Streit. Und das zwei Tage, bevor ich mich im Hospital
einfinden muss.
Wie unpassend!
Mit mir und Gunnar scheint es „abwärts“ zu gehen. Zumindest
in/mit unserer Ehe.
Überdenke ich die Situation genau, unterscheidet sich meine
Beziehung zu ihm kaum mehr von der zu Felicio.
Natürlich gibt es Unterschiede. Aber dennoch sind da zu
viele Ungereimtheiten. Zu viele differierende Ansichten. Neue Gewohnheiten. Ausgesprochene
und nicht ausgesprochene Probleme. Sein neuerlicher Ego-Trip mit Schauspiel-
und Modelkarriere. Und nicht zuletzt seine Neigungen, die ICH ihm nicht zu
erfüllen vermag.
WAS ist nur mit uns geschehen?
„Das Leben.“, sagte Troels zu mir, als ich mit ihm darüber
sprach.
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Sind dies tatsächlich genügend Gründe, um alles hinzuwerfen
und mich besser eines anderen zu besinnen?
Oder sollte ich ausharren. Wie von mir bereits einige Male
beschlossen. Alles schlicht und einfach hinzunehmen und „gute Miene zum bösen
Spiel“ machen. Oder es ganz und gar nicht als ein „böses Spiel“ anzusehen.
Sondern, wie Troels sagte, als „das Leben“. Denn es ist nun einmal wie es ist.
Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach das Beste sein mit
Gunnar so weiter leben und ihn zu tolerieren, genau so, wie er ist. Womöglich
gäbe es dann keine Streitereien mehr. Aber will ich tatsächlich in die
Fußstapfen meiner Mutter und so vieler anderer Frauen treten, die das in
ähnlicher Weise handeln?
Ich drehe mich im Kreis.
Andererseits forderte mich Troels erneut auf ihn zu
heiraten. Nur, was würde mit mir und ihm nach einiger Zeit geschehen? Ich
denke, dass ich mit ihm nicht wirklich glücklicher wäre. Zudem ist er mir noch
immer zu alt.
Eine dritte Option wäre selbstredend Wanja. Ohne Frage! Nur
schlug der erste Versuch nach fünf Jahren fehl. Aber immerhin mehr als die zwei
Jahre mit Gunnar. Und Wanja liebe ich noch immer. Zudem erfüllt er den
„Sicherheits- und Geborgenheits-Faktor“ mit seiner Größe, seinem Body und
seinem Geld.
Natürlich waren damals ebenso andere Frauen im Spiel. Wo
gibt es das nicht?
Das endgültige aus mit ihm war das Kennen lernen von Felicio.
Aber ebenso die Vermutung einer Vorliebe für andere Männer. Ich erfuhr nie, bis
zum heutigen Zeitpunkt nicht, ob dies der Wahrheit entspricht oder nicht. Wenn
ja, hätte ich nichts gewonnen.
Es bleibt eine Vermutung.
Nichts desto trotz wäre da noch die vierte Option der „zwei
Versehrten“. Kevin und ich. Nur ist seine Frau offensichtlich nicht weg zu
denken und schon ganz und gar nicht sein Kind.
Ian kann ich getrost vergessen. Was Gunnar bereits vor
einiger Zeit feststellte.
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Nach meinem Lunch mit Troels im Di Vino Deli AB, führ ich
zurück zum Zentrum. Wollte und konnte jedoch weder ins Haus noch ins Office
gehen. Für einen Spaziergang war das Wetter jedoch bedauerlicher Weise zu
schlecht. So ging ich zum großen Saal. Wo für gewöhnlich immer eine
Veranstaltung lief. Oder zumindest die Proben dafür. Und in der Tat probte eine
irische Sängerin mit ihre Band.
Vor der halb geöffneten Tür stand ein Mann mit einem
kleinen Jungen, welcher offensichtlich von der Musik begeistert schien.
Ich ging auf die beiden zu und als mich der Mann bemerkte entschuldigte er sich verlegen, nahm den Kleinen an der Hand und wandte sich zum Gehen.
Ich ging auf die beiden zu und als mich der Mann bemerkte entschuldigte er sich verlegen, nahm den Kleinen an der Hand und wandte sich zum Gehen.
„Nein. Nein.“, sagte ich. „Sie müssen nicht gehen. Schauen
sie ruhig zu wenn es ihnen und ihren Jungen Freude bereitet.“
Ich öffnete die Tür, ging hinein und winkte den beiden.
Forderte sie auf mir zu folgen, was sie nur zaghaft und sich umschauend taten.
Ich schritt zur Mitte des Saales. Der Mann mit
dem Kind kam langsam hinter mir her. „Dürfen wir das denn überhaupt.“
„Aber natürlich dürfen sie. Setzten sie sich und schauen
sie zu.“ Ich wies mit meiner Hand auf
einen der Sitzplätze.
Im nächsten Augenblick sah ich Ryan herein und auf uns
zukommen.
Schon wollte er die beiden ansprechen, als ich ihm einen
Wink gab, dass sie sitzen bleiben konnten.
Ich setzte mich, nachdem Ryan wieder gegangen war, für eine
Weile zu den beiden und lauschte der Musik.
„Ich bin Norman.“, sagte der Mann leise. „Und das ist mein
Sohn Lucien“.
Nach etwa einer halben Stunde begleitete ich sie hinaus und
er fragte mich eher scherzhaft, ob ich hier die Chefin sei.
Ich musste lachen. „Ja. In der Tat. Das bin ich.“
„O-h-a! Sie leiten das Zentrum?“
„Nein. Es gehört mir nur.“
Er räusperte sich und schien verlegen.
