Sonntag, 22. Juni 2014

Jedem seine Pläne – Mein „altes ICH“ und das Reisefieber



Ich sprach noch einmal mit Gunnar über meine Reisepläne nach New Orleans und er stimmte ihnen letztendlich zu. Alldieweil Erik nach einem längeren Gespräch mit ihm zusagte hatte uns zu begleiten. Wovon er uns noch am gestrigen Nachmittag in Kenntnis setzte. „Aber erst in einer Woche.“, legte er dann umgehend fest und hatte sich somit doch einigermaßen rasch entschieden. „Denn ich habe Snezana versprochen, am Mittwoch die Kräuterwanderung durchzuführen.“
In der Tat hatten sich unerwartet viele Frauen dafür interessiert und darüber hinaus  übernimmt nun Snezana mehr als bereitwillig und mit einer gehörigen Portion Enthusiasmus die Leitung der Clan-Schwestern. Ihr Engagement kommt mir mehr als gelegen. Weil mir der Anblick dieser vielen Frauen, oder ganz und gar das Zusammensein mit ihnen ein gewisses Unwohlsein verursacht. Was selbstredend  und mit Gewissheit in Gunnars kleineren und größeren Affären begründet liegt.
„Das kommt mir gelegen.“, höre ich meine Gedanken mit Gunnars Stimme wieder hallen, der auf Onkel Eriks Vorschlag antwortet. „Denn am nächsten Wochenende sind die Miss-Summer-Wahlen.“
„Die du natürlich um keinen Preis versäumen möchtest.“, fügte ich ein wenig zynisch an. Was Gunnar mit einem missbilligenden Seitenblick honorierte.

Während ich nun so da saß und Gunnar dabei zusah wie er mit den Zwillingen spielte, sann ich darüber nach, dass ich doch gut und gerne auf die Miss-Wahlen verzichten konnte. Wozu mir das antun?! Und im gleichen Augenblick kam ein Stück meines alten Rea-Ich’s aus den Tiefen meines Inneren und eröffnete mir einen Plan. So, wie es früher immer gewesen war, und womit sich nun eine Kette der Ereignisse in Bewegung setzte, dessen Herrin ich nicht mehr zur Gänze war.

`Warum fliegst du nicht allein?´ Sagte die Stimme in mir.
Hhmmm. Ja. Warum eigentlich nicht eine Woche früher und ohne Gunnar fliegen? Er kann schließlich nachkommen. An Gesellschaft und Gespielinnen wird es ihm nicht mangeln. Und wieso wähle ich nicht selbst jemand aus, der mich begleitet? Wobei ich selbstredend an Jason Anekelea und ebenso an Derek Moore dachte. Jedoch zuvor musste ich Gunnar von meinen Plänen unterrichten. Nur wie beginnen?
`Auf einen günstigen Moment warten und dann mit sicherer Stimme sprechen. Gerade SO, als wäre der Entschluss bereits gefasst und unumstößlich.´, kam meine „innere Stimme“ erneut hervor und gab mir die Antwort.
Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht und ich musste schmunzeln. Es war gut festzustellen, dass da doch noch eine Rea war, welche mir gut in Erinnerung und vertraut gewesen war.

Gedacht. Getan.
Nur von Jason oder Derek erwähnte ich selbstverständlich Gunnar gegenüber nichts. Ohnehin hätte ich sie erst fragen müssen.
Gunnar war perplex. Zog die linke Augenbraue nach oben und machte ein erstauntes Gesicht.
Ich muss überzeugend gewesen sein. Denn es folgte keinerlei Widerrede, nur ein doch eher zögerliches „O-k-a-y.“
„Warum nimmst du mich nicht mit?“, fragte Kevin unerwarteter Weise, der an unserem Tisch gesessen und der Unterhaltung beigewohnt hatte. Und ich wähnte da einen Anflug von Witz in seinen Augen zu erkennen. Vermutlich war er ohnehin nur den Spuren von Anna Vanderhoof gefolgt, die ihn hier her zu uns geführt hatten. Dachte ich und verwarf bereits im ersten Augenblick den Gedanken, ihn tatsächlich mit mir kommen zu lassen. Nur vermochte ich eine solch’ kompromittierende Antwort aus Höflichkeitsgründen nicht in dieser Weise zu gestehen und zuckte infolgedessen vorerst mit den Schultern, ohne mich weiter dazu zu äußern.
Gunnar indes beobachtete meine Mimik und stöberte in meinem Kopf. Nur konnte er nichts finden, wo (noch) nichts war. Denn mein Plan war zu diesem Zeitpunkt nach wie vor wage und mehr als unausgegoren. Jedoch musste ich mich umgehend entscheiden. Tat es auch und buchte sofort zwei Plätze nach New Orleans.
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Gunnar selbst, war die ganze Nacht über bei mir gewesen. Zumindest sagte er das und ich vermutete er bereute seine nächtliche Loyalität. Obgleich er doch gestern einige Male für kurze oder längere Zeit verschwunden gewesen war.
Später erfuhr ich, dass er etwa eine Stunde bei Ellen und eine Zweite mit Lara verbrachte.
 Am späteren Abend hatte er dann noch einmal Malika aufgesucht, der es nicht gut zu gehen schien.
„Ich habe sie NICHT gefickt.“, ließ er Augen zwinkert in meine Richtung verlauten, als er nach etwa einer halben Stunde zurückkam.

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Heute Morgen, auf dem Weg zum Restaurant, welchen wir ein wenig ausgedehnt hatten, begegnete uns Jason Anekelea. Im Doppelpack mit Derek Moor. (Ein Zeichen?)
Überdies kreuzen fortwährend „Hinweise“ auf New Orleans in Form von Musik, movies oder anderen Sinnbildern meinen Weg. (Ebenso ein Zeichen?!)
Jedoch Marie würde ich dort nicht gern in meiner Nähe wissen. Wir sind nicht mehr die Freundinnen, welch wir einmal waren. Es würde mir die Zeit dort verderben!
Infolge dieser Gedanken war ich bereits gestern, am späteren Abend, während einer passenden Gelegenheit auf Henrik zugegangen, um in Erfahrung zu bringen, wann Marie gedenkt nach New Orleans zurück zu reisen.
Henrik schüttelte energisch mit dem Kopf. „Nein.“, sagte er. „Ich bin froh wieder hier zu sein und werde Schweden mit Sicherheit nicht so schnell wieder verlassen. Egal was Marie auch sagen wird.“
Ausgezeichnet! Dachte ich. DAS war geklärt!
Nun bleibt nur noch die Frage wer mich tatsächlich begleitet. Und ich sollte mich zügig entscheiden. Denn zwei Flüge sind gebucht. First Class. Morgen, Montag der 23. Juni um 12.20 Uhr. Ab Arlanda. Mit Britsh Airways.