Gerade eben genieße ich noch meine Garnelen mit Gemüse und Couscous, als Alicia freudestrahlend zur Tür des Restaurants herein und auf uns zukommt.
Am liebsten hätte ich sie erwürgt!!! Bat sie jedoch zu
Gunnars Erstaunen, der sich verlegen mit der Hand am Kinn rieb, sich zu
setzten. Was sie auch tat. Ich blieb freundlich. Antwortete sachlich und mit
einem Lächeln im Gesicht auf ihre Frage, ob alles okay sei. „Nein. Es ist nicht
alles okay. Besonders mit dir, Alicia. Denn du hast in der Nacht vom Freitag
zum Samstag mit meinen Mann gefickt, anstatt ihn zu mir nach Hause zu bringen.
Und davor schon einmal in Südafrika, während eurer Videoaufnahmen. Ich hoffe,
es hat dir gefallen. Denn es war das letzte Mal. Bis Morgen hast du das Studio
und deine Hütte geräumt und das Zentrum verlassen. Wenn nicht, lasse ich dich
raus werfen. Ich glaube, wir haben uns verstanden. Und jetzt, darfst du gehen.“
Während ich sprach hatten Alicias Augen ungeahnte Größe
angenommen und ihr Mund war offen stehen geblieben.
Gunnars kaute auf seiner Lippe und sein Blick huschte
nervös hin und her.
Alicia fing sich jedoch sogleich und gab sich noch im
selben Augenblick gelassen.
„Ich dachte, du wolltest dich scheiden lassen?“ Ein freches
Grinsen sprang mir entgegen.
Hatte Gunnar tatsächlich mit IHR darüber geredet?
„Nein. Warum sollte ich?“
„Du vergibst ihm also, dass er mit mir gefickt hat?“
Gunnar gedachte offensichtlich einzuschreiten. Jedoch gebot
ich ihm mit einer einzigen Handbewegung zu schweigen.
„Ja. Denn mehr war es nicht.“
„Vielleicht liebt er mich doch?“ Sie blinzelte Gunnar einen
kurzen Augenblick lang an, der nicht wusste, wo er hinsehen oder was er tun
sollte.
„Jedenfalls schien es ihm Spaß zu machen meine Fotze zu
lecken.“
Ups damit hatte ich nicht gerechnet. Jetzt musste ich
hüsteln. Ich hob beide Brauen, als würde ich an ihren Worten zweifeln und sah
ihr direkt in die Augen.
„Also ich glaube nicht, dass du ein Ganzkörperkondom
übergestreift hattest. Gunnar ist gewiss nicht so dumm ungeschützt, auf welche
Weise auch immer, mit dir zu verkehren.“
„Es ist genug jetzt.“, schaltete sich Gunnar nun doch
dazwischen. „Rea hat Recht.“ Er sah Alicia an. „Das was du da sagst, entspricht
nicht der Wahrheit. Ich benutzte stets ein Kondom. Sogar Freitagnacht. Daran
kann ich mich noch gut erinnern. Du selbst hast es mir auf meinen Wunsch hin übergestreift.“
Als ich mich umsah, bemerkte ich, wie begierig die Leute im
Restaurant das Spektakel verfolgten, als warteten sie nur noch auf das Finale.
„Also war ich nicht mehr als ein Fick für dich?“, fragte
Alicia Gunnar und es schien, als würde sie wütend werden.
Der räusperte sich und ich sah, wie die Muskeln seines
Kiefers sich bewegten.
„Du wusstest, dass ich verheiratet bin.“
„Ja und?“, unterbrach sie ihn schroff.
Was dachte sich diese Kuh eigentlich? Ich würde alles
aufgeben, dass sie sich ins gemachte Nest setzen konnte? Besonders jetzt, wo
ich endlich ein zu Hause für mich gefunden hatte.
„Denkst du wirklich, du könntest unsere Ehe zerstören?“
Übernahm ich nun erneut die Führung des Gespräches, alldieweil Gunnar im
Augenblick sprachlos schien und lächelte sie in mir ruhend an. Ich war in der
Tat nicht das kleinste Bisschen erregt oder zweifelte an meinen Worten oder ganz
und gar an Gunnars Lauterkeit. Was nichts anderes bedeutete, als dass ich ihm
uneingeschränkt vertraue.
