Montag, 11. November 2013

Dreistigkeit & Höflichkeit



Ich bin müde, und vor allem wütend auf mich selbst, mich gestern einer Situation ausgesetzt zu haben, welche meiner Gesundheit nicht wirklich zum Wohle gereichte.


Nach dem Lunch saßen wir noch eine lange Weile mit Christine und Thomas zusammen im Restaurant. Unter dem Vorwand meine Medikamente einnehmen zu müssen, verließ ich die Runde frühzeitiger und ging allein zurück zum Haus. Bei dieser Gelegenheit gedachte ich bei Norman vorbeizuschauen, um mich für die Höflichkeit der Sorge zu bedanken, welche er mir entgegengebracht hatte.
Norman ist wahrlich keine attraktive Erscheinung. Ich kann ihm gerade so in die Augen sehen wenn wir uns gegenüber stehen. Jedoch ist da dieser Charme der Iren, der ihn umfängt. Welchem ich bereits bei Ian erlag.
Nun, ich trat nicht ein, blieb ausschließlich einige Minuten mit ihm vor der Tür stehen und ging dann rasch und fröstelnd weiter zu unserem Haus.
Da Gunnar nach einer guten Stunde mir noch immer nicht nach Hause gefolgt war, rief ich ihn an.
„Warum besuchen wir nicht jetzt gleich Alicia im Studio? Schließlich lud sie uns beide ein, ihr bei der Arbeit zuzuschauen.“ Gunnar bat mich zu ihm zu kommen, damit wir gemeinsam ihrer Einladung folgen konnten.

Alicias Musik trifft in der Tat NICHT meinen Geschmack. Ihre Art zur Gänze ist mir zu stark vom Mainstream durchdrungen. Die Form ihrer Musik spürt vor Kitsch und  barbiehafter Teenie-Orientiertheit. Kein Herzblut. Ohne Stiel. Keine Eleganz.

Wir blieben etwa bis fünf Uhr im Studio. Traten dann gemeinsam den Rückweg zu unseren Hütten an und Gunnar fragte sie, wie ich vermute (?!) aus Höflichkeit, ob sie uns nicht noch ein wenig Gesellschaft leisten würde. Dankend und ausnutzend bis zum Überfluss, nahm sie diese Einladung an. Denn letztendlich blieb sie unhöflicher Weise bis weit nach Mitternacht in unserem Haus.
Ich kann nicht sagen, warum Gunnar nicht den Mut aufbrachte ihr mit mehr Vehemenz entgegn zu treten, um ihr zu bekunden, dass sie gehen solle. Denn er wusste, dass wir heute bereits am frühen Morgen einen Arztbesuch zu absolvieren hatten. Nun, ich vermag nicht gänzlich zu behaupten, er hätte es nicht versucht. Nur reagierte sie mit Nichten darauf und schwatze unentwegt weiter.
Was zum Kuckuck interessiert mich die Lebensgeschichte dieser Frau?!
Welche taktlose Unverfrorenheit sie unterdessen an den Tag legte, verwunderte mich zusehends. Ich weiß nicht genau, was sie sich erhoffte. Kann es nur vermuten. Was die Dreistigkeit noch unterstreicht. Nicht nur, dass sie mit Gunnar vor meinen Augen flirtete, nein, sie schien mich sogar um ein Darlehn ersuchen zu wollen. Ich befand mich in einer misslichen Lage. Einerseits gedachte ich diese Unterhaltung zu verlassen und mich zurückzuziehen. Andererseits konnte/wollte ich sie mit Gunnar nicht allein lassen, bei der auffälligen Vehemenz, mit der sie Gunnar Avancen entgegenbrachte.
Wieder und wieder versuchte ich ihr auf höfliche Art beizubringen, dass es doch spät genug wäre, wir müde seine und frühmorgens einen Arzttermin hätten. Was sie wenig beeindruckte, denn sie sprach ununterbrochen weiter. Klagte über ihre finanzielle Lage, und als ich es müde war sie zu bemitleiden, erwähnte sie noch von ihrem Vater und Onkel missbraucht worden zu sein, sodass sich mein Mitgefühl erneut auf sie richtete, und Gunnars selbstredend ebenso.
Ich hielt aus und durch bis halb zwei. Dann wurde ich ungehalten und gab ihr unmissverständlich zu verstehen, dass sie unsere Zeit am heutigen Abend nun zur Genüge strapaziert hätte. Gegen zwei hatte sie dann endlich, endlich, endlich das Haus verlassen.
Die Problematik bei dergleichen Unterhaltungen ist, dass sie nachhallen. Das Hirn besetzen. Sich einnisten und mich für eine Weile nicht mehr los lassen.
Am Ende bin ich noch heute über mich selbst verärgert, alldieweil ich nicht energisch genug war und sie mit bestimmter Höflichkeit vor die Tür setzte.

Ich vermag nicht mit Sicherheit zusagen, ob Gunnar mit ihr eine Affäre hatte oder sogar noch hat. Oder auch nicht. Auf meine wiederholte Frage hin, verneinte er scharf und vehement, sodass ich weitere Fragen in diesem Zusammenhang besser unterließ.
In jedem Fall vermochte ich nichts in beider Verhalten diesbezüglich und augenscheinlich festzustellen, dass darauf hinwies. Außer, dass sie permanent mit Gunnar kokettierte.

Was für ein Glück für diese Alicia, dass man mich Höflichkeit lehrte. (Am liebsten wäre ich ihr an die Gurgel  gegangen!)
In diesem Fall gereichte sie mir doch eher bedauerlicher Weise zum gesundheitlichen Nachteil.



 Adam hat heute Geburtstag!!!
Happy birthday!