Freitag, 27. Januar 2017

Vermutungen und Wünsche



Nun, ich habe den gestrigen Abend und die Nacht tatsächlich mit Derek verbracht. Man erinnere sich. Der Donnerstagsmann. Offenbar ist es auch ihm in Fleisch und Blut übergegangen, dass er mich an diesen Abend besucht.
Derek hatte es nicht vergessen und angerufen, kurz bevor Gunnar zu Alexa ging. Womit ich nicht gerechnet hatte und irgendwie war mir sogar ein wenig nach Furcht zumute, wenn ich an ihn dachte. Alldieweil ich nicht wirklich wusste, WIE ich ihm begegnen, mit ihm umzugehen hatte und was er erwartete.
Er war traurig. Ja. Selbstverständlich. Dennoch recht klar und umgänglich. Aber wenig mitteilsam.
Ab und an fragte ich, wie es ihm ginge und ob ich etwas für ihn tun kann.
„Du musst mich nicht in Watte backen.“, antwortete er dann und rang sich ein gequältes Lächeln ab.
Und nein. Wir schliefen ausschließlich nebeneinander liegend. Nichts mehr. Ich hatte nicht vor, ihn zu drängen und sprach diese Thematik nur minutiös an. Woraufhin ein betretenes Kopfschütteln folgte. So ließ ich Derek dann und war selbst ganz froh darüber (nicht zu müssen, obwohl ich es nur allzu gern in Erwägung gezogen hätte, mit ihm intim zu werden). 

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Gunnar kam heute Morgen recht früh zu uns herüber.
„Ärger im Paradies?“, fragte ich fast beiläufig, um ihn nicht noch zusätzlich zu erbosen. Denn sein Gesicht war zur Faust geballt. Er kaute auf der Unterlippe.
Gunnar antwortete mir nicht. Nur sein strafender, vorwurfsvoller Blick traf mich für den Bruchteil einer Sekunde, welcher keine weiteren Fragen mehr zuließ. Aber was konnte ICH schon dafür, wenn er Ärger mit seiner Geliebten hatte? Mir, so ganz persönlich, konnte dies nur zum Vorteil gereichen.
Daraufhin ist Derek so rasch gegangen, dass ich ihm nicht einmal einen Kuss zum Abschied hatte geben können. Sein schneller Abgang hatte offenbar mit Gunnars frühem Erscheinen zu tun. Allerdings war dieser ebenso nach einer viertel Stunde wieder verschwunden, nachdem er, wie ein Tier im Käfig, im Wohnzimmer hin und her gelaufen war.
Derek hatte es sich dann offenbar gleichermaßen anders überlegt und kehrte zu mir zurück, sodass wir zusammen frühstücken gehen konnten. Wie angenehm.
Er begleitete mich dann noch ins Büro wo ich jetzt bin und darüber nachsinniere, was Derek gestern in einigen Sätzen angesprochen hat. Es sei wohl sein Karma und womöglich sogar seine spirituelle Aufgabe, seine Bestimmung, bei mir zu sein. In welcher Form auch immer. Es hätte ihn doch immer wieder zu mir hin gezogen. Oder mich zu ihm. Gleich, was auch geschehen war. Oder die Umstände würden so sein, dass wir immer wieder zusammen kämen. Uns nicht wirklich trennen könnten. „Also, wozu sich dagegen wehren?“, sagte er dann. „Es ist wie es ist. Ich gehöre zu dir. Wie auch immer. So ganz auf die spirituelle Art wahrscheinlich. Und vielleicht…..“, an dieser Stelle unterbrach er seinen Satz und sah ein wenig verschmitzt zu mir herüber.
„Vielleicht….“, und auch ich pausierte hier und lächelte ihn an, „vielleicht kommen wir doch noch irgendwann zusammen…..“
„als ein Paar.“, vollendete er unser Duett.