„Was soll das denn jetzt? Bin ich
dein Spürhund, wenn du deinen Mann finden willst?“
Am Ende sagte mir Wanja doch alles,
wonach ich fragte. Wann Gunnar in Paris ankam und in welchem Hotel die Reservierungen
vorgemerkt waren. Infolgedessen fuhr ich mit dem Taxi dorthin. Checkte NICHT
ein. Hielt mich in der Lobby auf und speiste im Restaurant. Wartete, bis die
Gruppe der Models gesammelt ankam.
Und da sah ich ihn auch schon. Meinen
Mann. Dicht neben ihm lief eine junge Frau. Vielleicht eins siebzig. Ähnlich
groß wie ich. Sie hatte halb langes, braun glänzendes Haar. Sie lachte und sah
Gunnar verliebt von der Seite her an. Zumindest schien es mir so. Ich sorgte
dafür, dass sie mich nicht bemerkten. Überdies hatte ich mich zurechtgemacht
mit modischem Kopftuch und Brille. Vor allem mein langes, rotes Haar versteckt.
Die Gruppe der männlichen und
weiblichen Models samt Betreuerin checkte ein und als sie die verließ Rezeption
verließen, um in Richtung des Fahrstuhls zu gehen, folgte ich ihnen. Mischte
mich unter die Letzten von der Gruppe, sodass ich nicht weiter auffiel. Ich
bestieg den Zweiten der Aufzüge. Nicht den, wo Gunnar und das Model waren.
Sonst hätte er mich sicherlich erkannt. Denn es war ohnehin anzunehmen, dass sie
alle auf einem Flur ihre Zimmer bekamen. Und in der Tat, so war es dann.
In diesem Moment fühlte ich mich
beinahe wie die Bond-Girls in den Spionagefilmen. Ein merkwürdiges Gefühl. Aber
dennoch spannend und ein wenig abenteuerlich.
In gebührendem Abstand war ich Gunnar
gefolgt und sah, welches Zimmer er bezog. Das genügte mir für den Augenblick.
Ich lief noch ein wenig auf dieser Etage, in diesem Flur hin und her, bevor ich
mich entschloss an seine Tür zu klopfen, um die Überraschung perfekt zu machen.
Behielt jedoch stets die Tür im Auge, hinter welcher Gunnar war. Schließlich
sollte er die Gelegenheit bekommen seinen Koffer auszupacken. Und womöglich kam
da noch jemand an seine Tür, die nicht in sein Zimmer gehörte. Aber es kam
niemand. Was mich nach etwa dreißig Minuten dazu bewog zur Offensive
überzugehen.
Man stelle sich vor, wie überrascht
er war, als er mich sah. Er benötigte eine kurze Weile, um zu verstehen, dass
ihm seine Ehefrau gegenüber stand.
„Wow! Wie kommst du denn hier her?“
„Ich hatte Sehnsucht nach dir.“
„Komm doch herein.“, sagte er und
schloss mich in seine Arme. Was ich über die Maßen genoss! „Erzähl.“
„Hast du heute noch etwas zu tun?“,
fragte ich dann in der Erwartung, dass man sich
noch einmal traf, um den kommenden Tag zu besprechen.
„Nein. Heute nicht. Erst Morgen, nach
dem Brunch wird alles besprochen und eingeteilt.“
„Dann könnten wir jetzt noch ein
wenig miteinander schmusen.“, sagte ich glücklich lächelnd und drückte meinen
Körper an dem von meinem Ehemann.
„Trotz alledem sollte ich frühzeitig
zu Bett gehen. Und du bist von der Reise sicherlich ebenso erschöpft.“
„Ja.“ Ich nickte. Da hatte er
vollkommen Recht. Wir setzen uns gemeinsam auf die Couch und ich schmiegte mich
mit einem Hochgefühl der Glückseligkeit an meinen Ehemann.
„Ich werde Erik noch einmal anrufe.“,
sagte er dann.
Ich musste lachen. „Willst du ihn
schelten, weil er mich zu dir hat fliegen lassen?“
„N-e-i-n-. Natürlich nicht.“,
antwortete er ganz verlegen und noch im selben Moment klopfte es an der Tür. Er
steckte das iPhone in seine Hosentasche zurück, ging zur Tür und öffnete sie.
Es war dieses Model, das mit ihm zusammen angekommen und so eng neben ihm
gegangen war.
