Donnerstag, 10. April 2014

Ich fließe weiter.....außerhalb der Konkurrenz



Angesichts dieser Ereignisse war ich nur wenig bereit mich den Clan Schwestern zu widmen.
Andererseits hatte ich noch nicht einmal daran gedacht, ob Ellen und Natalja von Lara und Ming wussten.
Im Augenblick herrscht ein ziemliches Durcheinander in meinem Kopf, was ich ordnen musste. Und ich gedachte es zügig zu tun. Hatte nicht die Absicht zu viel Zeit mit den bereits bestehenden Gegebenheiten zu verlieren, die mit Gunnar vor die Nase setzte und welche ich nicht zu  ändern vermochte.
Ich war wütend, aber in gleichem Maße desillusioniert.
Natürlich hätte ich Gunnar verlassen können. Aber wozu?
An Gunnars Liebe zweifle ich keineswegs. Muss aber nun mit den Tatschen leben. Zumindest vorerst. Da mir Gunnar die Hoffnung schenkte, dass sich die Konkubinen womöglich doch irgendwann, in ferner Zukunft, verflüchtigen würden.
Ist es tatsächlich anzunehmen, dass Gunnar „lernt“ nur mit mir allein zu leben?
Um ehrlich zu sein, halte ich dies für überaus unwahrscheinlich. Was offenkundig bedeuten mag, dass ich, auf welche Weise auch immer, mit anderen Frauen neben mir, konfrontiert werde und leben muss.
Ich vermag mir nicht vorzustellen, dass alle Ehepaar so leben. Gunnar ist in der Tat ein ganz „besonderer Fall“. Und dazu noch mein Seelenpartner.
Hätte ich mich womöglich für Adam entscheiden sollen? Auch er wäre mir sicherlich nicht auf Dauer treu gewesen.
Die Männer scheinen in der Tat ALLE, ohne Ausnahme, auf irgendeine Weise untreu und abtrünnig zu sein , oder zu werden. Selbst der gute, alte Troels betrügt seine Anette mit mir, ohne dass sie davon weiß.

Gunnar ließ mir Zeit zur Akzeptanz und um meinen Ärger verrauchen zu lassen.
Trotz alledem traf ich mich nach dem Lunch, welchen ich im Haus und ohne Gunnar einnahm, mit Natalja und Ellen und erzählte ihnen von Gunnar Offenbarungen.
Sie wussten bereits davon.
„Er hatte es erwähnt.“, sagte Ellen betreten und senkte den Blick.
„Er wusste nicht, wie er es dir sagen sollte.“, verteidigte Natalja Gunnars Tun.
„Und ihr seid gewillt es hinzunehmen?“, fragte ich in der Hoffnung auf Widerstand, der nicht kam. Im Gegenteil sie/wir alle versuchten Gunnar zu verstehen. Zu erklären, aus welchem Grund er das tat. Aber es schien keinen Besonderen zu geben.
„Ja. In der Tat. Es ist eine Welt der Männer. In der sie tun können, was immer ihnen beliebt.“
„Leben wir nicht alle in dieser patriarchalen Welt, die uns ihre Regeln aufzwingt, Hirnwäsche betreibt und Depressionen aller Art verpasst.“, rezitierte Ellen Emilia Stephansdottir.
„Ja. So ist es. Die Sekte, die Gunnars Sexualität, nach seinem frühen Ausbruch aus seiner Familie, schon im Teenie Alter formte, konnte erst in einer solchen männlich orientierten Gesellschaft gedeihen.“
Wir diskutierten noch eine lange Weile in Emilias Manier. Schäumten über vor Flüchen auf diese patriarchale Welt und entschlossen uns zu guter Letzt Lara De Wit und Ming Bei als erste zu uns einzuladen. Nur Ming bei, war nicht aufzufinden. Ob sich Gunnar, nach dem „Freibrief“, welchen er am Morgen erhalten hatte, bereits mit ihr vergnügte? Da er ebenso wenig aufzufinden war.
Wir drei waren uns einig, den Frauen keinerlei Vorwürfe zu machen. Was gleichwohl gut so gewesen war. Denn Lara de Witt erschien mir ebenso wie Natalja ein sympathisches, warmherziges, angenehmes Wesen zu sein. Nicht kühl, berechnend oder ganz und gar seelenlos. Suchte Gunnar seine Mätressen etwa nicht ausschließlich nach der Schönheit aus? Sonder in gleichem Maße nach dem Charaktereigenschaften? DAS würde ihm sogar ähnlich sehen! Zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. So war zumindest gewährleiste, dass wir uns annähernd gut miteinander verstünden. Daher war anzunehmen, dass Ming Bei ähnliche Charakterzüge wie Natalja, Ellen und Lara aufzuweisen hatte.
Selbstredend war auch mein Ansinnen die Clan Schwestern nicht nach ihren Äußerlichkeiten zu bewerten. Sondern in ihr Innerstes zu sehen, ob sie geeignet sind für eine Schwesternschaft. Wo wir uns vor allem gegenseitiger Respekt entgegen bringen. Und wo es keine eifersüchtigen Dispute und kleingläubigen Diskussionen gibt. Wo eine die andere schätzt wegen der Dinge die sie kann und nicht schmäht wegen der Dinge, welche ihr nicht zueigen sind.
Ich bin mir allerdings nicht wirklich sicher, ob mir dies innerhalb einer patriarchalen Welt überhaupt gelingt.

