Samstag, 31. Mai 2014

Herzschmerz und Verwirrung



Bis in den Nachmittag hinein war ich bei Kevin geblieben und wir hatten eine gute und anregende Unterhaltung geführt, die mich die Zeit vergessen ließ. Gunnar hatte sich lediglich ein einziges Mal mittels SMS vergewissert, dass es mir gut ginge und gefragt, ob ich noch immer bei Kevin sei. Oder ganz und gar bei ihm bleiben wolle.
`Warum?´, hatte ich gefragt und genau genommen wusste ich die Antwort bereits.
`Es wäre schön, diese Nacht Ellen zu schenken. Sie scheint meiner im Augenblick am meisten zu bedürfen´, kam die ausführliche Antwort zurück. Nicht `ich will´, oder ein einziges Wort von mir und meinen Bedürfnissen. Nein! Ellen BEDURFTE seiner! Welch’ Farce!!
Was hätte ich in diesem Augenblick noch antworten sollen? Seine Erwiderung war demütigend genug für mich. Obgleich ich doch „Verständnis“ aufzubringen hatte, für die armen, anderen Frauen. Was ich bisher zwar tat. Jedoch gleichwohl nur, weil mir ohnehin keine andere Wahl geblieben war. Es ist nach wie vor verletzend, Gunnar mit und bei anderen Frauen zu wissen. So viel Einsicht und Mitgefühl ich auch aufzubringen suche.
Infolgedessen verbrachte ich den Abend und die Nacht erneut mit Kevin. Welcher sich selbstredend glücklich schätzte, dass ich bei ihm war. Wir absolvierten gemeinsam unsere Übungen und Massagen. Unterhielten uns vortrefflich. Dinierten am Abend im Restaurant, wo wir Gunnar noch einmal trafen, der von Malika und der vergangenen Nacht erzählte, und ich erwiderte trotzig, dass ich bei Kevin bliebe. Was Gunnar ausschließlich einen betrübt wehmütigen Gesichtsausdruck entlockte. Welchen ich meinerseits als Affront verstand.
„Du weißt, wo du mich findest. Ich bin bei Ellen.“, bekräftigte er noch einmal seine Entscheidung vom Nachmittag. Zu diesem Zeitpunkt vermochten wir beide unsere Beschlüsse nicht mehr zu revidieren, sodass die jeweiligen Partner nicht der Enttäuschung anheim fielen. Denn Ellen, sowie Kevin waren verständlicher Weise bereits voller Vorfreude.
Es ist nun nicht so, dass ich mit Kevin nicht sein mag. Jedoch würde ich es in jedem Fall vorziehen, meine Zeit mit  Gunnar zu verbringen! Er ist schließlich mein Ehemann und ich liebe ihn über die Maßen! Was nicht bedeutet, dass ich Kevin deshalb nicht mehr lieben kann. Natürlich tue ich das. Aber meine Wahl würde nach wie vor auf Gunnar fallen. Obgleich ich doch krankheitsbedingt gewillt sein müsste Abstiche zu machen. Jedoch sind die Gründe ebenso nach wie vor die Gleichen wie früher, dass ich mich letztendlich nicht für Kevin entscheide. Er ist nicht groß und nicht kräftig genug und nun mag gleichwohl seine Versehrtheit noch hinzukommen, an welche ich mich nur schwerlich gewöhnen kann. Gleichwohl ich es könnte, wenn ich es müsste.

