Ich kann nicht
sagen, ob ich es bedauern oder gut heißen soll, dass ich es, trotz der kontinuierlichen
Erziehungsversuche meiner Eltern, eben NICHT vermag, mich in jedem Fall und bei
jedem Zusammentreffen mit der Konkubine meines Mannes, oder auch ihm selbst,
wenn sie zusammen sind und oft mit Kind, angemessen verhalte. In meiner Position
ist jedoch derart auffällig inadäquates (ungehöriges trotziges,
unversöhnliches, halsstarriges, unangepasstes, widerspenstiges, renitentes, unwilliges, verbohrtes, fast zickiges)
Benehmen in der Tat deplatziert. Heute Morgen zum Frühstück passiert. Überhaupt war ich bereits seit gestern Abend (ein
wenig) verärgert. Nicht nur auf meinen Mann. Sondern ebenso auf Derek. Denn
beide sind noch, wenn auch auf unterschiedliche Weise, mit einer anderen Frau
samt ihren Kindern verbunden. Ich finde es im Ganzen so wie so eine ganz
sonderbare (skurrile, kuriose, absonderliche, eigentümliche, fast bizarre)
befremdliche Situation, in welche ich mich befinde und, an welche ich mich eben
NICHT gewöhnen kann. So sehr ich es auch manches Mal versuche. Es gelingt mir
nicht. Und im Nachhinein schäme ich mich meines Benehmens. Genau genommen
sollte ich demonstrieren, dass ich darüber stehe. Aber ich kann es nicht jedes
Mal.
Zur Erklärung
ist zu sagen, dass ich mit Derek an meinem Tisch im Restaurant gesessen habe
und dann kam Gunnar mit Alexa, samt ihrem Kind herein, geradewegs auf uns zu
und setzten sich, wie selbstverständlich, an meinen Tisch. Später, als ich
bereits gegangen war, kam sogar Giselle mit ihrem Kind dazu.
Nicht dass ich
ausfallend geworden wäre. Nein. Durchaus nicht. Ich war eher ruhig. Zumindest
noch im Restaurant. Konnte Gunnar (und erst recht dieser Schlampe nicht) in die
Augen sehen. Wendete mich ab. Ignorierte die beiden. Selbst, als Gunnar mit mir
sprach und zum Schluss noch andeutete, dass es mit Derek doch nichts anderes
sei. Genau dieses Satz war das Tüpfelchen auf dem I gewesen, um mich
aufgebracht und unangemessen reagieren zu lassen. Ich stand wortlos auf und
setzte mich schlicht und einfach allein an einen anderen Tisch.
Nun gut, ich
konzentrierte mich auf die Speisen und versuchte mich zu beruhigen. Und dann
begann der Reigen der Männer, welche immer wieder die gleiche Frage stellten. „Darf
ich mich setzen?“
Der erste war
Troels. Zu dieser Zeit war ich noch recht wütend. „Nein!“ Er kräuselte, ohne
ein Wort zu sagen, die Stirn und ging weiter.
Der Zweite war
Sascha Fließe. Ihn sah ich zumindest an. „Nein.“, entgegnete ich schon ein
wenig milder. Er lächelte leicht, nickte und ging ebenfalls weiter.
Der dritte war
Greg Hagen. Er ging vorsichtig vor. „Hallo.“, begrüßte er mich, verbeugte sich
leicht und seine Augen verrieten den Wunsch, sich zu mir setzen. Was seine
Stimme mir schon im nächsten Moment bestätigte. „Darf ich mich setzen?“
Ich zögerte und
musste dann lächeln und bot ihm den Platz mir gegenüber an. Er setzte sich. Wir
unterhielten uns eine Weile und ich frühstückte in seiner Gegenwart zu Ende.
Stand auf, verabschiedete mich von ihm und ging allein ins Büro. Ohne mich auch
nur einmal umzudrehen. Dennoch wusste ich, dass dort, in der Nische, an meinem
Tisch, mein Ehemann mit seiner Mätresse und ebenso mein Liebhaber mit einer
anderen Frau samt ihren Kindern saßen. Ich ärgerte mich. WAS hätte ICH dort
oben verloren? Das fünfte Rad am Wagen zu sein? Nein! Niemals! DAS musste nicht
sein.
