Montag, 9. Juni 2014

„Keine negativen Mantren!“



Während ich schrieb, im Internet surfte und kurz bei Hannes war, stillte Gunnar seine Bedürfnisse mit einer der neu eingestellten Thai Fotzen. Keyomi Wu.
Es ist in der Tat ermüdend, Gunnars wechselnde Gespielinnen und deren Namen aufzunehmen oder zu registrieren. Genau genommen könnte man beinahe denken, wir seien ein „Asia-Center“. Denn die asiatischen Angelstellten(innen) sind nun in der deutlichen Überzahl. Was auf Dahls angeblichen Sparkurs „zwei für eine“ zurückzuführen ist. So allmählich zweifle ich an seinen menschlichen Fähigkeiten und wirtschaftlichen Motiven. Denn er selbst bedient sich reichlich am „Asia-Food“.
Ich sollte mit Christine reden. Dahls Entscheidungen, bezüglich des übermäßig asiatischen Personals, wird auch sie nicht wirklich für korrekt empfunden haben. Gleichwohl sie sich bisher nicht weiter dazu äußerte.

Gunnar sagte mir, er wäre bei seiner Mutter und den Kindern gewesen, als er mich zum späten Lunch, so gegen halb zwei, abholen kam. Gestand mir aber dann doch die zweistündige Verfehlung.
„Du musst damit aufhören!“, sagte ich schon fast verzweifelt. „Warum nur? Warum tust du das? Siehst du nicht, dass du damit alles zerstörst?!“
„Aber ich dachte......“ Gunnar schien verlegen.
„Was dachtest du denn? Das ich deinen wachsenden Hunger auf fremdes Fleisch fortwährend hinnehme? Ich nahm an, es sei vorübergehend. Was ist nur los mit dir?!“, schrie ich ihn wütend an.
„Ich weiß es nicht.“ Gunnar hatte den Kopf gesenkt und kaute auf seiner Unterlippe. „Ich kann mich nicht zügeln und alles läuft irgendwie aus dem Ruder. Ich sehe eine von diesen Frauen und muss sie haben. Mit ihr Ficken, oder wonach mir gerade ist.“
„Das ist doch nicht normal! Meinst du nicht, dass du womöglich Hilfe brauchst?“
Gunnar schnaufte und lief unruhig hin und her.
„Du willst keine Hilfe. Du willst ficken.“, stellte ich eher fest, als das ich fragte.
„Ja. Ja. Ja. Schon kann sein. Im Augenblick scheint alles in mir zu explodieren. Womöglich habe ich mich zu lange zurück gehalten.“
„Zurückgehalten? Wie das?“
„Ich war es zehn Jahre lang gewohnt allen meinen Gelüsten nachzugehen zu dürfen. Wurde sogar noch dazu animiert. Dann lernte ich dich kennen und wir kamen gemeinsam hier her. Als du mich am Altar stehen ließest zweifelte ich und begann mit Siv wieder einigen meiner Neigungen zu folgen. Dann holte ich dich zurück und wir heirateten. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, jetzt würde alles gut werden. Wurde es aber nicht. Du hattest drei Männer und meine Neigungen begannen nach und nach die Oberhand zu gewinnen. Und im Augenblick, bin ich mitten drin.“
Ich holte tief Luft und hüstelte. „Wow! Gibst du jetzt mir die Schuld?“
„Nein.“, sagte er leise und sein Blick traf mich. Er glich dem eines geprügelten Hundes. Fühlte er sich schuldig? Erkannte er seine Fehler? Oder war es wieder nur ein Winkelzug? Bewusste Manipulation? Gleichgültig! Ich verfolgte meinen Kurs unbeirrt weiter.
