Freitag, 1. April 2016

Alles ist möglich!



Genau genommen ist es erstaunlich, und ich hätte es nie für möglich gehalten, so allmählich gewöhne ich mich sogar an die Gegenwart der Kinder. Was nicht bedeuten mag, dass die beiden keine Anstrengung für mich wären. Aus diesem Grund war ich anfangs nicht unglücklich Alexa hier zu wissen. Allerdings, seit gestern Abend, veränderte sich meine Sicht darauf um einiges.

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Im Groben war mein gesamter Tag den Kindern gewidmet. Nur ein kurzer Besuch beim Friseur, während Alexa allein auf die Kleinen achtete. Marie gab an, dass sie noch einige Tage bleiben würde. Und hörte ich da etwa ein wenig Sarkasmus in ihrer Stimme? Allerdings vermag ich mich genauso gut geirrt zu haben. Womöglich ist sie ausschließlich glücklich darüber, endlich einmal mit Henrik allein zu sein. Was ich durchaus gut verstehen kann.

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Gunnar kam erst am späteren Abend vom Büro zurück. Am Nachmittag hatte ich zu ihm hinüber gehen wollen, und im gleichen Atemzug Magnus Karlsson befragen, ob er eine Entscheidung getroffen hat, bezüglich seines Jobs im Zentrum. Allerdings war  es bedauerlicher Weise nicht zu schaffen.
Der Tag fühlte sich für mich zu hektisch an, mit den Kindern. Und ich dachte darüber nach auf eigene Faust eine Nanny zu engagieren. Ließ es aber dann. Etwas später kam mir die Idee, Inula Castanea und Óðinn Asger im meinen Wagen zu verfrachten und ins Zentrum zu fahren. Was brauche ich eigentlich ständig diese Alexa um mich herum? Mag sein, dass sie im Umgang alles in allem angenehm ist. Dennoch vermag ich sie nicht auf Dauer neben mir zu ertragen. Es nervt! Gleichwohl sie meine Freundin sein will. Was SIE offenbar auch so versteht. Nur ICH bin ausschließlich nach außen hin willig. Mein Inneres sieht anders aus. Obgleich ich mir, um Gunnars Willen, reichlich Mühe gebe, ihr eine leidlich akzeptable Freundin zu sein. Zumindest feinde ich sie nicht mehr an, oder erbose mich, ob ihrer Gegenwart.

Nachdem die Kinder schliefen, sahen wir noch gemeinsam fern. Unterdessen dachte ich über Derek nach. Erst Gunnars Stimme holte mich ins Hier und Jetzt zurück.
„Ich habe eine Bitte an dich.“, hörte ich ihn sagen und ich dachte, es sei ein Déjà-vu zum Tag davor. Gunnar sah mich an und grinste. Ich starrte ihn mit zusammen gekniffenen Augen an, in der Erwartung etwas Schlimmes folgte. Er lächelte und strich mir mit der Hand sacht übers Haar.
„Ich möchte, dass wir heute gemeinsam, du und ich, bei den Kindern schlafen.“
Gunnar wartete meine Antwort nicht ab und wendete sich nun Alexa zu.
„Wenn du magst kannst du hier auf der Couch schlafen. Oder auch bei dir.“, was einer (vorübergehenden) Verabschiedung (einem Rausschmiss) gleich kam.
Alexa schien verstört. Sie stand auf und ging. Schien Gunnar seine Worte übel zunehmen. Was mir allerdings zu Gute kam.
„Wieso tatest du dies nicht bereits vor zwei Tagen? Es wäre für dich so einfach gewesen.“, warf ich ihm sein Verhalten, sein Zögern, seine Nachlässigkeit vor.
Gunnar schien überrascht. Zog mich näher zu sich heran. Drückte mich an sich und flüsterte mir ins Ohr. „Ich wollte dich nicht überfordern. Wo du doch ohnehin mit dir  selbst genug zu tun hast und Kinder bekanntlicher Weise nicht magst. Aber wie ich sehe, hat sich da etwas verändert und ich finde das wunderbar. Also“, nun schob er mich ein wenig von sich, nahm mich bei den Schultern und sah mich freudig an, „versuchen wir es allein.“
Hatte er womöglich NUR darauf gewartet und gehofft, dass ich mich rasch an die Kinder gewöhne? War Alexa nur eine Hilfe, nur als Stütze für mich vorgesehen/gedacht, bis ich in der Lage war, die Situation selbst zu handeln? War DAS Gunnars Intension? Dann hatte ich ihn erneut falsch verstanden und umsonst verdächtigt, sie mehr zu lieben als mich?
Aber WIE konnte ich ihr nun zu verstehen geben, dass sie nicht mehr gebraucht wurde?! Dass ihr Job vorerst beendet war (als Kindermädchen). Dass wir nun so allmählich zu den früheren Parametern zurückkehren, wo Gunnar seine Zeit mit ihr strickt von der Meinen trennt. Trotz der Kinder.
Gunnars sanfte Hände rissen mich aus meinen Gedanken. Er streichelte mich. Packte dann ein wenig fester zu und hob mich auf seinen Schoß. Zog mir Short und Slip herunter. Öffnete seine Hose und schon...war es geschehen.......

