Samstag, 14. Januar 2017

Das Geständnis und ein kurzes Zusammentreffen



Freitag, der 13. Januar 15.20 Uhr
Gunnar ist NOCH immer nicht hier. Allerdings wird seine Ankunft nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Schließlich war die Rede von Nach-Mittag oder dem frühen Abend.
Jan Charlie Helger und ich hatten im Vorfeld darüber gesprochen, was sein würde, wenn Gunnar zurückkommen wird und wir waren uns einig, dass wir alle ehrlich miteinander sind und ich ihn und er mich weiterhin sehen, respektive treffen wird. Es sollten nicht NUR ein paar schöne Tage gewesen sein. Nein. Unsere Beziehung soll und wird weiter gehen. WIE sich das allerdings gestalten wird, bleibt vorerst dahin gestellt. Denn zu Beginn ist es meine Aufgabe, die Hürde des Bekennens, Berichtens und Redens zu nehmen. Denn, ich bat ihn vor wenigen Minuten zu gehen.
„Es ist besser so.“, sagte ich zu ihm. „Ich werde Gunnar von dir erzählen und er möge dann selbst bestimmen, wann und wo er dich kennenlernen möchte.“
Damit war Charlie einverstanden. Andererseits merkte er an, dass ER, als MANN, doch DERJENIGE sein sollte, der mit Gunnar  spricht. Genau daran konnte ich zwei Dinge erkennen. Dass es ihm tatsächlich ernst war mit mir, er mich respektierte UND er, auf seine ganz eigene Weise, ein Ehrenmann war. Sieh an! Wer hätte gedacht, dass dieser knallharte Biker derartige Qualitäten ausweist. Ich hatte doch eher vermutet, dass er es mir überließ, mit Gunnar zu reden. Oder war ICH es nur SO gewohnt, dass ICH die Fäden in der Hand behielt? Wahrscheinlich schon und schlussendlich wird es so sein, dass ICH diejenige bin, die es Gunnar erzählt. Was besser ist, wie ich finde. Denn ich kenne meinen Mann doch recht gut. In jedem Fall besser als Charlie und so kann ICH für diese doch recht heikle Sache einen geeigneten Augenblick erhaschen, wo das Geständnis doch am wenigsten Ärger für mich bringt.
In jedem Fall stellte ich Charlie gegenüber klar, dass ich Gunnar auf keinen Fall verlasse. Was er schon ein wenig merkwürdig fand. Nur nach ein paar Tagen kippe ich nicht mein Leben und habe es gleichwohl Charlies wegen nicht vor. Aber womöglich denkt er, dass solch‘ Situation von ganz allein entsteht, wenn ich Gunnar von ihm berichte. Jedoch weiß er gleichwohl, dass Gunnar Derek als meinen Liebhaber bis hier her akzeptierte.
Zu dieser Zeit kann ich nur vermuten, was geschehen wird und ich würde lügen, wenn ich sagte, dass es mir nicht ein wenig flau im Magen wäre.
In jedem Fall versuche ich Gunnar gegenüber die ganze Angelegenheit ein wenig herunter zu spielen. Denn Liebe fühle ich für Charlie nicht. Infolgedessen, keine wirkliche Konkurrenz für meinen Mann und vermute er wird dies sicherlich wissen.
So sah ich nun doch recht zuversichtlich dem Kommen meines Ehemannes entgegen.