„Also, was meist du, sollten wir tun?“
„Vielleicht wäre es gut, mich das ausleben zu lassen. Und irgendwann ist es vielleicht vorbei. Was ich hoffe.“
Ach nein! Er HOFFT! Ich schüttelte mit dem Kopf. „Und WAS, wenn nicht?“
Gunnar schwieg und verzog das Gesicht.
„Was sagt eigentlich Erik dazu? Er weiß es doch. Oder?“
„Ja. Er heißt meine derzeitigen, ungezügelten Gelüste eben sowenig gut.“
Derzeitig??? „Vermag ER dir nicht zu helfen?“
Gunnar zuckte mit den Schultern. „ER hatte es doch bereits versucht und es ging schief.“
„Nur SO, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben.“, bemerkte ich in einen etwas ruhigeren Ton. „Das verstehst du doch hoffentlich. Oder?“
Gunnar antwortete nicht. Schnaufte nur und bewegte die Muskeln seiner Unterkiefer.
Bedeutete das nun, dass ich seinen ungezügelten Appetit weiterhin ertragen musste? Wartete er tatsächlich darauf, dass sich sein Verlangen von ganz allein verflüchtigte? Wollte er etwa gar nichts dagegen tun?
„Ich bin wie ich bin.“, sagte er schließlich und gedachte offensichtlich die (nervende) Diskussion) zu beenden.
„Du bist, was man aus dir gemacht hat und DAS ist keineswegs normal!“
„Aber ich kann das nicht mehr ändern.“
„Aber du kannst es zumindest versuchen, damit es für mich erträglicher wird. Schließlich bin ich deine Ehefrau.“
„Eine mehr oder weniger! Was macht das schon?“
Noch einmal: „Wow! In welchen Einheiten rechnest du diesbezüglich überhaupt?“
„Ich zähle nicht. Ich lebe nur.“
„Ist ficken dein Leben?“
„Nein. Natürlich nicht nur.“
„Wie schön. Komme ich darin auch noch vor?“
Gunnar schien nun nervös und ungehalten zu werden. „Was willst du denn noch? Ich bin doch fast immer bei dir. Für dich da! Ich achte stets darauf, dich nie zu lange allein zu lassen. Kümmere mich um dich. Tue alles für dich.“
„Ich will dir vertrauen können. So wie du mir. Denn du warst ebenso eifersüchtig auf Kevin, Ian und nicht zuletzt auf Felicio. Infolgedessen nehme ich an, dass dir eifersüchtige Gefühle nicht fremd sind und du es somit nachzuvollziehen vermagst, wie ich mich derzeit fühle.“
„Du hast sie geliebt.“
„Du willst mich in der Tat davon überzeugen, dass du nichts, aber auch gar nicht für eine von ihnen empfindest? DAS nehme ich dir nicht ab. Was ist mit Malika, Lara und Zuckerfötzchen? Du warst dir nicht einmal sicher, ob es Liebe oder nur Leidenschaft ist? WAS ist, oder war es denn nun? Denn du scheinst sie nun offensichtlich nicht mehr so vehement zu bevorzugen, wie du es noch vor einiger Zeit tatest?“
„Dann war es wohl doch nur Leidenschaft.“, erwiderte er beinahe abwertend und es war ihm anzusehen, dass er das Gespräch nun schnellstmöglichst zu beenden suchte.


Zeit für uns blieb nicht viel. Denn gleich anschließend brach Gunnar zum Fußball nach Stockholm auf.
Ich hingegen, machte mich auf den Weg zu Erik.

