Wie hatte ich es
nur wagen können, mich mit Derek in seiner traurigen Situation, über derartige
Abartigkeiten von Gunnar zu unterhalten. Ich hatte nicht das Recht, mich bei
ihm zu beklagen.
Derek und Gunnar
wechseln sich jetzt ab. Wenn der Eine bei seiner Geliebten und dem seinem Kind
ist, kommt der andere meist zu mir. Denn welche Verpflichtungen hätte Derek
jetzt noch. Sein Kind ist tot. Giselle? Ich weiß, dass er sie tröstet und ich
verstehe das durchaus. Dennoch tendiert er deutlich wieder in meine Richtung.
Was Alexa
betrifft, ich arbeite daran. Und hier ist Geduld gefragt. Ausschließlich wenn
ich der Meinung bin, die richtige Lösung zur rechten Zeit parat zu wissen,
handle ich. Das Handeln bezieht sich jedoch NICHT auf die physische Welt und
ist nicht nachweisbar.
Allerdings denke
ich, dass es Gunnar ganz genau weiß und womöglich bereits Gegenmaßnahmen
getroffen hat. In jedem Fall, was seinen Sohn betrifft. Vor allem JETZT, wo
doch Dereks Tochter so urplötzlich und ohne Vorwarnung gestorben ist. Ohne dass
ihr auch nur ein Arzt hätte helfen können. (Schon
unglaublich was mit Magie alles möglich ist.)
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Im Nachhinein
ärgere ich mich sogar ein wenig und sinniere darüber nach. Warum ließ ich mich
überhaupt mit diesem Charlie ein.
Nun gut, er sie
kein unattraktiver Mann. Dennoch nicht wirklich mein Typ. Womöglich hungerte
ich auch nach irgendeinem? Und bisher war mir offenbar kein besserer
begegnet. Vielleicht war er auch nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort?
Forciert hat er unser Kennenlernen allemal. Das ist mir bewusst.
Er erscheint als
interessanter Mann. Der „bad boy“ unter den anderen, der deutlich hervorsticht,
setzt er sich einmal ins Rampenlicht. Sonst hätte ich ihn womöglich schon
früher bemerkt. Hätte er es denn gewollt. Wer weiß. In jedem Fall zieht mich
etwas an ihm an. DAS bleibt unumstritten!
Bisher hörte ich
allerdings noch immer NICHTS von ihm und eben so wenig Neues von unserem
Detektiv.
Ich kann nicht
sagen, was ich von all dem halten soll. Warum Charlie so urplötzlich und
unerwartet verschwand. An MIR kann es nicht gelegen haben. Schließlich hätte er
doch glücklich sein können, dass sein Vorhaben mich kennen zu lernen, von
Erfolg gekrönt war.
Manchmal gehen
meine Gedanken zu diesem Thema spazieren auf skurrilen Wege und ich stelle mir
vor, dass er vielleicht bei uns im Zentrum untergetaucht war vor seinen Biker
Boys. Wer weiß denn schon, welche Vorgeschichte er mit diesen Leuten hat. In
jedem Fall schreibt man ihnen ja sämtliche Schandtaten zu. Möglicherweise war
er nicht mehr bereit diesen Weg zu gehen und fand hier im Zentrum einen Unterschlupf,
welchen er für die Test, die er um meinetwillen machen ließ, entschlüpfte. Wer
weiß. Im Augenblick fällt mir nicht mehr dazu ein. Denn ich kenne mich wahrlich
nicht in dieser Szene aus.
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Derek bestand
gestern darauf, dass ich mir meinen Kaffee selbst aufbrühe. Die Utensilien
dafür sind latent in meiner Küche vorhanden. Werden jedoch nicht genutzt.
Alldieweil ich mir alles von unserem Service ins Haus bringen lasse.
Alles in allem
gelang mir der Kaffee recht gut. Vielleicht ein wenig zu stark.
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Gestern Abend
besuchte mich Kevin noch zu später Stunde und heute Morgen war ein reichliches
Durcheinander beim Frühstücken im
Restaurant.
Gestern
Nun, Gunnar kam
und ging, redete heftig mit seiner Alexa am iPhone und als dann eindeutig klar
zu werden schien, dass Gunnar seiner Geliebten den Vorzug gab, rief ich Derek
an und fragte, ob er kommen können. Er kam und blieb. Wir sahen fern und
redeten viel und ich war sogar erneut geneigt, ernsthaft darüber nachzudenken,
wie es wäre WENN…..es nur uns beide gäbe. Dieser Gedanke wurde allerdings durch
die Tatsache versalzen, dass Derek mir gestand, kurz nach dem Tod seiner
Tochter Marylin, diese Fußballspielerin in Stockholm aufgesucht zu haben. Ich
schmollte eine Weile. Ließ es aber dann. Sah keinen Nutzen mehr darin, mich
wegen ihr oder einer anderen, die Derek womöglich gelegentlich besucht, zu
peinigen. Ich verzieh ihm im Augenblick, aufgrund seines Trauerfalles und der
daraus folgenden Instabilität. Und ich tat gut daran, denn während wir dort so eng
nebeneinander saßen, überfiel uns beide das Fieber des Verlangens und er hob
mich auf seinen Schoß. Ich wollte es so. Ebenso, dass es zügig von Statten
ging. Nicht ZU lange und ausgedehnt. Ich mag das nicht. Er tat. Ich genoss. Und
es war wunderschön.
