Montag, 9. März 2015

Nirgendwo sicher....



Angesichts der fortwährenden, oder auch, im Ganzen, immer währenden, der lauten, groben Energie und Ergebnisse um mich herum, ereilten mich erneute Panik-Attacken.
„Wie kann ich mich nur davor schützen?“, fragte ich Gunnar fast schon verzweifelt.
„Das kannst du nicht. Du musst es in deinem Kopf, deinem Hirn verwalten. Dich arrangieren und trotz alledem leben lernen.“
Sein zuversichtlicher Blick gab mir Mut. Seine starken Arme Halt. Und sein warmer Köper, an dem ich lehnte, das Gefühl der Geborgenheit.
Okay. Alles wieder in Ordnung, dachte ich.
„Du, wir, alle sind nirgendwo wirklich sicher, vor menschlicher Gewalt. Vor negativer Energie, gleich welcher Art.“, führte Gunnar dieses  von mir angesprochene Thema weiter aus. „ Oder Situationen, die das Leben bedrohen. Auch wenn wir Häuser bauen, uns versuchen ein- und auszuschließen, holt uns irgendeine Gefahr beständig ein.“
„Was zum Kuckuck, hat das Leben dann für einen Sinn? Wenn wir ständig in Gefahren schweben??“
„Wir sind gezwungen damit zu leben und trotzdem können wir glücklich sein. DAS scheint eine unserer Aufgaben zu sein.“ Er lächelte milde zu mir herüber. 2Aber den sinn des Lebens erkläre ich dir jetzt nicht.“
„Ja. Mag sein.“, ging ich auf seinen letzten Satz nicht ein. „ Aber WARM versteht niemand, WO die Mehrzahl der Gefahren wirklich liegen?“, versuchte ich zu argumentieren. „Würden die Männer begreifen, dass sie selbst und ihr Sein, einen großen Teil der Gefahr für andere ausmachen......“
„.....würden sie sich vielleicht ändern.“, vervollständigte Gunnar meinen Satz. „Aber zuerst müssen sie sich dessen bewusst werden.“
„Aber wie kann das gehen? Wenn ihnen von Geburt an diese Selbstherrlichkeit beigebracht wird? Das sie die Herren sind. Nie Fehler machen, tun können, was sie wollen, nicht dafür betraft werden, sogar noch Recht erhalten und alles anderen Wesen ihre Untertanen sind, die sie gebrauchen können, wie sie wollen?!“
Gunnar atmete schwer und pustete die Luft durch die Lippen. „Oho! Gewichtige Worte.“, dann wurde er ernst. „Ja. Ich weiß, was du meinst. Du hast Recht. Nur ist der Karren schon so weit im Dreck, dass keiner mehr klar sehen kann.“

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Alles in allem, war ich so glücklich, dass Gunnar die ganze Zeit über bei mir war......
Auch wenn da ständig die SMS’n, Fotos und Anrufe von Wanja waren, die ich im Augenblick nur ignorieren konnte.
Wanja,....groß und stark vor meinen Augen und in Wirklichkeit. Bei ihm würde ich mich noch beschützter fühlen als bei meinem Ehemann. Liegt dies ausschließlich an seinen Äußerlichkeiten? Seiner Größe? Seinen durch und durch muskulösen Körper? Nein. Ebenso an einem Teil seiner Einstellung.
Er sieht sich gern als Beschützer. Der tadellose Ritter in der goldenen Rüstung, der die Jungfrau bewacht. Die Frauen vor jedwede Gefahren rettet. Ja, so ist er nun einmal. Wanja.
Aber ist nicht gerade dies ein Teil des patriarchalen Denkens? Dass der Mann, als Held, die ach so schwache Frau beschützen und verteidigen muss?
Wäre NICHTS da, wovor sie verteidigt werden müsste, WAS wäre ER dann?
Und hier muss man sagen, dass Gefahren und Gewalt zu 99 % von Männern ausgehen! Was jetzt doch ein wenig widersinnig erscheint, wenn......mich der eine Mann vor dem anderen beschützen muss.

