Genau
genommen ist es erstaunlich, und ich hätte es nie für möglich gehalten, so
allmählich gewöhne ich mich sogar an die Gegenwart der Kinder. Was nicht
bedeuten mag, dass die beiden keine Anstrengung für mich wären. Aus diesem Grund
war ich anfangs nicht unglücklich Alexa hier zu wissen. Allerdings, seit
gestern Abend, veränderte sich meine Sicht darauf um einiges.
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Im Groben
war mein gesamter Tag den Kindern gewidmet. Nur ein kurzer Besuch beim Friseur,
während Alexa allein auf die Kleinen achtete. Marie gab an, dass sie noch
einige Tage bleiben würde. Und hörte ich da etwa ein wenig Sarkasmus in ihrer
Stimme? Allerdings vermag ich mich genauso gut geirrt zu haben. Womöglich ist
sie ausschließlich glücklich darüber, endlich einmal mit Henrik allein zu sein.
Was ich durchaus gut verstehen kann.
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Gunnar kam
erst am späteren Abend vom Büro zurück. Am Nachmittag hatte ich zu ihm hinüber
gehen wollen, und im gleichen Atemzug Magnus Karlsson befragen, ob er eine
Entscheidung getroffen hat, bezüglich seines Jobs im Zentrum. Allerdings war es bedauerlicher Weise nicht zu schaffen.
Der Tag
fühlte sich für mich zu hektisch an, mit den Kindern. Und ich dachte darüber
nach auf eigene Faust eine Nanny zu engagieren. Ließ es aber dann. Etwas später
kam mir die Idee, Inula Castanea und Óðinn Asger im meinen Wagen zu verfrachten und ins Zentrum zu fahren.
Was brauche ich eigentlich ständig diese Alexa um mich herum? Mag sein, dass
sie im Umgang alles in allem angenehm ist. Dennoch vermag ich sie nicht auf Dauer
neben mir zu ertragen. Es nervt! Gleichwohl sie meine Freundin sein will. Was
SIE offenbar auch so versteht. Nur ICH bin ausschließlich nach außen hin
willig. Mein Inneres sieht anders aus. Obgleich ich mir, um Gunnars Willen,
reichlich Mühe gebe, ihr eine leidlich akzeptable Freundin zu sein. Zumindest feinde
ich sie nicht mehr an, oder erbose mich, ob ihrer Gegenwart.
Nachdem die
Kinder schliefen, sahen wir noch gemeinsam fern. Unterdessen dachte ich über
Derek nach. Erst Gunnars Stimme holte mich ins Hier und Jetzt zurück.
„Ich habe eine
Bitte an dich.“, hörte ich ihn sagen und ich dachte, es sei ein Déjà-vu zum Tag davor.
Gunnar sah mich an und grinste. Ich starrte ihn mit zusammen gekniffenen Augen
an, in der Erwartung etwas Schlimmes folgte. Er lächelte und strich mir mit der
Hand sacht übers Haar.
„Ich
möchte, dass wir heute gemeinsam, du und ich, bei den Kindern schlafen.“
Gunnar
wartete meine Antwort nicht ab und wendete sich nun Alexa zu.
„Wenn
du magst kannst du hier auf der Couch schlafen. Oder auch bei dir.“, was einer
(vorübergehenden) Verabschiedung (einem Rausschmiss) gleich kam.
Alexa
schien verstört. Sie stand auf und ging. Schien Gunnar seine Worte übel
zunehmen. Was mir allerdings zu Gute kam.
„Wieso
tatest du dies nicht bereits vor zwei Tagen? Es wäre für dich so einfach
gewesen.“, warf ich ihm sein Verhalten, sein Zögern, seine Nachlässigkeit vor.
Gunnar
schien überrascht. Zog mich näher zu sich heran. Drückte mich an sich und
flüsterte mir ins Ohr. „Ich wollte dich nicht überfordern. Wo du doch ohnehin
mit dir selbst genug zu tun hast und
Kinder bekanntlicher Weise nicht magst. Aber wie ich sehe, hat sich da etwas
verändert und ich finde das wunderbar. Also“, nun schob er mich ein wenig von
sich, nahm mich bei den Schultern und sah mich freudig an, „versuchen wir es
allein.“
Hatte
er womöglich NUR darauf gewartet und gehofft, dass ich mich rasch an die Kinder
gewöhne? War Alexa nur eine Hilfe, nur als Stütze für mich vorgesehen/gedacht,
bis ich in der Lage war, die Situation selbst zu handeln? War DAS Gunnars
Intension? Dann hatte ich ihn erneut falsch verstanden und umsonst verdächtigt,
sie mehr zu lieben als mich?
