Dienstag, 5. November 2013

Streit


Zu aller erst begrüße ich meine zahlreichen amerikanischen Besucher!
(Obgleich ich zu bezweifeln wage, dass sie tatsächlich am Inhalt meines Blogs interessiert sind.)

Es kann zuweilen schon unheimlich erscheinen, wenn beinahe dreißig Amerikaner meinen Blog besuchen, just in DEM Augenblick, in welchen ich meinen Eintrag tätigte. Was mich in Folge der augenblicklichen politischen Lage der erneuten Überwachung argwöhnisch stimmt. Aber da ich absolut NICHTS (nicht einmal die intimsten Geheimnisse) zu verberge suche, scheint es mir offensichtlich nicht nötig, sich zu fürchten. Sind es jedoch nach wenigen Minuten über „hundert“ Zugriffe von amerikanischer Seite, jagt mir das dann schon einen Schauer der Beklemmung über den Rücken. Jedoch glaube ich kaum, dass meine bloße Erwähnung sie zwingt sich zu erklären.
Nun, alles in allem sind mir die Amerikaner lieber als die Thailänder, Chinesen oder Malaien. Bei den russisch sprachigen Besuchern bin ich zwiegespalten. Denn ich weiß, nicht zuletzt durch Wanja, dass sie durchaus warmherzige und gastfreundliche Menschen sein können.

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Dienstberatung
- Dahl Lundqvist berichtete von „schwarzen Zahlen“ in der neuerlichen Abrechnung. Was ohne Zweifel überaus erfreulich ist und vor allem seinen Job als Business-Coach rechtfertigt.
- Keine Verurteilung im „Sekten-Prozess“. Es wäre doch schließlich niemand wirklich zu Schaden gekommen. Bis auf die Sache der Notwehr, die auf mein Konto ginge. Was jedoch durchaus gerechtfertigter Natur gewesen sei. Man würde nicht gegen uns  klagen oder die Entscheidung anfechten wollen. In diesem Fall, bewahren WIR doch im Gegenzug besser Stillschweigen darüber, dass ein geschäftlicher Schaden des Zentrums als Unternehmen entstanden ist.
- Des Weiteren wurde noch über Bestellungen und personelle Fragen diskutiert. Über Klagen und Fragen der Gäste. Usw...

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Nach dem Lunch sprachen wir noch einmal über Svens Geburthag und ich stellte in Aussicht, gleichwohl ich Gunnar nicht gedachte zu begleiten, dass ich es mir möglicherweise doch noch überlegen könnte, und später zu ihnen stöße. In diesem Zusammenhang erkundigte ich mich noch einmal nach Svens Adresse.
Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit Christine, Gunnar, Thomas und Dahl Lindqvist im Office.
Christine erwähnte das familiäre Geburtstagsfest am Wochenende. Man wolle wenigstens gemeinsam speisen. Erik, Kurt, Gunnar, seine Geschwister, ich und Emilia seien dazu eingeladen.

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Gunnar verließ mich gegen sechs.
Eine kurze Zeit der Unentschlossenheit folgte, in der ich die verschiedensten Szenarien durchdachte, die mir zur Verfügung standen und aus welchen ich hätte wählen können.
Mir war nach etwas „Außergewöhnlichem“ zumute. Stellte ich fest. Zudem suchte ich nach Zerstreuung, um den Drei-Tage-Count-down bis zu meinem Aufenthalt im Hospital zu vergessen. In diesem Fall fiel mir zu aller erst Jason Anekelea ein. Die perfekte Ablenkung.
Aber ficken konnte und wollte ich nicht. Dann vielleicht Paul. Oder Sarah?
Nichts und niemand schienen meiner momentanen Laune gerecht zu werden.
Wanja? Nein! Besser nicht. Wäre er jetzt hier, würde er mich mit Sicherheit „entführen“.
Dann der spontane und zügige Entschluss doch noch zu Troels zu fahren. Welcher sich jedoch noch im Büro befand, wie ich erfuhr, als ich ihn noch während der Fahrt anrief. Infolgedessen begab ich mich dorthin und wartete dort auf ihn, bis er seine Arbeit beendet hatte und wir gemeinsam zu Abend speisen konnten.
Im Anschluss sahen wir in Troels Wohnung fern. Ich hatte diese Horror-Serie mitgenommen, die mir nun so allmählich doch nicht mehr ZU gruselig erschien. Eher spannend und ich wollte wissen, wie sich die Ereignisse entwickeln. Troels räusperte sich und zog die Augenbrauen nach oben. „Okay. Wenn du magst.“, sagte er grinsend und verwundert. „Ist doch gar nicht dein Genre.“
Ich dachte ständig daran Gunnar anzurufen. Ihn doch noch zu suchen und zu ihm zu gehen. Aber wozu? Um ihn und die meisten der Anderen betrunken vorzufinden. Die bloße Vorstellung solch eines Szenarios erzeugte nur Ekel in mir.
Selbst Troels bat ich nicht zu trinken und zudem ebenso wenig zu rauchen. Ich vermag diese Geruchskombination noch immer nicht wirklich zu tolerieren.
Und obgleich ich Bedenken hatte, blieb ich die Nacht über bei Troels.