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Heute Morgen saß ich für eine Weile draußen auf der Veranda. Gunnar hatte mich nach dem Frühstück zurück gebracht zum Haus und war dann, mit einem innigen Kuss und ohne viele Worte, von mir gegangen.
Während des Lunches allerdings erfuhr ich von ihm, dass er bei seiner Mutter UND dann bei Lara war.
„Liegt es mir? Liegt es daran, dass wir einige Tage nicht miteinander gefickt haben?“, fragte ich erbost.
„Nein. Nein.“, wehrte Gunnar ab. „Natürlich nicht.“
„Woran dann?“
„Nicht an dir. Ich fühle mich ihr irgendwie verpflichtet.“ Er senkte den Blick.
Ich stutzte einen Augenblick und.....erinnerte mich an dieses „Gefühl“.
Gunnar nahm meine Hand und drückte sie. „Ich liebe DICH Rea. Das weißt du doch.“

Bevor wir jedoch gemeinsam lunchten, hatte ich Jason von Weiten gesehen, als ich so auf unserer Veranda saß. Er winkte mir zu und ich winkte ihn zu mir.
Er kam.
Ich gratulierte ihm zu seiner Tochter. „Gut gemacht.“
„Aber ein Junge....“
„Nein!“, schnitt ich ihm das Wort ab. Ich hob die Hand und gebot ihm zu schweigen.“ Eine Tochter ist besser für dich,....und uns alle.““, sprach ich und lächelte ihn an.
Ere lächelte zaghaft zurück und seine Stirn legte sich in Falten. „O-k-a-y. Wenn du meinst.“
„Bleibt nur noch“, redete ich weiter, „SIE in einem positiven Sinne zu erziehen.“
„Das wird kein Problem für uns sein.
Ich sah ihm forschend entgegen und greuselte die Stirn.
„Mit meinem hawaiianischem Hintergrund und meiner Lebensfreude.“
„Ja. Mag sein. Aber dennoch steht auch dort bereits der seit langem der Mann im Vordergrund.“
Und erneut versuchte Jason mir zu widersprechen.
„Komm. Setzt dich.“, sagte ich und klopfte mit der flachen Hand auf den Stuhl neben mir, um ihn, so gut ich es vermocht, zu erklären, was ich wusste von dem Leben in einer „anderen“, besseren und natürlichen Gesellschaftsform.
„Oh! Wenn mich meine Frau hier sitzen sähe.“, bemerkte er nach einer Weile und wiegte seinen Kopf hin und her. Er schien angesichts der für ihn sicherlich komplexen Thematik ungeduldig zu werden und schwenkte um.
„Würdest du Schwierigkeiten bekommen?“, ging ich darauf ein.
„Nein.“ Jason grinste in sich hinein. „Ich denke nicht. Aber du bis jetzt leider nicht mehr meine Chefin.“
„Ja. Natürlich. Ich weiß.“
Eine ganze Weile des Schweigens trat ein, während offensichtlich jeder von uns beiden seinen Gedanken nach hing.
„ich würde schon gern einmal wieder mit dir.“ Jason grinste mich spitzbübisch an und wartete auf eine Reaktion von mir.
Ich lachte gerade heraus. „Ja. Und ich auch mit dir.“ (Was in diesem Moment sogar ehrlich gemeint war.)
„Na dann.“, kam die prompte Aufforderung.
„Aber du hast mit Lara geschlafen.“, wandt ich mich heraus.
„Das hat dein Mann auch.“
Ernsthaftigkeit und Wehmut überzog mein Gesicht. „Und wahrscheinlich tut er es gerade JETZT.“
„Wollen wir?“, ließ er nicht locker....und am aller liebsten hätte ich es auch getan.
WARUM tat ich es eigentlich nicht??
Denn als sich mein Mund auf den Seinen zu bewegte, läutete das Telefon.
Es war Wanja.
„Allein?“, fragte er.
„Nein.“
„Aber es ist NICHT dein Ehemann, der bei dir sitzt?“
Ups???!
„Woher weißt du das?!“
„Ich habe überall meine Augen und Ohren.“
„Also.“, wurde ich herausfordern. „Wer ist es dann?“
ich hörte ihn lachen. „Jason Anekelea.“
Wanja fragte dann wie es mir ging und ob ich die Rosen bekommen hätte.
„Ja.“, sagte ich leise und bedankte mich dafür.
„Warum kommst du nicht zu mir? Du weißt, ich liebe dich. Und weiß du noch etwas? Gerade schläft sein Mann mit einer anderen.“
Kurz blieb mir der Atem stehen. „Ich weiß.“, gab ich mich aufgeklärt.
„Ahh! Und es stört dich nicht?“
„Weißt du was, Wanja? Ich bin es schlicht und einfach leid darüber zu klagen.“
In der Zwischenzeit hatte Jason sich von seinem Stuhl erhoben. Verabschiedete sich nickend von mir und gab mir einen Kuss.
Wenig später kam dann mein Ehemann und wir gingen zum Restaurant, wo unsere kleine Diskussion begann.
Den Nachmittag verbrachte ich im Friseursalon.
„Es ist jetzt MEIN Job, das zu bezahlen.“, sagte Gunnar beinahe stolz.
Nun, ALLES hat anscheinend doch seinen Sinn.