Sonntag, 8. Juni 2014

Kein „Rezept“ für den Seelenfrieden




Gunnar kam gegen halb zwei um mich abzuholen. Er fand mich natürlich beim schreiben und surfen mit meinem Notebook vor und er war am gestrigen Tag ebenso spät wie ich. Alldieweil er sich mit einer neuen Fotze vergnügt hatte, wie ich später von Hannes und Vincent erfuhr. Sie war ihm bereits aufgefallen und er hatte sie auch mir gegenüber erwähnt. Die asiatische, magere, und kindlich anmutende Sina Duangan mit dem niedlichen Leberfleckchen im Gesicht.
Da scheint mir doch keine Bereitschaft zur Einsicht vorzuliegen!
Oder ist es die Torschlusspanik vor dem Wollen einer vernünftigeren Lebensführung? Noch einmal alles auf eine Karte setzen und auf die Spitze treiben. Noch einmal alles ausprobieren und auskosten. Sich mit fliegenden Fahnen in jedes Aberteuer stürzen, welches bereitwillig die Beine spreizt.
`Lass mir Zeit!´, hat er gesagt. Ja. Natürlich kommen Einsicht und  Rückkehr zu einem „normalen“ Leben nicht von heute auf Morgen. Das ist mir durchaus bewusst. Aber beginnen könnte man derweil schon!
Nun, vielleicht verkenne ich die Situation und Gunnar findet in seinen Gedanken bereits zur Vernunft und einem Wandel. Andererseits vermute ich kein wirkliches Ende. Keine Lösung in meinem Sinne.
Wie auch, ob seiner Neigungen und Gelüste?



Meine Karten zeigen unter anderem „Rückzug“ an.
Welcher ist nun wohl gemeint? Im Allgemeinen? Von Gunnar? Vom diary?
Womöglich sollten mich die zahlreichen Affären und Gelegenheitsficks meines Ehemannes je nach Lust und Laune nicht weiter kümmerte? Vielleicht wäre mein Leben um vieles leichter, wenn es mich nicht mehr berührt?
Aber wie,......wenn ich doch weiß, wahrnehme und gelegentlich sogar augenscheinlich dessen gewahr werde?
Ich finde kein Rezept, welches mir Seelenfrieden beschert. Weder das Ignorieren noch das Wissen ist die Lösung. Weder Eifersucht noch der freundschaftliche Umgang mit den anderen Frauen meines Mannes.

-------

Zum Lunch gab ich Natalja zu verstehen, dass ich nicht auf ewig geneigt sein werde Gunnars Verhalten zu tolerieren. Zumindest nicht in diesem überzogenem Maße. Gleichwohl ich um seine Neigungen weiß, welche ICH ihm nicht zu erfüllen vermag.
Sie zuckte mit den Schultern. Wusste auch nicht was sie erwidern sollte.
„Du bist dir doch sicher bewusst, dass das alles nicht endlos so weiter geht?“
„Meinst du nicht“, fragte ich zu Gunnar gewand, „diese Frauen sind attraktiv genug, um sich einen eigenen Mann zu erobern?“ Warum muss es der Meine sein? Dachte ich, sprach es aber nicht aus.
„Ist es nicht bereits ausreichend, wenn du dich um mich kümmern kannst?“ Wenn du dich schon um wen kümmern musst? Denn wie es scheint ist auch DAS eine der vielfältigen Facetten deines Wesens. Dachte ich erneut die letzten Sätze. Schließlich ist es nicht in jedem Fall von Vorteil ALLES auszusprechen. Obgleich ich doch wusste, dass Gunnar sehr genau in meinen Gedanken las.
Gunnar nickte nur, mit einem verstohlenen Seitenblick zu Natalja, die gerade den Nachtisch servierte.

-------

Im unserem Haus angekommen, zog ich Gunnar ins Schlafzimmer.
Nicht dass ich etwa dachte, dass er aufgrund UNSERES intimes Zusammenseins nicht mehr mit den anderen Frauen schlief. Auch ich hatte Bedürfnisse. Und DIE gedachte ich ausschließlich mit meinem Ehemann zu stillen.
`Wie schaffst du das nur?´, hätte ich ihn am aller liebsten gefragt. Sah ihn jedoch nur aufmerksam an und fragte stattdessen grinsend: „Heute Nachmittag noch Lust auf Andere?“
Gunnar schmunzelte. „Nein.“



Befindliches
Gleichgültig, wo es mich auch schmerzt und plagt, Gunnar hat stets den richtigen Griff parat, um meine Beschwerden zu lindern. Selbst Schluckauf beseitigt er im Hand umdrehen.

-------

Ein familiärer Nachmittag nebst Abend auf der Veranda mit Gunnar, Christine, Thomas, Carsten, Stine und Kurt. Erik war ebenso nicht zugegen. Nun ist auch die Frage der Kräuterwanderung für die Clanschwestern geklärt. Erik stimmte zu. Was ich Snezana noch heute mitteilen werden, damit sie die Interessentinnen notiert.

-------

Gunnar war die ganze Nacht über bei mir.
Trotz Verlangen – kein Sex.
Zu müde. Zu abgelenkt. Zu lethargisch.