Freitag, 6. Januar 2017

Das Gute im Menschen und, WAS ist schon wirklich vorherbestimmt?



Gestern Nachmittag schrieb ich bekanntlich. War nach dem Lunch deswegen nach Hause gegangen. Zudem schmollte ich noch und gedachte niemanden zu sehen. Am Morgen hatte ich mich ohnehin übernommen. Nach dem Ärger und dem Streit mit Gunnar in die Arbeit gestürzt. Ausruhen war angesagt.
Derek hatte sich bei mir noch einmal erkundigt und vergewissert, ob wir uns dann am Abend sehen.
„Selbstverständlich.“, gab ich zurück.

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Ich ging nicht noch einmal zurück ins Büro. Meldete mich für diesen Tag ab. Blieb zu Hause. Schrieb und sah noch ein bisschen fern, bis Derek schließlich gegen 18.00 Uhr kam, um mich zum Dinner abzuholen. Eigentlich war ich noch nicht so weit und hatte erneute Probleme mit den Magen. Am Morgen zu sehr angestrengt und am Mittag zu üppig gegessen. Dinkel Fettuccine mit Tomatensoße. Dazu ein Weizeneiweißknacker und Salat.
Aber gut. Ich hege die Hoffnung, dass es besser wird. Kaffee trank ich trotz alledem und aß sogar noch ein Stück Kuchen.

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Ich hatte solches Verlangen mit Derek intim zu werden. Bedauerlicher Weise wurde nichts daraus. Es kam schlicht und einfach nicht dazu. Vielleicht war es meine Bequemlichkeit. Mein Müßiggang alles schleifen zu lassen, wenn sich schon einmal die Gelegenheit dazu ergibt. Womöglich lag es auch an Derek. Wer weiß. Ich befragte ihn nicht spezielle dazu. Selbst wenn, hätte er mir die Wahrheit gestanden? Vermutlich nicht.
Da ich bei dieser Kälte nicht mehr nach draußen wollte, hatten wir uns das Dinner ins Haus bestellt. Danach kuschelte ich mich an dieses attraktiven, muskulösen Mann und wir sahen gemeinsam fern. Eifersüchteleien meinerseits und andere Debatten hatten wir beiseitegelegt. Wozu die Zweisamkeit damit belasten?
Gegen Mitternacht noch ein Snack. Ich war hungrig gewesen.
Schlussendlich wurde es erneut halb zwei, als wir dann endlich dazu kamen, zu Bett zu gehen.
Derek drängte mich zu nichts…..Intimen. Warf ein, dass es doch besser für mich sei zu schlafen.
„Wir haben doch gestern zwei Mal……“ sagte er dann noch ein wenig verlegen. Die Verlegenheit nahm ich ihm jedoch nicht ab. Wollte ER es nicht? Oder war es tatsächlich nur Rücksichtnahme? Ich weiß es nicht. Dennoch machte ich mir Gedanken.
Und auch, wenn mich das Leben anderes lehrte, gegenüber allen und jedem misstrauisch zu sein, glaube ich in Dereks Fall doch an das Gute im Menschen. Sicherlich wollte er nur rücksichtvoll sein. Er scheint es schließlich nicht so nötig wie Gunnar zu haben.

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Heute Morgen verschliefen wir. Gegen zehn wachten wir auf. Allerdings waren wir viel früher am Morgen schon einmal wach. Entschieden uns jedoch weiter zu schlafen. Daher das Frühstück verhältnismäßig spät.
Währenddessen wir speisten, kam der Tag ins Rollen und die Geschehnisse purzelten uns in Form von Anrufen um die Ohren.
Zuerst hatte Mike Derek angeläutet. Er redete kurz mit ihm. Ich erfuhr nicht, worum es ging. Übernahm den Anruf allerdings und fragte Mike, ob es heute noch Wichtiges für mich zu tun gäbe. Er verneinte.
„Aber da wäre noch eine kurze Inspektion im Küchentrakt des Restaurant nötig. Wegen dem Gemüse. Und der Zusammenstellung der Speisen. Meine Erfahrungen damit sind begrenzt.“
„Ich mache das schon.“, beruhigte ich ihn. „Bin ohnehin eben gerade hier im Haus. Ist Gunnar bei euch?“
„Nein.“
Tja nun, dann war er offenbar noch bei Alexa und seinem Kind.