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Gunnar kam viertel fünf, am frühen Abend.
Als er die Tür hinter sich schloss, rannte ich ihm entgegen und fiel ihm um den Hals. Ließ nicht mehr los. Er küsste und drückte mich an sich. Und ich war überglücklich ihn wieder zu fühlen.
„Ist ja gut. Ich bin ja wieder da.“
Dann ließ er mich los und sah sich kurz im Zimmer um. Legte jedoch seine Jacke nicht ab.“ Ich gehe gleich noch einmal zu Alexa und Ragnar hinüber, bevor ich duschen gehe und mich endgültig für heute zur Ruhe setze.
An dieser Stelle allerdings zuckte ich ein wenig zusammen. WAS würde SIE ihm von mir berichten? Sie hatte mich schließlich mit Charlie gesehen. Würde sie mich hintergehen? Ausspielen? In die Pfanne hauen, wie man so schön sagt. Meine Gedanken machten Sprünge und ich entschloss mich Gunnar noch in diesem Augenblick zu beichten, bevor es jemand anderes tat, was ich nicht kontrollieren konnte.
Ich hielt Gunnar an der Hand und ich legte ein gewisses Flehen in meinen Blick.
„Was ist los? Ich habe mit niemand anderen gefickt.“ Er lachte. „Dazu war keine Gelegenheit.“
„Ich wollte dir noch etwas sagen.“
Gunnar stutzte und dann lächelte er mich an. „Dass du dich mit jemand anderen getröstet hast? Ich weiß.“
Ich hielt den Atem an. WER hatte ihm etwas erzählt? Diese vermaledeite Alexa?!
„WAS weißt du?“, mein forschender Blick hing an seinem Gesicht.
„Ich nehme kaum an, dass du des Nachts allein geblieben bist.“
„Nein. Selbstverständlich nicht.“ Ich blieb ernst.
„Warst du nicht mit Derek zusammen?“
„Nein. Sein Kind ist schwer krank und er ist die ganze Zeit mit Giselle im Spital.“
„Okay. Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht.“ Nun wandte er sich mir wieder vollends zu und sah mich abwartend an. „Wer ist es?“
Ich atmete tief durch und begann. „Sein Name ist Jan Charlie Helger. Er arbeitet bereits seit zwei Jahren hier. Es war ein eigenartiger Zufall, dass ich ihn traf.“ Mehr musste Gunnar vorerst nicht wissen. Dachte ich so. Alles andere würde sich vermutlich von selbst ergeben.
Gunnar kräuselte die Stirn. „Zufälle gibt es nicht. Hat er es forciert?“
„Kann sein. Er hatte eine Freundin hier, mit der wohl gerade, vor kurzem, gebrochen hat.“
„Und da dachte er, er wendet sich an dich.“ Gunnar schnaufte. „Welch‘ ein Glück, dass ich gerade zu tun hatte und Dereks Kind erkrankt ist. Eine wunderbare Gelegenheit für ihn. Wie sieht er denn aus? Ich hoffe hässlich.“ Gunnar grinste mich an, was mir verriet, dass seine Stimmung nicht kippte.
„Blond. Blauäugig. Etwas kleiner als du und auch jünger.“
„Jünger? Ah.“ War das nun eine Frage oder eine Feststellung? „Ist es etwas Ernstes?“, fragte er nun ein wenig schärfer.
„Nein. Da kann ich dich in jedem Fall beruhigen. Ich fühle nichts für ihn.“
„Was war es dann, was dich an ihm reizte?“
„Er war einfach da, als ich jemand brauchte.“
Dieser letzte Satz schien Gunnar milder zu stimmen. „Okay. Wirst du ihn jetzt öfter sehen? Oder ist das jetzt zu Ende.“
Ich pustete die Luft durch meinen geöffneten Mund. WAS sollte ich JETZT antworten? „Ich gedenke selbstverständlich nicht bei diesem Mann den Eindruck zu erwecken, als sei er nur eben ein Mittel zum Zweck. Ein Werkzeug, welches man gebraucht und ablegt, wenn man keine Verwendung mehr dafür hat. Zudem hat man mich mit ihm hier im Zentrum zusammen gesehen. Infolgedessen stehe ich dazu. Das bin ich mir, dir und nicht zuletzt auch ihm irgendwie schuldig. Verstehst du das?“
Gunnar grinste ein wenig und es schien nicht so, als sei er besonders ärgerlich. Ich atmete ein wenig auf.
„Sehr diplomatisch geantwortet.“
Nun musste auch ich ein wenig lächeln. „Nein. Aber es ist nicht nötig, dass du dich seinetwegen sorgst. Ich sprach bereits mit ihm und war in meiner Aussage doch recht deutlich, dass ich dich niemals, wegen wem auch immer, verlassen werde. Ich bleibe immer deine Frau, weil ich dich über alles liebe. Hast du gehört?“
Ein Schnaufen ging durch den Raum und dann ein Lachen. Gunnar zog mich zu sich heran. Hielt mich und strich mir mit seiner Hand übers Haar. „Schön, dass du das auch so siehst. Sage ich doch schon die ganze Zeit. Wir werden uns niemals, wegen wem auch immer trennen. Du bist und bleibst für immer meine Frau.“ Nun sah er mir direkt in die Augen. „Und sorge auch du dich jetzt nicht. Es ist schon alles okay. Ich bin dir nicht böse. Keine Angst.“
Erleichtert legte ich meinen Kopf an seine Brust und sah dann wieder zu ihm hinauf.
„Also, wann denkst du, sollte ich ihn kennenlernen?“, fragte er mich und grinste.
„Wann immer du es für richtig hältst. Oder du überlässt es schlicht und einfach dem Zufall.“
Gunnar lachte. „Zufall. Das ist gut.“
Er liebkoste mich noch eine Weile und dann ging er zu Alexa und seinem Kind.
Phhhhuu! Diese Hürde war genommen. Nun stand nur noch die Begegnung aus. Und es war gut, dass ich es ihm so rasch hatte erzählen müssen. Erleichterung machte sich breit.
Er hatte es doch so gut aufgenommen, wie ich es erwartet hatte……..

