Samstag, 7. Januar 2017

Von Notwendigkeiten und dem Wunsch, sich dessen zu entziehen



Nachdem ich gestern meinen Eintrag beendet hatte und noch einmal kurz bei fb war, ging ich Kaffee trinken und dann hinüber zum Büro. Licht sah ich keines im Gebäude. Was jedoch nichts bedeuten musste. Unsicherheit beschlich mich nun. Was war zu tun? Ich kam mir so idiotisch vor, wie ich dort stand und darüber nachgrübelte, ob ich Gunnar suchen sollte oder nicht. Er hatte sich in der Vergangenheit bereits des Öfteren eben NICHT gemeldet. Gleich wie lange er auch fort geblieben war. Und zumeist hatte es mit anderen Frauen zu tun.
Tja nun. Die Neugierde siegte und…..ich fand nichts, im Obergeschoss. Was nur bedeuten konnte, wenn er weder bei Alexa noch Lara war, dass Gunnar außerhalb des Zentrums seinen Neigungen folgte.
Nun ging ich der Sache tatsächlich auf die Spur. Auf dem Rückweg zu meinem Haus, sah ich bei Alexa und dann auch bei Lara vorbei. Beide wussten nichts. Auf Anrufe reagierte Gunnar nach wie vor nicht. Am Haus angekommen, öffnete ich die Garage. Sein Wagen war fort, was bedeutete, dass er wer weiß wo hätte sein können. Aber mit wem und warum? Und wozu daraus ein Geheimnis machen? Warum meldete er sich nicht? Mag sein, dass das schon öfter vorgekommen war. Dennoch begann ich mir so allmählich Sorgen zu machen. War Gunnar wirklich NUR mit anderen Frauen zusammen, blieb er für gewöhnlich nur Stunden, oder einen halben Tag irgendwo. Aber nun,….einen Ganzer? Und hatte er mir nicht erst vor kurzem versprochen, sich zu melden, gleich wo er sich auch befand? Damit ich mich nicht um  ihn sorge?! Von Urlaub, oder einem freien Tag hatte er auch nichts gesagt. Schnauf!
Zu Hause angekommen rief mich Derek an.
„Die Hundestaffel kommt Morgen hier an.“ (Und wieder Kosten. Schoss es mir in den Kopf.) „Ist Gunnar wieder aufgetaucht?“
„Nein.“
„Soll ich zu dir kommen?“
„Ja.“ Und er kam.

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Das Dinner kam wieder zu uns ins Haus. Ich gedachte bei diesen Temperaturen nicht noch einmal nach draußen zu gehen.
Und dann, urplötzlich, so gegen acht, kam Gunnar zur Tür herein, als wäre es das Natürlichste dieser Welt.
Ich tat überrascht und fragte, wo er gewesen war.
„Mit Hjalmar, auf Onkel Kurts Geheiß, in Stockholms Unterwelt.“ Gunnar sah von einem zum anderen und zog die linke Augenbraue hoch. Was zumeist nichts Gutes bedeutete.
Ich räusperte mich und kniff die Augen zusammen. „Und warum meldest du dich nicht?“
„Weil es nicht möglich war. Vertraue mir doch mal. Ich sage dir doch immer die Wahrheit. Oder etwa nicht?“ Gunnar war bei diesen Worten ruhig geblieben. Jedoch sprach er sehr eindringlich.
Während ich mit Gunnar redete, war Derek aufgestanden und bereitete seinen Abgang vor. Nun war der Ehemann schließlich wieder zugegen……und ER, der Liebhaber, durfte gehen.
Gunnar war aufgetragen worden, mir NICHTS von seinem Undercover-Einsatz zu berichten. Nur so viel, dass es um seines Bruders Leben ging. Er war aufgeflogen. Seine Tarnung dahin. Und offenbar kommt jetzt für ihn die Zeit des Zeugenschutzprogramms. Genau aus diesem Grund war es Gunnar nicht möglich, mir mehr zu verraten.
Ich erzählte ihm noch im Laufe des Abends die Neuigkeiten aus dem Zentrum und wir redeten darüber, was zu tun wäre. Zwischendurch rief er Alexa an, die sich ebenfalls um Gunnar sorgte. Und Lara selbstverständlich auch.
„Ist es nicht auch gefährlich für dich? Für uns? Das Zentrum, wenn du dich in solch‘ heikle Situationen begibst? Was denkt sich dein Onkel nur dabei?“
„Das ich am aller besten in der Lage dazu war, meinen Bruder zu helfen.“
„Du bist nicht ausgebildet dafür!“, argumentierte ich.
„Woher willst du das denn wissen?“, Gunnar zwinkerte mir zu.“
Ich schnappte nach Lust. „Ich bin schließlich deine Frau! Oder gibt es da etwa noch mehr, von dem ich wissen sollte?“
„Nein.“
Und damit war die Diskussion beendet. Das fühlte ich. Denn Gunnar sprach mit einem Mal ein ganz anderes Thema an.
Wollte oder konnte er nicht mehr sagen? Ich weiß es nicht und beließ es für diesen Augenblick dabei.

