Sonntag, 29. Januar 2017

Hypothesen und Qualen unterschiedlicher Art



Wie hatte ich es nur wagen können, mich mit Derek in seiner traurigen Situation, über derartige Abartigkeiten von Gunnar zu unterhalten. Ich hatte nicht das Recht, mich bei ihm zu beklagen.

Derek und Gunnar wechseln sich jetzt ab. Wenn der Eine bei seiner Geliebten und dem seinem Kind ist, kommt der andere meist zu mir. Denn welche Verpflichtungen hätte Derek jetzt noch. Sein Kind ist tot. Giselle? Ich weiß, dass er sie tröstet und ich verstehe das durchaus. Dennoch tendiert er deutlich wieder in meine Richtung.
Was Alexa betrifft, ich arbeite daran. Und hier ist Geduld gefragt. Ausschließlich wenn ich der Meinung bin, die richtige Lösung zur rechten Zeit parat zu wissen, handle ich. Das Handeln bezieht sich jedoch NICHT auf die physische Welt und ist nicht nachweisbar.
Allerdings denke ich, dass es Gunnar ganz genau weiß und womöglich bereits Gegenmaßnahmen getroffen hat. In jedem Fall, was seinen Sohn betrifft. Vor allem JETZT, wo doch Dereks Tochter so urplötzlich und ohne Vorwarnung gestorben ist. Ohne dass ihr auch nur ein Arzt hätte helfen können. (Schon unglaublich was mit Magie alles möglich ist.)

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Im Nachhinein ärgere ich mich sogar ein wenig und sinniere darüber nach. Warum ließ ich mich überhaupt mit diesem Charlie ein.
Nun gut, er sie kein unattraktiver Mann. Dennoch nicht wirklich mein Typ. Womöglich hungerte ich auch nach irgendeinem? Und bisher war mir offenbar kein besserer begegnet. Vielleicht war er auch nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort? Forciert hat er unser Kennenlernen allemal. Das ist mir bewusst.
Er erscheint als interessanter Mann. Der „bad boy“ unter den anderen, der deutlich hervorsticht, setzt er sich einmal ins Rampenlicht. Sonst hätte ich ihn womöglich schon früher bemerkt. Hätte er es denn gewollt. Wer weiß. In jedem Fall zieht mich etwas an ihm an. DAS bleibt unumstritten!
Bisher hörte ich allerdings noch immer NICHTS von ihm und eben so wenig Neues von unserem Detektiv.
Ich kann nicht sagen, was ich von all dem halten soll. Warum Charlie so urplötzlich und unerwartet verschwand. An MIR kann es nicht gelegen haben. Schließlich hätte er doch glücklich sein können, dass sein Vorhaben mich kennen zu lernen, von Erfolg gekrönt war.
Manchmal gehen meine Gedanken zu diesem Thema spazieren auf skurrilen Wege und ich stelle mir vor, dass er vielleicht bei uns im Zentrum untergetaucht war vor seinen Biker Boys. Wer weiß denn schon, welche Vorgeschichte er mit diesen Leuten hat. In jedem Fall schreibt man ihnen ja sämtliche Schandtaten zu. Möglicherweise war er nicht mehr bereit diesen Weg zu gehen und fand hier im Zentrum einen Unterschlupf, welchen er für die Test, die er um meinetwillen machen ließ, entschlüpfte. Wer weiß. Im Augenblick fällt mir nicht mehr dazu ein. Denn ich kenne mich wahrlich nicht in dieser Szene aus.

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Derek bestand gestern darauf, dass ich mir meinen Kaffee selbst aufbrühe. Die Utensilien dafür sind latent in meiner Küche vorhanden. Werden jedoch nicht genutzt. Alldieweil ich mir alles von unserem Service ins Haus bringen lasse.
Alles in allem gelang mir der Kaffee recht gut. Vielleicht ein wenig zu stark.

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Gestern Abend besuchte mich Kevin noch zu später Stunde und heute Morgen war ein reichliches Durcheinander beim Frühstücken  im Restaurant.

