere Art und Weise zu binden, aber in gleichzeitig in gewissen Grenzen zu verweisen. In Hinblick auf schon Baldiges zu desillusionieren. „Flirten wir nicht gern miteinander?“, fragte ich und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
Kevin pustete die Luft aus sich heraus. „Ein wenig mehr Intimität wäre mir manchmal lieber und vor allem, dass du die Finger von Derek lässt.“  Nun sah er mich verschmitzt lächelnd an und schien auf (m)eine Antwort zu warten.
„Deiner Lebensgefährtin wird das nicht gefallen.“
„Ich liebe sie nicht. Das weißt du doch. Und ich frage mich gerade, ob du Derek tatsächlich so gern hast, wie es manchmal den Anschein hat. Oder ist es womöglich, wie du vielleicht ins Geheim bereits selbst vermutest, wegen des Standes, Geldes und der Macht von seiner Seite aus.“
„Nun, genau das Gleiche hätte ich von dir denken können. Meinst du nicht? Zudem erniedrigen sich solche Leute offensichtlich selbst. Dereks Mutter und sein Vater gleichermaßen, raten ihm zu einer Frau, die, man höre und staune, zu ihm passt. Ja nun. WAS, in der Götter Namen, bedeutet das jetzt? Und vor allem, weshalb schellt man mich dann rassistisch?“ Ich konnte das Lachen nicht verbergen. Oft hatte ich mit Kevin dergleichen Spiele gespielt. Und es ist mir eine Freude, mich ihm gegenüber in meiner Muttersprache auszudrücken zu dürfen.
Er grinste. Natürlich grinste er! Aber dann wurde er ein wenig ernster und ergriff unerwarteter Weise für Derek Partei. „Derek selbst ist keineswegs rassistisch. Ob er sich allerdings erniedrigen lässt, sei dahin gestellt. Schließlich sind es seine Eltern, die ihm zu einer anderen Frau raten.“
„Ja. In der Tat. Es wird sich zeigen, wie er die Hürden auf beiden Seiten meistert. Und ob er mir nicht grundsätzlich abschwört, nachdem ich ihn degradiere.“
Kevin räusperte sich und fuhr sich mit der Hand übers Kinn. „Ist es nicht ein bisschen gewagt, ihn ohne ersichtlichen Grund des Amtes zu entheben?“
„Er bekommt doch ausschließlich einen anderen Job, der sich von dem Vorherigem kaum unterscheide. Würde ich ihn entlassen oder zurück ins Sicherheitsteam be-fördern, hätte er sicherlich allen Grund zu monieren. Aber so? Sollte er womöglich zufrieden sein mit dem was er hat. Er scheint ohnehin dem Rat seiner Eltern zu folgen: Lieber den Spatz in der Hand zu haben, als die Taube auf dem Dach.“
Kevin grinste und zog die Brauen hoch.
„Ja. Ja. Ich weiß. Wir sollten uns nicht auf Kosten Dereks lustig machen.“
„Nein. Sollten wir nicht.“ Seine Mimik allerdings verriet mir etwas anderes, als DAS, was er sagte. Womöglich war er ganz glücklich darüber, einmal so richtig (mit mir) über Derek zu lästern. Da unterscheiden sich Männer und Frauen kaum.