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Es ist gestern Nacht erneut viel, viel zu spät geworden, als wir zu Bett gegangen sind. Es war so gegen drei. Ich kann nicht wirklich sagen, warum es keinen Tag früher wird. Speziell im Winter ist immer noch viel zu erledigen, bevor man sich zur Ruhe begibt, oder auch am Morgen. Aber ich gehe der Sache auf den Grund und vermute, dass mir das Zähle Putzen so derart lästig geworden ist, dass ich es hinauszögere bis zum Letzten und vorher lieber noch tausend andere Arbeiten erledige, die eventuell auch am nächsten Tag getan werden könnten.
Dazu die Phlegmantie (Substantiv: Phlegma). Das auf der Couch sitzen bleiben auszudehnen, bis es bereits weit nach Mitternacht ist. Weil man schlicht und einfach zu träge, zu schläfrig ist, um aufzustehen. Und selbst wenn, entziehe ich mich der ungeliebten Tätigkeit mit Hingabe an viele, zu diesem Zeitpunkt unnötige, kleine Beschäftigungen. Obwohl ich dieser Notwendigkeit des Zähne Putzens doch nicht entkommen kann. Es ist schon eigenartig, wie der Mensch so tickt und sich selbst sabotiert.

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Nun, ich war sehr müde gestern Abend und heute Morgen war das Aufstehen zu schnell. Es kam nicht zu Intimitäten zwischen mir und meinem Ehemann. Was ich doch ungemein bedauere. Aber egal. Der heutige Tag hat viele Stunden und für Sex ist schließlich immer noch Zeit. Wann immer sich eine Gelegenheit ergibt, kann man es tun. Andererseits jedoch fehlt mir tagsüber tatsächlich oft Zeit und Sinn für dergleichen. Und um ganz ehrlich zu sein, räume ich hier den Gedanken ein, dass ich aufgrund des Appetites und der Neigungen meinen Mannes, doch oft recht erleichtert darüber bin, dass er seine Befriedigung anderswo findet. Das nicht ICH diese Last zur Gänze tragen muss. Auch wenn ich es nur äußerst ungern, mit fast wütend ärgerlichen Gefühlen und Zähne knirschend billige, dass er mit anderen fickt. Aber WAS will ich tun? Ich vermag seinen Neigungen nicht zu folgen und seinen Hunger nicht zu stillen. Nicht allein. Männer sind nun einmal SO. Und Gunnar ist in dieser Hinsicht doch ein ganz Spezieller. Das ist eben SO. Dennoch weiß ich, dass er mich liebt und nie verlässt. Dass er loyal zu mir steht, gleich, was auch immer geschieht. DAS ist das Wichtigste! Und HIER muss ich lernen, nicht pingelig zu sein. Mich NICHT in unnötiger Eifersucht zu ergehen, die in keinster Weise nötig ist, oder eine Basis hätte. Und leicht ist das keineswegs. Das kann man mir mit ruhigem Gewissen glauben…..