Gestern
Nun, Gunnar kam und ging, redete heftig mit seiner Alexa am iPhone und als dann eindeutig klar zu werden schien, dass Gunnar seiner Geliebten den Vorzug gab, rief ich Derek an und fragte, ob er kommen können. Er kam und blieb. Wir sahen fern und redeten viel und ich war sogar erneut geneigt, ernsthaft darüber nachzudenken, wie es wäre WENN…..es nur uns beide gäbe. Dieser Gedanke wurde allerdings durch die Tatsache versalzen, dass Derek mir gestand, kurz nach dem Tod seiner Tochter Marylin, diese Fußballspielerin in Stockholm aufgesucht zu haben. Ich schmollte eine Weile. Ließ es aber dann. Sah keinen Nutzen mehr darin, mich wegen ihr oder einer anderen, die Derek womöglich gelegentlich besucht, zu peinigen. Ich verzieh ihm im Augenblick, aufgrund seines Trauerfalles und der daraus folgenden Instabilität. Und ich tat gut daran, denn während wir dort so eng nebeneinander saßen, überfiel uns beide das Fieber des Verlangens und er hob mich auf seinen Schoß. Ich wollte es so. Ebenso, dass es zügig von Statten ging. Nicht ZU lange und ausgedehnt. Ich mag das nicht. Er tat. Ich genoss. Und es war wunderschön.
Überhaupt scheint mir Derek unbeschwerter zu sein, wenn wir zusammen sind. Er selbst bestätigte diese Vermutung.
Zu später Stunde polterte Kevin mit seinem Pfleger Max herein. Genau genommen wäre ich müde gewesen und wir hatten uns vorgenommen, nicht ZU spät zu Bett zu gehen, was somit gestorben war.
Nach viel Palaver und jede Menge Spaß, welcher uns alle aufheiterte, vor allem Derek, verließ uns Kevin so gegen halb zwei.
Ich vermute, Kevin gedachte an diesem Samstagabend nicht erneut allein zu bleiben. Denn seine Janina ist noch immer nicht wieder zurückgekommen. Was denkt sie sich nur? Ihn zu erpressen? Oder was? Sie besteht darauf, dass Kevin ihr nach Deutschland folgt und dort mit ihr bleibt. Jedoch ER möchte das nicht. Es gefällt ihm hier und seinem Sohn ebenso.
Nun, vielleicht besinnt sie sich. Es wäre Kevin zu wünschen. (Zumindest für den Augenblick, solange er für MICH noch nicht zwingend wichtig ist.)


Ein rasches Aufstehen heute Morgen. Es war bereits neun.
Derek war so beschwingt zu dieser Zeit, als hätte er seine Trauen schon beinahe überwunden. Jedoch der Dämpfer folgte auf dem Fuß. Allerdings traf er mich zuerst. Denn an meinem Tisch im Restaurant saß Gunnar mit Alexa. Das Kind sah ich nicht.
„Komm, wir setzen uns woanders hin. Das tue ich mir jetzt nicht an.“, sagte ich zu Derek und zog ihn am Arm zu einen anderen Tisch, wo er für gewöhnlich immer mit seiner Mutter saß.
Wir scherzten und lachten noch miteinander, Derek und ich, die beiden dort oben an dem Meinen beachtete ich nicht, da kam Giselle herein und steuerte auf uns zu.
„Ich habe dich gesucht.“, sagte sie zu Derek und aus verheulten Augen kam ein flehender Blick.
„Setzt dich doch.“, sagte er und auch ich nickte ihr zu mit ernster Miene, die jedoch eher auf ihre Trauen anspielte.
Ich tat noch einen Biss, winkte der Kellnerin zu, klopfte mit dem Finger leicht auf den Tisch und stand auf.
„Würden sie bitte meine Sachen an meinen Tisch dort oben bringen.“, wies ich die Kellnerin an. Die nickte.
Derek griff nach meiner Hand und drückte sie. Ich sah das Bedauern in seinen Augen. Jedoch Giselle gedachte ich mir eben nicht anzutun. Dann doch lieber Alexa, die ich gegebenenfalls ignorieren konnte, wenn es mir denn gelang.

Ohne jegliche Erklärung begrüßte ich meinen Mann mit einem Kuss und fragte eher gebieterisch an, ob es denn möglich sei, dass ich mich auf meinen angestammten Platz niederlassen könne.
Wortlos wechselte man und ich schlüpfte in die Rolle der Selbstbewussten. Obgleich ich doch Alexa noch immer nicht ansehen konnte und gleichwohl nicht vor hatte es zu tun. Ich ließ sie tatsächlich links liegen, wie ich es mir vorgenommen hatte. Nur einmal sprach ich sie direkt an, als es mir zu bunt wurde und verwies ich sie auf ihren Platz.
Ich vermute Gunnar amüsierte sich prächtig zu dieser Zeit. Was mich nicht wirklich tangieren sollte. Es aber dennoch tat. Jedoch sah man es mir nicht an. Ich spielte weiterhin die Erhabene.
Ich sprach kurz noch mit Gunnar. Fragte, wo das Kind geblieben sei und er erklärte mir, dass er  JETZT gedachte Alexa zu ihrer Hütte zurück zu begleiten und dann wieder hier her zu kommen, um mit mir zu gehen.
Ich wartete nicht auf ihn. Sobald er und Alexa das Restaurant verlassen hatten, hielt ich Ausschau nach Derek, der tatsächlich dann kam und mit mir nach Hause ging.
„Ich werde aber schreiben.“, sagte ich noch zu ihm. Damit er sich keinen Illusionen hingab, dass mehr geschehen könne. Denn es war zu vermuten, dass Gunnar alsbald zu uns stieß. Allerdings ist er bis jetzt noch immer nicht angekommen. Womöglich hat er mich und Derek gesehen, wie wir zusammen nach Hause gingen und beschloss daraufhin noch bei Alexa, oder auch Lara zu blieben. Wer weiß das schon.