„Nicht DU und auch keine andere!“, waren meine eindeutig,
im gesamten Raum zu hörenden, abschließenden Worte.
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Trotz aller Unstimmigkeiten hatten wir am Nachmittag
überaus angenehmen Sex.
Ich mochte nicht an Alicia oder die anderen Frauen denken
und ließ mich hinein ziehen, in den Strudel aus Ekstase und Leidenschaft.
Warum, um der Götter Willen, sollte ich mir diesen Rausch entsagen? Schließlich
genoss ich ihn mit meinem Ehemann.
Gunnar und ich sahen gerade fern, als sein iPhon läutete. Es
war so etwa gegen halb sechs.
Er stand auf und ging nach nebenan.
Nach einer Weile sah ich nach ihm. Energisch, aber doch
eher leise diskutierte er mit irgendwem und gestikulierte heftig dabei.
„Wer ist das?“, fragte ich und biss gelangweilt in einen
Apfel.
Er unterbrach das Gespräch um mir zu antworten. „Alicia.“
Nun blieb mir der Bissen im Halse stecken und ich hustete.
„Was will sie denn?“, fragte ich noch immer keuchend.
„Sie möchte mich in einer dringenden Angelegenheit persönlich
sprechen. Sagt sie.“
„Braucht sie einen Abschieds-Fick oder was?“, wurde ich
wütend.
„Nein. Nein.“, beschwichtigte mich Gunnar. „Es geht um
etwas ganz anderes.“
„Vermag sie dir nicht schlicht und einfach JETZT zu sagen
was sie wünscht?“
„Sie sagt nein und will, dass ich zu ihr komme.“
Ich fauchte zornig, schüttelte mit dem Kopf und ging zurück
zur Couch. „Es ist deine Entscheidung. Tue, was immer du denkst tun zu müssen.“
Gunnar beendete das Gespräch rasch und ging ins Bad. Als er
es verließ, war er gestriegelt und parfümiert. Hatte er sich etwa für sie herausgeputzt?
Was sollte ich nun DAVON halten?
Gleichgültig. Ich vermochte daran nicht zu ändern.
Es dauerte etwa zwei Stunden, in denen ich angespannt und
gereizt auf und ab lief. Vom Fenster zur Couch. Von der Couch zum Fenster. Bis
ich Gunnar dann endlich, gegen halb acht, auf unser Haus zukommen sah.
Rasch setzte ich mich, legte die Beine auf den Hocker vor
mir und tat gelangweilt, als er das Zimmer betrat.
„Es wird Zeit für das Dinner.“, sagte er. Streifte seine
Schuhe ab und hängte seine Jacke an die Garderobe. „Ich habe mir erlaubt es zu
ordern. Es wird sicher gleich serviert werden.“
Er setzte sich neben mich. Ich rümpfte die Nase und verzog
das Gesicht. „Ich kann sie an dir riechen.“, zischte ich.
„Gunnar tat erstaunt. „Natürlich. Ich komme gerade von
ihr.“
„Willst du mir nicht sagen, was sie denn nun so dringlichst
mit dir PERSÖNLICH zu besprechen hatte.“
Gunnar kratzte sich am Kopf. „Es ist in der Tat ein wenig
heikel.“
„WAS?! Bekommt sie ein Kind?“
„Nein. So schlimm ist es nun auch wieder nicht.“
„Was dann?“
Gunnar zögerte. Räusperte sich, als traue er sich nichts
sagen. „Sie möchte, dass du ihr einige Tage Aufschub gewährst, damit sie ihre
Arbeit beenden kann.“
Ihre Dreistigkeit erstaunte mich immer wieder und scheint
kein Ende zu nehmen!
„Was soll ich ihr also antworten.“, fragte Gunnar.
„Ah. Die Antwort duldet offensichtlich ebenso keinerlei
Aufschub?“
Gunnars Gestik zeugte von großer Verlegenheit. Er sah mich
abwartend an. Sagte nicht weiter.
„Dann sage ihr, sie kann ihre Arbeit beenden. Soll sich
jedoch nicht zu viel Zeit damit lassen.“
Zügig nahm Gunnar sein iPhon aus der Hosentasche, um ihr
die „gute Nachricht“ zu übermitteln.