Aber
WIE konnte ich ihr nun zu verstehen geben, dass sie nicht mehr gebraucht wurde?! Dass ihr Job vorerst
beendet war (als Kindermädchen). Dass wir nun so allmählich zu den früheren
Parametern zurückkehren, wo Gunnar seine Zeit mit ihr strickt von der Meinen
trennt. Trotz der Kinder.
Gunnars
sanfte Hände rissen mich aus meinen Gedanken. Er streichelte mich. Packte dann
ein wenig fester zu und hob mich auf seinen Schoß. Zog mir Short und Slip
herunter. Öffnete seine Hose und schon...war es geschehen.......
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Alles
in allem handelten wir beide, Gunnar und ich, die Sache mit den Kindern ganz gut.
Als
sie uns heute Morgen weckten, war Gunnar ganz der Papa. Und ICH erwog ihm den
Vorschlag zu unterbreiten, Alexa doch jetzt ein wenig außen vor zu lassen.
„Ich
schaffe das schon. Mit den Kindern. Weißt du, Alexa s Anwesenheit ist nun unnötig
geworden. Sie war lange genug mit uns zusammen. Würdest du ihr bitte mitteilen,
dass sie in ihrem Apartment bleiben kann.“
Gunnars
riss die Augen auf und starrte mich an. „Ich hatte Alexa für heute Morgen
wieder zurück erwartet. A-b-e-r wenn du wirklich sicher bist, dass du dich
nicht überfordert?“
„Ich
denke nicht.“
Gunnars
schien kaum zu atmen. Wiegte dann den Kopf ein wenig hin und her. Seine Augen
waren noch immer weit geöffnet und die Stirn in Falten gelegt. Seine linke
Augenbraue stand ein wenig hoch. Ein eigenartiger Gesichtsausdruck. Dachte ich
so und grinste.
Mein
Ehemann schnaufte kurz und nahm Óðinn Asger auf den Arm. Und ich, Inula Castanea. Im nächsten
Moment läutete es an der Tür und ich vermutete, es sei Alexa. Gunnar ging zur
Tür. Es war Magnus Karlsson, der ein wenig verärgert schien.
„Darf ich rein
kommen?“, fragte er. Gunnar trat zur Seite und Magnus kam herein.
„Was liegt
an?“, hörte ich meinen Ehemann sagen, während ich die Mahlzeit für die Kinder
zubereitete und Inula noch immer auf meiner rechten Hüfte saß. So allmählich
wurde sie mir zu schwer. Ich setzte sie ab, was ihr nicht zuzusagen schien. Sie
intervenierte mit Gequietsche. Stampfte mit den Füßen auf. Solch trotziges Verhalten,
toleriere ich nicht und ließ sie schreien.
„Rea. Würdest
du bitte...“, rief mir Gunnar zu.
„Sie muss
lernen, dass nicht alles bekommt was sie begehrt.“, rief ich zurück. (Und ich
sah nicht, wie er die Augen verdrehte. Ich fühlte es nur.)
Gunnar hatte
Magnus Karlsson klar gemacht, dass er seine Arbeitszeit auf den Nachmittag und
Abend verlagern würde. Ich selbst hatte erneut keine Gelegenheit mit ihm zu
reden. Nun, es eilte schließlich nicht. Und er schien es ebenso mit seiner
Entscheidung nicht eilig zu haben.
Als wir alle gefrühstückt
hatten, ging Gunnar ins Büro. Alexa war bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu
uns herüber gekommen. Infolgedessen beschloss ICH zu IHR zu gehen. Ohnehin
gedachte ich mir eine der Kosmetikerinnen anzufordern, damit sie in unser
Apartment kommt. Und noch eine weitere Frau, die auf die Kleinen achtete, während
ich verschönert werden würde. Jedoch zuvor musste ich die HÜRDE Alexa nehmen. Und
das so freundschaft-lich wie es eben ging. Vor allem gedachte ich nicht den
Eindruck zu erwecken, sie aussperren zu wollen.
Am Ende war es
nicht wirklich heikel. Auch Alexa schien froh zu sein, sich eine kleine Auszeit
(von Gunnars Kindern) gönnen zu dürfen. Freilich wäre da noch die Kleinigkeit
zu erwähnen, dass ich überaus gebieterisch herüber kam. Dem hatte sie
offensichtlich nichts zu entgegnen.
