Im Augenblich
fällt es mir schwer mich auf das Schreiben zu konzentrieren. Alldieweil ich
bezüglich unserer Lieferung so derart angespannt bin, dass sich sogar
Kopfschmerzen eingestellt haben.
Ich hätte es
wissen müssen, dass ich besser bei diesen Temperaturen nur ein Minium ordere
und die Vorräte aus der bestehenden Reserve nehme, um Verluste beim Transport
zu vermeiden. Und es hätte gestern noch alles recht komfortabel ausgehen können,
wie ich es plante, bei geringer Minustemperatur. Nur war zu der Zeit der
Bestellung kein Brot mehr vorrätig gewesen in diesen Mengen, wie wir sie
benötigen. Infolgedessen wurde unsere Lieferung einen Tag später versandt und
heute, ist es gut zehn Grad kälter. Verdammt! Ich drehe am Rad und warte
gespannt bis die Ware endlich kommt.
----------------------------
Nun, was gibt es
des Weiteren zu berichten? Ich schlief mit Derek heute Nacht. Jedoch war die
Zeit begrenzt und beschränkte sich ausschließlich darauf, dass wir nebeneinander
lagen. Für mehr war keine Zeit. Am Abend, oder besser, in der Nacht, war es
bereits zu spät und ich war erschöpft und heute Morgen schliefen wir zwar aus
bis halb neun, stiegen jedoch dann umso schneller aus den Federn als ich
bemerkte, wie kalt es war. Allerdings vermag ich genau daran eben nichts zu
ändern. Trotz alldem bin ich aufs Äußerste angespannt. Zumindest bis dahin,
wenn ich weiß, dass nicht zu viel der Ware verdorben ist. Oder besser,
gefroren.
Alles lief ganz
normal am gestrigen Tag. Gunnar war hier und da. Wir arbeiteten
gemeinsam und auch einzeln. Er besuchte zwischendurch Alexa und das Kind und aller
Wahrscheinlichkeit nach ebenso Lara, wie er es immer tut und am Abend saßen wir
zusammen und sahen fern bis halb zwei. Dann läutete Gunnars Handy. Es war Alexa
und sie bat Gunnar zu ihr zu kommen, so wie ich einen Tag zuvor. Was DAS die Revanche?
Gunnar stand auf
und ging einige Schritte und hatte sich von mir abgewandt. Ich hörte ihn
diskutieren und am Ende wurde Alexas Wunsch erfüllt. Gunnar ging, nach einer
kurzen Debatte mit mir, zu ihr hinüber. Nun saß ich allein und dachte nach. WEN
rufe ich um diese Zeit an(, damit ich nicht alleine bin)?
Ich dachte an
Kevin, den ich am Nachmittag für einige Stunden aufgesucht hatte, alldieweil
Janina nicht bei ihm war und er danach verlangte.
Es war nicht
unangenehm, mit ihm zusammen zu sein. Nett würde ich sagen. Jedoch nicht
mehr und es lag in der Tat an seiner Kränklichkeit. Ich wäre nicht in der Lage
gewesen, trotz seiner zahlreichen Anspielungen, mit ihm zu schlafen, oder anderweitig
intim zu werden. Wir saßen schlicht und einfach nebeneinander und ich hielt ab
und an seine Hand. Küsse mit einbegriffen. Warum auch nicht? Mehr wäre es nicht
geworden. Es ist nicht so, dass mir sein Körper, der nur noch bedingt
funktionstüchtig, zuwider ist. Andererseits war es schon ein wenig
absonderlich, wenn ich daran dachte, wie es nun um ihn stand und wie er
beschaffen war mit den Beuteln voller Fäkalien, die an künstlichen Ausgängen
hingen. Aber darüber gedenke ich nicht einmal wirklich nachzusinnen. (Insbesondere
nicht jetzt und hier.) Oder es mir ganz und gar vorzustellen. Schließlich sah
ich es schon, als wir, Kevin und ich, in New Orleans die eine Nacht zusammen
schliefen. Und seitdem konnte ich es nicht mehr. War ganz froh, dass es eine
Janina in seinem Leben gab, bez. gibt. Gleichwohl ich mit ihm kokettiere. Mag
sein. Und mir sogar gelegentlich Gedanken darüber mache, wie es wäre, mit ihm zusammen zu sein.