Überhaupt
scheint mir Derek unbeschwerter zu sein, wenn wir zusammen sind. Er selbst
bestätigte diese Vermutung.
Zu später Stunde
polterte Kevin mit seinem Pfleger Max herein. Genau genommen wäre ich müde
gewesen und wir hatten uns vorgenommen, nicht ZU spät zu Bett zu gehen, was
somit gestorben war.
Nach viel
Palaver und jede Menge Spaß, welcher uns alle aufheiterte, vor allem Derek,
verließ uns Kevin so gegen halb zwei.
Ich vermute,
Kevin gedachte an diesem Samstagabend nicht erneut allein zu bleiben. Denn
seine Janina ist noch immer nicht wieder zurückgekommen. Was denkt sie sich
nur? Ihn zu erpressen? Oder was? Sie besteht darauf, dass Kevin ihr nach
Deutschland folgt und dort mit ihr bleibt. Jedoch ER möchte das nicht. Es gefällt
ihm hier und seinem Sohn ebenso.
Nun, vielleicht
besinnt sie sich. Es wäre Kevin zu wünschen. (Zumindest für den Augenblick,
solange er für MICH noch nicht zwingend wichtig ist.)
Ein rasches
Aufstehen heute Morgen. Es war bereits neun.
Derek war so
beschwingt zu dieser Zeit, als hätte er seine Trauen schon beinahe überwunden.
Jedoch der Dämpfer folgte auf dem Fuß. Allerdings traf er mich zuerst. Denn an
meinem Tisch im Restaurant saß Gunnar mit Alexa. Das Kind sah ich nicht.
„Komm, wir
setzen uns woanders hin. Das tue ich mir jetzt nicht an.“, sagte ich zu Derek
und zog ihn am Arm zu einen anderen Tisch, wo er für gewöhnlich immer mit
seiner Mutter saß.
Wir scherzten
und lachten noch miteinander, Derek und ich, die beiden dort oben an dem Meinen
beachtete ich nicht, da kam Giselle herein und steuerte auf uns zu.
„Ich habe dich
gesucht.“, sagte sie zu Derek und aus verheulten Augen kam ein flehender Blick.
„Setzt dich
doch.“, sagte er und auch ich nickte ihr zu mit ernster Miene, die jedoch eher auf
ihre Trauen anspielte.
Ich tat noch
einen Biss, winkte der Kellnerin zu, klopfte mit dem Finger leicht auf den
Tisch und stand auf.
„Würden sie
bitte meine Sachen an meinen Tisch dort oben bringen.“, wies ich die Kellnerin
an. Die nickte.
Derek griff nach
meiner Hand und drückte sie. Ich sah das Bedauern in seinen Augen. Jedoch Giselle
gedachte ich mir eben nicht anzutun. Dann doch lieber Alexa, die ich
gegebenenfalls ignorieren konnte, wenn es mir denn gelang.
Ohne jegliche
Erklärung begrüßte ich meinen Mann mit einem Kuss und fragte eher gebieterisch
an, ob es denn möglich sei, dass ich mich auf meinen angestammten Platz
niederlassen könne.
Wortlos
wechselte man und ich schlüpfte in die Rolle der Selbstbewussten. Obgleich ich
doch Alexa noch immer nicht ansehen konnte und gleichwohl nicht vor hatte es zu
tun. Ich ließ sie tatsächlich links liegen, wie ich es mir vorgenommen hatte.
Nur einmal sprach ich sie direkt an, als es mir zu bunt wurde und verwies ich
sie auf ihren Platz.
Ich vermute
Gunnar amüsierte sich prächtig zu dieser Zeit. Was mich nicht wirklich
tangieren sollte. Es aber dennoch tat. Jedoch sah man es mir nicht an. Ich
spielte weiterhin die Erhabene.
Ich sprach kurz
noch mit Gunnar. Fragte, wo das Kind geblieben sei und er erklärte mir, dass
er JETZT gedachte Alexa zu ihrer Hütte
zurück zu begleiten und dann wieder hier her zu kommen, um mit mir zu gehen.
Ich wartete
nicht auf ihn. Sobald er und Alexa das Restaurant verlassen hatten, hielt ich
Ausschau nach Derek, der tatsächlich dann kam und mit mir nach Hause ging.
„Ich werde aber
schreiben.“, sagte ich noch zu ihm. Damit er sich keinen Illusionen hingab,
dass mehr geschehen könne. Denn es war zu vermuten, dass Gunnar alsbald zu uns
stieß. Allerdings ist er bis jetzt noch immer nicht angekommen. Womöglich hat
er mich und Derek gesehen, wie wir zusammen nach Hause gingen und beschloss
daraufhin noch bei Alexa, oder auch Lara zu blieben. Wer weiß das schon.