„Bevor wir allerdings zu Bett gehen, würde ich dich bitten
zu duschen. Denn ich beabsichtige nicht, die ganze Nacht Alicias Geruch an dir
wahr zu nehmen.“
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Gunnar hatte ausschließlich einen Kaffee getrunken und war
zur Dienstberatung gegangen. Ich nahm den Weg zum Restaurant, um in aller Ruhe
mein Breakfast einzunehmen.
Während ich aß, kam Alicia zu mir an den Tisch, um sich für
die Gnadenfrist zu bedanken. Sie schien ein wenig befangen zu sein. Jedoch in
ihren Augen konnte ich noch immer dieses Funkeln sehen, mit welchem sie mich
vermutlich am aller lieben vernichtet
hätte. (Damit SIE Gunnar haben konnte.)
Hatte sie sich etwa gestern erneut bemüht Gunnar näher zu
kommen? Roch er deshalb so ungewöhnlich streng nach ihr? War es ihr etwa ganz
und gar gelungen? Die Zeit von zwei Stunden würde dafür sprechen.
Ich wischte die eifersüchtigen Gedanken beiseite und nickte
ihr kurz zu. Bevor sie wendete und ging.
Sollte es tatsächlich so sein, konnte ich es ohnehin nicht
mehr ändern. Und wollte ich Gunnar nicht vertrauen?
Er hätte mir sagen können, wenn es so gewesen wäre. Wenn
sie es tatsächlich gewagt hätte ihn erneut zu verführen. Andererseits dachte
Gunnar sicherlich, ich würde ihm zürnen, dass er überhaupt zu ihr gegangen war
und schwieg aus diesem Grund.
Hatte er ihr nun widerstanden? Oder nicht?
Währenddessen ich so über Alicia nachdachte, bemerkte ich
eine blonde Frau, die mich fortwährend anstarrte. Sie saß am Nebentisch und
entsprach exakt Gunnars Beschreibung von seiner alten Sektenliebe.
Ich stand kurzerhand auf und ging zu ihr hinüber.
„Entschuldigen sie bitte.“, sprach ich sie an. „Ihr Name
ist nicht zufällig Kate?“
Sie sah mir ein wenig verdutzt entgegen und nickte dann.
Gedachte sie etwa inkognito zu bleiben? Um mich
möglicherweise zu überraschen? In diesem Augenblick beglückwünschte ich mich,
für mein zu Weilen ungestümes Wesen.
Im nächsten Moment geschah etwas völlig Unerwartetes.
Sie stand auf und fiel mir vor mir auf die Knie.
Alle Augen im Restaurant waren nun unweigerlich auf uns
gerichtet. Wie peinlich!
„Bitte. Bitte!“, begann sie. „Helfen sie mir auszusteigen.“
Ich wusste genau, was sie meinte. Alle anderen mussten sie
für eine Verrückte halten, wie sie da betteln vor mir hockte. Oder war es nur
ein gut inszeniertes Schmierentheater, um mein Herz zu erweichen?
„Man hat mich geschickt. Aber ich will nicht dorthin
zurück. Nehmen sie mich auf. Geben sie mir einen Job. Ich arbeite hart. Aber
schicken sie mich nicht wieder weg.“
Im selben Moment als sie mein Bein ergreifen wollte, ging
ich rückwärts und fiel Jason Anekelea in die ausgestreckten Arme, der mir
bereits zu Hilfe geeilt war.
Er trat vor mich und schob mich ein Stück beiseite.
„Stehen sie auf. Zahlen und gehen sie.“, forderte er Kate
auf.
Sie tat verschreckt, wie ein kleines Kind und schien damit
das Mitleid der Leute erheischen zu wollen. Wie arglistig sie mir doch erschien.
War sie tatsächlich so raffiniert und durchtrieben? Oder war es ihr ernst, mit
dem, was sie da sagte?
Ich bin über die Maßen verunsichert. Verstehe die Menschen
offensichtlich nicht mehr. Ihr Verhalten ist mir weitestgehend suspekt.
Besonders das der Frauen.
Am allerliebsten würde ich mich in eine Höhle zurückziehen,
dort nie wieder heraus kommen und ausschließlich Gunnar bei mir dulden.