„Uns sie? Was führt sie zu uns?“, fragte ich ihn freundlich
lächelnd, um ihn die Unsicherheit ein wenig zu nehmen und die Distance zwischen
uns zu verringern.
Er lächelte ebenfalls. Strich sich mit der Hand über das
Kinn und sein Blick richtete sich zum Boden. Dann sah er mich an. „Meine
Freundin Helena schickte mich als letzte Chance für unsere Beziehung in dieses
spirituelle Zentrum, damit ich mich besinnen soll. Sie meinte, es täte mir gut
ein bisschen zu meditieren. Oder so.“ Er zwinkerte mir leicht zu und schien
mich zu mustern. In diesem Augenblick begann das Kind zu quengeln. Zog seinen
Vater an der Hand. „Papa, komm!“
Ich verabschiedete mich kurz, um ihn nicht in Verlegenheit
zu bringen und ging nun „nach Hause“.
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Gunnar war nicht dort.
Vermutlich noch immer im Office.
Sollte ich einlenken? Nachgeben? Ihn ganz und gar anrufen
oder zu ihm gehen?
NEIN!
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Ich surfte im Internet. Bestellte mein Dinner und begann
todesmutig mir die dritte Staffel von „Walking dead“ anzuschauen. Ganz allein
und ohne männlichen Beistand.
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Gunnar kam gegen sieben.
Dazwischen war noch das Gespräch mit Wanja, der mich
vehement beschwor, zu ihm zu kommen. Jedoch schien es ihm nicht wirklich gut zu
gehen. Er klagte über Kopfschmerzen, die er bisher nicht kannte. Im Allgemeinen
schien er sich gleichermaßen müde und schlapp zu fühlen. Wie er mir erzählte.
Als das Gespräch beendet war, dachte ich erneut an Gunnar.
Mein Bauchgefühl schenkte mir kein „grünes Licht“ für eine Versöhnung. Aus
irgendeinem Grund war ich noch immer wütend.
Die Begrüßung fiel demzufolge von beiden Seiten kühl aus.
Was noch eine Weile lang anhielt.
Erneute Wortgefechte und ein Anflug von Streit.
Er beschuldigte mich der fortwährenden neurotischen
Eifersucht, welche er mit Nichten verdient hätte. Fragte mich, warum ich nicht
endlich damit aufhören würde. Er liebe mich doch über alles. Mich und niemand
anderen. Zudem solle ich den Menschen, und vor allem seiner Familie nicht so
ablehnend gegenüber stehen.
Was sollte ich IHM nun im Gegenzug vorwerfen?
Seine Neigungen abzulegen?
Unmöglich.
Seine beginnende Model- und Schauspielkarriere um
meinetwillen zu beenden?
Unmöglich.
Nicht mehr zum Fußball zu gehen?
Unmöglich.
Seine Brüder nicht mehr zu besuchen?
Unmöglich.
Nicht mehr zu trinken?
Unmöglich.
Nun gut. Den Zeitfaktor vermochte ich zu beanstanden. Dass
er beständig weniger Stunden, Tage und Nächte bei mir sei.
Er antwortete mit Individualität. Das Recht darauf, er
selbst zu sein. Wozu ebenso ein Quäntchen Freiheit gehöre, wie zu einer guten Beziehung
oder Ehe, welches er mir schließlich ebenso ließe. Ich müsse nur lernen damit umzugehen
und etwas damit anzufangen.
Der Streit in der Öffentlichkeit wurde angemahnt. „Was ist
nur mit dir los?“
„Was ist mir uns geschehen, fragte ich zurück?“, während
sich die hitzige Debatte einigermaßen beruhigte und Gunnar sich neben mir auf
der Couch platzierte. Seinen Arm um meine Schulter legte, mich zu sich heran
zog und auf die Stirn küsste.
“Bitte, lass endlich diese unnütze Eifersucht sein.“,
drängte er. Es gibt in der Tat keinerlei Anlass dafür.“
Was ich ihm nicht zur Gänze vermochte zu glauben.
„Ich bin es leid zu streiten. Wozu das ganze.“ Gunnar nahm
die Spitze meines Kinns zwischen seine
Finger, drehte meinen Kopf zu sich herum und küsste mich auf die Lippen.
Yes. Ich war es ebenso Leid zu streiten und lenke am Ende
ein. Gab nach und schmiegte mich bereitwillig an Gunnar Körper.
Noch in der Entspannungsphase stellten sich Muskelkrämpfe
ein und eine Panik-Attacke zog über mich hinweg. Es war wie meist, kurz und
heftig. Mit Verkrampfungen und einem flüchtigen Schüttelfrost.
Gunnar hatte mich fest in seine Arme geschlossen und hielt
mich.
„Es ist doch alles wieder gut.“
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Verbringe ich tatsächlich meine Zeit mit Eifersucht? Mit
unnützen Gedankenkapriolen? Mit einfältigen Launen und Stimmungen?
Wäre es da nicht viel besser, nicht jede Minute mit der
Gegenwart eines Mannes, oder eines anderen Menschen füllen zu wollen oder zu
müssen? Und vor allem, in den Augenblicken des All-ein-Seins mich meiner selbst
zu besinnen?
Was leicht gesagt, aber nicht einfach getan ist.
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Im Grunde meines Herzens bin ich überaus erleichtert mich
mit Gunnar (weitestgehend) ausgesöhnt zu haben. Insbesondere in Hinsicht auf
die kommenden Tage. In welchen ich seine allumfassende Unterstützung dringlichst
benötige.
Daher
wird es am morgigen Tag, und womöglich am Freitag ebenso hier keinen Eintrag
geben. Denn in dieser Zeit sind meine Gedanken auf meine
Gesundheit und die Worte der Ärzte fokussiert.
See you later.