Am Abend sprachen wir ausführlich über unsere beider Beschwerden und Gebrechen. Ich vermute, der Sinn dahinter war ein besseres und wieder neues kennen lernen von uns beiden. Kevin ließ sich viele Dinge von mir erklären, die er für wichtig zu halten schien (in Bezug auf ein zukünftiges, gemeinsames Leben). Beispielsweise meine Medikation, eine leichte Rückenmassage, die auch er, trotz seines Rollstuhls, zu strande bringen konnte. Ebenso Vorlieben, Gewohnheiten und Sachen, an die er mich erinnern sollte, wenn ich sie vergaß. Ich glaube er wollte, dass ich jeglichen Rest von Unsicherheit ihm gegenüber verlor. Was für mich bedeuten würde, ebenso den erst kürzlich aufgebauten und geringfügigen Teil von Abscheu seinem Rollstuhl gegenüber, wieder abzubauen.  
Aber nein, es war nicht nur der Rollstuhl, wenn ich aufrichtig sein sollte. Es war in der Tat seine Versehrtheit, die mich, besonders in intimen Momenten abschreckte. Aus diesem Grund stimmte ich bisher gleichwohl noch immer nicht Kevins Verlangen nach sexuellen Handlungen zu. Wir schliefen bisher nur nebeneinander. Küssten und kuschelten, streichelten und liebkosten uns. Nichtsdestotrotz bemerke ich, dass es Kevin so allmählich doch nach mehr verlangt. Ich dem jedoch im Augenblick noch immer nicht gewillt war und bin zuzustimmen. Auch wenn ich an Gunnar und seine Konkubinen dachte, daran,  wie er mit ihnen fickte, hatte ich selbst doch Hemmungen davor, mit Kevin intim zu werden. Obwohl mir im Grund bewusst war, dass es nichts geben konnte, wovor ich Angst haben müsste. Natürlich sprachen wir in diesem Zusammenhang auch über Gunnar und ich beschwerte mich hörbar in Kevins Gegenwart über Gunnars Verhalten.
„Womöglich ist ein wenig Abstand gut für euch.“, sagte Kevin und ich hinterdachte seine Worte. Natürlich hätte er einen Vorteil davon uns zu entzweien. Andererseits vermochte ich mir nicht vorzustellen, dass Kevin dergleichen beabsichtigte.
„Er verbringt ohnehin bereits zu viel Zeit mit seinen Huren.“, schoss es aus mir heraus und schon zu diesem Zeitpunkt bemerkte ich, wie sich unbändiger Zorn in mir aufbaute, der sich dann am Morgen im Restaurant, als wir Gunnar und Ellen trafen, entlud.
Jedoch zuvor hatte ich das Verlangen Gunnar Stimme zu hören und ich rief ihn an.
Ich stotterte und stotterte. Wusste nicht was ich sagen sollte, ohne dass es inspizierend oder missgünstig klang und legte letztendlich ohne weitere Worte auf.

Die nächtliche und frühmorgentliche Zeit mit Kevin waren nun von Unstetigkeit geprägt.  Als ich die Augen öffnete, schoss ich aus dem Bett und stand bereits auf meinen Füßen, bevor Kevin mit Kuscheln beginnen konnte. Kleidete mich an und sah verstohlen zu Kevin hinüber, in dessen Blick ich Enttäuschung und Verdruss sehen konnte.
Was tat ich eigentlich? Den einen Mann welchen ich über die Maßen liebte, gab ich mitfühlender Weise an andere ab, und den anderen Mann der mich ebenso liebte, verärgert ich mit meinem Verhalten.
Dennoch kam es zum Streit heute Morgen, als wir, Kevin ich und dieser Max im Restaurant auf Gunnar und Ellen, und nebsther ebenso auf Natalja, Kate und David trafen.
„Ich bin mitnichten so scheiß selbstlos wie du Gunnar, dass ich mich so derart umfassend um andere Männer zu kümmern pflege, die meiner bedürfen, ohne jegliche Sehnsucht nach dem einen Mann, welchen ich bedingungslos liebe.“
Trotz aller Wut musste ich meine Worte wohl überlegt wählen, damit ich den Ohren spitzenden Kevin nicht noch verletzte.
Gunnar nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und drückte mir einen Kuss auf den Mund (währenddessen Ellen daneben stand und uns zusah!). Ich schob unwirsch seine Arme beiseite und versetzte ihm einen Schlag auf die Brust. „Lass mich in Ruhe!“, was natürlich die dümmste, eifersüchtigste  Reaktion gewesen war, die Ellen mit Sicherheit innerlich lachen ließ und Gunnar vor den Kopf stieß. Jedoch gelang es mir trotz aller Liebe zu Gunnar dieses Mal NICHT, mich zu beruhigen und verständnisvoll den anderen Frauen gegenüber zu sein.
Oder anders, Es gelang Gunnar nicht mich erneut mit Liebenwürdigkeiten um den Finger zu wickeln, wie er es sonst immer tat.
Am Ende gingen Kevin, Max und ich unverrichteter dinge zurück zu Kevins Hütte, um dort zu speisen und Gunnar fuhr nun, wie mir Hannes in den letzten Minuten mitteilte, mit Lara gen Stockholm davon.
Beginnt Gunnar nun eine neue Phase seiner Beziehung zu seinen fünf Frauen einzuleiten? Jeder Tag gehört nur einer von uns. Und was ist mit: `Die anderen Frauen berühren uns nicht´??? Oder trage etwa ich etwa selbst die Schuld an Gunnars tollkühnem Draufgängertum. Nur frage ich mich, was ich noch hätte tun sollten? War ich bisher nicht einsichtig und mitfühlend genug?
Ich bin verwirrt und weiß nicht mehr was richtig und was falsch ist. Nur vermag mir Kevin hierbei gleichwohl nicht zu helfen. Oder doch? Oder ist es nur sein Eigennutz? Obwohl er doch gerade in den letzen Gesprächsmomenten Gunnars Position einnahm und ihn sogar noch verteidigte. Aber ausschließlich, damit ich ihn besser verstand. Denn Männer „ticken ja anders als Frauen“.
Ist dies nun eine gewisse Loyalität zwischen Männern, welche ich nicht im strande bin zu durchschauen? Oder soll ich doch viel mehr glauben, dass er Verständnis in jeder Situation aufzubringen vermag? Und das für beide Seiten. Ich kann denn Sinn in seiner Argumentation mitnichten sehen. Denn man müsste doch meinen, dass er in diesem Fall nur an sich selber denkt und an das Ziel, welches  er verfolgt. Mich für sich zu gewinnen.
In der Tat! Es ist überaus mühsam Männer verstehen zu wollen!


