……..sagt die
Geliebte meines Mannes zu mir. Was für ein törichter Unsinn! Absurd und
befremdlich. Aber egal. Es geschah. Nur gab ich nicht viel darauf und es kam
nicht wirklich dazu.
Ich bin der
Demütigungen, Gunnars anderer Frauen wegen, schon längst leid. Dennoch, welche
Wahl bleibt mir denn? Nichts liegt mir ferner, wie mich von meinem Ehemann zu
trennen. Warum sollte ich das tun? Ich liebe ihn! Und den anderen Frauen überlasse
ich gewiss NICHT das Feld, welches mir gehört! Nein! Niemals!
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Gunnar hatte gestern
via Handy nach dem Dinner mit Alexa gesprochen. Dann kam er zu mir mit einem
flehenden Blick der Entschuldigung. Er tat einen tiefen Atemzug, als würde die
Überwindung mich zu fragen Mühe kosten.
„Ich würde gern
zu Alexa hinüber gehen.“
Wut baute sich
in mir auf. „Gerade jetzt, wo es so schön gewesen ist mit und zweien. Hat sie denn
ein Recht darauf?“
Gunnar setzte
zum Sprechen an. Jedoch ließ ich ihn nicht einmal damit beginnen. Stattdessen
gab ich meinem Zorn freien Lauf. Jedoch eher mit sanften Worten der Argumentation.
„Beansprucht sie
jetzt tatsächlich zwei Nächte pro Woche für sich?“
Gunnar breitete
die Arme aus und lächelte. „Es wäre gerecht.“
„Gerecht?!
Gerecht wäre, wenn ich sie zum Teufel jagte. Denn WIR sind es, die miteinander
verheiratet sind. Sie hat NICHTS IN unserer Beziehung zu suchen, diese dumme
Gans. Warum schickst du sie nicht fort. Warum sagst du ihr nicht, dass du MICH
liebst und ICH Deine Frau bin?“
„Wow! Wow! Wow!“
Gunnar nahm eine abwehrende Haltung ein. „Das sage ich ihr sehr oft. Sie weiß es doch.“
„Warum drängst
sie sich dann ständig zwischen uns? Sie hat dir ein Kind geboren. Gut. Mag
sein. Ihre Aufgabe scheint mir erfüllt. Nun kann sie gehen!“
Nun zog Gunnar
die linke Augenbraue nach oben und sah mich zweifelnd an. Räusperte sich und
wartete, ob ich noch mehr zu sagen hatte.
Ich schwieg.
Kochte vor Zorn. Schüttelte dann mit dem Kopf. War desillusioniert, weil ich
wusste, er würde gehen. Gleich, was ich auch sage.
„Geh‘ doch. Geh
doch zu ihr.“
Gunnar lächelte.
Kam zu mir hin, nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und küsste mich auf den
Mund.
„Braves Mädchen.“
Dann sah er mich an. „Ist doch alles gut. Ich liebe dich doch und wenn du
magst, bin ich morgen früh wieder hier, um dich abzuholen.“
Ich ließ ihn
ziehen. Und gleich welches Argument ich auch ins Feld geführt hätte, es wäre
ohne Sinn gewesen. Also ließ ich schlicht und einfach das Diskutieren sein. Wozu hätte es noch gedient?
So saß ich nun
allein auf meiner Couch und grübelte darüber nach, welchen Zug ich als nächsten
tat. Oder welchen Mann ich bitten sollte, zu mir zu kommen und ich kam mir
eigenartig bei diesem Gedanken vor. Wie muss sich erst Derek die ganze Zeit über
gefühlt haben, immer dann gerufen zu werden, wenn Gunnar gedenkt, nicht bei mir
zu sein.
Es wurde später
und später. Ich konnte mich nicht entscheiden, WEN ich nun anrufen sollte. Charlie,
Derek oder womöglich Kevin? Es mutete mir ohnehin, ganz besonders in diesen
Augenblicken, absonderlich an, mich an einen anderen Mann als meinen eigenen zu
wenden. Andererseits gedachte ich gleichwohl eben NICHT allein zu sein.
Da mir nun die
Entscheidung so schwer zu fallen schien, rang ich mich letztendlich dazu durch,
so gegen halb zwei Uhr nachts, Gunnar anzurufen, um ihn zu fragen, ob er nicht doch
wieder zu mir herüber kommt.
Diese Action
allerdings, mutete noch viel skurriler an, als mir einen anderen zu suchen. Es
kam einer Demütigung gleich. Einem Betteln um Liebe und Zusammensein. Hatte ich
das nötig? Nein. Dennoch tat ich es. Alldieweil ich mir in diesem Moment, und
nicht nur in DIESEM, nur Gunnar an meiner Seite wünschte. Niemand anderen. Und
tatsächlich,…….er kam.