ER
ist nach wie vor meine letzte Bastion, wenn alles andere (alle anderen) versagt.
Aber egal.
Letztendlich entschloss ich mich, gegen all meine Bedenken, Derek zu so später
Stunde noch anzurufen. Was genau genommen ein Absurdum war. Es läutete und
läutete. Nach dem sechsten, oder siebten Mal, legte ich auf. Schnaufte durch
und dachte nach. Charlie vielleicht? Aber ich wusste, er erledigte gerade seinen
Job um diese Zeit. Dann, mit einem Mal, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
Derek rief zurück.
„Rea. Du hattest
mich angerufen?“ Am Klang seiner Stimme versuchte ich seine Stimmung zu deuten.
War er ärgerlich?
„Tut mir leid,
dass ich dich jetzt noch störe.“, entschuldigte ich mich sofort und wartete ab,
was als nächstes von ihm zu hören war.
„Kann ich etwas
für dich tun?“, fragte er und ich plapperte darauf los, alldieweil ich mich
schuldig fühlte, ihn, insbesondere in seiner außergewöhnlichen Lage, gestört zu
haben.
„Rea. Ist schon
gut!“, hörte ich dann sagen.
Ich atmete kurz
durch und fragte ihn dann: „Bist du allein?“
Stille
Oh, oh! Da war
sicherlich eine Frau bei ihm. Vermutlich Giselle. Und wieder begann ich mich zu
entschuldigen und legte auf.
Keine Minute
später läutete mein iPhone erneut.
„Rea. Das ist
doch nicht so schlimm.“, intonierte er.
„Das Läuten hat
sie sicherlich geweckt. Sage ihr bitte, es tut mir leid.“
„Du legst jetzt
nicht auf!“, wurde er resolut. „Sag‘ mir endlich, was ich für dich tun kann?
Soll ich zu dir kommen?“
Nun war ich ganz
still und ich vermute Derek erriet, nach was ich verlangte. Denn ich hörte, wie
er mit jemand redete und mich zwischendurch bat, eine Augenblick Geduld zu
haben.
Vielleicht zwei,
drei Minuten lang hatte er mit Giselle gesprochen, bis sich seine
Aufmerksamkeit und seine Stimme wieder mir zuwandten.
„Soll ich nun zu
dir hinüber kommen? Wo ist Gunnar denn?“
„Bei Alexa. Sie
hat ihn vor etwa einer halben Stunde angerufen darum gebeten, dass er zu ihr
kommt. So wie ich einen Tag zuvor um dieselbe Stunde. Und ja, es wäre mir lieb,
wenn du kommst.“
„Okay. Ich bin
gleich bei dir drüben.“
Als er ohne viel
Lärm zu mir ins Zimmer kam, war es bereits halb zwei in der Nacht. Er umarmte
mich. Drückte mich an sich und ich begann erneut mich zu entschuldigen.
„Ist gut jetzt
Rea.“ Er hielt mich mit beiden Händen bei den Schultern und sah mich an. „Es
ist auch gut für mich, wenn ich auf andere Gedanken kommen kann. Mir nicht
immer das Horror -Szenario des Sterbens meiner kleinen Tochter vor Augen führe.“
Meine Arme
umfingen ihn und ich drückte ihn fest an meinen Körper heran. „Es wird schon
alles wieder gut.“ Was sollte ich auch anders sagen? (Das es mir nicht unrecht
gewesen wäre, wenn das Kind aus seinem Leben verschwindet? Nein! Sicher nicht!
Die Wahrheit (?) wäre hier im höchsten Maße unangebracht!)
