Angesichts der fortwährenden, oder auch,
im Ganzen, immer währenden, der lauten, groben Energie und Ergebnisse um mich
herum, ereilten mich erneute Panik-Attacken.
„Wie kann ich mich nur davor
schützen?“, fragte ich Gunnar fast schon verzweifelt.
„Das kannst du nicht. Du musst es in
deinem Kopf, deinem Hirn verwalten. Dich arrangieren und trotz alledem leben
lernen.“
Sein zuversichtlicher Blick gab mir
Mut. Seine starken Arme Halt. Und sein warmer Köper, an dem ich lehnte, das
Gefühl der Geborgenheit.
Okay. Alles wieder in Ordnung, dachte
ich.
„Du, wir, alle sind nirgendwo
wirklich sicher, vor menschlicher Gewalt. Vor negativer Energie, gleich welcher
Art.“, führte Gunnar dieses von mir
angesprochene Thema weiter aus. „ Oder Situationen, die das Leben bedrohen.
Auch wenn wir Häuser bauen, uns versuchen ein- und auszuschließen, holt uns
irgendeine Gefahr beständig ein.“
„Was zum Kuckuck, hat das Leben dann
für einen Sinn? Wenn wir ständig in Gefahren schweben??“
„Wir sind gezwungen damit zu leben
und trotzdem können wir glücklich sein. DAS scheint eine unserer Aufgaben zu
sein.“ Er lächelte milde zu mir herüber. 2Aber den sinn des Lebens erkläre ich
dir jetzt nicht.“
„Ja. Mag sein.“, ging ich auf seinen
letzten Satz nicht ein. „ Aber WARM versteht niemand, WO die Mehrzahl der
Gefahren wirklich liegen?“, versuchte ich zu argumentieren. „Würden die Männer
begreifen, dass sie selbst und ihr Sein, einen großen Teil der Gefahr für
andere ausmachen......“
„.....würden sie sich vielleicht
ändern.“, vervollständigte Gunnar meinen Satz. „Aber zuerst müssen sie sich
dessen bewusst werden.“
„Aber wie kann das gehen? Wenn ihnen
von Geburt an diese Selbstherrlichkeit beigebracht wird? Das sie die Herren
sind. Nie Fehler machen, tun können, was sie wollen, nicht dafür betraft
werden, sogar noch Recht erhalten und alles anderen Wesen ihre Untertanen sind,
die sie gebrauchen können, wie sie wollen?!“
Gunnar atmete schwer und pustete die
Luft durch die Lippen. „Oho! Gewichtige Worte.“, dann wurde er ernst. „Ja. Ich
weiß, was du meinst. Du hast Recht. Nur ist der Karren schon so weit im Dreck,
dass keiner mehr klar sehen kann.“
-----------
Alles in allem, war ich so glücklich,
dass Gunnar die ganze Zeit über bei mir war......
Auch wenn da ständig die SMS’n, Fotos
und Anrufe von Wanja waren, die ich im Augenblick nur ignorieren konnte.
Wanja,....groß und stark vor meinen
Augen und in Wirklichkeit. Bei ihm würde ich mich noch beschützter fühlen als
bei meinem Ehemann. Liegt dies ausschließlich an seinen Äußerlichkeiten? Seiner
Größe? Seinen durch und durch muskulösen Körper? Nein. Ebenso an einem Teil
seiner Einstellung.
Er sieht sich gern als Beschützer.
Der tadellose Ritter in der goldenen Rüstung, der die Jungfrau bewacht. Die
Frauen vor jedwede Gefahren rettet. Ja, so ist er nun einmal. Wanja.
Aber ist nicht gerade dies ein Teil
des patriarchalen Denkens? Dass der Mann, als Held, die ach so schwache Frau
beschützen und verteidigen muss?
Wäre NICHTS da, wovor sie verteidigt
werden müsste, WAS wäre ER dann?
Und hier muss man sagen, dass
Gefahren und Gewalt zu 99 % von Männern ausgehen! Was jetzt doch ein wenig widersinnig
erscheint, wenn......mich der eine Mann vor dem anderen beschützen muss.
-------
Heute Morgen saß ich für eine Weile
draußen auf der Veranda. Gunnar hatte mich nach dem Frühstück zurück gebracht
zum Haus und war dann, mit einem innigen Kuss und ohne viele Worte, von mir
gegangen.
Während des Lunches allerdings erfuhr
ich von ihm, dass er bei seiner Mutter UND dann bei Lara war.
„Liegt es mir? Liegt es daran, dass
wir einige Tage nicht miteinander gefickt haben?“, fragte ich erbost.
„Nein. Nein.“, wehrte Gunnar ab.
„Natürlich nicht.“
„Woran dann?“
„Nicht an dir. Ich fühle mich ihr irgendwie
verpflichtet.“ Er senkte den Blick.
