Sonntag, 15. März 2015

Abenteuerlich




Um es mir leichter zu machen, wenn ich Gunnar schon finden und überraschen wollte, rief ich Wanja an.
„Was soll das denn jetzt? Bin ich dein Spürhund, wenn du deinen Mann finden willst?“
Am Ende sagte mir Wanja doch alles, wonach ich fragte. Wann Gunnar in Paris ankam und in welchem Hotel die Reservierungen vorgemerkt waren. Infolgedessen fuhr ich mit dem Taxi dorthin. Checkte NICHT ein. Hielt mich in der Lobby auf und speiste im Restaurant. Wartete, bis die Gruppe der Models gesammelt ankam.
Und da sah ich ihn auch schon. Meinen Mann. Dicht neben ihm lief eine junge Frau. Vielleicht eins siebzig. Ähnlich groß wie ich. Sie hatte halb langes, braun glänzendes Haar. Sie lachte und sah Gunnar verliebt von der Seite her an. Zumindest schien es mir so. Ich sorgte dafür, dass sie mich nicht bemerkten. Überdies hatte ich mich zurechtgemacht mit modischem Kopftuch und Brille. Vor allem mein langes, rotes Haar versteckt.
Die Gruppe der männlichen und weiblichen Models samt Betreuerin checkte ein und als sie die verließ Rezeption verließen, um in Richtung des Fahrstuhls zu gehen, folgte ich ihnen. Mischte mich unter die Letzten von der Gruppe, sodass ich nicht weiter auffiel. Ich bestieg den Zweiten der Aufzüge. Nicht den, wo Gunnar und das Model waren. Sonst hätte er mich sicherlich erkannt. Denn es war ohnehin anzunehmen, dass sie alle auf einem Flur ihre Zimmer bekamen. Und in der Tat, so war es dann.
In diesem Moment fühlte ich mich beinahe wie die Bond-Girls in den Spionagefilmen. Ein merkwürdiges Gefühl. Aber dennoch spannend und ein wenig abenteuerlich.
In gebührendem Abstand war ich Gunnar gefolgt und sah, welches Zimmer er bezog. Das genügte mir für den Augenblick. Ich lief noch ein wenig auf dieser Etage, in diesem Flur hin und her, bevor ich mich entschloss an seine Tür zu klopfen, um die Überraschung perfekt zu machen. Behielt jedoch stets die Tür im Auge, hinter welcher Gunnar war. Schließlich sollte er die Gelegenheit bekommen seinen Koffer auszupacken. Und womöglich kam da noch jemand an seine Tür, die nicht in sein Zimmer gehörte. Aber es kam niemand. Was mich nach etwa dreißig Minuten dazu bewog zur Offensive überzugehen.

Man stelle sich vor, wie überrascht er war, als er mich sah. Er benötigte eine kurze Weile, um zu verstehen, dass ihm seine Ehefrau gegenüber stand.
„Wow! Wie kommst du denn hier her?“
„Ich hatte Sehnsucht nach dir.“
„Komm doch herein.“, sagte er und schloss mich in seine Arme. Was ich über die Maßen genoss! „Erzähl.“
„Hast du heute noch etwas zu tun?“, fragte ich dann in der Erwartung, dass man sich  noch einmal traf, um den kommenden Tag zu besprechen.
„Nein. Heute nicht. Erst Morgen, nach dem Brunch wird alles besprochen und eingeteilt.“
„Dann könnten wir jetzt noch ein wenig miteinander schmusen.“, sagte ich glücklich lächelnd und drückte meinen Körper an dem von meinem Ehemann.
„Trotz alledem sollte ich frühzeitig zu Bett gehen. Und du bist von der Reise sicherlich ebenso erschöpft.“
„Ja.“ Ich nickte. Da hatte er vollkommen Recht. Wir setzen uns gemeinsam auf die Couch und ich schmiegte mich mit einem Hochgefühl der Glückseligkeit an meinen Ehemann.
„Ich werde Erik noch einmal anrufe.“, sagte er dann.
Ich musste lachen. „Willst du ihn schelten, weil er mich zu dir hat fliegen lassen?“
„N-e-i-n-. Natürlich nicht.“, antwortete er ganz verlegen und noch im selben Moment klopfte es an der Tür. Er steckte das iPhone in seine Hosentasche zurück, ging zur Tür und öffnete sie. Es war dieses Model, das mit ihm zusammen angekommen und so eng neben ihm gegangen war.
Gunnar ergriff sofort die Initiative und das Wort und ich hörte wie er sagte: „Meine Frau ist angekommen. Wir sehen uns Morgen Mittag.“
Gunnar hatte sich der Frau in den Weg gestellt, sodass sie das Zimmer nicht betreten konnte und ich sah, wie sie an ihm vorbei lugte, um einen Blick auf mich zu erhaschen. Ich drehte mich um. Weg, zum Fenster hin. Sie musste mich nicht sehen.
Gunnar schloss die Tür und kam zu mir zurück. Er hatte sie rasch abgefertigt...und weg geschickt. Nun, rief er Erik an.

