Nun
saß ich völlig allein in unserem Haus, tippte vor mich hin und surfte im
Internet. Und ich vermochte an nichts anders zu denken wie an Gunnar!
Nein!
Das kann es doch nun wirklich nicht sein!
Meine
Optionen sind nach wie vor ungebrochen und mannigfaltig. Dachte ich.
Aber
ich sandte Gunnar einen sehnsuchtsvollen Text mit der Bitte, dass er alsbald
zurückkommen, und nun endlich einmal ein paar Tage am Stück mit mir verbringen
solle. Ich verzehrte mich nach ihm. Seinen Händen, seinen Lippen, seinem
Körper, seinem Schwanz. Seinen Zärtlichkeiten, seinen Liebkosungen. Seinem
Geschmack und seinem Geruch........
Es
verlangt mich nicht mehr danach, mich weiterhin zu quälen und eifersüchtigen
Gedanken zu folgen. Ich gab nach und sah ein. Wähnte mich nun
(gezwungenermaßen) verständnisvoller den je und suche die noch immer währenden
missgünstigen Gefühle in meinem Inneren beiseite zu legen. Denn ich wusste,
dass sie mir nur schaden. Was jedoch mitnichten einfach war.
Kevin
hingegen schmollte. Er wusste und spürte, dass ich viel lieber bei Gunnar sein
wollte, auch, wenn ich es nicht laut aussprach. Natürlich verletzte es ihn.
Nur,.....konnte er es nicht verstehen???
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Eine
leichte Speise zum Lunch. Dennoch verspürte ich Bauchschmerzen.
Gunnar
fehlte mir! Ein Gunnar, welcher mich tröstete, in den Arm nahm und mir den
Bauch rieb. Ein Gunnar, der mich an sich drückte, mein Leid mit mir teilte und einiges davon sogar auf sich nahm. Ein Gunnar,
der meine Hand hielt und mit mir lachend fern sahen, während wir uns aneinander
kuschelten.
Ich
blieb noch eine Weile im Restaurant sitzen. Trank einen Kaffee (nach dem
anderen) und beobachtete die Gäste. Jedoch saß ich nicht lange so allein. Denn
Malika kam zu mir an den Tisch und winkte Snezana, mit der sie gekommen
war, ebenfalls heran, nachdem sie mich
gefragt hatte, ob sie Platz nehmen durften. Etwas später setzte sich Ellen noch
hinzu und Natalja bediente. Wir unterhielten uns. Sprachen über Diese und Jenes
und natürlich auch über Gunnar. „Er ist mit Lara in Stockholm.“, sagte ich und flocht
in diesem Zusammenhang Worte und Töne meines Herzschmerzes mit ein. Die jedoch
nicht ZU aufdringlich sein durften. Denn jammern, insbesondere vor den Augen
und Ohren der anderen Frauen, war nun doch einigermaßen erbärmlich!
„Was
ist eigentlich aus den Clan-Schwestern geworden“, fragte Snezana, die ich kaum
hörte weil ich abwesend war und daran dachte noch zu Hannes und Vincent zugehen,
um mir die DVD’s der letzten Nacht abzuholen.
Sie
stupste mich sanft am Arm und sah mich erwartungsvoll an. Ich zuckte mit den
Schultern. „Dann überlasse mir doch die Leitung.“, schlug sie vor. „Ich habe da
schon so meine Ideen, was sich alles daraus machen lässt.“
„Was
denn?“, fragte ich gelangweilt.
„Wir
könnten die „magische Stunden“ ins Leben rufen, mit denen, die sich dafür
interessieren. Oder auch simple Treffen mit Gesprächen oder ganz einfach
Kartenspielen. Wie wir es bereits vorgesehen hatten.“
„Ja.
Das war auch meine Ursprungsidee.“, sagte ich und blies laut ausatmend die Luft
durch die Lippen.
„Wenn
Gunnar so wie so nur immer mit einer von uns zusammen sein kann, sollten die
anderen sich nicht grämen, sondern sich treffen und miteinander spielen
und lachen. Meint ihr nicht?“
Ich
legte die Stirn in Falten und sah Malika ein wenig zweifelnd an. Sie strahlte
wie ein naives Kind. Meinte sie dies tatsächlich ernst?!
Offensichtlich
doch. Amazing!
Wir
blieben alle vier im Restaurant sitzen bis nach dem Dinner. Dann schlug ich den
Weg zu Hannes und Vincent ein, und genau genommen fragte ich mich, warum ich
die beiden eigentlich engagiert hatte und ob es nicht an der Zeit wäre sie so
allmählich darauf vorzubereiten ihre Arbeit hier wieder zu beenden. Denn ich
wusste nun, was ich wissen wollte. Gunnars Umgang mit den anderen Frauen,
seinen erwählten Konkubinen, war ebenso liebevoll wie mit mir. Zudem erfuhr
ich, dass er nebenher noch gelegentlich mit anderen Frauen fickte, die gerade
seinen Weg kreuzten. Neu waren mir jedoch die sadistischen Rollenspiele mit den
zwei kindlichen Chinesinnen, alldieweil ich dachte Gunnar sei ausschließlich,
oder eher der masochistischen Seite zugetan.
Von
Vincent erfuhr ich, nachdem ich mich ein wenig ahnungslos dazu geäußert hatte,
dass sich diese Eigenart Switcher nannte.
War
Gunnar ein „Switcher“??
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Eigentlich
wollte ich noch zu Kevin gehen. Jedoch mimte er den Beleidigten und ich verließ
ihn bereits nach wenigen Minuten wieder.
Da
sag’ mir noch einer, die Männer hätten nicht ihre Tage.