Als ich gerade meinen letzten Schluck Kaffee schlürfte, rief mich Ryan an und berichtete mir, was offenbar des Nachts geschehen war und dass sie es erst heute Morgen entdeckt worden wäre.
„An dem Teil des Zentrums, der am Weitesten von den Häusern entfernt ist, wurde der Zaun durchschnitten. So groß, dass ein Mensch gut durchpasst.“, sagte er.
„Ich stelle dich laut. Derek ist bei mir und kann das ruhig mit anhören.“
„Gut. Aber ich wollte es erst Dir gesagt haben, bevor ich es weiter gebe. Gunnar ist nicht zu erreichen.“
Vermutlich war es nicht nötig, sich wegen meines Ehemannes Sorgen zu machen. Wer weiß, bei welcher Frau er gerade war. Ich würde es später sicherlich von ihm selbst erfahren, wenn ich ihn danach fragen würde. Aber egal. Meine Besorgnis galt der Öffnung im Zaun.
Nun hatte ich schon diese doch recht kostspielige Investition getätigt, unser gesamtes Areal mit einem hohen Stacheldraht zu umzäunen, sodass es beinahe einem Hochsicherheitstrakt glich und trotz alledem verschafften sich Leute in dieser Form Zutritt zum ins Innere des Geländes. WER sollte so etwas tun und warum?
Einige wenige Sekunden des Nachdenkens hatte ich mir gegönnt, bevor ich Ryan antwortete.
„Also müssen wir doch den Zaun mit Elektrizität versehen. Dadurch entstehen uns zusätzliche Kosten. Ich werde das mit Gunnar besprechen und dann sage ich dir, wie wir verfahren.“
Meine Überlegung, und ich erwähnte sie Derek gegenüber, ging allerdings dahin, WER das gewesen sein kann. Und an dieser Stelle sank ich in einen recht gewöhnlichen Terminus des Redens ab.
„Muslime hätten wohl kaum die Eier, solches bei dieser Kälte zu tun. Die Russen? Ich weiß nicht. Was hätten sie davon? Warum brächen sie den Packt? Erscheint mir unwahrscheinlich.“
Derek erwiderte nichts. Sah mir nur lächelnd bei meinen Überlegungen zu.
„Im Augenblick fällt mir nichts mehr dazu ein, WER es sein könnte. Ryan sagte, die Spuren im Schnee hätten sich auf den Wegen verloren. Vermutlich waren es zwei, oder drei Leute. Sagte er. Ungewöhnliches wurde bisher nicht entdeckt. Also, WAZU diente das Ganze. Zumal es doch abzusehen war, dass wir beizeiten darauf aufmerksam werden. Wollen die das? Und WER sind DIE? Phhhuuu!“
Derek lachte. „Lass gut sein. Wir gehen der Sache nach. Es wird schon einen Grund dafür geben.“
„Und ich hoffe er ist NICHT explosiv. DAS hatten wir bereits.“
„Wenn es dich beruhigt, lasse ich eine Staffel Hunde kommen, die nach Sprengstoff sucht. Was hältst du davon?“
„Eine gute Idee.“
„Und warum hat man nicht unsere indianischen Angestellten gebeten, sich die Spuren einmal anzusehen.“, war Dereks Frage.
„Weise Ryan doch bitte darauf hin und sage ihm, ICH hätte es angemerkt.“
Derek stutzte. „Wieso sagst du das? Fühlt er sich von mir reglementiert?“
„Nein. Nichts dergleichen. Jedoch möchte ich nicht, das genau DAS geschieht.“ Ich zwinkerte Derek zu und lächelte ihn an.
Er nickte. „Okay. So machen wir das.“ Er zwinkerte zurück. Lachte ebenfalls. Nahm meine Hand und rückte sie leicht.
Würde ich nun tatsächlich permanent Strom auf die Zäume leiten, würden die Unterhaltungskosten steigen. Und da wir ohnehin bereits gerade Mal so la, la mit unserer eigenen Auswahl der Gäste überleben, gäbe es dann ein Defizit, welches nur mit mehr Buchungen auszugleichen wäre. Was wohl nichts anderes bedeutet, als die Werbetrommel in Ländern zu rühren, welche NICHT muslimisch sind. Da wäre der gesamte Südamerikanische Kontinent. Aus dem Nordamerikanischen kommen derzeit die Mehrzahl unserer Gäste. Südafrika ist ebenfalls eine Option, wo noch umfangreichere Publicity betrieben werden könnte. Und warum nicht auch Australien? Von dort kommen ohnehin bereits viele unserer Gäste. In jeden Fall ein Thema für unser nächstes Briefing.