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Gunnar kam eine lange Zeit nicht zurück, was offenbar daran lag, dass er, nachdem er bei Alexa und seinem Kind gewesen war, ebenso bei Lara vorbei gegangen ist. Schließlich hatte er seit Tagen keinen Sex und es tat wohl Not sein bestes Stück zumindest kurz ein (oder mehrere Male) wegzustecken. Oder/und sich mit ihr Oralsex zu zelebrieren. Wer weiß. Ich würde ihn nicht danach fragen. Nahm ich mir im diesem Moment vor. (Und das, wo ICH es mir nun am Tag zuvor eben NICHT gestattet hatte, mit Charlie intim zu werden, alldieweil ich wusste dass Gunnar kam. WARUM konnte er nicht mit mir als erstes schlafen? War das die Revanche für den neuen Mann? Was ich noch nicht einmal annehmen mag. Er hat es eben nur dringlichst…..gebraucht. (Und wusste, dass ich dazu nicht bereit gewesen bin.))
Alles in allem war ich überglücklich, dass Gunnar wieder bei mir war und meine Beichte so gelassen aufgenommen hatte.
Nun, egal. Sicher würde er mit mir am Abend, oder am Morgen darauf intim zusammen sein. Dachte ich so. Nur bedauerlicher Weise kam es nicht dazu. Zumindest hatte ich Charlie noch kurz angerufen, um ihm zu sagen, dass es Gunnar doch recht gut aufgenommen hatte.

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Gunnar war kurz nach acht zu mir zurückgekehrt. Wir bestellten das Dinner ins Haus und sahen fern bis spät in die Nacht. Gegen drei sind wir dann endlich zu Bett gegangen und hatten selbstredend zu dieser Zeit keinen Sex. Ich war müde und erschöpft. Und dann, es muss so halb sechs gewesen sein, stellte sich ein Problem der kränklichen Art ein. Ich hatte Schmerzen im Fuß, die mich nicht mehr schlafen ließen. Ich wälzte mich hin und her. Sie ließen nicht nach. Gunnar war dann schließlich ebenfalls wach. Beruhigte mich. Ich hatte Angst. Denn das Ziel, welches ich mir vorgenommen hatte, dieses Jahr eben NICHT ins Hospital zu gehen, schwankte. Ich geriet in Panik. Wut kam auf, über meinen Körper, der nicht tat, was ich wollte und mich peinigte. In meinem Zorn schlug ich schlicht und einfach mit der Faust obendrauf. Was selbstredend NICHT dienlich war. Aber JETZT hatte er zumindest einen Grund weh zu tun. Verdammt noch mal!
Ich wendete mich weiter, einmal nach rechts und einmal nach links. Krallte mich an Gunnar fest. Weinte. Es half nichts und schlussendlich sind wir gegen sieben aufgestanden.
Ich dehnte ich streckte mich. Machte meine Übungen, zog mich an und wir liefen ein Stück. Der Schmerz schien sich nun auszubreiten. Er kroch das Bei immer weiter nach oben. War veränderlich. Und im Augenblick ist es nur noch ein dumpfes Gefühl, wie ein Glotz, der eingeschlafen ist und manchmal pocht. Ein Kraftverlust ist zum Glück nicht zu verzeichnen. Und da es veränderlich ist, habe ich Hoffnung, dass das Ganze  NICHT von Dauer sein wird. Wir werden sehen. Ich warte ab. Und bin zu meinem Bedauern viel zu aufgeregt. Nicht gut……..