Ich war so müde, dass ich fast zusammen brach. Was hatte ich auch erwartet. Ein Wunder, dass ich die enormen Herausforderungen bis hier her bewältigt hatte.
Wir blieben nicht mehr lange wach. Waren noch in derselben Stunde zu Bett gegangen und ich war beinahe augenblicklich glücklich und zufrieden in Gunnars Armen eingeschlafen.
Doch zuvor hatte ich ihn noch halb schlafend gefragt: „Wer war diese Frau eigentlich. Vorhin. Die an der Tür. Du hast doch hoffentlich nicht mit ihr gefickt? Und auch mit keiner anderen hier.“
„Nein.“, erwiderte er mit beruhigender Stimme und strich sanft über mein Haar.
„Tatsächlich nicht?“, fragte ich noch einmal nach, um sicher zu gehen.
„Nein. Tatsächlich nicht.“
Und schon war ich im Land der Träume.

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Ausschlafen, heute Morgen. Selbstverständlich. Was sonst. Kein Model will Augenringe haben.
Ich dachte noch einmal über Gunnars Beteuerungen nach, mit keiner dieser Frauen hier gefickt zu haben und strich mit meiner linken Hand über seinen Körper von oben nach unten. Was mich erregte. Nun küsste ich ihn auf den Mund, den Hals und immer weiter. Nahm seinen Penis zwischen meine Lippen. Gunnar stöhnte auf.
„Du willst das JETZT?“, fragte er und sein Atem ging immer schneller.
„Ja. Warum denn nicht. Schließlich war ICH die letzte, in der er stak. Oder etwa nicht?“ Ich griente Gunnar von unten her an und massierte seine Prostata. Er antwortete nicht. Ließ sich grinsend fallen und genoss.
Ich tat mein Bestes. Dennoch dauerte es eine Weile bis er kam. Ich schluckte seinen Samen und zum Abschluss kreiste meine Zunge noch einmal um seine Eichel.
Eine viertel Stunde etwa lagen wir noch eng aneinander gekuschelt und Gunnar sprach über den vergangenen Tag in New York. „Du wirst zum Brunch mit uns allen an einem Tisch essen müssen.“, sagte er dann. Alldieweil er wusste, dass ich dies besser vermieden hätte.
„Warum das denn?“, fragte ich zurück. Obwohl ich die Antwort genau genommen bereits kannte.
„Während wir zusammen sitzen, wird alles für den Tag besprochen. Da müssen wir alle aufmerksam sein.“
„Okay. Meinetwegen.“, gab ich zurück. Obwohl mir der Gedanke, mit all den Leuten an einem Tisch zu sitzen, in der Tat nicht gefiel.

