Sonntag, 1. Juni 2014

Ist Gunnar ein „Switcher“? - und - Wie viel kann ich noch ertragen?



Nun saß ich völlig allein in unserem Haus, tippte vor mich hin und surfte im Internet. Und ich vermochte an nichts anders zu denken wie an Gunnar!
Nein! Das kann es doch nun wirklich nicht sein!
Meine Optionen sind nach wie vor ungebrochen und mannigfaltig. Dachte ich.
Aber ich sandte Gunnar einen sehnsuchtsvollen Text mit der Bitte, dass er alsbald zurückkommen, und nun endlich einmal ein paar Tage am Stück mit mir verbringen solle. Ich verzehrte mich nach ihm. Seinen Händen, seinen Lippen, seinem Körper, seinem Schwanz. Seinen Zärtlichkeiten, seinen Liebkosungen. Seinem Geschmack und seinem Geruch........
Es verlangt mich nicht mehr danach, mich weiterhin zu quälen und eifersüchtigen Gedanken zu folgen. Ich gab nach und sah ein. Wähnte mich nun (gezwungenermaßen) verständnisvoller den je und suche die noch immer währenden missgünstigen Gefühle in meinem Inneren beiseite zu legen. Denn ich wusste, dass sie mir nur schaden. Was jedoch mitnichten einfach war.
Kevin hingegen schmollte. Er wusste und spürte, dass ich viel lieber bei Gunnar sein wollte, auch, wenn ich es nicht laut aussprach. Natürlich verletzte es ihn. Nur,.....konnte er es nicht verstehen???

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Eine leichte Speise zum Lunch. Dennoch verspürte ich Bauchschmerzen.
Gunnar fehlte mir! Ein Gunnar, welcher mich tröstete, in den Arm nahm und mir den Bauch rieb. Ein Gunnar, der mich an sich drückte, mein Leid mit mir teilte und  einiges davon sogar auf sich nahm. Ein Gunnar, der meine Hand hielt und mit mir lachend fern sahen, während wir uns aneinander kuschelten.
Ich blieb noch eine Weile im Restaurant sitzen. Trank einen Kaffee (nach dem anderen) und beobachtete die Gäste. Jedoch saß ich nicht lange so allein. Denn Malika kam zu mir an den Tisch und winkte Snezana, mit der sie gekommen war,  ebenfalls heran, nachdem sie mich gefragt hatte, ob sie Platz nehmen durften. Etwas später setzte sich Ellen noch hinzu und Natalja bediente. Wir unterhielten uns. Sprachen über Diese und Jenes und natürlich auch über Gunnar. „Er ist mit Lara in Stockholm.“, sagte ich und flocht in diesem Zusammenhang Worte und Töne meines Herzschmerzes mit ein. Die jedoch nicht ZU aufdringlich sein durften. Denn jammern, insbesondere vor den Augen und Ohren der anderen Frauen, war nun doch einigermaßen erbärmlich!
„Was ist eigentlich aus den Clan-Schwestern geworden“, fragte Snezana, die ich kaum hörte weil ich abwesend war und daran dachte noch zu Hannes und Vincent zugehen, um mir die DVD’s der letzten Nacht abzuholen.
Sie stupste mich sanft am Arm und sah mich erwartungsvoll an. Ich zuckte mit den Schultern. „Dann überlasse mir doch die Leitung.“, schlug sie vor. „Ich habe da schon so meine Ideen, was sich alles daraus machen lässt.“
„Was denn?“, fragte ich gelangweilt.
„Wir könnten die „magische Stunden“ ins Leben rufen, mit denen, die sich dafür interessieren. Oder auch simple Treffen mit Gesprächen oder ganz einfach Kartenspielen. Wie wir es bereits vorgesehen hatten.“
„Ja. Das war auch meine Ursprungsidee.“, sagte ich und blies laut ausatmend die Luft durch die Lippen.
„Wenn Gunnar so wie so nur immer mit einer von uns zusammen sein kann, sollten die anderen sich nicht grämen, sondern sich treffen und miteinander spielen und  lachen. Meint ihr nicht?“
Ich legte die Stirn in Falten und sah Malika ein wenig zweifelnd an. Sie strahlte wie ein naives Kind. Meinte sie dies tatsächlich ernst?!
Offensichtlich doch. Amazing!

Wir blieben alle vier im Restaurant sitzen bis nach dem Dinner. Dann schlug ich den Weg zu Hannes und Vincent ein, und genau genommen fragte ich mich, warum ich die beiden eigentlich engagiert hatte und ob es nicht an der Zeit wäre sie so allmählich darauf vorzubereiten ihre Arbeit hier wieder zu beenden. Denn ich wusste nun, was ich wissen wollte. Gunnars Umgang mit den anderen Frauen, seinen erwählten Konkubinen, war ebenso liebevoll wie mit mir. Zudem erfuhr ich, dass er nebenher noch gelegentlich mit anderen Frauen fickte, die gerade seinen Weg kreuzten. Neu waren mir jedoch die sadistischen Rollenspiele mit den zwei kindlichen Chinesinnen, alldieweil ich dachte Gunnar sei ausschließlich, oder eher der masochistischen Seite zugetan.
Von Vincent erfuhr ich, nachdem ich mich ein wenig ahnungslos dazu geäußert hatte, dass sich diese Eigenart Switcher nannte.
War Gunnar ein „Switcher“??

