Freitag, 22. April 2016

Ich hoffe nur.......



Gunnar blieb am Vormittag im Zentrum. Jedoch, anstatt bei mir zu sein, zog er es vor schwimmen zu gehen.
Zumindest speisten wir noch gemeinsam und erst danach fuhr er mit seinem Wagen davon.
Ich, für meinen Teil, ging in mein Büro und wendete mich den Belangen des Zentrums, Derek und Kevin zu. Trotz alledem fühlte ich mich irgendwie, als hing ich in der Schwebe. So haltlos,....OHNE meinen Ehemann. An manchen Tagen fühle ich das ganz besonders.

Als ich Derek so sah und ihn eine Zeit lang beobachtete, verlangte es mich, mit ihm über Giselle zu reden und WARUM SIE auf seiner Party war. Aber ich tat es nicht.
Okay. Man könnte sagen, sie bekommt ein Kind von ihm. Aber, ist das bereits ein ausreichender Grund dafür?
Nun, angesichts derlei schwärender Fragen (in mir), richtete ich meine Aufmerksamkeit in Richtung Kevin, der sich ohnehin (so ganz ins geheim) mehr und mehr um mich bemüht, wie es scheint. Zumal ich doch gelegentlich mit ihm flirte.  Und er mit mir. Jedoch vermute ich, dass dies seiner Lebensgefährtin kaum gefallen wird. Ob sie es bemerkt hat, entzieht sich wahrlich meiner Kenntnis.
Aber egal, ER ist und bleibt einer meiner liebsten Männer. Und ein wenig flirten, kann ich doch weiterhin mit ihm. (Zwinker!)

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In gesundheitlichen Dingen ist mir bedauerlicher Weise ein Lapsus unterlaufen. Ich hätte einen Sonnenhut aufsetzen müssen. Denn die Sonne war ZU heißt. Es fühlte sich an, als würde sie durch ein Brennglas auf meinen Kopf scheinen und mir Haare und Haut versengen.
Nicht gut! Nicht gut! Nicht gut!
Ich ließ mir unverzüglich ein Gel-Pack bringen, um meinen Kopf wieder runter zu kühlen.

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Obwohl Marie hier im Zentrum gleich neben mir ist, gehe ich sie, Henrik und die Kinder nur selten besuchen. Bei Gunnars sieht dies selbstredend anders aus.
Ihr einziges Thema scheint die bevorstehende Hochzeit zu sein. Zuweilen wähnt mir, sie schläft deshalb kaum.

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Erwähnte ich, dass Giselle NICHT (die einzige Anwärterin auf den Thron) der einzige weibliche Gast war, welche suchte, sich an Dereks Seite zu profilieren. Da waren gleichwohl die beiden anderen Frauen, denen Derek hier im Zentrum einen Job verschafft hatte. Rice Golding und Padine Gander (was für ein eigenartiger Name).

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Derek verließ verhältnismäßig zeitig das Büro. Normalerweise bleibt er länger.
„Wenn ihr mich nicht mehr braucht, gehe ich ins Fitnesscenter. Ist das okay für euch.“
Kevin und ich nickten.
Derek tat noch einmal ein paar Schritte auf mich zu und küsste meine Wange. Sagte jedoch nichts. Infolgedessen fragte ICH ihn.
„Heute Abend?“ Fragenden Blickes hob ich die Schultern und öffnete die Handflächen leicht. (Nur keine ausladenden Bewegungen. Das hatte man mir eingefleischt. Es wäre zu vulgär gewesen.)
Derek schmunzelte und kniff die Augen kurz zusammen. „Ohne Frage. War das nicht so ausgemacht?“
Und gerade als ich ihn fragen wollte, wann er zu mir kommt, beantwortete er meine Frage.
„Ich denke so gegen sieben, halb acht. Dann können wir gemeinsam essen.“
„Okay.“

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Derek kam ein wenig später als ausgemacht. Es war so gegen acht.
„Tut mir leid. Ich.....“
Ich hob beide Hände, um ihm anzudeuten, dass ich seine Ausreden nicht hören mag. Denn ich konnte mir denken, wo er noch gewesen war. Und das ging sicherlich in Ordnung (für ihn). Schließlich waren/sind es seine Eltern.

