Gerade eben surfte ich noch im Internet, bemerkte nicht,
wie die Zeit verflog, als es an der Tür klopfte. Ich war missmutig. Gedachte
nicht zu öffnen. Denn der gestrige „Gast“ stak mir noch immer in den Knochen.
Dann hörte ich etwas rufen. „Rea! Bist du da?“ Es war
Olivias Stimme.
Ich öffnete und sah mich erstaunter Weise der „Runde der
Frauen“ gegenüber, welche allesamt auf der Veranda standen.
„Dürfen wir für einen Moment herein kommen?“, fragte Maja
und im gleichen Augenblick sah ich Emilia Stephansdottir sich als letzte zu den anderen Frau
gesellen.
Nun gut. Warum sich nicht kurz darauf einlassen. Dachte ich
und sah dabei auf die Uhr. Ups. Es war bereits Mittag und Gunnar war noch immer
nicht zurückgekehrt. Jedoch das sollte sich schon im nächsten Moment ändern.
Denn bevor ich die Haustür hinter den Frauen schloss, sah ich Gunnars Wagen
vorfahren und neben dem Haus parken. Nun bereute ich die Einladung
ausgesprochen zu haben, die ich nun nicht mehr zurücknehmen konnte.
Während ich den Frauen Platz und Getränke anbot, kam Gunnar
zur Tür herein und fand mich voller Erstaunen unter den all den Frauen vor. Was
ihn zufrieden lächeln ließ. Er kam zu mir und ich begrüßte ihn mit einen ebenso
freudigem Lächeln als dem Seine. Gerade so, als wäre alles in bester Ordnung.
„Du verzeihst mir meine Verspätung.“, hauchte er mir
grinsend ins Ohr.
„Aber natürlich doch. Wie immer.“, antwortete ich beflissen
und mit offener Freude ihn endlich wieder zu sehen. Bei mir zu wissen. Jedoch
was sollte ich nun mit all den Frauen UND Gunnar tun?
Als wäre es das Natürlichste dieser Welt erbot sich der
soeben herein geschneite Gunnar als ein guter Gastgeber. Fragte sich durch die
Runde der Frauen und bestellt die Speisen. Kümmerte sich um die Getränke und
das Wohlbefinden der Gäste.
Am Ende diskutierten wir den gesamten Nachmittag, bis in
den Abend hinein über matriarchale Themen.
Gunnar wurde als einzig anwesender Mann. zu keinem
Zeitpunkt als ein„Gegner“ in der „Runde der Frauen“ betrachtet. Sondern als
vollwertiges Mitglied in sie integriert. Was ich überaus erstaunlich fand. Denn
in reinen Männerrunden, gibt es immer „den Gegner“, den es gilt zu besiegen.
Wäre es ganz und gar eine Frau, hätte sie kaum viel zu sagen.
Kurz nachdem das Dinner serviert war, kam noch diese Alicia
Rice hinzu. Mit der Gunnar schlussendlich nach draußen und zum Studio ging.
So kam ich nicht dazu Gunnar zu zürnen, Fragen zu stellen
oder mit ihm zu diskutieren. Einzig allein das Debakel mit dem Horrorstreifen
wurde ausführlich besprochen und belächelt, nachdem wir am späteren Abend
endlich allein waren.
„Nein. Ich werde mich heute gewiss nicht erneut dieser
Serie widmen.“, sagte ich mit säuerlichem Gesicht zu Gunnar. „Und wenn, dann
nur gemeinsam MIT dir!“
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Natürlich hatte ich MIT Gunnar die Serie weiter verfolgt.
Der Gruselfaktor mit dem Kissen vorm Gesicht, und Gunnar grinste, während ich
mich zittern an ihn schmiegte.
Jedoch die Themen der Frauenrunde ließen mich ebenso wenig
los. So dass ich erneut mit festem Vorsatz bemüht bin, mich zukünftig auch in
dieser Thematik zu befleißigen.
„Dann würde ich an deiner Stelle das Notebook besser für
einige Zeit beiseite legen.“, war Gunnar abschließende Bemerkung.
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Am heutigen Tag/Abend feiert Gunnars Bruder Sven seinen
fünfundzwanzigsten Geburtstag.
Gunnar fragt mich wieder und wieder, ob ich nicht doch mit
ihm kommen wolle. Sonst wäre ich erneut einen Abend und eine Nacht lang allein.
„Nein.“, antwortete ich ebenso beharrlich. „Wozu soll das
gut sein, wenn ich euch allen dabei zuschaue, wie ihr euch betrinkt. Es graust
mich noch mehr davor unter betrunkenen Leuten zu weilen, wie allein Horrorfilme
zu sehen.“
Gunnar holte jedes Mal einen tiefen Atemzug, räusperte sich
und zog die linke Augenbraue nach oben. „Wie du willst.“
Ich weiß weder mit Sicherheit, wo er die vorletzte Nacht verbrachte,
noch was in der kommenden Nacht geschehen wird. Die Möglichkeiten sind
vielfältig. Ich denke trotz alldem noch darüber nach, ob ich ihn nicht doch
begleiten sollte.
Im Augenblick jedoch wohnt Gunnar bereits der
Dienstberatung bei, zu welcher ich mich nun ebenso gesellen werde.