Donnerstag, 26. März 2015

Thelephatisches



Erneut war Gunnar früher zurückgekommen als die anderen und halft mir beim Herrichten des Frühstückstisches. Wir witzelten ein wenig über Sex und alberten miteinander. In diesem Zusammenhang gestand er mir kurze Zeit später, dass ich mit meiner gestrigen Vermutung, dass er bei Lara gewesen war, richtig lag.
„Nur kurz. Für eine Stündchen. Nicht mehr.“
Von ihr hatte ich womöglich nicht einmal viel zu befürchten. Zumindest wurde es stets von ihr und auch Gunnar betont Von dieser Alexa jedoch, schon eher. Fand ich doch auf Gunnars iPhone „eindeutige“ Nachrichten von ihr. Wie zum Beispiel: „Auch wenn du deine Frau nicht verlassen willst, könnten wir uns doch wenigsten gelegentlich treffen.“
In diesem Fall, entlastet diese Aussage wenigstens meinen Ehemann. Offensichtlich belog er mich nicht, was seine Absichten dieser Alexa gegenüber betreffen. Diese, nicht zu unterschätzende Kleinigkeit, ist offenkundig als „angenehm“ zu betrachten.

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So gegen elf fuhren wir gemeinsam zum Zentrum. Gunnar ging zu seiner Mutter Christine und ich zu Malika.
Ich hatte Probleme. Es ging mir nicht gut. Mein Körper krampfte.
Wir fuhren zurück zu Erik und verbrachten einen relativ „gemütlichen“ Abend im Kreise der „Zauberlehrlinge“.

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Bereits den gesamten gestrigen Tag und ebenso den Abend hatte ich ein unbändiges Verlangen nach meinem Ehemann. Nur abends, war ich wie stets viel zu erschöpft dafür mit ihm Liebe zu machen. Aus diesem Grund ersehnte ich den Morgen herbei, weil ich wusste, dass ich Gunnar dann endlich wieder in mir spüren würde. Mit diesen Gedanken schlief ich zufrieden lächelnd, an Gunnars Seite ein.
Und tatsächlich, sogleich nach dem Erwachen küssten und liebkosten wir uns. Meine Hand und meine Lippen bedachten jeden einzelnen Zentimeter von Gunnars Körper mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Und auch Gunnar ließ mich in gleicher Weise seine Lust spüren. Das Ineinander war so wohltuend für mich und.......ich genoss! Ahhhhh.....
Gunnar stieg aus dem Bett. „Ich komme gleich wieder, und dann kannst du dort weiter machen, wo du eben gerade aufgehört hast.“, sprach es grinsend und zwinkerte mir zu. Infolgedessen folgte nach Gunnars Rückkehr in unser Bett ein Fellatio. Gleichwohl ich es nicht wirklich liebe dies zu tun, gedachte ich doch Gunnar dieses Geschenk meiner Liebe zu überreichen. Fühlen, spüren zu lassen. Ich schluckte seinen Samen, sog und kreiste noch einmal mit meiner Zunge um seine Eichel. So allmählich kroch ich dann mit meinen Händen über seinen Körper streichend nach oben und schmiegte mich an Gunnars heißen Körper. Ahhhhhhh......und ich hätte glücklich sein können, wenn, ja WENNN mir da in Gunnars Kopf nicht diese Bilder von Alexa begegnet wären, währenddessen WIR beide Sex miteinander hatten.
Anfang wollte ich es ignorieren, so wie ich es immer tat. Jedoch wurden durch die von mir aufgefangenen, deutlichen Impulse all die stimmungsvollen, angenehmen Gefühle in mir irgendwie zerstört und ich konnte nicht anders, wie schlicht und einfach auszusprechen, was mich bewegte: „Warum denkst du an SIE, während WIR miteinander schlafen?“ Noch war meine Stimme ruhig und abgeklärt. Noch.
„Sie? Wen meinst du?“
Fragte er DAS tatsächlich? Diese Bilder waren so derart präsent und eindeutig in seinem Hirn, dass er es doch selbst bemerkt haben müsste, an WEN er da denkt!
„Alexa.“, antwortete ich trotz alledem auf seine Frage.
Er tat so, als wäre er verwundert. „Wie kommst du darauf?“
„Während du in mir warst, sah ich in deinem Kopf unmissverständliche Bilder von ihr. Und ebenso, als ich deinen Schwanz lutschte. Hast du etwa in Gedanken mit ihr gefickt anstatt mit mir?“
„Nein! Nein. Was denkst du nur?!“, empörte er sich offensichtlich.
„Ich sah, was ich sah und bin mir sicher, dass ich NICHT halluzinierte.“
Gunnar räusperte sich. „Denkst du nicht auch ab und an für eine Sekunde an einen anderen?“
Aha. Nun sollte also erklärt und gleichgezogen werden.
„Nein Gunnar. Das tue ich nicht! Wenn ich mit DIR ficke, dann denke ich auch ausschließlich an DICH dabei! Basta!“
„Okay.“ Er hatte sich neben mir im Bett aufgerichtet und zuckte nun mit den Schultern. „Es ist einfach so passiert. Sei nicht böse. Es war nur ein kurzer Gedanke. Nicht mehr.“
„Nein! War es nicht! Die Bilder von ihr in deinem Hirn waren derart präsent, dass sogar ich, als ungeübte Telepatin, sie wahrnehmen konnte.“ Sollte ich angesichts dieser mich quälenden Schrecklichkeit nun glücklich darüber sein, dass ich in anderer Leute Köpfe sehen konnte?
Da Gunnar ebenso in meinem Kopf stöberte, wurde es ihm offensichtlich bewusst, dass es mir ernst war, mit dem was ich sagte. Trotz alledem versuchte er noch immer sich heraus zu winden.
„Es tut mir leid. Es kam einfach so....“
Ich tat meinen Unmut kund und schüttelte verständnislos mit dem Kopf.
„Verzeih. Es tut mir leid.“, entschuldigte er sich erneut.
„Was ist das nun eigentlich mit IHR? Hast du dich am Ende doch in sie verliebt?“
„Nein. Natürlich nicht! Wie kannst du das nur denken?“
„Die Bilder waren doch absolut eindeutig für mich.“
Gunnar schnaufte. „Sicher scheint da ein unerfülltes Verlangen irgendwo in mir nach ihr zu sein. Vielleicht sollte ich es einfach ausleben. Denn ich bin sicher, es ist vorübergehend.“
Nun musste ich hüsteln, als hätte ich mich an seinen Worten verschluckt. „Wie bitte? Hast du das nicht bereits am Wochenende zur Genüge getan? Reicht das etwa immer noch nicht? Vielleicht solltest du mit IHR zusammen in die neue Wohnung ziehen anstatt mit mir!“, wurde ich wütend.
„Nein Rea! Jetzt ist es aber genug. Es waren ausschließlich ein paar Gedanken. Nicht mehr! Hörst du?!“
Ich nahm ihm nicht ab was er sagte. Dazu waren die Bilder in seinem Kopf ZU eindeutig. Zu eindringlich. Zu greifbar. So präzise hatte ich dergleichen noch nie wahrgenommen.
„Du hast alles verdorben heute Morgen.“ Ich schnaufte und ein Gefühl der Traurigkeit legte sich über mein Herz. „Es hätte alles so schön sein können. Jetzt. Aber du muss so unmissverständlich deutlich an eine andere denken, während wir uns lieben!“
Gunnar verließ das Bett, zog sich seine Kleidung über und ging aus dem Zimmer.

