Montag, 13. Juli 2015

Keine Alltäglichkeit - Das Sein im Ausnahmezustand



Gestern Nachmittag hatte ich das ungeteilte Vergnügen der Gegenwart meines Mannes. Wir saßen gemeinsam auf der Couch. Mein Kopf lehnte an seiner Schulter und mein Köper hatte sich eng an den Seinen geschmiegt. Ich sah mir eine DVD an und Gunnar hantierte am Notebook. Ab und an erhob er sich, ging ins Büro und kam dann sogleich zurück. „Arbeit.“, sagte er lächelnd und küsste mich. „Ich muss das noch beenden, bevor ich ins Wochenende gehe.“ Er zwinkerte mir zu und richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf den Bildschirm vor sich.

Gunnar ging nach dem Dinner, welches wir gemeinsam MIT Alexa einnahmen, zur Session mit Siv und ihren Schwestern. Für mich war dieser Sachverhalt schon beinahe zur Normalität geworden. Jedoch Alexa schien zu schmollen. Was mich vermuten ließ, dass sie ihn nun doch nicht begleiten würde.
Ein wenig später, als Gunnar gegangen war, wagte sie einen Vorstoß in Sachen Freundschaftsanfrage. Sie gedachte mir noch ein wenig Gesellschaft zu leisten. Was ich kurz und knapp abschmetterte. Und genau genommen wollte ich allein sein an diesem Abend. Meine Gedanken folgen und früh zu Bett gehen, als........Wanja mich anrief.
„Ich bin ich Stockholm. Können wir uns sehen?“
Für den ersten Moment war ich baff. Stotterte und dachte nach. „O-k-a-y.“, antwortete ich dann. Wo?“
„In Hesselby Slott.“
„Ich bin schon unterwegs.“, und husch, war ich in Kleid und Schuhen und....weg.
Ich hatte überraschend zügig entschieden meinen gemütlichen Abend mit mir selbst aufzugeben, um zu Wanja zu gehen und es war mir mitnichten schwer gefallen.

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Natürlich fragte ich nach dem Vaterschaftstest. Er druckste ein wenig herum  und gestand mir dann, dass er es noch nicht gewagt hatte (wie ich vermutete!), sie daraufhin anzusprechen.
„Du Feigling!“, sagte ich im Scherz.
Er monierte. „Ich bin kein Feigling! Wie kann ICH ein Feigling sein?“ Wanja fuhr sich mit seiner Hand über das Kinn und senkte seinen Blick. „Na ja, wenn es um Frauen geht.....vielleicht doch....manchmal. Ihr seid eben etwas Besonders.“ Wanja kam auf mich zu, nahm meine Hände und sah mir tief in die Augen. „Und du Rea, bist ein ganz besonderer Mensch, den ich über alles liebe. Aber das weißt du ja schon.“
Ich fiel willenlos in seine Arme, lies mich treiben und genoss!

Als ich in Wanjas Suite angekommen war, war es bereits spät gewesen und ich war müde. Infolgedessen gingen wir nach etwa einer Stunde des nebeneinander Sitzens und Kuschelns zu Bett. Für weitere Intimitäten war ich in der Tat viel zu erschöpft und Wanja war nicht böse deshalb. Obgleich er mir zu verstehen gab, dass er es schon gerne hätte wenn......
„Du willst deine Freundin betrügen?“, fragte ich noch. Bereits im Halbschlaf begriffen.
„Ich liebe dich Rea. Das ist ...im Augenblick.....alles was zählt.“
Kurz bevor ich einschlief, hörte ich noch, wie Wanja zu mir sagte: „Warum heiratest du mich nicht?“
„Weil du eine Freundin mit Kind hast und ich einen Mann?“
„Einen Mann, welcher dich permanent und offen betrügt. Und DU nimmst es hin.“
Ich war zu müde für derlei Debatten. Schnaufte, als Wanja noch weiter zu diskutieren gedachte. Legte ihm meinen Zeigefinger auf den Mund und ließ ein leises „Schschschsch.......“ hören.
„Es gefällt dir also, wenn wir uns nur ab und an sehen?“
„Es ist besser als nichts....tz...tz....tz....“
Und womöglich fand ich es tatsächlich besser so.