Nun war ich
fest entschlossen, gleich nach dem Kosmetiktermin, ein Taxi zu chartern und ins
Zentrum zu fahren. Mit meinem Wagen konnte ich das nicht tun. In ihm gab es
keinen Platz für die Kinder. Überdies wäre es mir viel zu riskant gewesen, mit
den beiden allein zu fahren. Schließlich vermochte ich nicht zur gleichen Zeit auf
den Verkehr UND die Zwillinge zu achten.
Sollte ich
Gunnar vorher noch informieren? Genau genommen hätte ich es tun müssen. Nur
wusste ich ebenfalls, dass er mit mein Vorhaben hätte ausreden wollen. Warum
ihm nicht von unterwegs aus eine Mitteilung senden?
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Im Zentrum
angekommen, war alles so easy. Ich war wieder in MEINER Welt. Ob nun mit oder
ohne die Kinder.
Der Wagen
hielt direkt vor meinem Haus und noch in der nächsten halben Stunde hatte ich
eine Nanny gefunden, die auch mir passend erschien. Meine Wahl viel auf Margherita
Milano. Es war schon einmal die Rede von ihr. Vor längerer Zeit. Eine
freundliche junge Frau, die etwa im gleichen Alter ist, wie ich selbst. Sie
kannte die Kinder. Hatte sie schon einige Male beaufsichtigt. Und schon war
alles viel, viel leichter für mich!
Ich atmete
auf......reservierte mir einen Massagetermin bei Malika und ging zu Kevin ins
Büro.
Ich freute
mich so sehr ihn zu sehen. Am aller liebsten hatte ich ihn innig geküsst. Er
hatte sicherlich nichts dagegen einzuwenden. Zumindest umarmte ich ihn. Das
Küssen beschränkte sich auf die Wangen.
Kevin schien,
ob meiner offenkundigen Zuwendung, überrascht. Seine Mimik war eindeutig. Er
verlange nach m-e-h-r.....so rein spielerisch. Hielt mich mit seinen Armen
umfangen und flüsterte mir ins Ohr. „Ich wünschte mir........du weißt schon
was.“ Als er mich aus seiner Umarmung entließ, grinste er mir frech und viel sagend
ins Gesicht.
„Was hast du
mit den Kindern gemacht?“ Er lachte und ich verstand. Seine Fragen waren oft
drei Gedanken voraus. Denn, seine erste Frage hätte anders lauten müssen. Und
seine Zweite ebenfalls.
Egal.
„Ich habe mich
in mehrerlei Hinsicht befreit.“, erwiderte ich genauso kryptisch.
Er zog die
Brauen hoch und legte die Stirn in Falten.
„Von Alexa zum
einen. Ich lernte schnell und bin allein mit den Kindern hier her gekommen. Zum
anderen war mein erstes Ziel, als ich hier angekommen bin, eine Nanny zu
finden. Was ich tat. Nun bin ich wieder frei und alles ist in bester Ordnung.“
„Weiß Gunnar
davon.“
„Nein.“
Wir lachten.
„Oh! Oh.“
Kevin holte einen tiefen Atemzug und schüttelte ein wenig mit dem Kopf. „Dann
bin ich auf seine Reaktion gespannt.“
„Ich ebenso.“
Eine paar
Sekunden der Stille zwischen uns traten ein.
„Wir müssen
reden.“, sagte er dann und zwinkerte mir zu. „Es scheint gerade günstig zu
sein.“
Ich wusste
genau was er meint. Dereks Abwesenheit. „Reden wir.“
Wir kamen
dahingehen überein, Derek nicht zu degradieren, während er mit seinem Vater auf
Reisen ist. Das wäre in höchstem Maße unangemessen. Allerdings stand mein
Entschluss diesbezüglich fest, Kevin in die Position des Chefs vom Zentrum zu
erheben. Er schien mir ohnehin viel besser dafür geeignet zu sein. Obgleich ich
stets betonen muss, dass Derek, in geschäftlicher Hinsicht, sich nichts zu
Schulden hatte kommen lassen. In seinem Job, an sich, war er überaus
zuverlässig. Womöglich ein wenig überfordert. Wer weiß. Lediglich sein privates
Leben, war nicht gut darauf abgestimmt. Hier hätte/hatte er noch (immens) viel
zu lernen. Nun blieb abzuwarten, wie seine Reaktion auf meine Entscheidung
ausfallen wird. Kevin hatte da ebenfalls so seine Bedenken.