Draußen, als ich ein Stück zusammen mit Gunnar ging, ist uns Charlie begegnet. Offenbar hat er die Frühschicht übernommen.
Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn kurz. Stellte ihn Gunnar vor. Das Zusammentreffen der beiden, war früher als erwartet eingetreten. Aber das war gut. Nun kannten sie sich.
Wir blieben nicht lange bei ihm stehen. Gunnar erwähnte Charlie gegenüber sorgenvoll, dass es mir nicht gut gehen würde.
„Ich schlief nur drei Stunden diese Nacht.“, warf ich noch ein.
„Kann ich irgendetwas tun, was dir hilft?“, fragte er.
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Nur hoffen, dass es vorüber geht.“ Ich senkte den Kopf und war unendlich traurig.
Gunnar sprach noch kurz mit ihm und es schien, als verstünden sie sich recht gut.
Noch eine Umarmung, ein flüchtiger Kuss zum Abschied und wir gingen weiter.

„Wow! DAS ist er also, der neue Mann.“ Gunnar war nicht böse. Er lächelte nur. „Guter Geschmack. Würde ich sagen. Ich kann dich gut verstehen.“
Ein kurzes, sarkastisches Grinsen huschte über mein Gesicht. Die Schmerzen vertrieben es. Ich humpelte weiter.
Während wir frühstückten, rief mich Charlie noch einmal an. Ich stelle mein iPhone fairer Weise auf laut, sodass Gunnar alles hören konnte.
„Sag‘ mir bitte Bescheid, wenn ich irgendetwas für dich tun kann.“, hörten wir Charlie sagen.
„Versprochen.“, antwortete ich.
„Dein neuer Mann sorgt sich tatsächlich um dich.“ Gunnar lächelte und drückte meine Hand. Er war nicht böse mit mir. Das fühlte ich. Erleichterung………
Als wir auf das Haus von Alexa zu liefen, nahm mich Gunnar bei der Hand und zog mich mit sich. Ich befreite mich und blieb stehen.
„Was hast du vor?“, fragte ich ihn.
„Kommt doch mit zu Alexa und meinem Sohn. Ich möchte dich jetzt nicht alleine lassen.“
„Nein!“ Ich wurde zornig.
Gunnar griff nach meinem Arm. Ich riss mich los. Er versuchte es erneut und hielt mich fest.
„Rea! Bitte, sei vernünftig.“, appellierte er an mich. „Dieser Zorn tut dir nicht gut. Ändere deine Einstellung endlich. Es wäre besser für dich und für uns alle. Es ist nun einmal, wie es ist. Komm‘ bitte mit.“
Ich ließ mich überreden dann doch für ein paar Minuten mit zu Alexa und Ragnar zu gehen.
Als Alexa hörte, was geschehen war, schien sie mir sogar Mitgefühl gegenüber zu bringen. Sie reichte Gunnar das Baby hin und umarmte mich. Ich war perplex. Wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Nahm es hin. Gunnar sah uns an und lächelte. Allerdings vermag ich nicht zu sagen, aus welchem Grund sie dies tat. Gedachte sie Gunnar damit zu gefallen? Oder war es ehrlich gemeint? Ich wusste es nicht. Und Gunnar wollte sicherlich das Zweitere glauben.
Gunnar blieb und ich ging fort. Ertrug diese andere Frau samt ihrem Kind nicht mehr.
„Soll ich dich begleiten?“
„Nicht nötig. Ist nicht mehr weit.“
„Ich komme gleich nach. Nur noch einen Augenblick mit meinem Kind.“
Das gab mir die Zeit zum Schreiben………..