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Ich möchte Wanja nicht unterstellen mich genötigt zu haben. Aber er schien doch heute, am frühen Morgen, irgendwo den Preis, in Form von Sex, für sein Kommen und den Aufenthalt hier in Stockholm einfordern zu wollen. Ich wusste aber auch, dass er NICHT deshalb gekommen war. Sondern, um mich zu sehen und schlicht und einfach mit mir zusammen zu sein. Mir wieder und wieder einen Heiratsantrag zu unterbreiten, welchen ich schweren Herzens wieder und wieder ablehnte. Wenngleich mit einer Hintertür, welche ich mir stets gedachte offen zu lassen.
In jedem Fall ist NICHT von der Hand zu weisen, dass ich für Wanja noch immer starke Gefühle hege, die mich in seiner Nähe ein wohliges, vertrautes und willkommenes Gefühl haben lassen, wie bei keinem anderen Menschen auf dieser Welt. (Es ist anders als mit Gunnar!) Mein Schlaf mit Wanja ist der nach wie vor unvergleichbar Entspannteste, Ruhigste und Sicherste, den ich je fühlen durfte. Es ist so überaus angenehm an seiner Seite, dass ich stets jeden einzelnen Moment davon genieße!
Aber, würde es auch noch SO sein, wenn wir tatsächlich beständig zusammen wären? Ich ihn heiraten würde?
Das nur zeitweilige Zusammensein mit Wanja hebt uns aus der Alltäglichkeit heraus und öffnet Räume, einem Abenteuer gleich, für die wir im ständigen Beieinander womöglich das Gefühl verlieren würden.....finde ich.

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Es war bereits drei Uhr am Nachmittag und ich verspürte keinerlei Verlangen zu gehen. Im Gegenteil. Gedachte noch einmal mit Wanja zu schlafen.
Wo würde Gunnar sein. Ich traue mich nicht ihn anzurufen. Denn er würde fragen WO ich bin.
Wanja sprach noch einmal mit mir über die Endgültigkeit, würde ich JETZT mit ihm fliegen. Denn, er ist noch immer bereit sein Leben zu meinen Gunsten zu verändern. Nur, will ich das?

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Ich blieb noch eine Weile. Der Abschied fiel Herz gewichtig  aus. Wanja hätte offenkundig, am aller liebsten, drauf los geweint. Und auch mir stand der Klos im Hals. Es ist keineswegs so, als wenn ich mich von Troels oder Derek trenne. Nein. Wesentlich tief greifender. Beinahe schon verhängnisvoll.
Nach einem kurzen, gemeinsamen Imbiss, fuhr ich schlussendlich doch zurück in mein „altes Leben“.
Zum Abschied hatte mich Wanja noch einmal in seinen starken Armen genommen und intonierte: „Geh! Geh! Ich halte das sonst nicht aus.“

Gunnar war bereits zurück als ich im Penthouse ankam. Was ich an der auf das Bett geworfenen Kleidung sah. Er hatte mich jedoch bis zu diesem Zeitpunkt nicht angerufen und war nach seiner Rückkehr, aller Wahrscheinlichkeit nach, als er mich in unserem Apartment nicht vorfand, zu Alexa gegangen.
Ich duschte, richtete mich her und wartete, dass Gunnar kam.

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Er kam tatsächlich gegen dreiviertel neun von Alexa herüber. Tat, als ob nichts weiter wäre und fragte ebenso wenig wo ich gewesen war. Er vermutete offenbar, dass ich mich bei Derek aufgehalten hatte.
Als ich fragte: “Alles in Ordnung?“, küsste mich Gunnar liebevoll. Nickte und fragte: „Warum?“
„Weil ich nicht da war, als du kamst.“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich war doch auch nicht hier.“
Ich sah ihn dennoch fragend an. „Du bist nicht böse?“
„Nein. Warum? Zwischen uns, hat sich seit gestern absolut NICHTS verändert.“
Dennoch bemerkte ich eine geringfügige Abweichung in seinen Umgang mit mir. Oder hatte ich mich da geirrt?
Womöglich musste auch er sich nach der sadomasochistischen Session mit Siv und ihren Schwestern, sowie dem Zusammensein mit Alexa, wieder auf den Alltag mit mir einstellen. (Also doch nicht ganz so einfach für ihn?)
Ich fragte Gunnar noch, ob er am Montag zum Fußball gehen würde.
„Wahrscheinlich nicht. Ich werde keine Zeit dafür haben.“