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Ich selbst war ebenso gerade erst im Haus angekommen, als Gunnar gegen sechs Uhr abends zurück ins Zentrum kam. Was bedeutete, dass er kein ausgedehntes Rendezvous mit Alexa hatte. Was ich als außerordentlich angenehm empfand. Aber auch verwunderlich.
 „Gefickt?“, fragte ich, wie so oft, recht kess, nach einem etwaigen Date.
Gunnar lachte. „Ja. Ein bisschen. Aber nur ganz kurz. Für mehr blieb keine Zeit.“
„Du Armer!“, bedauerte ich, seine Wange streichelnd, meinen Mann. „Und jetzt willst du mit mir zu Erik fahren, wo dich erneut eine Diät erwartet?“
Gunnar lachte nun gerade heraus. „Was ist heute los mit dir? So gut gelaunt, brillant und Messer scharf?“
„Ich hatte Übung. Nahm den Lunch mit Kevin ein.“
„Und? Geflirtet?“, kam die Revanche.
„Ja. Und wie!“ Ich warf meine Arme um seinen Hals und küsste ihn.
Er küsste zurück und mahnte zur Eile. „Ich hoffe, du hast deine Tasche für ein paar Tage gepackt. Wir bleiben eine Weile. Und nicht so viel Schminke.“ Gunnar zwinkerte mir zu. „Das animiert nur die Männer, dir Komplimente zu machen.“
„Aber natürlich doch. Du musst ja auch so wahnsinnig eifersüchtig auf Viggo und Joseph sein.“
„Warum denn nicht?“
„Idiot.“
.....und im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür und die beiden Kleinen rannten auf ihren Daddy zu.
„Margherita, sie sind spät dran. Sind die Taschen gepackt?“, fragte Gunnar die Nanny, die nickte. „Sie wissen, dass sie uns für einige Tag zu meinem Onkel begleiten?“
„Ja.“ Allerdings stand in ihrem Gesicht nicht wirkliche Freude geschrieben. Eher Bekommenheit vor DEM, was da kam. Noch nicht viele Leute außerhalb der Familie, waren bei Erik im Zauberwald. Und man erzählte sich da so einiges. (Was natürlich nicht stimmt.)

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Am Abend schneite noch eine Überraschung ins Haus. Adam kam in etwa eine halbe Stunde nach uns an. Ich begrüßte ihn fast euphorisch.
„Und Diane?“
Er zog die Brauen hoch. „Sie ist zu Hause geblieben. Hat keine Zeit.“
Umso besser. Dachte ich. Und küsste ihn gleich noch einmal.
Wir hatten uns alle in der Tat viel zu erzählen. Vor allem die Männer unter sich. Aber auch Mary und ich. Es ist so angenehm, sie um mich zu haben.
Inula Castanes und Óðinn Asger waren das erste Mal im Zauberwald und dementsprechend nicht zu bändigen. Auch sie wurden von Margherita verhältnismäßig spät zu Bett gebracht. Die magischen Zwillinge spürten die besondere Energie des Ortes. Gleichwohl am Morgen hatte die Nanny alle Hände voll zu tun. ICH entziehe mich hier nun wieder ein wenig und lebe mein eigenes Leben. Was nicht bedeuten mag, dass ich mich zur Gänze von den Kindern entferne. Nein. Ich bleibe, nach wie vor, ihre Tante Rea.

Gunnar ließ mich schlafen. War selbst allerdings beizeiten wach und mit den Männern......draußen. Die Kinder waren auch dabei. Sie wurden von den Männern gehätschelt, während Margherita endlich die Gelegenheit hatte, einen Augenblick für sich allein zu sein.

Viggo betätigten sich nach wie vor als Charmeur. Heute Morgen hatte die Tür zu unseren Zimmer offen gestanden, während ich meine Kleidung überwarf. Er stand schmunzelt im Gang und sah unverholen herein. Gunnar hatte ihn gesehen und.....angesprochen.
„Übertreib’ es mal nicht.“, hatte er zu Viggo gesagt.
„Welcher Mann sieht bei so viel Schönheit weg?“, fragte Viggo zurück.
Die beiden suchten den Körperkontakt. Wie es Männer gelegentlich so miteinander tun, wenn sie rivalisieren. Schubsten sich ein wenig. Aber lachten dabei.

Gern würde ich ein wenig spazieren gehen. Allerdings tun mir seit gestern die Füße so entsetzlich weh, dass ich kaum auftreten mag. Neurophatien. Womöglich hat es auch ein wenig an dem neuen Sommer-Schuhwerk gelegen, in denen ich jetzt fast ein Jahr lang nicht gelaufen bin.
Meine Füße sind so derart empfindlich geworden und schmerzen oft. Sodass es keine Freude macht zu Gehen.