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Alles in allem handelten wir beide, Gunnar und ich, die Sache mit den Kindern ganz gut.
Als sie uns heute Morgen weckten, war Gunnar ganz der Papa. Und ICH erwog ihm den Vorschlag zu unterbreiten, Alexa doch jetzt ein wenig außen vor zu lassen.
„Ich schaffe das schon. Mit den Kindern. Weißt du, Alexa s Anwesenheit ist nun unnötig geworden. Sie war lange genug mit uns zusammen. Würdest du ihr bitte mitteilen, dass sie in ihrem Apartment bleiben kann.“
Gunnars riss die Augen auf und starrte mich an. „Ich hatte Alexa für heute Morgen wieder zurück erwartet. A-b-e-r wenn du wirklich sicher bist, dass du dich nicht überfordert?“
„Ich denke nicht.“
Gunnars schien kaum zu atmen. Wiegte dann den Kopf ein wenig hin und her. Seine Augen waren noch immer weit geöffnet und die Stirn in Falten gelegt. Seine linke Augenbraue stand ein wenig hoch. Ein eigenartiger Gesichtsausdruck. Dachte ich so und grinste.
Mein Ehemann schnaufte kurz und nahm Óðinn Asger auf den Arm. Und ich, Inula Castanea. Im nächsten Moment läutete es an der Tür und ich vermutete, es sei Alexa. Gunnar ging zur Tür. Es war Magnus Karlsson, der ein wenig verärgert schien.
„Darf ich rein kommen?“, fragte er. Gunnar trat zur Seite und Magnus kam herein.
„Was liegt an?“, hörte ich meinen Ehemann sagen, während ich die Mahlzeit für die Kinder zubereitete und Inula noch immer auf meiner rechten Hüfte saß. So allmählich wurde sie mir zu schwer. Ich setzte sie ab, was ihr nicht zuzusagen schien. Sie intervenierte mit Gequietsche. Stampfte mit den Füßen auf. Solch trotziges Verhalten, toleriere ich nicht und ließ sie schreien.
„Rea. Würdest du bitte...“, rief mir Gunnar zu.
„Sie muss lernen, dass nicht alles bekommt was sie begehrt.“, rief ich zurück. (Und ich sah nicht, wie er die Augen verdrehte. Ich fühlte es nur.)
Gunnar hatte Magnus Karlsson klar gemacht, dass er seine Arbeitszeit auf den Nachmittag und Abend verlagern würde. Ich selbst hatte erneut keine Gelegenheit mit ihm zu reden. Nun, es eilte schließlich nicht. Und er schien es ebenso mit seiner Entscheidung nicht eilig zu haben.

Als wir alle gefrühstückt hatten, ging Gunnar ins Büro. Alexa war bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu uns herüber gekommen. Infolgedessen beschloss ICH zu IHR zu gehen. Ohnehin gedachte ich mir eine der Kosmetikerinnen anzufordern, damit sie in unser Apartment kommt. Und noch eine weitere Frau, die auf die Kleinen achtete, während ich verschönert werden würde. Jedoch zuvor musste ich die HÜRDE Alexa nehmen. Und das so freundschaft-lich wie es eben ging. Vor allem gedachte ich nicht den Eindruck zu erwecken, sie aussperren zu wollen.
Am Ende war es nicht wirklich heikel. Auch Alexa schien froh zu sein, sich eine kleine Auszeit (von Gunnars Kindern) gönnen zu dürfen. Freilich wäre da noch die Kleinigkeit zu erwähnen, dass ich überaus gebieterisch herüber kam. Dem hatte sie offensichtlich nichts zu entgegnen.
Nun war ich fest entschlossen, gleich nach dem Kosmetiktermin, ein Taxi zu chartern und ins Zentrum zu fahren. Mit meinem Wagen konnte ich das nicht tun. In ihm gab es keinen Platz für die Kinder. Überdies wäre es mir viel zu riskant gewesen, mit den beiden allein zu fahren. Schließlich vermochte ich nicht zur gleichen Zeit auf den Verkehr UND die Zwillinge zu achten.
Sollte ich Gunnar vorher noch informieren? Genau genommen hätte ich es tun müssen. Nur wusste ich ebenfalls, dass er mit mein Vorhaben hätte ausreden wollen. Warum ihm nicht von unterwegs aus eine Mitteilung senden?