Persönliches

In den vergangenen Stunden ergriff mich, in Bezug auf Gunnar, ein ganz neues, recht sonderbares Gefühl und ich vermag es nur schwerlich zu beschreiben.
Womöglich geht es anhand vom Vergleichen mit Filmen. Und es ist eigenartig, dass gerade ICH diese Art des Vergleichens wähle, wo ich doch nicht wirklich eine große Kinogängerin, oder Filmeliebhaberin bin. Nur vermute ich, dass es andere womöglich SO besser verstehen. Scheint offenbar eine Eigenart unserer Zeit zu sein. Wo deutlich zu erkennen ist, was für die meisten von uns zählt, oder was uns am meisten beeinflusst.
Also okay. Es ist ein kleines Stück von einem Gefühl, wie es sein könnte ein Outlaw zu sein. Vielleicht sogar ein wenig Stolz auf meinen Ehemann, der für seinen Bruder ein immenses Risiko einging, jedoch auch mit einer gewissen Ängstlichkeit gemischt. Die Furcht liegt wohl darin, dass ich weiter schaue, WO diese Aktion hinführen kann. Für Gunnar. Für mich und auch das Zentrum. Auch wenn ich nicht weiß, um was es geht, ist mir doch sehr wohl bewusst, dass diese Leute gefährlich sind. Und irgendwie scheint sich mir im INNEREN ein Gefühl aufzudrängen, dass hier ein Bezug zu Gesetzlosigkeit besteht. Womöglich irre ich mir hier und dergleichen Gefühle beziehen sich auf etwas anderes, was sich in meinem Leben noch anbahnen mag und ich durch das morphische Feld spüre. Wir werden sehen.

Aber da ist noch eine ganz andere Angelegenheit. Es geht um Worte, die beleidigen können. Und nicht nur das. Diese Begriffe sind bereits in die Gedächtnisse der Leute eingebrannt. Und nicht immer zu Unrecht, was ich, aus meiner Sicht heraus, erklären muss und sollte. Jedoch sind die beiden Worte im Wahrheitsgehalt und der Schwere der Kränkung sehr different. Genau genommen sogar recht gegensätzlich. Zumindest was mein ganz persönliches Verständnis betrifft. Andere  Menschen mögen dies durchaus gänzlich abweichend betrachten. Und immer auf ihre ganze eigene Weise, nach dem Verständnis, welches sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetzt. Wie Konditionierung, Erfahrung, Beeinflussung und die Schlüsse, die man selbst daraus zieht, anhand all der Informationen, die einen bis zu diesem Zeitpunkt begegnet sind.
Aber genug der Ankündigung. Alles in allem bin ich mir hier nicht wirklich sicher, ob ich diese beiden doch recht bedeutungsschweren Worte ansprechen und aus meinem Blickwinkel heraus, darüber sinnieren sollte. Aber wozu dann das ganze Geschreibsel?
Und, noch einmal ein Hakenschlag. Eine Erklärung vorab.
Als ich mit Derek beim Fernsehen saß, entglitt mir unvorsichtiger Weise ein Wort, welches ich in diesem Moment doch besser für mich behalten hätte. Ein Schimpfwort, welches man für Dunkelhäutige verwendet. Es bezog sich jedoch auf einen Mann, der auf dem Bildschirm zu sehen war und ich folgte in Gedanken meinen (den) Gründen, warum solch ein Mann in dieser Werbung zu sehen war. Dafür gibt es, meiner Meinung nach, eine überaus plausible (politische) Erklärung, welche allerdings für die meisten Leute unter Verschwörungstheorie fällt. Aber egal. Auch den größten Ignoranten müsste mittlerweile aufgegangen sein, dass alles, was im Fernsehen ausgestrahlt wird, zur Manipulation der Massen dient.
Aber zurück zu Derek und dieser Minute, wo ich mich vergaß.
Als ich bemerkte, was mir da entglitten war, presste ich noch augenblicklich meine Hand auf den Mund. Derek sah mich bestürzt von der Seite her an und zog die Augenbrauen hoch.
„Habe ich jetzt richtig gehört?“
„Tut mir leid. Tut mir leid. Ich hoffe, du weißt, wie ich das meine.“, und ich erklärte es ihm. Trotz alldem war er sauer gewesen. Ich verstehe das. Das hätte ich nicht sagen dürfen. Allerdings bin ich so nach und nach zu der Erkenntnis gekommen, dass oft gerade dunkelhäutige Männer zu Recht so genannt werden. Sie lassen den Frauen alle Arbeit tun. Unterdrücken und diskriminieren sie und sie selbst sind faul. Denn in vielen afrikanischen Kulturen und muslimischen Ländern sitzen die Männer Tag für Tag zusammen und quatschen nur. Konspirieren miteinander. Anstatt eine Hilfe für ihre Frauen zu sein und ihren Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten. Und all das Gequatsche der Männer führt nur dazu, dass die Gesamtsituation in diesen Ländern schlimmer, anstatt besser wird. Ließe Mann die Frauen tun, wäre es zweifelsfrei besser für alle. Aber genau DAS lassen die Männer und deren so genannte  Ehre nicht zu. Welche Ehre überhaupt? Gibt es da eine? Wohl kaum. Eine Frage der Definition. Und hier gäbe es noch viel mehr zu erklären. Was jedoch den Rahmen sprengt.