Ich stutzte einen Augenblick
und.....erinnerte mich an dieses „Gefühl“.
Gunnar nahm meine Hand und drückte
sie. „Ich liebe DICH Rea. Das weißt du doch.“
Bevor wir jedoch gemeinsam lunchten,
hatte ich Jason von Weiten gesehen, als ich so auf unserer Veranda saß. Er
winkte mir zu und ich winkte ihn zu mir.
Er kam.
Ich gratulierte ihm zu seiner
Tochter. „Gut gemacht.“
„Aber ein Junge....“
„Nein!“, schnitt ich ihm das Wort ab.
Ich hob die Hand und gebot ihm zu schweigen.“ Eine Tochter ist besser für
dich,....und uns alle.““, sprach ich und lächelte ihn an.
Ere lächelte zaghaft zurück und seine
Stirn legte sich in Falten. „O-k-a-y. Wenn du meinst.“
„Bleibt nur noch“, redete ich weiter,
„SIE in einem positiven Sinne zu erziehen.“
„Das wird kein Problem für uns sein.
Ich sah ihm forschend entgegen und
greuselte die Stirn.
„Mit meinem hawaiianischem
Hintergrund und meiner Lebensfreude.“
„Ja. Mag sein. Aber dennoch steht
auch dort bereits der seit langem der Mann im Vordergrund.“
Und erneut versuchte Jason mir zu
widersprechen.
„Komm. Setzt dich.“, sagte ich und
klopfte mit der flachen Hand auf den Stuhl neben mir, um ihn, so gut ich es
vermocht, zu erklären, was ich wusste von dem Leben in einer „anderen“,
besseren und natürlichen Gesellschaftsform.
„Oh! Wenn mich meine Frau hier sitzen
sähe.“, bemerkte er nach einer Weile und wiegte seinen Kopf hin und her. Er
schien angesichts der für ihn sicherlich komplexen Thematik ungeduldig zu
werden und schwenkte um.
„Würdest du Schwierigkeiten
bekommen?“, ging ich darauf ein.
„Nein.“ Jason grinste in sich hinein.
„Ich denke nicht. Aber du bis jetzt leider nicht mehr meine Chefin.“
„Ja. Natürlich. Ich weiß.“
Eine ganze Weile des Schweigens trat
ein, während offensichtlich jeder von uns beiden seinen Gedanken nach hing.
„ich würde schon gern einmal wieder
mit dir.“ Jason grinste mich spitzbübisch an und wartete auf eine Reaktion von
mir.
Ich lachte gerade heraus. „Ja. Und
ich auch mit dir.“ (Was in diesem Moment sogar ehrlich gemeint war.)
„Na dann.“, kam die prompte Aufforderung.
„Aber du hast mit Lara geschlafen.“,
wandt ich mich heraus.
„Das hat dein Mann auch.“
Ernsthaftigkeit und Wehmut überzog
mein Gesicht. „Und wahrscheinlich tut er es gerade JETZT.“
„Wollen wir?“, ließ er nicht
locker....und am aller liebsten hätte ich es auch getan.
WARUM tat ich es eigentlich nicht??
Denn als sich mein Mund auf den
Seinen zu bewegte, läutete das Telefon.
Es war Wanja.
„Allein?“, fragte er.
„Nein.“
„Aber es ist NICHT dein Ehemann, der
bei dir sitzt?“
Ups???!
„Woher weißt du das?!“
„Ich habe überall meine Augen und
Ohren.“
„Also.“, wurde ich herausfordern.
„Wer ist es dann?“
ich hörte ihn lachen. „Jason
Anekelea.“
Wanja fragte dann wie es mir ging und
ob ich die Rosen bekommen hätte.
„Ja.“, sagte ich leise und bedankte
mich dafür.
„Warum kommst du nicht zu mir? Du
weißt, ich liebe dich. Und weiß du noch etwas? Gerade schläft sein Mann mit
einer anderen.“
Kurz blieb mir der Atem stehen. „Ich
weiß.“, gab ich mich aufgeklärt.
„Ahh! Und es stört dich nicht?“
„Weißt du was, Wanja? Ich bin es
schlicht und einfach leid darüber zu klagen.“
In der Zwischenzeit hatte Jason sich
von seinem Stuhl erhoben. Verabschiedete sich nickend von mir und gab mir einen
Kuss.
Wenig später kam dann mein Ehemann
und wir gingen zum Restaurant, wo unsere kleine Diskussion begann.
Den Nachmittag verbrachte ich im Friseursalon.
„Es ist jetzt MEIN Job, das zu
bezahlen.“, sagte Gunnar beinahe stolz.
Nun, ALLES hat anscheinend doch
seinen Sinn.