Donnerstag, 31. März 2016

Männer - eine grauenvolle Spezies!



Gunnar sehe ich derzeit eher selten. Unser gemeinsamer Rhythmus ist kaum noch vorhanden. Entweder ist er mit den Kindern beschäftigt, oder drüben im Büro. Er steht früher auf und frühstückt nicht mit mir. Die meiste Zeit bin ich mit Alexa und den Kindern zusammen.

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Gestern Abend, es war gerade so gemütlich geworden. Zumindest für mich. Ich hatte meinen Kopf an Gunnars Schulter gelehnt und er seinen Arm um mich gelegt. Alexa saß auf dem Sessel nebenan.
„Ich hätte eine Bitte an dich.“, begann Gunnar und ich horchte auf. Denn derartiges, in dieser Form, war nur selten von ihm zu hören. Ich drehte meinen Kopf zu ihm hin und sah ihn erwartungsvoll an. Er schnaufte kurz, lächelte und sah zu Alexa hinüber. Ich vermochte in diesem Augenblick nicht zu sagen, ob sie wusste, was Gunnar mir zu  offenbarte hatte.
„Ich möchte dich bitten, eine Zeit lang auf die Kinder zu achten. Sie schlafen ohnehin bereits. Es dürfte also kein großes Problem für dich sein.“
Ich sah ihn mit großen Augen an und legte die Stirn in Falten. „Und?“
„Ich würde gern für eine Weile mit Alexa in ihr Apartment gehen.“
JETZT wusste ich Bescheid. Gunnar suchte die Befriedigung seiner sexuellen Begierde. Schließlich war es bereits einige Zeit lang her, wo er das letzte Mal seinen Schwanz in (mir?) irgendwem versenkte. Er hatte Druck, wie er stets lachend zu sagen pflegte. Es musste raus.
Ist es tatsächlich so prekär mit einer Sucht umzugehen, die einen innerhalb von Jahren anerzogen wurde? Anscheinend doch.
„Okay.“, sagte ich ein wenig gequält lächelnd und Verständnis heuchelnd und löste mich aus seinem Arm. Alexa schlug die Augen nieder. Infolgedessen war ihr seine Absicht bekannt. Andererseits wusste sie um Gunnars Dilemma. Wenn ich oder sie es nicht war (in welcher er sich „erleichterte“), würde es sicherlich eine andere sein.
Männer sind einfach eine grauenvolle Spezies!
Aber vielleicht wäre Gunnar nicht so, wenn er damals nicht den Weg in diese Sekte genommen hätte. Schrecklich. Einfach schrecklich. Nicht nur für ihn.
Gunnar sah mich staunend an. Offensichtlich hatte er Gegenwehr, oder zumindest eine zynische Bemerkung von mir erwartet. (Aber wozu? Ich hatte nicht die Absicht zu streiten.)
Nach meinem „okay“, wartete er nun nicht mehr lang. Stand auf und reichte Alexa die Hand. „Komm.“ Sie folgte ihm ein wenig verlegen lächelnd.
Nun war ich allein.
Entgegen meines Vorsatzes versuchte ich Derek einige Male anzurufen. Nichts.
Dann, so gegen elf, versuchte ich es bei Kevin. Zumindest ER war zu erreichen.
Ich entschuldigte mich bei ihm, für diese späte Stunde und fragte an, ob er einige Minuten für mich hätte.
„Aber natürlich. Für dich doch immer, mein Schatz.“
Oho! Wie das? Wo war seine Lebensgefährtin, dass er es wagte mich mit Kosenamen anzusprechen?
„Deine Janina ist offenbar gerade nicht anwesend?“
Kevin lachte. „Wie hast du DAS nur erraten? Sie ist gerade im Bad. Sonst hätte ich vielleicht nicht einmal abgenommen.“
Nun lachte ich. „Oh! Danke für die Ehrlichkeit.“
„Immer doch.“
DAS war das Angenehme an Kevin. Er sagte DAS, was er gerade dachte. Ohne eine Blatt vor den Mund zu nehmen. Und vor allem in einer Art, dass man ihm nie böse sein konnte. Einfach genial. Obendrein war er ein Charmeur.