„Was ist mit
Imara?“, Fragte er mich nach einer kleinen Pause.
„Es gab noch
keine Gelegenheit mit Magnus Karlsson zu sprechen. Überdies scheint er sich
noch nicht entschieden zu haben.“
„Okay. Es hat
Zeit. Vielleicht hättest du diesen Tom Gibson hier behalten sollen?“, merkte
Kevin fast beiläufig an.
„Nein.“
„Warum?“
Zum einen
gedachte ich nicht alle von Dereks ehemaliger Kollegin hier einzustellen. Ich
wollte sie auseinander reißen.“
„Ehemaligen
Kollegen?“
„Ja. Er
erwähnte dergleichen einmal....am Rande. Allerdings nicht weiter ausführlich.
Infolgedessen weiß ich nicht wirklich, was sie arbeiteten. Derek sagte, sie
wären Polizei-Kollegen und Tom sein und der anderen Vorgesetzter gewesen. So
ein Team kann ich nicht zusammen lassen. Sie hätten MICH als Chefin, wären sie
ein geblieben, sicherlich nicht wirklich respektiert.“
Kevin
schmunzelte. „Du bist ein Ass in Sachen Diplomatie. Selbst ICH kann von dir
noch lernen.“ Es war so angenehm mit jemanden so herzhaft lachen zu können.
„Ich weiß
einfach nur, als Frau, mich EINZUFÜHLEN in die jeweiligen Personen und die jeweilige
Situation.“
„Ja.
Tatsächlich. Da habt ihr Frauen uns Männern etwas voraus. Aber auch nicht alle
können das.“
„Stimmt.“
„Und zum
anderen.......?“ Kevin grinste.
„Okay. Mit dir
kann ich offen reden. Seine jüdische Herkunft gefällt mir nicht. Solche Leute
haben die Ambitionen übers Ziel hinaus zu schießen UND sich alles
an-zu-eignen.“ Ich lächelte Kevin viel sagend an und ER....verstand. Somit
bedurfte es keiner weiteren Erklärung.
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Nach der
Massage ging ich zurück zum Haus und zu den Kindern.
Gunnar hatte
sich bis dahin nicht bei mir gemeldet. Was ich bedenklich fand. Sicherlich war
er stink sauer. Oder vielleicht sogar angenehm überrascht. Alles war möglich!
Allenfalls würde er die Gelegenheit nutzen, um bei Alexa zu sein, oder sogar
noch am Abend mit seinen Brüdern, wie üblich am Freitagabend, um die Häuser zu
ziehen.
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Gunnar
überraschte mich so angenehm, wie es nicht anders hätte sein können.
Er kam vor
etwa einer Stunde ins Zentrum gefahren. Hielt vor dem Haus, kam herein und gab
mir und den Kindern einen Kuss, als wäre es das Normalste dieser Welt. Er
schien in keinster Weise ärgerlich zu sein.
Ich blieb wie
angewurzelt stehen, hielt die Luft an und sah ihm erwartungsvoll entgegen. Da
ich mir nicht sicher war, ob er nicht sein Spiel mit mir trieb. Aber NEIN. Er
war sogar noch glücklich über meine Eigenmacht. Freute sich darüber, dass ich
mich der Kinder (allein) angenommen und auch sonst die Zügel in die Hand
genommen hatte.
„Du bleibst
übers Wochenende?“, fragte ich nach einer Weile sachte.
„Du doch auch?
Oder etwa nicht?“
Ich war
verwundert. Staunte und konnte mein Glück nicht fassen. Und auch die Nanny
störte ihn nicht. Als hätte ER es so gewollt. (Oder ließ er mich DAS nur
glauben?)
„Und du hast
keine weiteren Überraschungen parat?“, fragte ich sicherheitshalber.
Gunnar lachte.
„Du bist doch DIE, die mich überrascht.“
„Habe ich das?
Und in welcher Weise?“ Ich wollte einfach sicher gehen, dass er mir nicht böse
ist.
Gunnar stand
zwei Meter von mir entfernt. Hatte Inula auf seinem Arm und Óðinn hing an seinem Hosenbein. Er sah zu mir
herüber. „Angenehm.“
DAS beruhigte
mich ungemein!!!!!
Ich vermute,
genau SO wollte es Gunnar schon immer haben. Nur welche Rolle jetzt Alexa dabei
spielen sollte, war mir schleierhaft. Es würde sich zeigen.