Mittwoch, 4. Juni 2014

Schwach und müde



Die aufrichtige (?!) Unterhaltung mit Gunnar hat mir in jedem Fall überaus gut getan. Ich fühle mich wohler und auch Gunnar scheint auf irgendeine Weise befreiter zu sein. Er lächelt, ist liebevoll und hält sich nunmehr an sein Versprechen, dass die anderen Frauen unsere Ehe nicht augenscheinlich tangieren.

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Später Lunch am gestrigen Tage. Sowie die Tage zuvor.
Als ich ins Restaurant kam, hatte Gunnar bereits gespeist. Blieb jedoch noch bei mir sitzen. Sprach kurz mit Natalja und begleitete mich nach Hause zurück.  
Kevin war unterwegs zu uns gestoßen und kam für eine Weile mit in unser Haus. Beide, Gunnar und Kevin, gingen dann etwa zur gleichen Zeit, so gegen halb vier, zu Inula Castanea und Óðinn Aron und selbstredend zu deren Nannys.
Gunnar hatte zudem noch die Absicht schwimmen zu gehen, noch einmal im Büro vorbei zu schauen und um die Runde zu beenden, beabsichtigte er im Anschluss sogleich zu mir zurückzukehren. Ich hingegen wälzte mich untätig und träge auf der Couch. Trank einen Kaffee Latte nach dem anderen, knabberte Wasabinüsse und sah mir Tennis im Fernsehen an. Nicht etwa, dass ich zu faul gewesen wäre meine Übungen zu absolvieren. Nein. Es war schlicht und einfach Zeit sich auszuruhen. Denn die Medikamente rüttelten und schüttelten an meiner Kraft, wie die Obstpflücker im Herbst an den Bäumen. Sie fiel auf den Boden und versickerte im nichts. Sie war verschwunden, nicht mehr aufzufinden. Einfach fort.....verschollen......
Dennoch blieb ich nicht gänzlich allein. Jason Anekelea leistete mir die kommenden zwei Stunden Gesellschaft. Gerade so lange, dass Gunnar ihn nicht bei mir vorfand als er zurückkam.
Zwischendurch hatte ich Hannes angerufen und erfuhr, dass Gunnar NICHT ausschließlich schwimmen oder ins Büro gegangen, sondern ebenso für eine Stunde bei Natalja gewesen war. Auf meine Frage hin, was er alles mit ihr tat, folgte eine detaillierte Beschreibung, welche im Wesentlichen nichts Neues für mich enthielt.
Im Augenblick denke ich erneut darüber nach die Arbeit der Detektive womöglich zu beenden. Alldieweil mir Gunnar ohnehin beinahe alles gesteht.

Das Dinner nahmen wir, Gunnar und ich, gemeinsam zu Hause ein. Mir war nach wie vor nach Ausruhen zumute. Selbst meine täglichen Übungen, sowie die Massagen hatte ich bequemer Weise vernachlässigt. Andererseits tat mir das übermäßige fernsehen bis in die Nacht nun nicht wirklich gut. Am Ende tränten meine Augen und noch heute sind sie rot geädert und beißen. Was mich letztendlich feststellen lässt, dass mir sechs Stunden vor dem Bildschirm meines Notebooks noch besser bekommen wie die Hälfte der Zeit vor dem Fernseher. Oder ist es nur die Gewöhnung?
Sex gab es keinen.
Trotz (erträglicher!) Übelkeit, hatte ich bis in die späten Abendstunden hinein noch Obst und Salat gegessen. Was meiner widerspenstigen Natur entspricht nicht aufzugeben und aller Widrigkeiten ungeachtet, mit Hilfe meines Willens meinen Tag auf halbwegs angenehme Weise zu gestalten und zu bestehen. Auf Champagner hatte ich dennoch verzichtet. Da meine Geschmacksnerven wieder einmal betroffen sind. Das klare Wasser schmeckt salzig. Die Speisen fad.  

Ich schlief mit Gunnar ein und wachte mit Gunnar auf. Hätte er mir nicht offen gestanden, dass er in dieser Nacht für einige Stunden bei Malika gewesen wäre, ich hätte es in der Tat nicht bemerkt.
Auch sie sagte mir uneingeschränkt die Wahrheit heute Morgen auf meine Frage hin, ob Gunnar diese Nacht bei ihr gewesen war. Obendrein tauschte ich mit ihr und Natalja noch andere „Vertraulichkeiten“ aus. Was mir noch immer ein eigenartiges Gefühl vermittelt.
Ich ging ohne Gunnars Begleitung zurück zu unserem Haus. Verzichtete auf den Abstecher zu Kevin, weil ich annahm, dass er womöglich bereits bei Anna Vanderhoof sein könnte. Ging noch ein Stück am See spazieren und suchte dann stattdessen Hannes und Vincent auf. Fand jedoch nur Hannes vor, alldieweil Vincent Gunnar beschattete, der, wie mir mitgeteilt wurde, sich umgehend nach unserem Breakfast zu Snezena He begeben hatte, um sie in üblicher Manier hart und unbezähmt zu ficken. Jedoch nicht ohne letztendliche Liebenswürdigkeiten, welche er ihr am Ende stets zukommen ließ.
„Wollen sie es sich anschauen?“, fragte Hannes und kramte bereits nach einer DVD.
„Ja. Geben sie sie mir mit.“, antwortete ich und streckte ihm die Hand entgegen.
„Die Aufnahmen von heute Nacht mit dieser Malika geben ich ihnen auch gleich mit.“
Aus diesem Grund halte ich meinen heutigen diary Eintrag ein wenig kürzer und sehe mir nun im Anschluss die Auszeiten meines Ehemannes mit anderen Frauen an.
Ohnehin komme ich durch das viele Surfen im Internet und das ausführliche Schreiben meines diarys kaum mehr zum lesen. Obwohl ich doch jeden Tag beabsichtige, meinem vorgegebenen Plan zu folgen, was mir genau genommen und gerade in letzter Zeit nicht gelingt.
Auch Gunnar hat es, trotz seiner häufigen Abwesenheit bereits bemerkt und moniert.
„Ich finde du solltest ein wenig pausieren. Meinst du nicht?“, sagte er lächelnd und ich verzog das Gesicht.
„Vielleicht wäre es besser, für uns beide, sich wieder mehr dem Lesen und Lernen zuzuwenden.“, setzte er nach. „Oder der Kontemplation und der Spiritualität. Ganz zu schweigen von den säumlichen Lektionen der Russen, die schon längst fällig sind. Es geht schließlich um deine Gesundheit Rea. Auch wenn dir das Schreiben einen Teil der Last von der Seele nehmen mag, darfst du deine Übungen, das Lernen und die Imaginationen nicht vergessen.“
„Ich weiß.“