Dienstag, 17. Januar 2017

Die „Charlie-Möglichkeit“



Anstatt mir nun Ruhe zu gönnen, fühlte ich mich verpflichtet und grübelte darüber nach, ob ich womöglich zum Hospital fahren sollte, um Derek zu zeigen, dass mein Herz bei ihm und seiner Tochter ist. Und irgendwie ebenso bei Giselle, die sich sorgte um ihr Kind. Und letztendlich tat ich genau dies. Fuhr nach Stockholm ins Hospital zu Derek. Denn er ließ mir keine Ruhe. Der Gedanke an (den leidenden) Derek, ging mir nicht mehr aus dem Sinn. Er tat mir Leid. (Zumindest gedachte ich ihm mit meiner Aufwartung Respekt und Mitgefühl zu zollen. Schließlich ist man nicht unmenschlich. Aber dennoch hatte ich mir genau DAS immer gewünscht. Dass das Kind verschwindet. Und am besten noch Giselle, die Fußballspielerin und vielleicht sollte ich auch die anderen Frauen, mit denen Derek gelegentlich fickt, entlassen. Im Fall von Giselle, schwanke ich zwischen Mitgefühl und Intriganz. Was Alexa angeht, kommen doch eher Gefühle der Rache und sogar, in mancherlei Momenten, unbändiger Zorn in mir auf. Und genau genommen geht es ihr und Gunnar um Annäherung und Verständnis, welches ich für sie in keinster Weise aufzubringen vermag. Gleichwohl ich es, um Gunnars Willen, zuweilen auch versuche.)

Ich blieb nicht allzu lang im Hospital. Alles in allem wollte ich Derek nicht stören. Nur für eine kurze Weile bei ihm sein, damit er weiß, dass ich mit ihm fühle.
Giselle sah mich ebenso. Ich nickte ihr kurz zu und ein stiller Hauch der Anteilnahme, an ihrem Leid, flog von mir zu ihr hinüber. Nicht mehr. (Denn im Grunde ist sie mir egal. Oder sollte es zumindest sein. Mich verbindet nichts mit ihr. Außer Derek.)

Am Abend rief Derek noch einmal bei uns an, während ich mit Gunnar beim Fernsehen war, um sich für meinen Besuch am Nachmittag bei ihm und seiner Tochter im Hospital zu bedanken. Ich hatte mein iPhone auf laut gestellt, damit Gunnar hören konnte, was Derek sagt.
„Bist du noch bei deiner Tochter?“, fragte ich ihn.
„Nein. Im Zentrum.“
„Möchtest du, dass Rea zu dir kommt?“, schaltete sich Gunnar ein. Was mich doch einigermaßen verblüffte. Mein Ehemann bot meinem Liebhaber an, dass ich zu ihm gehen könne, wenn er es möchte. Eigenartig. Vermutlich hatte Gunnar Alexa dabei im Sinn. Deshalb wohl das großzügige Angebot.
Derek verneinte. Offenbar bevorzugt er für den Augenblick die Einsamkeit. Und so blieb ich mit Gunnar allein bis zum Morgen, wo er sogleich nach dem Erwachen begann mich zu liebkosen und sich über mich zu schwingen.
Viel Zeit blieb uns allerdings nicht. Bis zehn Uhr war dringlichst die Bestellung der Vegi-Ware aufzugeben, die nicht warten konnte. Infolgedessen frühstückten wir im Büro.

Ich bin so glücklich darüber, dass Kevin wieder bei uns ist und unser Team der Führungsringe komplettiert. Die Trauer um seinen Vater, ist ihm allerdings noch immer anzusehen. Was ich durchaus gut verstehen kann. Aus diesem Grund bot ich ihm erneut erleichterte Arbeitszeiten an und selbstredend meine und auch Gunnars Hilfe, wenn er etwas benötig.
Ich bin überaus vertraulich mit ihm in dieser Zeit. Nehme oft seine Hand und drücke sie. Oder küsse ihn schlicht und einfach auf die Wange, was ihn freut. Gunnar ist hier, an dieser Stelle, in keinster Weise eifersüchtig. Aber offenbar sollte er es sein. Denn Kevin fragte bei mir an, JETZT, wo Janina in Deutschland und er allein hier sei, ob ich nicht einmal wieder eine Nacht mit ihm zusammen sein möchte.
Tja nun, welche Antwort gab ich ihm? Ich zwinkerte ihm mit einem Lächeln zu. Was so viel bedeuten sollte wie, die Möglichkeit besteht, wenn es passt. Und die Gelegenheit wird sicherlich demnächst bestehen, wenn Gunnar bei Alexa übernachtet. Denn Derek ist im Augenblick zu beschäftigt. In Gedanken bei seinem Kind. Nun gut, da wäre selbstverständlich noch die Charlie-Möglichkeit für mich, welche ich ohne zu zögern, carte blanche, annehmen würde, wenn er will. Und ich vermute, dass er wollen wird, wenn ich ihn danach frage. Ohnehin sind seine Andeutungen doch recht eindeutiger Natur, wenn wir miteinander sprechen. Denn gerade zwischendurch hatte er mich angerufen und im Scherz gefragt, ob ich kein Verlangen nach ihm hätte.
Natürlich habe ich das! Mein Mann ist mir jedoch tausend Mal lieber……………gegenüber allen anderen Angeboten und Möglichkeiten.