Als wir der Tafel, an dem alle saßen, näher kamen, richteten sich plötzlich alle Augen auf mich und die Gespräche verstummten.
„Darf ich vorstellen. Meine Frau.“, sagte Gunnar wohlwollend nickend und wies mit der Hand zu mir hin. „Sie darf sich doch mit zu uns setzen. Oder?“, fragte er und sah seine Chefin an.
„Ja. Selbstverständlich. Nehmen sie Platz. Bitteschön.“
Die meisten von ihnen nahmen nun die Tätigkeit, die sie meinetwegen unterbrochen hatten, wieder auf. Andere beobachteten mich neugierig. Insbesondere die junge Frau, die mit Gunnar gekommen war. Sie saß mir schräg gegenüber.
Nach einer Weile, in welcher die Chefin Instruktionen gab und den vorherigen Tag erörterte, sprach sie mich an: „Sie sind doch sicher in unserer Branche tätig und unter Vertrag? Wenn nicht, würde ich ihnen gerne einige Vorschläge unterbreiten.“
Ihre Worte hätten mir genau genommen schmeicheln sollen. Jedoch taten sie es nicht. Im Gegenteil. Da regte sich doch eher Zorn und Widerstand. Aber dennoch setzte ich die Maske der Freundlichkeit auf.
„Ich WAR n-i-e in ihrer Branche tätig. Und NEIN. Ich will es auch nicht.“
Meine Worte schienen an diesem Tisch, in dieser Runde ein Affront zu sein. Nun hatte ich tatsächlich die ungeteilte Aufmerksamkeit aller anwesenden.
Die Chefin stutzte. „Man verdient gutes Geld damit.“
„Ja und?“, erwiderte ich und ein wenig Sarkasmus schwang in meinem Ton.
„Ah. Sie haben es nicht nötig.“, folgerte sie und nun kam Bissigkeit in ihrer Stimme zurück. „Ihr Mann verdient das Geld.“
Ich lächelte überlegen. „Er tut dies nur aus Spaß. Weil er denkt uns ernähren zu müssen.“
„Ach! Muss er das nicht?“
„Nein. Meine Familie besitzt ein ausreichendes Vermögen.“
Nun kam ein Grinsen über ihr Gesicht. „Ihre Familie. Aha.“, was implizieren sollte, dass es NICHT das Meine war.
„Ich dachte, es sei eingefroren.“, meldete sich ein wenig schüchtern die Frau, welche gestern so nahe neben Gunnar gegangen war.
„Verzeihen sie. Wie ist ihr Name? Wir wurden uns noch nicht vorgestellt.“
In einigen Gesichtern sah ich ein kurzes Grinsen aufblitzen. Was zwei Grüne haben konnte. Zum einem meine etwas überhebliche Ausdrucksweise. Zum anderen, diese Frau selbst, die womöglich doch mit Gunnar etwas hatte.
„Ich bin Alexa.“ Sie reichte mir die Hand. Mir blieb nichts anderes, als sie an-zunehmen. Ich drückte sie bewusst so fest ich konnte, um Selbstbewusstsein zu signalisieren. „Ich bin Rea. Hallo.“
Die Chefin, so mitten drin, sah von einer zur andern. „Also, wenn ich wählen müsste, welche ich auf den Laufsteg schicke, dann sie Frau Sølgård.“ Ihre Bemerkung schien durchaus ehrlich zu sein. Aber dann die Revanche auf meine Dünkelhaftigkeit: „Aber sie haben das ja nicht nötig.“ Sie zwinkerte mir zu.
„Nein. In der Tat. Da haben sie vollkommen Recht.“, antwortete ich sofort und ohne Aufforderung und gab mich weiterhin überlegen. Aber ich musste mich nicht „geben“. Für mich war dies eine Selbstverständlichkeit.... SO zu sein.
„Sind sie nicht krank?“, fragte mich diese Alexa nun.
Herr Gott noch mal! Besaß Gunnar denn keinerlei Contenance? Hatte er ihr all meine Geheimnisse verraten? Was mir gewissermaßen, auf Grund der Vertraulichkeit solcher Dinge schon beinahe bewies, dass er mich aller Wahrscheinlichkeit nach, was sie betraf, angelogen hatte. Wo wir doch ehrlich miteinander bleiben wollten. Nur konnte ich ihm dies bedauerlicher Weise nicht so offen vorwerfen, wie ich es gern gewollt hätte. Da ich doch eigentlich nicht wirklich etwas Genaues wusste. Infolgedessen bedeutete das: beobachten. Was ich jedoch nicht durchgehend kann. Denn vor etwa einer Stunde, ist Gunnar mit den anderen weggefahren.  Zum „Veranstaltungsort“.
„Du weißt wo ich bin.“, sagte Gunnar zu mir, bevor er ging. „Ich muss abreiten. Da bleibt nicht viel Zeit. Aber wenn du magst, kannst du später kommen und dir die Show ansehen. Ich sorge dafür, dass du eine Einladung bekommst.“
„Okay.“, antwortete ich und küsste meinen Mann noch einmal inniglich.

Als er gegangen war, schaltete ich mein iPhone an. Da waren mindestens zehn Nachrichten von Wanja und eine von Ian. Eine andere von Troels und, unerwarteter Weise, sogar eine von Derek, der wissen wollte, ob ich gut angekommen sei.

So, und nun ein bisschen stylen und (allein)....zum Restaurant gehen.