Am Frühstückstisch setzte sich diese Debatte fort und ich sah, wie unangenehm es Gunnar war, in Gegenwart der anderen darüber zu reden. Nun waren gleichwohl alle Anwesenden involviert, was ich nicht wirklich so gewollte hatte. Nur Erik hatte es, meiner Meinung nach, erfahren sollen. Schließlich war ER permanent am Hexen, am Beeinflussen von jedermann und jeder Frau. Auch uns. Und genau genommen war es eine stille „Anklage“, dass sein Zauber offensichtlich so sukzessive Löcher aufwies. Daher eher ein Zufall, dass alle anderen mithörten.
Nun gut. Bei Derek war es mir durchaus NICHT wirklich unerwünscht. Schließlich hatte ER mir eindeutige Avancen entgegen gebracht und mir immer wieder deutlich zu verstehen gegeben, wie sehr er mich liebt. Dennoch war es womöglich nur ein „Alibi-Gedanke“ für mich, um mich ein wenig besser zu fühlen. Nicht so „verraten“....in meinem Innersten. Wenn ich jetzt an Derek dachte, hatte ich zumindest ein kleines Gefühl der Genugtuung. Und ganz kurz schossen Bilder von Wanja durch meinen Kopf......die ich schleunigst....verdrängte.


Was soll ich nun tun? Erneut alles übergehen? Ist es tatsächlich so, dass ich eine Unwichtigkeit „aufbausche“? Sollte ich ihm gestatten auch diese Gelüste mit Alexa  auszuleben? Wie viele werden noch folgen? Warum lasse ich mir das antun?
Warum entschuldige ich immer all diese Verletzungen mit Gunnars Seltenvergangenheit?........und ertrage!
Sollte ich mich etwa von ihm trennen?
Ich vermute Gunnar weiß ganz genau, wie erst es nun im Augenblick um unsere Beziehung steht. Irgendwann kommt jedes Fass zum Überlaufen, wenn beständig hinein gegossen wird. Und vielleicht ist jetzt dieser Zeitpunk gekommen. Oder.....ich lasse es erneut und wieder und wieder dabei bewende, lasse Gunnar seine Leidenschaften ausleben und......ignoriere. Schließlich stehen wir kurz vor unserem dritten Hochzeitstag und....vor der (heutigen) Schlüsselübergabe der neuen Wohnung, welche Gunnar für uns ausgesucht hat.