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Beim Frühstück
heute Morgen, kam Alexa zu uns an den Tisch. Gunnar hatte sie angerufen und sie
offenbar zu uns gebeten.
„Wir müssen
reden.“, überfiel sie mich sogleich.
Ich hüstelte.
Verschluckte mich fast. Entrüstete mich. „Die Geliebte meines Mannes bittet
MICH um eine Audienz? Soll ich dem zustimmen? Oder nicht?“, sprach ich in den
Raum, OHNE sie auch nur anzusehen.
Gunnar lachte
leise auf und verzog das Gesicht.
WIE hätte ich
sonst reagieren können?
Fast
majestätisch und mit einem Blick der Erhabenheit in meinen Augen, wies ich mit
meiner Hand auf den freien Stuhl, welcher mir gegenüber stand. Aus den
Augenwinkeln sah ich, wie Gunnar die Brauen hob und abzuwarten schien, was nun
weiter geschah. Er hatte die Arme ineinander verschränkt und sich ein wenig
zurück gelehnt. Offenbar, um dem Szenario besser folgen zu können.
Alexa setzte
sich. Und im Laufe des Gespräches, in welches sich Gunnar konsequent
einmischte, wurde überhaupt nichts geklärt, denn ich hatte fairer Weise Charlie
an unseren Tisch gebeten, der offenbar rein zufällig ebenso gerade das Restaurant
betrat und auf unseren Tisch zugekommen war.
Charlie schien
nun ein wenig verlegen zu sein. Sah immer wieder zwischen uns dreien hin und
her und ich glaubte zu bemerken, dass sein Blick mehr und mehr auf Alexa hängen
blieb, als auf uns andere. Gefiel sie ihm? Ha! DAS wäre doch etwas? Mein
Liebhaber mit der Geliebten meines Mannes. Das Kind? Irgendwo dazwischen. Oder
sollte ich es etwa an-nehmen als das Meine? Was für eine Absurdität. Das ließe
sie vermutlich ohnehin nicht zu.
Aber okay. Das
waren ausschließlich Hirngespinste. Kopfkino. Aber auch Derek hatte schon
einmal erwähnt, dass ihm Alexa doch einigermaßen attraktiv erschien. Kein
Wunder also, dass sie Gunnar tatsächlich gefiel und er sich in sie verliebte.
Ich finde sie scheußlich. Mund und Nase zu groß. Die Lippen wie aufgespritzt.
Ihre Augen größer als die Meinen. Ist es DAS was Männer mögen und es fällt mir
immer öfter auf, dass Frauen, mit ähnlichem Gesicht wie Alexa, von Männern
bevorzugt werden. Warum?
Meine Züge sind
viel feiner. Eleganter. Ästhetischer. Distinguierter. (Nobler, aristokratischer, edler.)
Letztendlich kam
es nicht zum miteinander reden,
zwischen Alexa und mir. Was mir nicht unrecht war.
Was wollte sie
tun? Mit mir eine Verhandlung führen? Über die Tage, Nächte und Stunden, die
Gunnar bei ihr oder mir verbringen kann? Welch‘ Infamität! Welche Erbärmlichkeit!
Welche Schmach! Vor allem für mich…….
Die Runde löste
sich auf in Gefälligkeit.
Gunnar
begleitete Alexa zurück in ihre Hütte, sah noch einmal nach seinem Kind und kam
dann zu mir ins Büro.
Charlie ging
schlafen. Denn er hatte die Nacht über gearbeitet und hätte ohnehin keine Zeit
für mich erübrigen können, ohne seinen Job zu vernachlässigen. Was ich ihm als
Chefin selbstverständlich nachgesehen hätte.
Aber egal. Ich
hatte das Richtige getan, heute Nacht. Die Richtige Entscheidung getroffen.
Gunnar war darüber nicht erbost. Was genau genommen meine Befürchtung war.
Nein. Er war eher geschmeichelt, dass ICH es bevorzugte mich zu demütigen,
ausschließlich um ihn zu fragen, ob er nicht doch lieber bei MIR sein will.
Und irgendwie
tut mir Kevin leid, wenn ich ihn mir so ansehe und ich fühle mich schuldig
dabei.
Selbstredend
dachte ich daran, die Nacht mit ihm zu verbringen.
Was hielt mich
zurück? Die Witterung? Seine Kränklichkeit? Zu sehen, was aus ihm geworden ist?
Vielleicht gleichermaßen die Erwartungen, welche er in mich gesetzt hätte. Insbesondre
bezüglich intimer Handlungen, welche ich womöglich nicht bereit gewesen wäre
ihm zu erfüllen.