Wie wir vermuteten, hatte sich Gunnar bereits auf Ming Bei gestützt. Sie kam nach Margherita Milano, Sui Chen, Rachel Bennet und Anna Sophia Robson, die mir mit ihren zwanzig Jahren für unsere Schwesternschaft beinahe zu jung erschien, als letzte zu uns und wir sprachen mit ihr in der Tat wie mit einer Schwester. Auch bei ihr stellten wir fest, dass sie trotz ihres aufreizenden Schlafzimmerblickes durchaus sympathisch und liebenswert war. Sie ist so sanftmütig, freundlich und anständig wie Zuckerfötzen. Zumindest unser aller und erster Einschätzung nach.
So standen nun die ersten neun Mitglieder der Clan Schwerstern fest.
Sarah konnte an diesem Nachmittag nicht bei uns sein. Sie hatte Dienst und ich informierte sie am Abend kurz über die Geschehnisse des Tages.

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Erst zum Dinner sah ich Gunnar wieder. Ich trat ihm verhältnismäßig gefasst, wenn gleichwohl ein wenig unsicher entgegen. Was er natürlich, trotz seiner guten Laune, die offensichtlich auf das Intermezzo mit Ming Bei zurückzuführen war, bemerkte.
Nicht das sich seine Miene verfinsterte, als er sich zu mir setzte. Jedoch wurde sie um einiges ernster. „Ist alles okay mit dir?“, fragte er eher vorsichtig an.
„Ja. Natürlich. Habe ich denn eine Wahl?“
„Eine Wahl hat man immer.“ (Und er verwendete das Wort „man“ und nicht „du“.)
„Dennoch hoffe ich nicht, dass du unsere Zusammensein, unsere Ehe, die Seelenpartnerschaft aufgibst, nur weil ich zeitweilig ein wenig ausschweifend lebe.“
„Ausgezeichnet formuliert.“ Ich nickte anerkennend.
Gunnar grinste.
Ich schnaufte. „Nein. Das tut ich nicht. Jedoch so selbstverständlich sind diese anderen Frauen und meine Zugeständnisse nicht und ich hoffe, dass diese Affären  tatsächlich in geraumer Zeit ihr Ende finden.“
„Das wird wohl so sein.“, bestätigte Gunnar abschließend und ging zur Tagesordnung über. Gerade so, als wäre alles ganz normal und er hätte sich nicht gerade zum König seiner fünf Frauen gekürt.

