Freitag, 15. April 2016

Empfehlungen, Verfehlungen und reichlich zu tun



(Die Abfolge der Ereignisse ist dieses Mal NICHT chronologisch.)

Gunnar hatte sich, wie vermutet, bis vor einer Stunde nicht mehr bei mir gemeldet. Und gleichwohl in einem anderen Punkt, entsprach er meinen Erwartungen.
„Du, Rea, ich werde auch heute nicht zum Zentrum fahren. Taylor ist hier und wir wollen noch ein bisschen feiern. Es ist schließlich Wochenende.“
„Ja. Das dachte ich mir.“, war meine kühle und knappe Antwort darauf. Trotz alledem fragte ich, nicht ausschließlich der Höflichkeit wegen, nach Alexa.
„Wird sie mit euch kommen? Wo bist du überhaupt? Im Apartment?“
„Ja. Noch. Wir treffen uns dann alle bei Hjalmar. Ob Alexa mitkommt weiß ich nicht. Aber ich denke schon.“, beantwortet Gunnar meine Fragen in rückwärtiger Reihenfolge.
„Na dann, wünsche ich euch viel Spaß.“, sagte ich und verabschiedete mich von meinem Ehemann. Doch zuvor hatte auch ER noch eine Frage gestellt: „Ist Derek bei dir?“
„Ja. Und Kevin ebenfalls.“, was mir wichtig war zu sagen (!). Wir sind noch immer im Büro. Wolltest du ihn sprechen?“
„Nein.“
Ich gedachte nicht, weitere Intimitäten anzusprechen. ER hatte es ebenso nicht getan was Alexa betraf. Das ich die Nacht mit Derek verbracht hatte, wusst er sicherlich. Oder konnte es sich denken.

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Trotz unseres Diskurses der Verständigung und aller Liebe zu mir, ist Derek ziemlich beschäftigt. Vor allem mit seinen Eltern. Jetzt, wo alle beide hier im Zentrum sind.
Sein Vater ist in der Tat ein eigenartiger Mensch. Und mir wähnt, nicht nur rassistisch. Was doch recht verwunderlich ist, da er doch selbst mit einer weißen Frau zusammen war. Dereks Mutter. Und dann ein Japanerin. Was den Gedanken nah legt, dass er doch recht kosmopolitisch sei. Aber offensichtlich doch auch gegen Weiße rassistisch. Oder Reiche voreingenommen. DAS ist in der Tat recht sonderbar. Wer weiß? Kennen lernen, möchte ich ihn jedoch genau genommen nicht. Man verschone mich bitte damit.
So kam Derek tatsächlich gestern erst gegen Abend zu mir. Als er sich los-ge- eist hatte. Ursprünglich beabsichtigte er noch ins Fitnessstudio zu gehen. Da aber Gunnars Abwesenheit ihm endlich die Gelegenheit bot mir nahe zu sein, ließ er dieses und kam viel lieber zu mir. Und auch heute bat ich ihn davon abzusehen. Wovon er nur schwerlich zu überzeugen war.

