Mittwoch, 25. Juni 2014

Melancholie und Jetlag


Melancholische Jetlag-Schlafstörung
Es ist kurz nach vier Uhr und ich kann nicht schlafen. Sodann gedachte ich zu schreiben und es dann erneut zu versuchen.
Nachts ist es hier ohnehin am reizvollsten. Die Geräusche der Natur allein, sind mystisch und die Düfte betörend. Ich liebte es stets in der Nacht spazieren zu gehen. Und auch jetzt sitze ich hier auf der Veranda und lausche den Stimmen der Nacht aktiven Tiere. Ab und an ein gequälter Schrei, welcher sicherlich im Gesetzt der Natur begründet liegt: Der Stärkere überlebt. Und bis vor kurzem hörte ich noch melancholische Fiedelmusik aus der Ferne. Aber der Akteur scheint sich nun seinen Träumen zugewandt zu haben.


Ich empfinde es ohnehin als überaus anstrengend, aus der kühlen Schweden-Zeit heraus in die Schwüle von New Orleans zu fallen. – Jetlag. – Die Hitze hier ist beinahe unerträglich und es soll noch heißer werden. Im Augenblick jedoch ist das Wetter durchwachsen. Es kann auch schon einmal düster und regnerisch sein, mit einer Luftfeuchtigkeit von über neunzig Prozent.

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Kevin war überwältigt, als er das Anwesen sah. Alle anderen ebenso.
Die Zimmer sind verteilt. Die Leinentücher von dem Mobiliar gerissen. Es wurde geputzt, gekocht und sich eingerichtet.
Die Familie des Verwalters packte eifrig mit an. Ohnehin hatten sie bereits vorausgearbeitet, seitdem sie wusste, dass wir anreisen.
Familie Turner ist noch nicht lange bei uns. Marie hatte sie vor einiger Zeit ausgesucht, als klar wurde, dass sie des Öfteren in Schweden verweilen würde. Maries  Mutter Ruby Jane hingegen, will hier allein nicht bleiben und Ruby Janes Bruder Charles wohnt in Biloxi.
Familie Turner, Vater Abraham, Mutter Sheri, Tochter Veronica und Sohn Nathan  scheinen tüchtige Leute zu sein und sie waren mir, erstaunlicher Weise, sofort sympathisch. Alle vier. Ein gutes Omen...hoffe ich!
Zur Begrüßung wurde uns Bicuits und Iced Tee kredenzt.  

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Kevins Wünsche
Kevin gefiel es auf Anhieb hier so gut, dass er sogleich daran dachte, seinen Sohn nachkommen zu lassen. Ohnehin wollte er ihn alsbald zu sich nehmen.
 „Er muss es sehen. Das Haus, den Garten und das Grundstück. Es wird ihm gefallen.“
„Nun. Deine Schwiegermutter wird nicht begeistert davon sein.“, gab ich zu bedenken.
„Eine Nanny würde ich zudem noch brauchen.“, spann er, ohne auf meine Worte zu achten, den Faden weiter.
„Anna Vanderhoof.“, folgte ich nun gleichwohl seinen Gedanken.
Kevin machte ein säuerliches Gesicht und schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Keine Junge.“
„Eine Alte?“, spielte ich die Charade mit.
Wieder ein „Nein.“
„Ein Mann?“
Kevin grinste kurz. „Max und Matthias genügen mir.“
„Dann eine Frau mittleren Alters?“
„Hast du etwa schon jemand im Auge?“
„Vielleicht. Denke noch einmal darüber nach. Dann können wir ernsthaft reden.“, bemerkte ich schloss somit diese Thematik ab.
Wir unterhielten uns noch eine Weile und ich konnte das Feuer in Kevins Augen sehen. Die Flut der Gefühle, welche er mir entgegen brachte. „Ich liebe dich.“, sagte er unvermittelt.
Ich lächelte.
Nach einer Weile noch ein unverhoffte Satz/Wunsch: „Ich will mit dir ficken.“
Hüstel. Räusper. Pust.
„Was ist?“, frage er in Anlehnung unserer letzten Unterhaltung in Schweden. „Empfindlich geworden?“
„Tusche!“, blieb mir da nur zu sagen. Kevin war schon immer ein gewitzter Unterhalter.
Vereinzelte Bilder von mir und Kevin kamen mir nach unserem Gespräch in den Sinn. Wie er mich beispielsweise ein wenig unsanft auf dem Küchentisch in seiner Wohnung genommen hatte. So feurig und leidenschaftlich wie er zumeist gewesen war. Er mochte es zuweilen auch hart und heftig. Daran konnte ich mich nur noch all zu gut zu erinnern und auch daran, dass ich ihn in seiner dynamischen Leidenschaft stets zu bremsen suchte.
Dennoch vermochte Kevin durchaus ebenso zärtlich und überaus liebevoll zu  sein. Er ist ein überaus emotionaler Mensch. Was ihm in seinem Job zu Gute kam.
„Es ist schon so lange her.“, bemerkte ich melancholisch. „Dass wir intim miteinander waren.“
„Ja. In der Tat.“