Der Abend geruhsam. Ohne Störungen. Ahhhh.... wie angenehm.
Obgleich wir recht zeitig zu Bett gingen, war ich so müde, dass da nichts mehr lief. Ich hatte gedacht, der Morgen sei besser dafür. Aber ich hatte mich geirrt.
Gegen halb acht klingelte uns Dereks Handy wach. Es war seine Mutter. Er pellte sich rasch aus dem dem Bett,.......noch ein flüchtiger Kuss.........und ging.
Zum Frühstück trafen wir uns dann wieder im Restaurant und erörterten das Ganze.
„Wussten deine Eltern, dass du diese Nacht bei mir verbringst?“, fragte ich ihn.
Derek nickte und es war ihm klar, was ich damit anzudeuten suchte. Trotz alledem schob ich noch eine zweite Frage nach. „An den Tagen, an denen du nicht bei mir schliefest, WIE OFT ist dann das Gleiche geschehen?“
Derek atmete ein wenig schwer. „Kein einziges Mal. Sie haben immer gewartet bis ich kam. Dessen waren sie sich allerdings auch wirklich sicher.“ Dereks letztere Satz, sollte mein Verständnis wecken.
Ich hob die Schultern. Schüttelte mit dem Kopf. „Was denken sie? Wenn du bei mir bist, dass du dann nicht zu ihnen kommst?“
Derek kaute auf seinen Zähnen. Ich sah wie sich seine Kiefermuskeln bewegten. Jedoch antwortete er mir nicht. Und ICH gedachte ihn nicht weiter mit dieser Thematik zu belästigen. Ich sah, und wusste, dass er in einem Zwiespalt war.
Nach einer Weile dann, begann er noch einmal von sich aus mit der Thematik seiner Eltern. Offensichtlich ließ es ihm keine Ruhe.
„Weißt du, meine Mutter klagt, dass sie meinem Vater nicht mehr ertragen könne. Genau genommen war sie froh darüber gewesen, dass er nach Japan zu seiner anderen Frau übergesiedelt war. Und jetzt“, bei diesen Worten schnaufte er ein wenig, „will mein Vater seine andere Frau auch noch hier her bringen. Wie er sagt, auf Besuch. Meiner Mutter geht es dadurch schlechter. Weil sie sich von ihm unter Druck gesetzt und genötigt fühlt. Es nervt sie und sie will ihn nicht hier haben. Deshalb kam sie ja zu mir. Allein würde sie das alles nicht verkraften. Deshalb bin ich so oft bei ihr. Um ihr zu helfen und ihr beizustehen.“
Nach diesem Plädoyer griff ich nach Dereks Hand, drückte sie und sah ihm verständnisvoll in seine Augen.
„Ich verstehe das doch, Derek. Nur haben sie immensen Einfluss auf uns, wie du bemerkst. Aber egal. Es sind deine Eltern. Allerdings wäre es womöglich gleichwohl für deine Mutter besser, wenn du deinem Vater mit klaren Worten verdeutlichen würdest, was du MIR eben sagtest. Du musst ihm nicht sagen, dass er hier nicht willkommen ist. Sondern nur, dass sich seine andere Frau sicherlich nach ihm sehnt und diese, als Japanerin, ihre Heimat liebt.“
Die Züge von Dereks Gesicht glätteten sich und auch die Sorgenfalten. „Du hast Recht. Aber er ist ein schwieriger Fall. Trotz alledem ist er mein Vater.“
„Zwischen wie viel Stühlen sitzt du eigentlich?“, fuhr es mir heraus....und wir lachten.


Von Gunnar hörte ich bisher noch nichts.
Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob er heute wieder kommen wird. Ich hoffe nur.......