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Im Zentrum angekommen, war alles so easy. Ich war wieder in MEINER Welt. Ob nun mit oder ohne die Kinder.
Der Wagen hielt direkt vor meinem Haus und noch in der nächsten halben Stunde hatte ich eine Nanny gefunden, die auch mir passend erschien. Meine Wahl viel auf Margherita Milano. Es war schon einmal die Rede von ihr. Vor längerer Zeit. Eine freundliche junge Frau, die etwa im gleichen Alter ist, wie ich selbst. Sie kannte die Kinder. Hatte sie schon einige Male beaufsichtigt. Und schon war alles viel, viel leichter für mich!
Ich atmete auf......reservierte mir einen Massagetermin bei Malika und ging zu Kevin ins Büro.
Ich freute mich so sehr ihn zu sehen. Am aller liebsten hatte ich ihn innig geküsst. Er hatte sicherlich nichts dagegen einzuwenden. Zumindest umarmte ich ihn. Das Küssen beschränkte sich auf die Wangen.
Kevin schien, ob meiner offenkundigen Zuwendung, überrascht. Seine Mimik war eindeutig. Er verlange nach m-e-h-r.....so rein spielerisch. Hielt mich mit seinen Armen umfangen und flüsterte mir ins Ohr. „Ich wünschte mir........du weißt schon was.“ Als er mich aus seiner Umarmung entließ, grinste er mir frech und viel sagend ins Gesicht.
„Was hast du mit den Kindern gemacht?“ Er lachte und ich verstand. Seine Fragen waren oft drei Gedanken voraus. Denn, seine erste Frage hätte anders lauten müssen. Und seine Zweite ebenfalls.
Egal.
„Ich habe mich in mehrerlei Hinsicht befreit.“, erwiderte ich genauso kryptisch.
Er zog die Brauen hoch und legte die Stirn in Falten.
„Von Alexa zum einen. Ich lernte schnell und bin allein mit den Kindern hier her gekommen. Zum anderen war mein erstes Ziel, als ich hier angekommen bin, eine Nanny zu finden. Was ich tat. Nun bin ich wieder frei und alles ist in bester Ordnung.“
„Weiß Gunnar davon.“
„Nein.“
Wir lachten.
„Oh! Oh.“ Kevin holte einen tiefen Atemzug und schüttelte ein wenig mit dem Kopf. „Dann bin ich auf seine Reaktion gespannt.“
„Ich ebenso.“
Eine paar Sekunden der Stille zwischen uns traten ein.
„Wir müssen reden.“, sagte er dann und zwinkerte mir zu. „Es scheint gerade günstig zu sein.“
Ich wusste genau was er meint. Dereks Abwesenheit. „Reden wir.“
Wir kamen dahingehen überein, Derek nicht zu degradieren, während er mit seinem Vater auf Reisen ist. Das wäre in höchstem Maße unangemessen. Allerdings stand mein Entschluss diesbezüglich fest, Kevin in die Position des Chefs vom Zentrum zu erheben. Er schien mir ohnehin viel besser dafür geeignet zu sein. Obgleich ich stets betonen muss, dass Derek, in geschäftlicher Hinsicht, sich nichts zu Schulden hatte kommen lassen. In seinem Job, an sich, war er überaus zuverlässig. Womöglich ein wenig überfordert. Wer weiß. Lediglich sein privates Leben, war nicht gut darauf abgestimmt. Hier hätte/hatte er noch (immens) viel zu lernen. Nun blieb abzuwarten, wie seine Reaktion auf meine Entscheidung ausfallen wird. Kevin hatte da ebenfalls so seine Bedenken.
„Was ist mit Imara?“, Fragte er mich nach einer kleinen Pause.
„Es gab noch keine Gelegenheit mit Magnus Karlsson zu sprechen. Überdies scheint er sich noch nicht entschieden zu haben.“
„Okay. Es hat Zeit. Vielleicht hättest du diesen Tom Gibson hier behalten sollen?“, merkte Kevin fast beiläufig an.
„Nein.“
„Warum?“
Zum einen gedachte ich nicht alle von Dereks ehemaliger Kollegin hier einzustellen. Ich wollte sie auseinander reißen.“
„Ehemaligen Kollegen?“
„Ja. Er erwähnte dergleichen einmal....am Rande. Allerdings nicht weiter ausführlich. Infolgedessen weiß ich nicht wirklich, was sie arbeiteten. Derek sagte, sie wären Polizei-Kollegen und Tom sein und der anderen Vorgesetzter gewesen. So ein Team kann ich nicht zusammen lassen. Sie hätten MICH als Chefin, wären sie ein geblieben, sicherlich nicht wirklich respektiert.“
Kevin schmunzelte. „Du bist ein Ass in Sachen Diplomatie. Selbst ICH kann von dir noch lernen.“ Es war so angenehm mit jemanden so herzhaft lachen zu können.
„Ich weiß einfach nur, als Frau, mich EINZUFÜHLEN in die jeweiligen Personen und die jeweilige Situation.“
„Ja. Tatsächlich. Da habt ihr Frauen uns Männern etwas voraus. Aber auch nicht alle können das.“
„Stimmt.“
„Und zum anderen.......?“ Kevin grinste.
„Okay. Mit dir kann ich offen reden. Seine jüdische Herkunft gefällt mir nicht. Solche Leute haben die Ambitionen übers Ziel hinaus zu schießen UND sich alles an-zu-eignen.“ Ich lächelte Kevin viel sagend an und ER....verstand. Somit bedurfte es keiner weiteren Erklärung.