Heute Morgen erneut Troels Anruf im Büro und die Bitte um eine Stunde, die er gedachte dort später zu erscheinen.
Ich duschte, während Troels das Frühstück zubereitete. Wir begannen gemeinsam zu speisen und ich bemerkte, wie eine gewissen Unruhe begann sich meiner zu bemächtigten, die mir sagte: Fahre los! JETZT!
Gedacht. Getan.
Ich stand auf, küsste Troels auf die Stirn und bat ihn um Verzeihung. Nahm meine Sachen, lief eilig zu meinem Wagen und fuhr zurück zum Zentrum. Stellte den Wagen in die Garage und ging ins Restaurant. 
Kaum das ich eine viertel Stunde dort saß, kam diese Alicia, mit welcher Gunnar gestern Abend zu seines Bruders Geburtstag aufgebrochen war, zur Tür herein, sah kurz in meine Richtung und schien zu grinsen. Setzte sich dann an einen Tisch, ein Stück weit weg von dem meinen und bestellte.
Nur wenig später kam Gunnar eiligen Schrittes durch die Tür und direkt auf mich zu. Küsste mich erleichtert lächelnd und setzte sich.
Im ersten Augenblick war ich selbstredend erleichtert und über glücklich ihn zu sehen und vor allem, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, Troels frühzeitiger zu verlassen. Dann jedoch entwickelte sich ein Streit zwischen uns, welcher nicht mehr zu stoppen war, und es ging vordergründig um diese Alicia.  
Wo hast du übernachtet? Mit wem warst du zusammen? Mit ihr etwa? Hast du sie gefickt? Waren meine Fragen und meine Stimme wurde immer lauter. Gunnar beschwichtigte mich. Ich möge doch bitte Ruhe bewahren. Es sei nichts geschehen außer trinken, feiern und tanzen. Er fragte, warum ich nicht doch noch gekommen sei.
„Warum setzt du dich nicht zu ihr!“, war meine trotzige Antwort gewesen, nachdem die Bilder von Gunnar und Alicia beim ficken in meinem Kopf tanzten.
Gunnar hielt einen kurzen Augenblick inne und ich sah, wie sich die Muskeln in seinen Wangen bewegten. Er fixierte mich mit seinen Augen. Stand dann abrupt auf und ging tatsächlich zu dieser Alicia zurück.
Wie konnte er es wagen?!
Ich sah wie sie diskutierten.
Dann kam er zurück an meinen Tisch.
„Alicia sagte, du hättest es nicht so gemeint.“
Was gedachte er mir damit zu vermitteln? Das da nichts zwischen ihnen gewesen, und sie auf meiner Seite war?
Als ich diese Worte hörte, schäumte ich vor Wut über und brüllte ihn an, dass er verwinden solle. Was er tat. Ebenso wütend ging er zurück zu Alicias Tisch und setzte sich zu ihr.
Als ich das Restaurant verließ, sahen wir uns beide nicht einmal an.

Auf dem Rückweg zum Haus rief ich Troels an. Der offensichtlich mitten in einer Besprechung war und nur sporadisch antworten konnte. Ich verabredete mich mit ihm zum Lunch.
Gunnar wird sicherlich gegenwärtig im Office weilen. Zumindest vermute ich das. Oder auch nicht.
Was weiß ICH schon?