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Gunnar ist bis zu diesem Zeitpunkt weder irgendwo erschienen, noch ist er erreichbar. Ich weiß nicht, wo er ist und was er gerade tut. Nach meiner Erfahrung, hat das stets mit Frauen und seinen Neigungen zu tun, wenn er so viele Stunden verschwunden ist. Schauen wir mal, ob sich meine Vermutungen bestätigen. In jedem Fall rufe ich noch nicht die Fahndung aus. Früher oder später wird Gunnar wieder zugegen sein. Bei Alexa und seinem Kind ist er jedenfalls ebenso wenig wie bei Lara. Auch die beiden sahen ihn seit heute Vormittag nicht mehr. Ein möglicher Aufenthaltsort wäre noch sein Zimmer über den Büros. Sollte ich dort nach ihm sehen? Oder besser nicht? Um ehrlich zu sein, fehlen mir dazu Sinn und die Lust. Andererseits treibt mich die Neugier an.
Nun gut, wenn ich diesen Eintrag beendet habe, sehe ich dort nach.

In jedem Fall ist mir angesichts der Witterung nach einer Dosis hawaiianischer Sonne. Ich sprach mit Derek darüber und drückte mein Bedauern aus, dass wir doch nicht über Weihnachten und Sylvestern gemeinsam verreisten und mir schien, als bereute er e selbst.
„Ich habe mit meiner Mutter noch einmal geredet und sie ist damit einverstanden, dass ich auch ein paar Tag lang ohne sie verreisen kann, wenn ich will.“
Ich schnaufte. „Warum fiel ihr das nicht schon vor zwei Wochen ein?“
Derek reagierte nicht weiter auf meine Bemerkung. „Aber JETZT haben die Chance. Meine Mutter fühlt sich hier sicher und medizinisch bestens versorgt.“
„Ich denke darüber nach und wenn sich eine Chance bietet, nutzen wir sie. Du möchtest das auch wirklich?“, fragte ich ihn.
„Ginge es nach mir, wären wir beide schon längst verheiratet. Aber du willst mich ja nicht.“ Dereks Gesicht zog sich zusammen zu einer gespielten schmollenden Mimik und dann lächelte er.
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Meinst du das wirklich?“
„Nein. Aber du kommst nicht los von ihm.“
In der Tat. Mit diesem Satz hatte Derek einen Nerv getroffen. Er hatte Recht.
Aber dachte ich je tatsächlich daran, mich von Gunnar zu trennen? Wohl kaum.
Aber WELCHE Theorien gibt es dazu? Warum tue ich es nicht? Weil es uns vorbestimmt ist zusammen zu sein? Weil wir schon immer zusammen waren? Und es ewig sein wird? Ist das wirklich so?


Derek, der charmante, liebenswerte und loyale Derek, vernachlässigt derzeit seinen Job als stellvertretender Leiter des Sicherheitsteams zu meinen Gunsten. Ich bin froh, dass er mir, an Gunnars Stelle, derzeit zur Seite steht. Kennt er doch Mike auch viele besser, der jetzt, wo Kevin nicht zugegen ist, die Geschäfte zum größten Teil mit leitet. In praktischen Dingen hat Mike jedoch einige Defizite. In der Theorie ist er selbstredend brillant. Ideen fallen ihm wie nichts in den Schoss und er kennt sich, belesener Weise, in vielen Dingen super gut aus. Im Augenblick bin ich doch ganz glücklich darüber, dass er bei uns ist.