Natürlich hätte ich heute Morgen Kevins intime Avancen nachkommen können. Tat es jedoch nicht und zog es vor meinen diary Eintrag zu tätigen. Woraufhin Kevin frustriert, in Max Begleitung, zum See hinunter rollte und mich allein ließ.

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Update
- Kevin bekommt einen zweiten Pfleger, der heute hier ankommen wird und welcher Max entlasten soll. Ebenso ein Deutscher. Matthias Kröning. Vierzig Jahre alt und 1.77 groß. Also NICHT meine Kragenweite. Obgleich er doch ein ansehnliches Äußeres besitzt, wie mir ein Foto von ihm zeigte.
- Marie scheint sich nicht nach ihren Kindern zu sehnen und würde am aller liebsten mit Henrik in New Orleans bleiben wollen, wie sie sagt. Andererseits gestehe auch ich mich nach New Orleans und seiner Atmosphäre zu verzehren, und wäre am aller liebsten dort. Womöglich könnte eine derartige Reise eine willkommene Abwechslung für Gunnar und mich sein. ODER.....für mich allein!
- Andererseits gibt es hier genug tun. Das Überwachen der Bauarbeiten. Die Verhandlungen mit den Anwälten und Gegnern. Die „Miss Summer“ Wahlen zu Midsommer, als erwünschtes Spektakel für die Gäste. Und Kevin würde ich nicht allein lassen wollen. Aber womöglich wäre er sogar bereit mit mir/uns zu kommen, wenn ich fragte. Was wäre dann aber mit den Kindern? Wir müssten sie mit uns nehmen.  
- Wanja scheint mir nun aufzugeben. Hat offensichtlich im Augenblick andere Aufgaben zu lösen als mich. Was mir gleichwohl entgegen kommt.
- Von Troels erhielt ich nur einige kurze SMS’n. Nicht mehr. Mir scheint, unsere kleine Affäre ist nun von ihm endgültig at acta gelegt worden. Infolgedessen sollte auch ich mich dazu durchringen nicht weiter an ihn zu denken.
- Felicio ist in Paris. Seine Ambitionen sind nach wie vor ungebrochen. Er schickt mir Bilder und Nachrichten. Einen Kussmund und ein Lächeln.
- Von Ian gar nichts mehr.....
- An anderen Männer, nebst die hier im Zentrum (Jason, Paul (?),  Derek usw....), verspüre ich derzeit keinerlei Interesse.