Ich zog mich um,
putzte die Zähe und wir gingen gemeinsam zu Bett. Kuschelten uns aneinander,
mehr nicht, und schliefen bis halb neun.
Als ich auf die
Uhr sah, sprang ich aus dem Bett. Rief Kevin an und fragte, ob schon geliefert
wurde.
„Nein.“
Als ich dann
noch die Temperaturen bemerkte, wurde ich mehr als nur nervös. Ich machte mir
Sorgen.
Derek fragte was
mit mir sei und ich erklärte es ihm. Ohne Umschweife war er bereit mir beizustehen.
Kein Wort über seine Ängste……..
Derek und ich
gingen zum Restaurant. Auf den Weg dorthin rief mich Gunnar an. Er kannte mich
gut und ahnte, wie bekümmert ich wegen der ausstehenden Lieferung war und
versuchte mich zu beruhigen.
„Wo bist du?“
„Im Restaurant.“
„Allein?“
„Nein. Mit
Derek.“, und es war, als atmete Gunnar auf, als er Dereks Namen hörte. Denn er
wusste, dass er sich auf ihn verlassen kann.
„Ich bin mit
Alexa auf den Weg dorthin.“
Ich stutzte.
Erwiderte jedoch vorerst nichts.
Bevor die zwei
kamen, trat Charlie zu uns an den Tisch. Begrüßte mich und wir redeten ganz
kurz miteinander. Derek blickte ein wenig skeptisch drein. Ich hatte ihm
gestern Nacht, noch bevor wir schliefen, in aller Kürze von ihm erzählt. Jedoch
und selbstverständlich eben NICHT alles. Nur so viel, dass ich mich einige Male
mit ihm unterhalten und getroffen hatte, um zu essen, oder einen Kaffee zu
trinken. Mehr musste Derek vorerst auf keinen Fall wissen. Und im nächsten
Augenblick kam noch Gunnar hinzu.
Da
standen sie nun. Meine drei Männer, und redeten miteinander. Nur ICH war nicht bereit, mich zu Alexa
zu gesellen. Bat Derek sogar, dass wir an einem anderen Tisch saßen, als mein
Ehemann (und seine Hure!) und seine Geliebte.
Gunnar sowie
Derek schauten, betreffs meiner Bitte, ein wenig befremdlich drein. Sagten
jedoch nichts und so geschah es dann auch, dass ich mit Derek, als sich Charlie
verabschiedet hatte, an einem anderen Tisch saß wie mein Ehemann mit seiner
Konkubine.
Als wir mit dem
Frühstück fast fertig waren, kam Giselle herein. Sie hatte Derek gesucht.
„Wann fahren wir
zu Marilyn?“, fragte sie mit einem Drängen in den Augen und ohne mich speziell
zu grüßen. Sie hatte nur vage mit dem Kopf zu mir hin genickt und sich dann
umgehend an Derek gewandt.
Der schnaufte. „Jetzt.
Sofort. Ich bin gleich soweit. Ich muss nur noch die Sachen für meine Mutter
holen. Willst du mit mir kommen?“
Giselle stimmte ihm schweigend zu.
------------------------------
Tja nun warte
ich an-ge-spannt auf die Lieferung und hoffe, dass es nicht zu umfangreiche
finanzielle Einbußen damit gibt. Gunnar ist im Areal unterwegs. Wenn es Winter
ist, sind immer Schäden zu begutachten.
Kevin sitzt
beinahe neben mir. Zusammen mit Mike. Sie unterhalten sich über Dinge, welche
das Zentrum betreffen.
Kevin scheint
mit mir böse zu sein. Oder zumindest wirkt er recht unzufrieden und kurz
angebunden, was seine Antworten mir gegenüber betreffen und ich vermute ich
weiß, woran es liegt und es tut mir ja auch leid. Aber ich konnte nicht mit ihm….schlafen.
Denn genau DAS hatte er sich erhofft.