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Die Unterhaltung mit Erik bezüglich Gunnars, gestaltete sich eher schwierig.
„Es bringt nichts ihn zu manipulieren. Zum einen würde er bemerken. Zum anderen würde es nicht lange anhalten und am Ende wäre es für ihn nicht geklärt. Er muss selbst erkennen und bereit sein zu ändern. Sonst wird das nichts. Im Gegenteil. Es würde seien Zustand aller Wahrscheinlichkeit nach nur noch verschlimmern.“
War Gunnars derzeitiges Verhalten etwas bereits auf den fehlgeschlagenen Änderungsversuch von Erik zurückzuführen?
„Nein ist es nicht.“
Ich schnaufte. „Du beherrschst das Gedankenlesen ebenso.“
„Was denkst du denn?“ Erik lachte.
„Was meist du, wo die Ursachen zu finden sind?“
„Es ist wie bei der Fäulnis. Es gärt und gärt in einer verschlossenen Flasche, bis der Korken heraus geschleudert wird und das Gas entweicht. Ich denke Gunnar hat es versucht monogam zu leben. Nur wie konnte er das, wo man ihm doch gerade zu einer Zeit, da sich ein junger Mensch für sein Leben orientiert, gelernt hatte, seinen Gelüsten folgen zu dürfen und noch dazu animierte Allerlei auszuprobieren, was eigentlich nicht seiner Natur entsprach. Der Schaden ist nicht mehr zu beheben. Er weiß nicht, was erfüllende Sexualität ist. Oder sein kann in einer ausschließlichen Zweierbeziehung. Einer Ehe. Es hat ihm niemand beigebracht. Er lebt den Tag und das entsprechende Gefühl aus. Ob nun Masochist, Sadist, oder Rollenspieler. Und da hast du noch Glück, dass er sich nicht noch zu Knaben oder Kindern hingezogen fühlt. Stelle dir einmal vor, man hätte solcherlei in der Sekte praktiziert. Was nicht wirklich ausgeschlossen gewesen wäre, bei einem zwar magisch, aber auch in sexueller Hinsicht allseits orientiertem Guru und Meister.“
Ich saß da und ließ den Kopf hängen.
„Nein. Gib....ihn nicht auf. Daran dachtest du doch gerade?“
Ich nickte.
„Du liebst ihn doch. Oder?“
Erneut nickte ich.
„Und das mit dem Seelenpartner ist weder erdacht noch erlogen. Ihr gehört zueinander und auf irgendeine Weise werdet ihr immer zusammen sein.“
Ich konnte es nicht mehr hören, dachte ich und Erik lächelte verstehend.

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Ich schlief bei Erik. Wollte nachts nicht zurückfahren.
Heute Morgen, so gegen halb sieben, weckten mich Küsse. Es war Gunnar.
Er war nach dem Fußballspiel bei Siv gewesen, hatte sich den Schwanz peitschen lassen und seine Spiele gespielt, und war dann, sobald es sein Alkoholspiegel zuließ, zu mir gekommen. Er hatte seine Kleidung abgelegt und war noch einmal für zwei Stunde zu mir ins Bett gekrochen. Und ich war tatsächlich noch einmal an seiner Seite eingeschlafen. Denn es war spät geworden, am gestrigen Abend.
Als ich gegen halb neun erwachte, erfasste mich allerdings eine unbezähmbare Unruhe. Ich schoss beinahe aus dem Bett, vernachlässigte meine Übungen, obgleich doch genügend Zeit gewesen wäre und nötigte Gunnar sich zu beeilen, der mich skeptisch ansah. „Was ist los?“
„Ich weiß es nicht.“, erwiderte ich wahrheitsgemäß.
Wir frühstückten rasch und fuhren umgehend zurück zum Zentrum, wo ich zu schreiben begann.
Gunnar sah mir anfangs schweigend zu. Beobachtete mich und mein Verhalten eine Weile. „Weißt du was?“, sagte er dann,  „Ich vermute, das Suchtverhalten ist auch dir nicht unbekannt.“
Revanchierte er sich etwa mit den gleichen Worten, welche ich ihm gestern noch gegenüber geäußert hatte?
„Womöglich sollten wir beide eine Therapie anstreben. Du entsagst deinem Computer und ich den Frauen.“ Gunnar zwinkerte mir zu. „Ich meine den ANDEREN Frauen und lebe ausschließlich mit dir.“
„DAS würde dir niemals gelingen!“, platzte ich heraus.
„Na, na. Keine negativen Mantren!“
Gunnar hatte Recht. Die Ruhe kam erst dann zurück, als ich meinen diary- Eintrag beendet, meine Mails gecheckt, bei fb vorbei geschaut und mir noch eine Goldkette ersteigert hatte.