Gunnar ergriff sofort die Initiative
und das Wort und ich hörte wie er sagte: „Meine Frau ist angekommen. Wir sehen
uns Morgen Mittag.“
Gunnar hatte sich der Frau in den Weg
gestellt, sodass sie das Zimmer nicht betreten konnte und ich sah, wie sie an
ihm vorbei lugte, um einen Blick auf mich zu erhaschen. Ich drehte mich um.
Weg, zum Fenster hin. Sie musste mich nicht sehen.
Gunnar schloss die Tür und kam zu mir
zurück. Er hatte sie rasch abgefertigt...und weg geschickt. Nun, rief er Erik
an.
Ich war so müde, dass ich fast
zusammen brach. Was hatte ich auch erwartet. Ein Wunder, dass ich die enormen
Herausforderungen bis hier her bewältigt hatte.
Wir blieben nicht mehr lange wach.
Waren noch in derselben Stunde zu Bett gegangen und ich war beinahe
augenblicklich glücklich und zufrieden in Gunnars Armen eingeschlafen.
Doch zuvor hatte ich ihn noch halb
schlafend gefragt: „Wer war diese Frau eigentlich. Vorhin. Die an der Tür. Du
hast doch hoffentlich nicht mit ihr gefickt? Und auch mit keiner anderen hier.“
„Nein.“, erwiderte er mit beruhigender
Stimme und strich sanft über mein Haar.
„Tatsächlich nicht?“, fragte ich noch
einmal nach, um sicher zu gehen.
„Nein. Tatsächlich nicht.“
Und schon war ich im Land der Träume.
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Ausschlafen, heute Morgen.
Selbstverständlich. Was sonst. Kein Model will Augenringe haben.
Ich dachte noch einmal über Gunnars
Beteuerungen nach, mit keiner dieser Frauen hier gefickt zu haben und strich
mit meiner linken Hand über seinen Körper von oben nach unten. Was mich
erregte. Nun küsste ich ihn auf den Mund, den Hals und immer weiter. Nahm
seinen Penis zwischen meine Lippen. Gunnar stöhnte auf.
„Du willst das JETZT?“, fragte er und
sein Atem ging immer schneller.
„Ja. Warum denn nicht. Schließlich
war ICH die letzte, in der er stak. Oder etwa nicht?“ Ich griente Gunnar von
unten her an und massierte seine Prostata. Er antwortete nicht. Ließ sich
grinsend fallen und genoss.
Ich tat mein Bestes. Dennoch dauerte
es eine Weile bis er kam. Ich schluckte seinen Samen und zum Abschluss kreiste
meine Zunge noch einmal um seine Eichel.
Eine viertel Stunde etwa lagen wir
noch eng aneinander gekuschelt und Gunnar sprach über den vergangenen Tag in
New York. „Du wirst zum Brunch mit uns allen an einem Tisch essen müssen.“,
sagte er dann. Alldieweil er wusste, dass ich dies besser vermieden hätte.
„Warum das denn?“, fragte ich zurück.
Obwohl ich die Antwort genau genommen bereits kannte.
„Während wir zusammen sitzen, wird
alles für den Tag besprochen. Da müssen wir alle aufmerksam sein.“
„Okay. Meinetwegen.“, gab ich zurück.
Obwohl mir der Gedanke, mit all den Leuten an einem Tisch zu sitzen, in der Tat
nicht gefiel.
Als wir der Tafel, an dem alle saßen,
näher kamen, richteten sich plötzlich alle Augen auf mich und die Gespräche
verstummten.
„Darf ich vorstellen. Meine Frau.“,
sagte Gunnar wohlwollend nickend und wies mit der Hand zu mir hin. „Sie darf
sich doch mit zu uns setzen. Oder?“, fragte er und sah seine Chefin an.
„Ja. Selbstverständlich. Nehmen sie Platz.
Bitteschön.“
Die meisten von ihnen nahmen nun die
Tätigkeit, die sie meinetwegen unterbrochen hatten, wieder auf. Andere
beobachteten mich neugierig. Insbesondere die junge Frau, die mit Gunnar
gekommen war. Sie saß mir schräg gegenüber.
Nach einer Weile, in welcher die Chefin
Instruktionen gab und den vorherigen Tag erörterte, sprach sie mich an: „Sie
sind doch sicher in unserer Branche tätig und unter Vertrag? Wenn nicht, würde
ich ihnen gerne einige Vorschläge unterbreiten.“
Ihre Worte hätten mir genau genommen
schmeicheln sollen. Jedoch taten sie es nicht. Im Gegenteil. Da regte sich doch
eher Zorn und Widerstand. Aber dennoch setzte ich die Maske der Freundlichkeit
auf.
