Montag, 27. Juli 2015

Ich bin froh, dass du da bist!



Nach dem Frühstück diskutierten wir weiter über die Politik. Gunnar saß da auf der Couch mit seinem Notebook und äußerte sich besorgt über beängstigende Entwicklungen in Europa. Speziell die schwedische Problematik wurde erörtert, welcher ich geistig nicht wirklich zu folgen vermochte. Denn in meinem Inneren bauten sich Bekommenheit, Angst und Panik ob der bevorstehenden Untersuchung meines Herzens auf. Ich vermute, dass gerade derartige Unternehmungen keineswegs gesundheitsfördernd sind. Ebenso jedwede Arztbesuche überhaupt!

Nach dem späten Lunch läutete es an der Tür. Gunnars Brüder kamen vorbei, um ihn zum Fußball abzuholen. Denn Gunnars favorisierte Mannschaft spielte gestern gegen Nörrköping.
Allerdings wurde bereits in unserem Apartment „vorgeheizt“.
Kurz darauf stieß Alexa noch zu „den Jungs“. Sie hatte mit Gunnar abgesprochen, ihn und seine Brüder zum Fußballspiel begleiten.

Gerade an diesem Tag ließ es sich Gunnar nicht nehmen zum Fußball zu gehen. Wo ICH doch seine Hilfe bei Weitem viel nötiger bedürft hätte!! Alldieweil ich mit Ängsten und Panik kämpfte, sodass sich beinahe befürchtete, dass mir gerade deshalb das Herz stehen blieb. In diesem Fall wäre keine Untersuchung mehr nötig gewesen!
Gunnar schien dies im Augenblick gleichgültig zu sein. Er trank sogleich nach Erscheinen seiner Brüder das erste Bier.
Nicht nur, dass er mich in einer derart angespannten Situation alleine ließ, weckte in mir eine gewisse Frustration. Nein. Die halbe Fan-Gemeinde trank sich in unserem Apartment warm.
Der Abschied, fiel dementsprechend flüchtig aus.

Um mich ein wenig abzulenken von düsteren Gedanken, ging ich allein durch die Stadt. Setzte mich in ein Kaffee, aß ein Eis, spazierte noch ein wenig durch den Park und ging dann zurück zum Restaurant in Nähe unseres Apartments. Dort ließ ich mich nieder und speiste zu Abend.
Ich hätte mich gleichwohl mit Troels treffen können. Hatte jedoch an diesem Tag nicht wirklich den Sinn dafür.
Während ich so aß, läutete mein iPhon. Gunnar konnte es in der Tat nicht sein. Dachte ich so. Wanja womöglich? Nein. Es war Derek.  Zumindest ER sorgte sich um mich. Fragte, wie es mir ging und ich erzählte ihm von Gunnar und wo ich in diesem Augenblick war. Bemerkte jedoch nicht, dass Derek, aus Sorge um mich, in seinen Wagen gestiegen,  und bereits auf dem Weg zu mir war.
Wir sprachen und sprachen und sprachen so miteinander und mit einem Mal legte sich eine Hand von hinten auf meine Schulter. Ich drehte mich um und sah in Dereks lächelndes Gesicht.
Ahhhhhhh!!!! Wie wohltuend! Danke dir!

Derek kam mit mir nach Hause, wo wir uns gemeinsam auf der Couch nieder ließen und ich mich an seine Seite kuschelte. Ich genoss, das da jemand bei mir war, der mich tröstete und in seine Arme nahm. Was genau genommen Gunnars Aufgabe gewesen wäre.
Jedweden Gedanken an Gunnar, schob ich jedoch beiseite.
Derek war nicht aufdringlich. Forderte nichts. Fragte in gewissen Abständen ausschließlich bei mir nach, ob es mir vielleicht lieber wäre allein zu sein.
„Nein! Ich bin froh, das Du da bist!“