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Der gestrige Abend war überaus angenehm. Obwohl Emilia Stephansdottir noch einmal vorbei gekommen war, um mit mir zu reden. Nach unserer letzten Unterhaltung war ich doch wieder recht angetan von ihr. Und es war nicht nur die Letzte. SIE war die aller erste Person, mit der ich bereit war zu reden, nachdem ich aus dem Hospital gekommen war. Und SIE war gleichwohl die Erste, die sich erkundigte, wie es mir geht. DAS war für mich doch KEINE Zufälligkeit und man könnte sagen, ein Omen der guten Verständigung.
„Ich hätte da einige Bücher abzugeben.“, merkte sie fast beiläufig an. „Wenn du magst, kannst du sie lesen.“ Ich stimmte zu. Natürlich war die Unterhaltung nicht so rasch beendet. Wir kamen von einem zum anderen und ihr Besuch zog sich hin. Allerdings war es, wie immer, überaus interessant. Zum Abschluss gab sie mir den Hinweis auf die Mutterlandbriefe, welche ich mir im Netzt herunter laden könne. Selbstredend nehme ich diese Empfehlung mehr als bereitwillig an und lese........
Als ich mit Derek dann alleine war, war ich voller Liebe zu ihm und....er zu mir. Allerdings hatte ich bereits recht früh mit der Müdigkeit (Fatigue) zu kämpfen. Hatte aber dennoch die Absicht, mit ihm intim zu werden. Ich sehnte mich (so sehr!) danach.
„Gleich was geschieht, oder wie müde ich auch sein mag, wir schlafen heute noch miteinander.“, sagte ich zu ihm. Woraufhin er, fairer Weise, abgelehnte.
„Das kann ich nicht. Glaubst du wirklich, das tue ich dir an? Wenn du schlafen musst, dann schlafe. Ich kann auch noch einen Tag warten. Mir macht das nichts aus. Ich bin nicht wie dein Ehemann.“
Oh! Das war eine klare Ansage und wir wechselten noch einige Sätze darüber. An noch mehr Vergleichen und Konversation dieser Art war ich dann nicht mehr interessiert.
Und gut, dass wir uns dazu entschlossen hatte, es am Abend zu tun. Am Morgen war ich zu unruhig und bin umgehend nach dem Wachwerden aufgestanden. Es gab noch zu tun im Büro und ich wollte es rasch hinter mir lassen. Ebenso hatte ich mit Marie abgesprochen eine Firma zu engagieren, welch unser beider Hochzeitstage ausrichten wird. (Gleichwohl gestern, nachdem Gunnar und Alexa gegangen waren, hatte ich angewiesen, mein Haus zu reinigen und vor allem die Betten zu überziehen. Das sei nur einmal so angemerkt.)
Trotz aller Absichten und Pläne für den heutigen Tag, hatte ich ausgeschlafen und mit Derek das Frühstück in Ruhe eingenommen. Gleich danach waren wir ins Büro gegangen, wo Kevin bereits auf uns wartete.
„Bin ich denn der Einzige, der hier arbeitet?“, hatte er lauthals im Spaß gefragt und dann gelacht.
„Verzeih’. Ich bin einfach noch so müde.“
Und schon wurde Kevins Stimme sanfter. „Dann geh’ doch besser und ruh’ dich aus. Wir beide machen das schon.“ Er sah Derek an und der nickte.
„Nein. Nein. Ich bin dabei.“, widersprach ich ihm. „Wir erledigen das alles gemeinsam. Wir drei. Wenn es gut läuft, können wir mittags fertig sein.“, mutmaßte ich. Die beiden nickten.
Kevin rollte heran und griff nach meiner Hand. „Aber eines versprichst du mir. Wenn du nicht mehr kannst, hör bitte auf.“ Sein ernster Blick wartete auf meine Zustimmung.
Jetzt, nickte ich.
„Okay.“ Ich drückte seine Hand währenddessen ich ihm tief in die Augen sah. Und am aller liebsten.......(hätte ich mir gewünscht, mit Kevin allein zu sein).
Sein Pfleger Max meldete sich bei ihm ab. „Wenn du es erlaubst, gehe ich jetzt schwimmen.“
Kevin gewährte es ihm. „Ich würde das auch gern einmal wieder tun.“, merkte er noch an und senkte den Kopf ein wenig betrübt.
„Na, das lässt sich doch einrichten.“ Max Bernhardt grinste Kevin an. Und Kevin war zufrieden. Späterhin kam Matthias Kröning, sein zweiter Pfleger, mit Kevins Lebensgefährtin Janina, und holte ihn ab.
„Geh’ nur.“, sagte ich zu ihm. „Es sind nur noch wenige Dinge zu tun. Derek und ich schaffen das schon. Mach’ dir keine Sorgen. Im Allgemeinen bist DU es, der hier die Fahne hoch hält. Also geh’....sorglos.....in dein Wochenende.“
„Was ist nun eigentlich mit dem russischen Juden?“, fragte er noch.
Ich räusperte mich. Denn diese Thematik war nicht für fremde Ohren, wie Janinas, oder die von Matthias Kröning bestimmt. Dessen ungeachtet antwortete ich kurz und unverfänglich darauf. „Ich rede mit Ryan und Troels darüber.“ Mehr mussten die beiden ungebetenen Gäste nicht hören.

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Zum Lunch hatte mich Kevin überredet, so genanntes fast food zu mir zu nehmen. Er erfreut sich gelegentlich daran. Pommes, Ketschup und ein minimales Stück von seinem Hähnchenschnitzel, waren meine Favoriten. Nebenher noch richtig schön fertigen Reibekuchen dazu. Welchen sich Kevin, speziell für sich und nach seinen Wünschen hatte anfertigen lassen. Und der schmeckte so unheimlich gut!!!!!! Grins! Derek rümpfte die Nase. Er war, er IST der Perfektionist (in Sachen Muskelaufbau und der dementsprechende Diät dazu. Obendrein noch ein Gesundheitsfreak). Um meine Verfehlungen komplett zu machen, trank ich gleich danach noch einen Kaffee dazu....und jetzt, ausnahmsweise, den Zweiten.

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Bevor ich begann zu schreiben, meldete sich Derek ab. Er gedachte nach seinen Eltern zu sehen. Insbesondere nach seiner Mutter. Und auch heute verzichtet er, um meinetwillen, auf seine Zeit im Fittnessstudio. Morgen wird er genug Freiraum dafür haben. Denn ich erwarte Gunnar zurück.