„Ich WAR n-i-e in ihrer Branche
tätig. Und NEIN. Ich will es auch nicht.“
Meine Worte schienen an diesem Tisch,
in dieser Runde ein Affront zu sein. Nun hatte ich tatsächlich die ungeteilte
Aufmerksamkeit aller anwesenden.
Die Chefin stutzte. „Man verdient
gutes Geld damit.“
„Ja und?“, erwiderte ich und ein wenig
Sarkasmus schwang in meinem Ton.
„Ah. Sie haben es nicht nötig.“,
folgerte sie und nun kam Bissigkeit in ihrer Stimme zurück. „Ihr Mann verdient
das Geld.“
Ich lächelte überlegen. „Er tut dies
nur aus Spaß. Weil er denkt uns ernähren zu müssen.“
„Ach! Muss er das nicht?“
„Nein. Meine Familie besitzt ein ausreichendes
Vermögen.“
Nun kam ein Grinsen über ihr Gesicht.
„Ihre Familie. Aha.“, was implizieren sollte, dass es NICHT das Meine war.
„Ich dachte, es sei eingefroren.“,
meldete sich ein wenig schüchtern die Frau, welche gestern so nahe neben Gunnar
gegangen war.
„Verzeihen sie. Wie ist ihr Name? Wir
wurden uns noch nicht vorgestellt.“
In einigen Gesichtern sah ich ein
kurzes Grinsen aufblitzen. Was zwei Grüne haben konnte. Zum einem meine etwas
überhebliche Ausdrucksweise. Zum anderen, diese Frau selbst, die womöglich doch
mit Gunnar etwas hatte.
„Ich bin Alexa.“ Sie reichte mir die
Hand. Mir blieb nichts anderes, als sie an-zunehmen. Ich drückte sie bewusst so
fest ich konnte, um Selbstbewusstsein zu signalisieren. „Ich bin Rea. Hallo.“
Die Chefin, so mitten drin, sah von
einer zur andern. „Also, wenn ich wählen müsste, welche ich auf den Laufsteg
schicke, dann sie Frau Sølgård.“ Ihre Bemerkung schien
durchaus ehrlich zu sein. Aber dann die Revanche auf meine Dünkelhaftigkeit:
„Aber sie haben das ja nicht nötig.“ Sie zwinkerte mir zu.
„Nein. In der Tat. Da
haben sie vollkommen Recht.“, antwortete ich sofort und ohne Aufforderung und
gab mich weiterhin überlegen. Aber ich musste mich nicht „geben“. Für mich war
dies eine Selbstverständlichkeit.... SO zu sein.
„Sind sie nicht
krank?“, fragte mich diese Alexa nun.
Herr Gott noch mal! Besaß
Gunnar denn keinerlei Contenance? Hatte er ihr all meine Geheimnisse verraten?
Was mir gewissermaßen, auf Grund der Vertraulichkeit solcher Dinge schon beinahe
bewies, dass er mich aller Wahrscheinlichkeit nach, was sie betraf, angelogen
hatte. Wo wir doch ehrlich miteinander bleiben wollten. Nur konnte ich ihm dies
bedauerlicher Weise nicht so offen vorwerfen, wie ich es gern gewollt hätte. Da
ich doch eigentlich nicht wirklich etwas Genaues wusste. Infolgedessen
bedeutete das: beobachten. Was ich jedoch nicht durchgehend kann. Denn vor etwa
einer Stunde, ist Gunnar mit den anderen weggefahren. Zum „Veranstaltungsort“.
„Du weißt wo ich
bin.“, sagte Gunnar zu mir, bevor er ging. „Ich muss abreiten. Da bleibt nicht
viel Zeit. Aber wenn du magst, kannst du später kommen und dir die Show
ansehen. Ich sorge dafür, dass du eine Einladung bekommst.“
„Okay.“, antwortete
ich und küsste meinen Mann noch einmal inniglich.
Als er gegangen war,
schaltete ich mein iPhone an. Da waren mindestens zehn Nachrichten von Wanja
und eine von Ian. Eine andere von Troels und, unerwarteter Weise, sogar eine
von Derek, der wissen wollte, ob ich gut angekommen sei.
So, und nun ein
bisschen stylen und (allein)....zum Restaurant gehen.