Nun
gut. Kevin mag sich noch immer in der Trauerphase befinden. Überdies und ebenso
hat er sich sicherlich noch immer nicht mit seinem Schicksal abgefunden, dass
er nun den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen muss.
Infolgedessen
ging ich allein nach Hause und wartet......auf Gunnar.
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Gunnar
kam spät. Aber er kam.
Er
sprach nur wenig über seinen Ausflug mit Lara nach Stockholm. Tat so, als sei
alles völlig „normal“.
Ist
ein derartiges Verhalten tatsächlich „normal“?
Vermag
ich solcherlei weiterhin zu ertragen? Bin ich dazu verpflichtet? Und erneut der
Gedanke an den Psychologen. Aber ich sprach ihn vorerst nicht aus. Noch immer
nicht. Weil ich genau genommen glücklich darüber war, Gunnar endlich an meiner
Seite zu wissen. Warum also mit derlei die Atmosphäre vergiften?
Dennoch
tobte in meinem Inneren ein Kampf. Der zwischen der eifersüchtigen, zornige
Furie und der verständnisvoll, liebenden Ehefrau.
Die
Letztere gewann!
Dessen
ungeachtet gab es Diskussionen.
Trotz
aller Versöhnlichkeit und übermächtiger Liebe zu Gunnar, war da ein Gefühl der
inneren Verbitterung, welches ich nicht zu verdrängen, oder ganz und gar zu
töten vermochte. Daher war mein Verhalten widerspenstig und doch einigermaßen unversöhnlich.
Selbst im Inneren konnte ich keine wirkliche Freude empfinden. Da war Wut.
Unbändiger Zorn, welchen ich in Zaum halten musste.
Gunnar
hingegen war duldsam. Etwas anderes wäre für mich gleichwohl unverständlich
gewesen. Gleichgültig, wie beleidigt oder trotzig ich reagierte, er blieb
gelassen. War liebevoll und fürsorglich, wie er auch sonst immer war. Er
schluckte beinahe alles hinunter, was ich ihm mit Worten und Gesten vor seine
Füße warf. Nur zuweilen, wenn ihm mein kratzbürstiges Benehmen über die Maßen
zu ärgern schien, war auch er ein wenig mürrisch.
Sex
gab es keinen. Nicht nur, dass ich gegen Mitternacht, als wir zu Bett gingen,
zu müde gewesen wäre, nein, ich gab ihm zu verstehen, dass er keine weiteren
Intimitäten nötig hätte, da er bereits anderweitig ausreichend versorgt worden
wäre.
Ich
hatte in diesem Augenblick keinerlei Verlangen, ihm, meinem Ehemann, der es hätte
einfordern können, meinen Körper zu schenken. Alldieweil mir beständig die
Gesichter der anderes Frauen vor meinem inneren Auge tanzten. Wie er sie
zärtlich streichelte, liebkoste und fickte. Wie er ihre Brüste knetete und ihre
Fotzen leckte.
Und
nach wie vor tobte der Groll in mir, welchen ich, bis zu diesem, jetzigen Zeitpunkt (!), noch immer nicht gänzlich niederzulegen
vermag!
Es
war und ist ein Ausloten der jeweiligen Situation meinerseits, wie weit ich
gehen kann, um Gunnar begreiflich zu machen, dass es SO mit uns nicht weiter
gehen kann und, dass dies durchaus KEIN normales Verhalten ist, welches ich
dulden müsste. Woran sich dann doch der Hinweis auf den Psychotherapeuten
anschloss, welchen ich vorsichtig und vage formulierte, nachdem ich ihm versucht
hatte klar zu machen, dass ihm seine Sektenvergangenheit, welche er
offensichtlich noch immer nicht at acta gelegt hatte, ein Verhalten an den Tag
legen ließ, welches man durchaus NICHT als natürlich bezeichnen konnte.
Insbesondere, was unsere Beziehung zueinander betraf. Was er mit Blicken von
Unverständnis quittierte. Aber andererseits mit: „Ich weiß.“, beantwortete.
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Obgleich
wir heute Morgen bereits auf dem Weg zum Restaurant gewesen waren, bestand ich
darauf zu Hause zu speisen und wir kehrten tatsächlich um.
Ich
wollte niemanden sehen. Niemanden außer Gunnar.
Mein
Zorn ist noch immer nicht gänzlich verraucht. Wie könnte er das auch? Jetzt, wo
Gunnar bereits erneut zu einer seiner Konkubinen ging. Gleichwohl mit dem
Versprechen in Kürze zu mir zurückzukehren.
„Ist
es in der Tat so unabdingbar für dich, täglich einige Male ficken zu müssen?“,
fragte ich ihn ärgerlich, als er das Haus verlassen wollte.
Er
griff nach meiner Hand und zog mich zu sich heran, was ich ein wenig widerwillig
geschehen ließ. Er legte seine Arme um meinen Körper und drückte mich an sich.
„Nein. Natürlich nicht. Ich halte es auch eine Weile lang ohne Sex aus.“, sagte
er grinsend. „Auch wenn du das jetzt nicht glauben magst. Dennoch ist es so.
Und ich gehe nicht mit dem Vorsatz zu Malika sie zu ficken. Nein. Sie braucht
oftmals nur meine Zuwendung, welche ihr Sicherheit und zumindest ein wenig an
Geborgenheit vermitteln kann.“
Sollte
ich nun erneut vor Mitgefühl zerfließen und Gunnar voller Verständnis noch dazu
auffordern zu ihr zu gehen?
Ich
schwieg und ließ meine Hand aus der seinen gleiten als er ging.