Sonntag, 1. März 2015

Was ist nur mit mir geschehen?



Nun, wie es stets so ist, kam ich nicht wirklich dazu darüber nachzudenken, was ich tue....und wohin ich gehe. Vorerst zumindest. Ich saß noch bis zum Lunch mit meinem Notebook und surfte im Internet.

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Wanja wusste genau, dass ich mich im Zentrum befand. Traf mich infolgedessen nicht zufällig, sondern mit Absicht, als ich auf dem Weg zum Restaurant war.
Und es erstaunt mich immer wieder, wie Gunnar mich hier so allein lassen kann. Obwohl er doch weiß, dass Wanja mir hier im Zentrum jeden Augenblick begegnen kann. Ist er sich meiner in der Tat SO sicher?
Mag sein, dass Erik und seine Zauberlehrlinge ein Auge auf mich haben. Dennoch wagt er diesen Schritt, um der Befriedigung seiner Bedürfnisse Willen. Und bin ich durch deren Anwesenheit tatsächlich in Sicherheit? Und vor allem vor WAS? Muss ich mich vor Wanja wirklich fürchten?
Ja. Vielleicht. Wanja gedachte  sich berechtigter Weise an Gunnar zu rächen. Was MICH das Zentrum gekostet hat. Es ist jetzt das Seine. Dennoch macht er meinetwegen diverse Zugeständnisse.
Weswegen ich jedoch überaus sauer bin, sind meine Finanzen UND, dass man meinen Vater bedroht. Ihm zu verstehen gibt, mir nicht zu helfen. Wanja selbst, hält sich in diesem Fall zurück. Allerdings denke ich schon, dass er der Initiator ist.
Andererseits verstehe ich seine Vorgehensweise. Zumindest ist er nicht feige und gibt seine Rache offen vor mir zu.

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Ganz selbstverständlich steuerte ich auf unseren abgestammten Tisch im Restaurant, auf dem Potest in einer Ecke zu und nahm dort mit Wanja Platz. Dachte dann daran, was passieren könnte, wenn Gunnar kommt.
„Meinst du, es ist gut, wenn wir hier sitzen?“, fragte ich dann.
Wanja grinste. „Dieser Platz ist dir jetzt nicht mehr alleine vorbehalten. Genau genommen dem, welchem diese Immobilie gehört.“
„Oh!. Ja. Natürlich. Du hast selbstredend völlig Recht. Verzeih.“
„Wo ist er eigentlich? Dein Mann.“
Ich biss mir auf die Unterlippe und senkte verschämt den Blick.
„Ahhh! Betrügt er dich wieder?“
Ich nickte.

Wanja bedrängte mich nicht. Begleitete mich lediglich zum Haus. Obwohl ich mir sicher war, er dachte, ich käme mit zu ihm.....tat ich es nicht.
Derek schien dies alles beobachtet zu haben und klopfte, gleich nachdem Wanja gegangen war, an meine Tür. Aber auch IHN ließ ich nur neben mir sitzen. Als hätte ich jegliches Interesse an anderen Männern verloren. TROTZ dass Gunnar gerade eben aller Wahrscheinlichkeit nach mit anderen Frauen fickt.
Was ist nur mit mir geschehen?

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Wieso liebst du ihn nur so sehr?“, fragte Derek so ganz nebenher und ich zuckte mit den Schultern. „Ich vermag es nicht wirklich zu erklären. Dennoch ist es so.“
Derek fuhr sich mit der linken Hand übers Kinn. „Gewohnheit vielleicht?“, sagte er nachdenklich und schien Gleichmut zu demonstrieren.
„Womöglich ist davon auch ein bisschen dabei.“, gestand ich ihm.  „Er weiß um meine Schwächen. Kennt mich so gut. Kümmert sich um mich. Hält ebenso zu mir, wie ich zu ihm.“
Ein schweigendes Stirnrunzeln kam mir entgegen.
„Sieh doch, als ich so krank wurde blieb er bei mir. Die meisten andere wären gegangen.“
„Okay. Mag sein. Aber auch ich wäre in jedem Fall geblieben. Das ist doch bewusst.“ Derek zwinkerte mir zu und was er damit aussagen wollte war mir klar. Und dann dachte ich an Wanja. Er kannte mich noch aus der Zeit, als ich gesund gewesen war und trotz dieser Krankheit ist er noch immer bestrebt mich für sich zu gewinnen. Was allemal FÜR IHN spricht!