„Also, WAS hast du zu so später Stunde noch auf dem Herzen, meine Schöne.“
Ich musste innerlich so was von grinsen. Anscheinend war sie noch immer nicht wieder da. Ich erzählte ihm von Gunnar und von Derek. „Wir müssen reden.“, sagte ich zu ihm. Denn ich hatte einen Entschluss gefasst. Betreffs personeller Veränderungen. Und es handelte sich um DAS, was ich schon einmal erwog zu tun. Kevin sollte der Leiter des Zentrums werden. Ich vermutete, damit käme ich besser zurecht. Nicht das Derek unzuverlässig gewesen wäre. Zumindest NICHT bisher. Aber derzeit überspannte er den Bogen. Als Chef des Zentrum war Verantwortungsbewusstsein gefragt! Da konnte man nicht einfach gehen, wie es einem gerade passt. Vor allem, war er nicht einmal zu erreichen.
„Oho! Das klingt aber sehr bedenklich.“, erwiderte er. „Insbesonder, wenn Frauen so was sagen.“ Er lachte.
„Für dich sicher nicht. Du hübscher Mann.“, raunte ich ihm den letzten Satz entgegen.
Ich hörte ihn schmunzelnd „Hmmmm“, sagen. „Das klingt aber gut. Wann treffen wir uns denn?“ Oh! Wie charmant er war!
„Jetzt wirst du aber kess mein Lieber.“, witzelte ich.
„Oh Rea, wir kennen uns doch so gut. Da könnte ich sonst was sagen.“
„Ja. Ich weiß. Da hast du völlig Recht. Aber jetzt mal im Ernst. Wir hatten schon einmal darüber gesprochen, dass ich DICH in der Position des Geschäftsführers lieber sähe. Weißt du noch?“
„Ja. Ich kann mich gut erinnern.“ Seine Stimme kühlte merklich ab und im Hintergrund hörte ich Janina flüstern. „Dann sollten wir demnächst darüber sprechen.“
„Wird es deiner Lebensgefährtin nicht zu viel, wenn du noch weniger Zeit mit ihr verbringst?“
Kevin stockte und ich wusste, am liebsten würde er mir jetzt sagen, dass er seine Zeit doch eher mit mir verbringen würde, als mit ihr. Was er allerdings nicht konnte, da sie zugegen war. Dennoch wagte er es. „Macht mir doch gar nichts aus. Aber nur, wenn DU ebenfalls im Büro bist.“ Gut. Der Satz war unverfänglich. Er war schon immer ein guter Diplomat. So sind wir Deutschen eben.
Wir plänkelten noch ein wenig hin und her. Schoben uns versteckte Komplimente zu und nach etwa einer halben Stunde, beendeten wir das Gespräch.
Zumindest hatte ich nun aus seiner Tonlage und seinen Worten erfahren, dass er nicht abgeneigt war, mit mir das Zentrum zu leiten. Für mich......erleichternd zu wissen!
Ein wenig später rief Derek an.
WOW! Dachte ich, als ich auf dem Display seinen Namen sah. Wie das?
„Hey du.“, blieb ich freundlich. Denn ich war in der Tat glücklich überhaupt von ihm zu hören. „Wo bist du denn?“
Ich hörte ein Schnaufen und dann ein Echo. „Hey du.“ Dann einige kurze Worte der Erklärung, die besagten, dass sein Vater urplötzlich zu Besuch gekommen war. Seine Mutter zwar erfreut darüber gewesen wäre, aber dennoch nicht so sehr, dass sie ihn ständig um sich hätte haben wollen. So hätte er frei genommen und wäre mit seinem Vater auf einem Tripp durch Schweden unterwegs.
Sein Vater.......Ich dachte nach. War DAS nicht DER Mann, der noch eine andere Frau in Japan mit mehreren Kindern hatte? Was war mit denen? Ich hoffte inständigst, diese wären zu Hause geblieben und fragte sacht danach.
Derek schien verstört, ob meiner Gedankengänge. Es dauerte eine kurze Zeit, bis eine Antwort kam.
