Melancholische Jetlag-Schlafstörung
Es ist kurz nach vier Uhr und ich
kann nicht schlafen. Sodann gedachte ich zu schreiben und es dann erneut zu
versuchen.
Nachts ist es hier ohnehin am
reizvollsten. Die Geräusche der Natur allein, sind mystisch und die Düfte
betörend. Ich liebte es stets in der Nacht spazieren zu gehen. Und auch jetzt
sitze ich hier auf der Veranda und lausche den Stimmen der Nacht aktiven Tiere.
Ab und an ein gequälter Schrei, welcher sicherlich im Gesetzt der Natur begründet
liegt: Der Stärkere überlebt. Und bis vor kurzem hörte ich noch melancholische
Fiedelmusik aus der Ferne. Aber der Akteur scheint sich nun seinen Träumen
zugewandt zu haben.
Ich empfinde es ohnehin als überaus
anstrengend, aus der kühlen Schweden-Zeit heraus in die Schwüle von New Orleans
zu fallen. – Jetlag. – Die Hitze hier ist beinahe unerträglich und es soll
noch heißer werden. Im Augenblick jedoch ist das Wetter durchwachsen. Es kann
auch schon einmal düster und regnerisch sein, mit einer Luftfeuchtigkeit von
über neunzig Prozent.
-------
Kevin war überwältigt, als er das
Anwesen sah. Alle anderen ebenso.
Die Zimmer sind verteilt. Die
Leinentücher von dem Mobiliar gerissen. Es wurde geputzt, gekocht und sich
eingerichtet.
Die Familie des Verwalters packte
eifrig mit an. Ohnehin hatten sie bereits vorausgearbeitet, seitdem sie wusste,
dass wir anreisen.
Familie Turner ist noch nicht lange
bei uns. Marie hatte sie vor einiger Zeit ausgesucht, als klar wurde, dass sie
des Öfteren in Schweden verweilen würde. Maries Mutter Ruby Jane hingegen, will hier allein
nicht bleiben und Ruby Janes Bruder Charles wohnt in Biloxi.
Familie Turner, Vater Abraham, Mutter
Sheri, Tochter Veronica und Sohn Nathan
scheinen tüchtige Leute zu sein und sie waren mir, erstaunlicher Weise,
sofort sympathisch. Alle vier. Ein gutes Omen...hoffe ich!
Zur Begrüßung wurde uns Bicuits und
Iced Tee kredenzt.
-------
Kevins Wünsche
Kevin gefiel es auf Anhieb hier so
gut, dass er sogleich daran dachte, seinen Sohn nachkommen zu lassen. Ohnehin
wollte er ihn alsbald zu sich nehmen.
„Er muss es sehen. Das Haus, den Garten und
das Grundstück. Es wird ihm gefallen.“
„Nun. Deine Schwiegermutter wird
nicht begeistert davon sein.“, gab ich zu bedenken.
„Eine Nanny würde ich zudem noch
brauchen.“, spann er, ohne auf meine Worte zu achten, den Faden weiter.
„Anna Vanderhoof.“, folgte ich nun
gleichwohl seinen Gedanken.
Kevin machte ein säuerliches Gesicht
und schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Keine Junge.“
„Eine Alte?“, spielte ich die Charade
mit.
Wieder ein „Nein.“
„Ein Mann?“
Kevin grinste kurz. „Max und Matthias
genügen mir.“
„Dann eine Frau mittleren Alters?“
„Hast du etwa schon jemand im Auge?“
„Vielleicht. Denke noch einmal
darüber nach. Dann können wir ernsthaft reden.“, bemerkte ich schloss somit
diese Thematik ab.
Wir unterhielten uns noch eine Weile
und ich konnte das Feuer in Kevins Augen sehen. Die Flut der Gefühle, welche er
mir entgegen brachte. „Ich liebe dich.“, sagte er unvermittelt.
Ich lächelte.
Nach einer Weile noch ein unverhoffte
Satz/Wunsch: „Ich will mit dir ficken.“
Hüstel. Räusper. Pust.
„Was ist?“, frage er in Anlehnung
unserer letzten Unterhaltung in Schweden. „Empfindlich geworden?“
„Tusche!“, blieb mir da nur zu sagen.
Kevin war schon immer ein gewitzter Unterhalter.
Vereinzelte Bilder von mir und Kevin
kamen mir nach unserem Gespräch in den Sinn. Wie er mich beispielsweise ein wenig unsanft auf dem Küchentisch in seiner Wohnung genommen hatte. So feurig und leidenschaftlich wie er zumeist gewesen war. Er
mochte es zuweilen auch hart und heftig. Daran konnte ich mich nur noch all
zu gut zu erinnern und auch daran, dass ich ihn in seiner dynamischen
Leidenschaft stets zu bremsen suchte.
Dennoch vermochte Kevin durchaus ebenso
zärtlich und überaus liebevoll zu sein. Er ist ein überaus emotionaler Mensch. Was
ihm in seinem Job zu Gute kam.
„Es ist schon so lange her.“,
bemerkte ich melancholisch. „Dass wir intim miteinander waren.“
„Ja. In der Tat.“