Gegen zehn kam Gunnar mit Alexa zurück. Der Rest der Fußballmeute blieb mir zum Glück für den Rest des Abends erspart. Anscheinend fanden die Feierlichkeiten anderswo statt und Gunnar samt Alexa hatten diese (bedauerlicher Weise um meinet Willen) früher verlassen (müssen).
Ich fand es fast bewundernswert, aber Derek war nicht ein Stück verlegen, als Gunnar zur Tür herein trat und uns beide so auf der Couch sitzen sah. Er hob die Hand und grüßte freund(schaft)lich. Gunnar grüßte zurück, legte seine Sachen ab und verschwand sogleich mit den Worten: „Ich komme gleich zurück. Bringe Alexa nur schnell rüber und.....“ Den Rest des Satzes verschluckte das Geräusch der ins Schloss fallenden Tür.
Das GLEICH jedoch, erstreckte sich beinahe über zwei Stunden.
Nun gut. Ich war nicht wirklich müde, da wir am Morgen ausgeschlafen hatten. Dennoch wurde es allmählich Zeit zu Bett zu gehen. Denn am nächsten Morgen würde gegen halb sechs der Wecker klingeln.
Gunnar kam kurz nach zwölf. Duschte und setzte sich neben uns.
Derek, gänzlich beflissen, wartete noch einen Augenblick mit Smalltalk auf, drehte sich dann zu mir um und fragte: „Ich werd’ jetzt besser gehen. Du hast Morgen einen schweren Tag vor Dir.“ Er küsste mich in Gunnars Gegenwart auf die Lippen, erhob sich und reichte Gunnar zum Abschied gefällig die Hand.
Auch Gunnar ließ sich nichts weiter anmerken. Anscheinend war auch dies für ihn NORMAL......Denn in manchen Fällen war er bekanntlich sogar froh gewesen, mich bei Derek abparken zu können, um, mit wem auch immer.....auszugehen (und zu ficken). Infolgedessen, WAS erwartete mein Ehemann?
Trotz alledem war ich missgelaunt ob Gunnars offensichtlicher Empathielosigkeit. Überdies roch er nach Bier!
„Du weißt aber schon, dass wir Morgen sehr früh aufstehen müssen“, frage ich vorwurfsvoll.
„Ja.“, kam es beinahe genervt. Zumindest schien es mir so.
„Kannst du denn überhaupt morgen fahren?“
Gunnar sah mich an und zog die linke Augenbraue nach oben.
Ich fand NICHT, dass meine Frage unberechtigt war!
„Ich habe anfangs nur drei, vier Bier getrunken und zum Schluss nichts mehr.“
„Aber du riechst noch so sehr danach.“
„Kann schon sein.“ War seine eher ausweichende Antwort auf meine Bemerkung.
„Du hast doch nicht etwa jetzt noch mit Alexa gefickt?“
Mein missbilligender Blick streifte meinen Ehemann und ohne eine Antwort zu erwarten, alldieweil ich bereits ahnte, dass es so war, machte ich mich auf ins Bad, um mich schnell noch zu duschen und mir die Zähne zu putzen. Denn es war allerhöchste zeit ins Bett zu gehen.
„Und Du. Hast DU mit Derek gefickt?“
„Nein! Habe ich nicht!“, verwehrte ich mich, was schließlich die Wahrheit war. „Er kam er spät.“, begann ich noch zu erklären. „Ich war gerade beim Dinner im Restaurant und er begleitete mich anschließend nach Hause.“ Worüber ich mehr als zufrieden war. Denn du warst nicht da.....wollte ich nun, in diesem Augenblick, nicht noch sagen. Was Gunnar sicherlich als Vorwurf hätte auffassen können....und genau genommen ebenso gemeint gewesen war.

Nun, letztendlich entschuldigten wir uns beieinander.
„Es tut mit leid.“ Er schnaufte und nahm mich in den Arm. „Aber es ist nun einmal so. Ich fand es gut, dass Derek bei dir war.“
Ich nahm in gleichem Maße meine (stillen) Vorwürfe zurück. Die er, selbstredend, als Gedankenform in meinem Kopf wahrgenommen hatte.
So la, la versöhnt, denn Gunnar war in der Tat NICHT (mehr?) betrunken, stiegen wir ins Bett.......

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Die heutige Untersuchung war anstrengend und es ging und geht mir nicht wirklich gut. Übelkeit plagt mich und Schwindel. Die Ursache könnten unter Umständen die Medikamente sein. Möglicher Weise das Kontrastmittel und/oder das Antropin. Ich muss trinken, trinken, trinken, um dies alles aus zu spülen.
Infolgedessen schließe ich hier und verabschiede mich bis.....Morgen.....