„Wie kommst du darauf?“
„Nun, es erschien mir nahe liegend. Oder etwa nicht? Wenn dein Vater dich besucht, dass er gleichwohl seine japanische Frau und womöglich gleichermaßen einige seiner Söhne, samt Partner und Kinder mit hier her bringt. Familie wird doch bei den meisten Leuten groß geschrieben.“ Beinahe wäre mir ein EUCH entwichen. Allerdings huschte mir Gunnars Familiensinn durch den Kopf. Da war kaum ein Unterschied zwischen.....schwarz und weiß. Nur nicht feindseliger werden. Dachte ich so. Rassismus wäre hier wohl völlig fehl am Platz.
„Ähh. Nein.“, stotterte er. Was mich böses ahnen ließ. „Ähh. Ja. Natürlich hält die Familie immer zusammen.“, sprach es weiter.  „Aber bisher war nicht die Rede davon, dass Naoko oder eines meiner Geschwister hier her nachkommen soll.“
„Wer sagt das?“, hörte ich seinen Vater fragen. Hörte er etwa mit? „Und warum rufst du sie überhaupt an?“
Oh! Oh! Mit diesem Vater, war anscheinend in der Tat für mich nicht gut Kirschen essen. Was hatte DER denn für ein Problem??? Die Stimme seines Vaters hatte mich wütend gemacht. „Dein Vater ist nicht gerade an Frauen gewöhnt, die das Sagen haben? Oder?“, platzte ich (wütend) heraus.
Ich bemerkte wie Derek hüstelte. WO war jetzt seine Selbstsicherheit???
„Na ja,...ich,...ich....wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich mit meinem Vater für einige Tage unterwegs bin und fragen, ob das so in Ordnung geht.“
„Du bist bereits unterwegs. Oder etwa nicht? Stellt man solche Fragen nicht, bevor man geht?“
„Ja. Äh. Ja. Ich weiß. Verzeih. Du warst nicht da und ich habe dich nicht erreicht.“
„OH! Wie das?“, nun vermochte ich meine Empörung nicht mehr für mich zu behalten. „Ist es nicht vielleicht umgekehrt? ICH habe DICH nicht erreichen können!“
„Mag sein.“, wurde seine Stimme fester und er fügte ihr noch eine Portion Entschlossenheit dazu. „Ich hatte mit meinen Eltern zu tun und außerdem hatte ich Kevin Bescheid gesagt.“
„O-k-a-y.“ Genau genommen kochte ich vor Wut und am liebsten hätte ich ihn noch tausend Vorwürfe entgegen geschrieen. Was offensichtlich in diesem Augenblick ohnehin gegenstandslos gewesen und ebenso falsch angekommen wäre. Wenn sein Pascha ähnlicher Vater hinter ihm steht. Was hatte er für eine Wahl. Er stand zweifelsohne unter dem Einfluss von ihm und unter Druck. Da war es offenbar wenig sinnvoll, noch Giselle Carters Beförderung anzusprechen. Infolgedessen ließ ich es, fragte noch, wann er zurückkommen würde und wünschte ihm eine gute Reise.
„Liebst du mich noch?“, hauchte ich als aller Letztes ins Telefon.
„Ja.“, sagte er zwar einsilbig, jedoch um vieles sanfter. Was mich hoffen ließ, dass sich alles wieder ordnet.

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Als Gunnar und Alexa zurückgekommen waren, gingen wir schlafen. Ich mit Gunnar auf der Couch und Alexa mit den Kindern in unserem Schlafzimmer.
Heute Morgen das gleiche Bild. Gunnar hatte sich des Nachts zu Alexa und den Kinder gelegt.
Ich weckte ihn und er kam noch für eine Stunde zu mir auf die Couch.
Als ich das nächste Mal vom Geschrei der Kinder erwachte, war er bereits nicht mehr da. Inula Castanea war zu mir auf die Couch gestiegen. Óðinn Asger folgte ihr. Da war kein Schlafen mehr. Alexa hatte alle Hände voll zu tun und ich sah ihren flehenden Blick: Hilf mir. Infolgedessen stand ich auf.