Derek blieb bis acht Uhr abends. Ich hatte auf Gunnar gewartet und hoffte, dass er zumindest zum Dinner zurück sein würde. Wenn er bereits den gesamten Tag wer weiß wo war und wer weiß was tat. (Ich stellte mir gerade vor, wie ich ihn nach seinen Erlebnisse fragte, wenn er zurückkam.) Aber er kam nicht. Rief stattdessen an, dass er bei seinem Bruder in Stockholm sei und womöglich sogar erst am nächsten Tag zurückkommen würde.
Ich wurde so derart wütend, dass ich ihn anschrie. „Was denkst du dir eigentlich?! Den ganzen Tag habe ich auf dich gewartet und hoffte, du würdest wenigstens am Abend bei mir sein. Wenn ich schon deine gelegentlichen Ausschweifungen und deine Fremdfickstunde still schweigend toleriere!“
„Verzeih. Das war nicht so geplant.“, entschuldigte er sich. „Wenn du magst, komm doch zu mir.“
Ich ließ Gunnar kaum ausreden und polterte erneut drauf los. „Dir ist doch bewusst, dass ich derartige Unternehmungen hasse. Ich halte das nicht mehr durch. Das weißt du genau! Und außerdem sagt es mir in keinster Weise zu. Ich hasse es! Punkt!“
„Okay.“, klang er kleinlaut. „Dann bin ich Morgen, gegen Mittag wieder da.“
„Ach, verflucht! Mach doch was du willst!“ Ich legte auf und warf das iPhone in die nächste Ecke.
Derek sah mich schweigend an und hatte die Stirn in Falten gelegt.
WAS sollte ich nun tun? Zu Wanja gehen? Oder bei Derek bleiben?
Ich blieb mit Derek zusammen. Ging mit ihm ins Restaurant und dann in seine Hütte. Denn er wollte nicht wirklich in unserem Haus mit mir übernachten. Es hätte ja immerhin sein können, dass Gunnar doch noch zurückkehrt. Was allerdings unwahrscheinlich war. Dennoch mochte er es nicht und ich folgte ihm.
Es ging dabei nicht um Gunnar. Denn ER hatte Derek schon längst akzeptiert und ließ mich bewusst bei ihm zurück, weil.....er ihm eigenartiger Weise vertraute.

Wir sahen lange fern an diesem gestrigen Abend. Saßen nebeneinander und jeder schien irgendwie seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Derek küsste mich in unregelmäßigen Abständen immer wieder und drückte mich an sich. Und dann begann auch er: „Warum heiratest du mich nicht?“
Er war jedoch weder fordernd noch drängend. Eher kleinmütig, zaghaft und sanft. Es klang eher wie eine Empfehlung, als eine Aufforderung. Ich lächelte ihn an und verwies auf Gunnar.
Derek ließ mich los und begann mit beiden Armen zu gestikulieren, und auch der Ton seiner Stimme wurde schärfer. „Wo ist er denn? Siehst du ihn? Warum lässt er dich allein?
Ich verzog das Gesicht und Derek bemerkte meinen Unmut. Alldieweil ich nicht schon wieder eine solche Unterhaltung zu führen gedachte, wo es um meine Gefühle Gunnar gegenüber ging. Er gab schlussendlich nach und als wir zu Bett gegangen waren, stellte er noch eine letzte Frage: „Du liebst mich doch? Oder?“
Ich nickte lächelnd und schmiegte mich an seinen ästhetisch ansprechenden, muskulösen Körper. Denn ich war erschöpft. Demzufolge gab ich Derek zu verstehen, dass ich jetzt, noch vor dem Einschlafen, keinen Sex mehr haben möchte. „Morgen früh.“, hauchte ich und driftete ins Land der Träume. Der Rest, war mir egal.

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Ausschlafen, bis zehn.
Ich dachte Wanja um diese Zeit im Restaurant nicht mehr begegnen zu müssen. Denn er würde zweifelsohne sauer sein, dass ich die Nacht mit Derek und nicht mit ihm verbrachte hatte. Wenn Gunnar mich schon alleine ließ.
Allerdings hatte es Wanja offensichtlich auf eine Konfrontation abgesehen. Denn er kam zu uns an den Tisch, und ich sah seine Augen funkeln. Mit einem gewaltigen Hieb sauste seine geschlossene Faust auf den Tisch. „Dieser Platz ist dem Besitzer vorbehalten. Steht auf und sucht euch einen anderen Tisch.“
Mir stockte der Atem. Eine derartig heftige Reaktion hatte ich von Wanja nicht erwartet. Schweigend stand ich auf und sah mich nach einem anderen Platz zum Frühstücken um. Derek war wütend, was ich nicht sofort bemerkte. Er stand ruckartig auf und ging auf Wanja zu.
„Pfeif deinen Hund zurück!“, brüllte der.
Ich legte Derek die flache Hand auf die Brust und drückte dagegen. „Komm. Lass gut sein. Es ist doch nicht so wichtig WO wir frühstücken.“
Derek gab sich kämpferisch. Aber dennoch besonnen. Sah Wanja noch einmal feurigen Blickes an und ging in Beschützer Pose mit mir zu einem anderen Tisch.

Es war still zwischen geworden, zwischen Derek und mir und erst im Haus gab ich meinem Gedankenfluss freien Lauf und fragte jedoch leise an: „Ich werde zu Wanja gehen. Was meinst du?“
„Nein! Das wirst du nicht!“
Oho! Nun war Derek ebenfalls verärgert. Offensichtlich in seiner Ehre angekratzt. Ich weiß es nicht. Und er sagte auch nichts mehr darüber.

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Gunnar ist noch immer nicht zurückgekommen. Ich erhielt gleichwohl keinerlei Nachricht von ihm. Nun gut. Es mag noch nicht ganz Mittag sein........
Und ich spiele immer noch mit dem Gedanken schlicht und einfach zu Wanja zu gehen!