Das andere Wort fällt unter die Thematik Antisemitismus. (Deshalb werden an dieser Stelle keine deutlichen Worte ausgesprochen. Was gemeint ist, soll vage bleiben.) Aber Herr Gott noch mal, was heißt das schon? Dass die einen die anderen beschimpfen dürfen, aufgrund von (Unwahrheiten)….WAS eigentlich?  Und die anderen die einen nicht? Ein wenig ungerecht. Aber genauso ist die Welt, die gerade eben in der Hand dieser ganz speziellen und wenigen Leute liegt, die sich als Herren wähnen, zudem aber mit dem Finger auf andere Zeigen (ein ganzes Volk)  und alle anderen für ihre Sklaven halten. So geht das doch nicht? Oder sieht das jemand anders?
Das alles wäre für die meisten von uns durchaus plausibel, WENN es da nicht um dieses ganz spezielle Thema ging.
Lassen wir diese spezielle Sicht auf die Dinge einmal weg, fänden wir es sicherlich in der Tat ungerecht.
Nun gut, hier trifft jedoch erneut der Gegenstand der so genannten Verschwörungstheorie zu, wenn es um die Spitze der Pyramide geht. Mag sein. Aber es ist bereits so vieles wahr geworden, was noch vor nicht all zu langer Zeit als Verschwörungstheorie galt. DAS sollte man mir zu Gute halten.
Ich finde es überaus schwierig und mühsam mich hier diesbezüglich zu erklären. Aus diesem Anlasse mache ich es kurz.
Damit ich nun also zu einem Abschluss komme, kann ich sagen, dass es mir, gerade auch hinsichtlich eben dieser Angelegenheiten leichter fällt, mit Gunnar zusammen zu sein. Mit ihm, bin ich einer Meinung. Punkt.
(Was allerdings die Frage aufwirft, warum sich Gunnar und Derek trotz alledem gut vertragen. Ganz einfach. Weil es hier, bei Derek, um einen Menschen geht, der andere respektiert. Und gerade eben auch die Frauen!) 
Im Grunde geht es wohl um das Patriarchale, das hierarchisch lebt.Und aus diesem Grund wird sich immer der eine über den anderen stellen.


Mein Eintrag ist heute recht spät. Ich weiß. Was auf die Hundestaffel zurückzuführen ist, die seit heute Morgen unsere Gäste waren. Sie sorgten doch für einigen Wirbel im Zentrum. Beim Personal und bei den Gästen. Gefunden, wurde glücklicherweise nichts. (Und ich bin mir noch immer im Zweifel, ob mein Eintrag heute tadelos ist und ich ihn SO stehen lassen kann. Aber vermutlich bin ich in Vorherigen bereits viel deutlicher gewesen.)
Alsdann, auf zum Frisör.