Am Abend saßen wir noch eine Weile still zusammen auf der Couch. Ich hatte mich an seinen Körper gelehnt und Gunnars Arm lag um meine Schulter. Nach langen Momenten des Schweigens, redeten wir dann doch noch einmal miteinander.
Er versicherte mir, dass alles in Ordnung sei. Er mich liebe und niemals, gleich was auch geschieht, die Absicht hätte, sich von mir zu trennen.
„Warum sollte ich das tun? Ich bin doch glücklich mit dir.“
„Ja. Eben genau darum. Weil ich so duldsam bin?“
„Weil du es gelernt hast zu sein.“ Er lächelte mich an.
„Ich hatte keine Wahl. Ich liebe dich so sehr.“
„Auch das mich lieben musstest du erst lernen.“
„Ja. Ich weiß. Du bist kein einfacher Mann.“
Wir redeten noch eine Weil über unser Leben und wie es so verläuft.
Gunnar ist in jedem Fall glücklich darüber, dass ich so genügsam geworden bin und ihn zu nehmen weiß mit all seinen Neigungen und Unzulänglichkeiten.
„Genau DAS, macht LIEBE aus! Und auch DU hast deine Freiheiten, die ich dir lasse. Nichts dazu sage. Solange du zurück zu mir kommst.“ Sein Blick hatte eine durchbohrende Note und seine linke Augenbraue war noch oben gezogen. Was mir signalisierte, dass er womöglich doch wusste, wo ich war.
„Ich würde sie nicht brauchen, diese Freiheiten, wenn die nur treu sein würdest.“
Gunnar pustete die Luft durch seine geöffneten Lippen und lächelte nur. Was mir sagte, dass er nicht beabsichtigte weiter darauf einzugehen. Infolgedessen sprach ich einfach weiter: „Ich weiß, oder vermute,....du wirst es aller Wahrscheinlichkeit nach so wie so niemals wirklich sein.“
„Was bedeutet das schon. Andere Frauen sind wenig von Belang.“, sprach es und liebkoste mich.
„Aber du sagtest, dass du Alexa liebst.“
„Ja. Im Augenblick. Nur was weiß ich wie lang? Vielleicht sechs Monate, vielleicht zehn Jahre. Ich weiß es nicht.“
„Und was ist mit deiner Liebe zu mir?“
„DAS steht auf einem ganz anderen Blatt. Ist eine ganz andere Kategorie. WIR gehören zusammen, über Leben hinaus. Da gibt es kein Wenn und Aber! Das weiß ich, und du ebenso.“

Sex hatten wir selbstredend nicht an diesem Abend. Auch mit Alexa hatte er an diesem Tag keinen gehabt. Denn sein Bedarf an ausschweifenden, sinnlichen Genüssen, war noch aus der sadomasochistischen Session mit Siv und ihren Schwestern gedeckt.

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Der nächtliche Schlaf hatte Gunnar offenkundig Reaklimatisation gebracht. Er hatte sich sichtlich, fühlbar und vollkommen auf die Liebe zu mir besonnen und sich wieder auf REA eingestellt..
Er nahm mich so liebevoll in seine Arme und drückte mich an sich, dass ich tatsächlich in der Lage war wahrzunehmen, was ER in diesem Augenblick fühlte. Es ging so tief und war so durchdringen. Erfasste jede Faser meines Seins.
Gunnar flüsterte mir ins Ohr, wie sehr er mich liebt. Und es klang ehrlich, aus reinem Herzen heraus.
Ich atmete auf!
Jetzt (!!!) war mein Ehemann endlich wieder vollständig bei mir angekommen......und so nimmt das „gewöhnlich, normale“ Leben wieder seinen Lauf.