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Nach der Massage ging ich zurück zum Haus und zu den Kindern.
Gunnar hatte sich bis dahin nicht bei mir gemeldet. Was ich bedenklich fand. Sicherlich war er stink sauer. Oder vielleicht sogar angenehm überrascht. Alles war möglich! Allenfalls würde er die Gelegenheit nutzen, um bei Alexa zu sein, oder sogar noch am Abend mit seinen Brüdern, wie üblich am Freitagabend, um die Häuser zu ziehen.

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Gunnar überraschte mich so angenehm, wie es nicht anders hätte sein können.
Er kam vor etwa einer Stunde ins Zentrum gefahren. Hielt vor dem Haus, kam herein und gab mir und den Kindern einen Kuss, als wäre es das Normalste dieser Welt. Er schien in keinster Weise ärgerlich zu sein.
Ich blieb wie angewurzelt stehen, hielt die Luft an und sah ihm erwartungsvoll entgegen. Da ich mir nicht sicher war, ob er nicht sein Spiel mit mir trieb. Aber NEIN. Er war sogar noch glücklich über meine Eigenmacht. Freute sich darüber, dass ich mich der Kinder (allein) angenommen und auch sonst die Zügel in die Hand genommen hatte.
„Du bleibst übers Wochenende?“, fragte ich nach einer Weile sachte.
„Du doch auch? Oder etwa nicht?“
Ich war verwundert. Staunte und konnte mein Glück nicht fassen. Und auch die Nanny störte ihn nicht. Als hätte ER es so gewollt. (Oder ließ er mich DAS nur glauben?)
„Und du hast keine weiteren Überraschungen parat?“, fragte ich sicherheitshalber.
Gunnar lachte. „Du bist doch DIE, die mich überrascht.“
„Habe ich das? Und in welcher Weise?“ Ich wollte einfach sicher gehen, dass er mir nicht böse ist.
Gunnar stand zwei Meter von mir entfernt. Hatte Inula auf seinem Arm und Óðinn  hing an seinem Hosenbein. Er sah zu mir herüber. „Angenehm.“
DAS beruhigte mich ungemein!!!!!
Ich vermute, genau SO wollte es Gunnar schon immer haben. Nur welche Rolle jetzt Alexa dabei spielen sollte, war mir schleierhaft. Es würde sich zeigen.