Montag, 6. Juli 2015

Aus Liebe zu dir........



„Ich muss dich heute Abend wieder deinem Mann überlassen.“ Derek sah mich trübselig an und verzog das Gesicht ein wenig.
„Aber am Späten.“, versuchte ich ihn mit einem eher verunglückten Lächeln aufzumuntern.
„Du musst noch zurück nach Stockholm fahren.“
„Ja. Das sind nur zwanzig Minuten. Maximal eine halbe Stunde. Infolgedessen wird es genügen, wenn ich gegen neun, halb zehn von hier los fahre.“
Der nahende Abschied schien Derek das Herz zu erschweren.
Ich fühlte mit ihm.

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Da der bevorstehende Abschied Derek offenkundig derart schwer zu fallen schien, gestaltete ich ihn kurz und so schmerzlos wie möglich....und fuhr zurück in unser neues Apartment. Ich war verhältnismäßig früh gegangen. Es war kurz nach neu gewesen. Denn ich konnte Derek so schlecht leiden sehen.
Es war vielleicht gerade so eine halbe Stunde vergangen, als Gunnar zur Tür herein kam. Er steuerte direkt auf mich zu, umarmte mich innig und küsste mich auf den Mund.
Ich finde dies nach wie vor ungemein liebevoll von ihm, dass er solcherlei Aufmerksamkeiten nach drei Jahren Ehe immer noch immense Beachtung schenkt.
Natürlich roch er nach Bier. Ich rümpfte ein wenig die Nase.
„Es waren nur drei, oder vier.“, rechtfertigte er sich noch augenblicklich. Alldieweil er bereits mein verhaltenes Missfallen bemerkt hatte. „Und ich habe beizeiten damit angefangen, damit ich auch frühzeitig wieder damit aufhören kann.“, argumentierte er weiter. „Außerdem ist Alexa gefahren..“ Gunnar sah mich an und wartete anscheinend auf eine Reaktion von mir. Als ich nichts weiter sagte, sprach er weiter.
„Im Übrigen war mir ohnehin heute nicht nach trinken zu mute. Ich hatte gestern genug davon.“ Gunnar grinste schief und sein Gesicht zeigte ein gequältes Lächeln, was mich wissen lassen sollte, dass seine nächtliche Party offenkundig verhältnismäßig ausschweifend gewesen sein muss.
„Sonst noch etwas?“, fragte ich und sah Gunnar abwartend an.
„Nein. Nein.“, wehrte er ab in der Ahnung, was ich mit dieser Frage hintergründig im Sinn hatte. „Keine sadomasochistische Session. Nur Party bis in die Frühe.“
„Na was für ein Glück für Alexa.“
Gunnar schmunzelte. „Vielleicht hätte sie ja sogar ihren Spaß daran.“
„Ja. Womöglich.“
Eine kleine Weile der Stille trat ein, bis ich Gunnar die übliche Frage stellte: „Gefickt?“
Er ließ, wie jedes Mal, wenn ich mich nach derlei erkundigte, ein geräuschvollen Räuspern hören und zog für gewöhnlich die linke Augenbraue nach oben. Was er jedoch dieses Mal unterließ. „Ja.“, kam die ein wenig gedämpfte und einsilbige  Antwort. „Heute Morgen. Oder besser, heute Mittag. Am Morgen wäre ich aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht fähig dazu gewesen.“ Er zog die Mundwinkel nach unten. Was mich offenbar milde stimmen sollte. Nur, was hatte er schon zu befürchten. Er wusste genau, dass ich ihm ohnehin alles durchgehen ließ. Selbstredend.......aus Liebe zu ihm.

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Nein. Wir hatten keinen Sex. Seit Gunnars gestriger Rückkehr. Gleichwohl heute Morgen Gelegenheit und ausreichend Zeit dazu gewesen wäre. Ebenso noch am gestrigen Abend. Denn wir waren verhältnismäßig früh zu Bett gegangen (nachdem er seiner Alexa eine Gute Nacht gewünscht hatte, was in der Tat nur zehn Minuten dauerte) und lagen noch eine Weil wach, bevor wir, eng aneinander gekuschelt, einschliefen.
Letztendlich schliefen wir nur sechs Stunden. Waren gegen halb sechs bereits wieder wach. Denn Gunnar wartete (überraschend Dienst beflissen) auf einen Anruf meines Vaters, welcher auch sogleich gegen sieben erfolgte und seitdem frühstückten wir nur noch gemeinsam und frau sah ihn nicht mehr.......