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Eigentlich wollte ich noch zu Kevin gehen. Jedoch mimte er den Beleidigten und ich verließ ihn bereits nach wenigen Minuten wieder.
Da sag’ mir noch einer, die Männer hätten nicht ihre Tage.
Nun gut. Kevin mag sich noch immer in der Trauerphase befinden. Überdies und ebenso hat er sich sicherlich noch immer nicht mit seinem Schicksal abgefunden, dass er nun den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen muss.
Infolgedessen ging ich allein nach Hause und wartet......auf Gunnar.

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Gunnar kam spät. Aber er kam.
Er sprach nur wenig über seinen Ausflug mit Lara nach Stockholm. Tat so, als sei alles völlig „normal“.
Ist ein derartiges Verhalten tatsächlich „normal“?
Vermag ich solcherlei weiterhin zu ertragen? Bin ich dazu verpflichtet? Und erneut der Gedanke an den Psychologen. Aber ich sprach ihn vorerst nicht aus. Noch immer nicht. Weil ich genau genommen glücklich darüber war, Gunnar endlich an meiner Seite zu wissen. Warum also mit derlei die Atmosphäre vergiften?
Dennoch tobte in meinem Inneren ein Kampf. Der zwischen der eifersüchtigen, zornige Furie und der verständnisvoll, liebenden Ehefrau.
Die Letztere gewann!

Dessen ungeachtet gab es Diskussionen.
Trotz aller Versöhnlichkeit und übermächtiger Liebe zu Gunnar, war da ein Gefühl der inneren Verbitterung, welches ich nicht zu verdrängen, oder ganz und gar zu töten vermochte. Daher war mein Verhalten widerspenstig und doch einigermaßen unversöhnlich. Selbst im Inneren konnte ich keine wirkliche Freude empfinden. Da war Wut. Unbändiger Zorn, welchen ich in Zaum halten musste.
Gunnar hingegen war duldsam. Etwas anderes wäre für mich gleichwohl unverständlich gewesen. Gleichgültig, wie beleidigt oder trotzig ich reagierte, er blieb gelassen. War liebevoll und fürsorglich, wie er auch sonst immer war. Er schluckte beinahe alles hinunter, was ich ihm mit Worten und Gesten vor seine Füße warf. Nur zuweilen, wenn ihm mein kratzbürstiges Benehmen über die Maßen zu ärgern schien, war auch er ein wenig mürrisch.

Sex gab es keinen. Nicht nur, dass ich gegen Mitternacht, als wir zu Bett gingen, zu müde gewesen wäre, nein, ich gab ihm zu verstehen, dass er keine weiteren Intimitäten nötig hätte, da er bereits anderweitig ausreichend versorgt worden wäre.
Ich hatte in diesem Augenblick keinerlei Verlangen, ihm, meinem Ehemann, der es hätte einfordern können, meinen Körper zu schenken. Alldieweil mir beständig die Gesichter der anderes Frauen vor meinem inneren Auge tanzten. Wie er sie zärtlich streichelte, liebkoste und fickte. Wie er ihre Brüste knetete und ihre Fotzen leckte.
Und nach wie vor tobte der Groll in mir, welchen ich, bis zu diesem, jetzigen Zeitpunkt (!),  noch immer nicht gänzlich niederzulegen vermag!

Es war und ist ein Ausloten der jeweiligen Situation meinerseits, wie weit ich gehen kann, um Gunnar begreiflich zu machen, dass es SO mit uns nicht weiter gehen kann und, dass dies durchaus KEIN normales Verhalten ist, welches ich dulden müsste. Woran sich dann doch der Hinweis auf den Psychotherapeuten anschloss, welchen ich vorsichtig und vage formulierte, nachdem ich ihm versucht hatte klar zu machen, dass ihm seine Sektenvergangenheit, welche er offensichtlich noch immer nicht at acta gelegt hatte, ein Verhalten an den Tag legen ließ, welches man durchaus NICHT als natürlich bezeichnen konnte. Insbesondere, was unsere Beziehung zueinander betraf. Was er mit Blicken von Unverständnis quittierte. Aber andererseits mit: „Ich weiß.“, beantwortete.

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Obgleich wir heute Morgen bereits auf dem Weg zum Restaurant gewesen waren, bestand ich darauf zu Hause zu speisen und wir kehrten tatsächlich um.
Ich wollte niemanden sehen. Niemanden außer Gunnar.

Mein Zorn ist noch immer nicht gänzlich verraucht. Wie könnte er das auch? Jetzt, wo Gunnar bereits erneut zu einer seiner Konkubinen ging. Gleichwohl mit dem Versprechen in Kürze zu mir zurückzukehren.
„Ist es in der Tat so unabdingbar für dich, täglich einige Male ficken zu müssen?“, fragte ich ihn ärgerlich, als er das Haus verlassen wollte.
Er griff nach meiner Hand und zog mich zu sich heran, was ich ein wenig widerwillig geschehen ließ. Er legte seine Arme um meinen Körper und drückte mich an sich. „Nein. Natürlich nicht. Ich halte es auch eine Weile lang ohne Sex aus.“, sagte er grinsend. „Auch wenn du das jetzt nicht glauben magst. Dennoch ist es so. Und ich gehe nicht mit dem Vorsatz zu Malika sie zu ficken. Nein. Sie braucht oftmals nur meine Zuwendung, welche ihr Sicherheit und zumindest ein wenig an Geborgenheit vermitteln kann.“
Sollte ich nun erneut vor Mitgefühl zerfließen und Gunnar voller Verständnis noch dazu auffordern zu ihr zu gehen?
Ich schwieg und ließ meine Hand aus der seinen gleiten als er ging.