Sonntag, 22. März 2015

Schuldig oder nicht? - Und ein Hauch von Naivität



Es ist angenehm, entzückend, bezaubernd mit Derek zusammen zu sein. Ein gänzlich anderes Gefühl, als wenn ich bei Gunnar bin. Dennoch......gewann bereits nach einem Tag die Sehnsucht nach meinem Ehemann die Oberhand. Gewohnheit?
Ist es nicht merkwürdig? Ich könnte doch einfach genießen und glücklich sein. Aber nein. Ich belaste mich mit Sehnsucht.....und vielleicht auch ein bisschen mit Schuldgefühlen. Nur Schuld weswegen? Gunnar ist schuldig. Nicht ich!
Aber, sagte Erik nicht erst vor kurzem, dass es keine Schuld gibt?

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Nun, in jedem Fall sind wir bereits auf dem „Heimweg“,....nachdem wir gestern ein wenig in dieser einzigartigen Natur spazieren gegangen waren. Einen angenehmen   Abend und eine erholsame Nacht in Zweisamkeit hatten. Ohne Sex. Zwischen Derek und mir ist Sex, wie ich finde, nicht über die Maßen wichtig. Er bedrängt mich nicht. Obgleich sich in mir ein permanentes Gefühl der Pflicht gegenüber DEM Mann ausbreitet, mit welchem ich gerade zusammen bin, wenn ich mehr als einen Tag nicht mit ihm gefickt habe. Was vermutlich irgendwie mit Gunnar zu tun hat und seinem anscheinend stetigen Hunger nach Sex. Womöglich ist es überhaupt ein Problem. Nicht ausschließlich meines. Sondern das von vielen Frauen. Und vermutlich zählt es unter die Rubrik: „vorauseilender Gehorsam“.

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Das Laufen hatte mich erschöpft. Trotz alledem war ich doch beinahe glücklich. Denn zu diesem Zeitpunkt war da „noch“ keine Schuld. Da waren nur Derek und ich. Frische Luft und die Natur.
Jedoch am Abend bemerkt selbst Derek bereits meine Rastlosigkeit. Meine Unruhe, welche ich nicht in der Lage war vor ihm zu verbergen.
Wie dämlich kann Frau nur sein? (Dämlich kommt von Dame und impliziert, dass Frauen an sich dumm sind. Wie „dämlich“.)
Derek selbst sagte dann: „Wir fahren besser zurück zu Erik in den Zauberwald. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander, welche ich nicht vergessen werde. Auch wenn sie zu kurz gewesen sein mag.“ Traurig senkte er den Kopf und wieder....kam Schuld in mir auf. „Womöglich bewirken unsere Gespräche etwas in dir und regen dich zum nachdenken an.“
Ja. Natürlich. Wir hatten darüber gesprochen, was wir tun würden „wenn“......ich mich für ihn entscheide. Denn auch Derek wies mich sanft darauf hin, gleichwohl er seine Worte vorsichtig wählte, um nicht den Anschein zu erwecken Gunnar an den Pranger stellen zu wollen, oder ihn für seine Verfehlungen zu verurteilen, die er beinahe täglich beging, dass ich es genau genommen nicht nötig hatte, andauernd betrogen zu werden. Das es nicht gesund für mich sei, Gunnars wegen immer wieder zornig und nicht wirklich glücklich zu sein. Keine Freude zu finden. Und da war die leise Anmerkung, dass ich es mir vielleicht nur einreden würde, aus Gewohnheit, dass ich mit Gunnar ach so glücklich bin. Und zum Schluss noch ein dezenter Hinweis darauf, dass Gunnar mich vielleicht bewusst von sich abhängig gemacht hatte. Möglicherweise sogar mit magischen Mitteln. „Regelt er, und auch Erik, nicht Vieles auf diese Weise?“, hatte Derek abschließend noch die eher rhetorische Frage gestellt.
Das waren, selbst für Derek, zu viele, ausgesprochene Anschuldigungen. War er so derart in Eile mich für sich zu gewinnen? Das sah ihm eigentlich nicht wirklich ähnlich? Oder wusste er etwas, was ich NICHT wusste?
Oh! Nein. Diese Gedankengänge führen jetzt aber doch zu weit! Schluss damit! ICH, und meine „Phantasie“.

„Ich will nicht nach Amerika.“, hatte ich Derek auf seinen Vorschlag hin, ihm in seine Heimat zu begleiten, geantwortet.
„Warum leben wir nicht gemeinsam in New Orleans. Mit Marie und Henrik. Es ist doch dein Haus und du liebst es dort zu sein.“, offerierte er mir den Neuesten seiner Gedanken.
Oh! Damit hatte ich in der Tat nicht gerechnet und schon kamen Bilder einer möglichen Realität MIT Derek IN New Orleans in mir auf. Nun. Tatsächlich. Kein wirklich unakzeptabler Gedanke. Zumindest könnte ich mir bei Derek sicher sein, dass ER mich nicht betrügt.

Auf der Rückfahrt bin ich nun nicht mehr ganz so ausgelassen und beschwingt. Mein ganzer Körper, mein Geist und meine Seele fokussierten sich bereits wieder auf meinen Ehemann.
Ich kann nicht anders........und irgendwie scheint es dieses Mal ein ganz anderes Gefühl zu sein. Ein wenig Ängstlichkeit mischt sich unter die Vorfreude Gunnar endlich wieder zu sehen. WAS hat ER erlebt? Hat ER sich womöglich doch noch in diese Alex verliebt? Will und wird er sie wieder sehen? Was haben sie getan? Was miteinander ausgemacht? Wird er mir die Wahrheit über alles erzählen?
Mit IHM bin, werde ich mir niemals wirklich sicher sein.......schnauf......

Trotz der vielen Gedanken an Gunnar.....fühle ich mich „verpflichtet“, noch einmal mit Derek zu schlafen. Vielleicht, wenn wir bei Erik sind. Denn Derek ist nicht der Typ für einen schnellen Fick zwischendurch, auf der Rückbank eines Wagens.
Umso näher der Abschied von Derek und das Wiedersehen mit Gunnar rückt, fühle ich mich gleichermaßen hin und her gerissen.....zwischen den beiden.
Das ist neu........
Ebenso häufen sich Bilder in meinem Kopf von Derek und mir in New Orleans.
Das ist ebenfalls „neu“.......
Sollte dies etwa ein forttrefflicher Schachzug von Derek sein?
Nein. Derartige Niederträchtigkeiten traue ich ihm in der Tat nicht zu.
Oder bin ich bereits erneut „zu naiv“?