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Alldieweil ich meinen Missmut über Lara und Ming Bei nicht gänzlich zu verbergen vermochte, erneut unzählige Versprechen von Gunnar am Abend:
„Du wirst es nicht bemerken.“
„Es hat keinerlei Einfluss auf unser Leben.
„Ich bin immer bei dir.“
„Du wirst mich kaum vermissen.“
„Ich liebe dich und keine andere.“
„Du Rea, bist meine Frau und wirst es immer bleiben.“
Bla, bla, bla....


Dann die unvermeidliche Frage: „Wo warst du heute Nachmittag?“
„Im Office.“
„Wohl eher darüber.“, bemerkte ich trocken.
„Ja. Dort war ich auch.“
„Und mit wem?“
„Du weiß es doch bereits.“
„Ming Bei. Nicht wahr?“
„Ja.“

Er lenkte unser Gespräch auf die Clan Schwestern und ich erzählte ihm davon.
Dann noch eine kurze Debatte über die kriminellen Subjekte, die uns zusetzten. Alldieweil es bislang noch keine Zeit weiter gab, darüber zu sprechen. Ich befürchtete in der Gegenwart deren Anwälte womöglich etwas Falsches geäußert zu haben und wir gingen noch einmal alles durch.
Letztendlich kamen wir zu dem Schluss, dass es nun ohnehin zu spät sei etwas daran zu ändern. Was gesagt war, war gesagt.
Nichtsdestotrotz hatten uns unsere Feinde, nachdem sie die letzte Schlacht verloren hatten, nur wenig zur Ruhe kommen lassen. Denn meine Anwälte hatten Gunnar darüber informiert, dass ein erneuter Angriff bereits im Gange wäre. Was selbstredend mehr als beunruhigend war.
Dennoch fanden wir über die gemeinsamen Probleme und Alltäglichkeiten zu unserem „normalen“ Alltag zurück. Aller Angriffe, Konkubinen und Liaisons zum trotz.
Gunnar ließ überdies anklingen, dass er es (natürlich!!) schätzen würde, wenn wir Frauen uns untereinander weitestgehend gut miteinander verstünden.
Ich nickte nur beiläufig. Denn ich gedachte diese Thematik für heute Ruhen zu lassen. Es war mir nicht mehr nach reden, sondern eher nach ausruhen zumute.
Gunnar legte seinen Arm um meine Schulter, zog mich zu sich heran, was ich willig geschehen ließ, und drückte mich an sich.
Er war/ist beim mir und liebt mich. Das ist alles was zählt!

Kein Sex. Natürlich war ich zu müde. Zu erschöpft von den Ereignissen der letzten Tage. Gunnar riet mir ohnehin mich in jeglicher Hinsicht zu entspannen nach dieser durchgehenden Hektik der letzten Zeit. Ich wusste genau, dass er damit Recht hatte, alldieweil mich am Abend, während wir fern sahen, eine heftige Panik-Attacke schüttelte, die Gunnar gekonnte und liebevoll abfing.
„Sie können uns nichts tun. Wir sind in jedem Fall auf der sicheren Seite.“, suchte Gunnar mich zu beruhigen und bezog sich auf den Ärger mit den kriminellen Subjekten, die uns nun offenbar weiterhin zusetzten. Denen wir jedoch mit Gelassenheit begegnen sollten.

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„Warst Du weg, heute Nacht?“, fragte ich Gunnar nach dem genüsslichen Schmusen und Räkeln am Morgen.
Er schmunzelte. „Wird das jetzt die tägliche Morgenfrage?“
„Ja. Vermutlich.“

Gleichwohl man beschließt alles ruhen zu lassen, kreisen die Gedanken dennoch weiter um die anliegenden Themen. Und selbstverständlich dachte ich über (meine Mitfrauen) Gunnars Mätressen nach und kam zu dem Schluss: Umso mehr Konkubinen es sind, umso weniger Aufmerksamkeit schenkt er jeder Einzelnen. Und ich, stehe ohnehin außerhalb der Konkurrenz.