Der Unmut setzte
sich späterhin noch fort. Es entbrannte ein heftiger Streit zwischen Gunnar und
mir in meinem Büro. Er hielt mich mit beiden Händen fest und bedrängte mich,
mich zu beruhigen. Seinen Worten Folge zu leisten. Jedoch dazu hatte ICH keinerlei
Lust. Ich wiedersetze mich, riss mich los und stritt weiter.
Mike kam, wie
oft, geistesabwesend herein. Sah auf und von einem zum anderen. Stutzte. „soll
ich später wieder kommen.“
„Nein!“,
erwiderten wir beide im Chor.
Selbstredend
wusste ich, dass ich meiner Konkurrentin am Morgen erneut das Feld überlassen
hatte. Aber welche Variante ich auch wähle, ich fühle mich mit keiner wohl.
Stets bin ICH die, die verliert. Egal, ob ich nun lächelnd versuche darüber zu
stehen, oder mich trotzig gebärde. Ich vermag mit keiner der beiden Varianten
wirklich zu leben und glücklich zu sein. NUR, mit Gunnar allein. Allerdings ist
genau DAS offenbar nicht möglich. Mein Ehemann ist eben wie er ist.
Nichtsdestotrotz
kann ich mir bei ihm doch recht sicher sein, dass er mich tatsächlich nie
verlässt. Immer bei mir bleibt. Liebt er mich wirklich so sehr? Oder ist es nur
mein Geld und meine unendliche Duldsamkeit? Was ich allerdings nicht einmal
denken mag. Warum auch? Schließlich bin ich keine hässliche Frau. Ganz im
Gegenteil.
Derek hingegen
würde mich ohne zu zögern heiraten, wie er sagt. Dessen bin ich mir schon
einigermaßen sicher. Gleichwohl er doch sonst niemanden ehelichen will. Und
auch hier vermag ich eben NICHT mit Sicherheit zu sagen, ob meine Stellung und mein
Vermögen nicht ebenso ein Grund dafür sind.
Nur wie lange
würde es mit ihm halten? Denn auch ER ist NICHT für ewig frei von Betrügereien
mit anderen Frauen, vermute ich. Und ich habe in der Tat nicht vor, noch einmal
jemand anderen zu ehelichen. Gleichwohl ich doch, gerade in dergleichen Situationen,
daran denken mag. Das Dumme ist nur, dass eigentlich alle in Frage kommenden
Kandidaten, mit Frauen und Kindern behaftet sind. Sowie Jason, oder womöglich
sogar Kevin. Sasha Fliess ist mir zu ölig. Zu aalglatt. Und wer weiß was noch.
Zudem schläft auch ER mit einer anderen. Aber WAS erwarte ich denn?
Auch wenn ich
gedenke mich an diesem Reigen nicht zu beteiligen, kann ich nur sagen, ich habe
ohnehin keine Chance und bin bereits mitten in Diesem. Ob ich nun will oder
nicht. Aus diesem Grunde hat sich wohl Elisabeth die I. entschlossen, zölibatär
zu leben. An der Spitze ist es stets sehr einsam und jedermann schaut auf
einen.
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Nun gut, noch
einmal kurz zu gestern Abend und warum ich mich über Derek, oder vielleicht
sogar über mich selbst ärgerte.
Alles ist dieses
Mal gut gegangen. Bestellungen, Einkäufe, Lieferungen. Ein Grund aufzuatmen.
Nach der Arbeit und dem Dinner, ging ich mit Gunnar nach Hause. Er allerdings
war noch einmal zu Alexa und seinem Kind gegangen und offenbar auch zu Lara. Er
kam ziemlich spät. Es war so gegen neun.
Wir sahen
zusammen fern, bis weit nach Mitternacht.
Derek hatte
Licht gesehen und klopfte noch einmal bei uns an, um zu fragen, ob alles in
Ordnung sein. Gunnar bat ihn herein und auch seinen Partner Sven Aberg.
„Aber nur ein
paar Minuten.“, warf ich ein. „Wir wollen sie doch bei der Aufrechterhaltung
der Sicherheit im Zentrum nicht stören.“
„Es wird schon
nichts sein.“, sagte Gunnar und verdrehte die Augen.
Derek willigte
ein und die beiden Männer unterhielten sich, ein wenig abseits stehend,
miteinander. Ich smal talkte derweil mit Sevn Aberg. Ein netter Mann. Hübsch
anzusehen. Nur etwas klein.
Im nächsten Augenblick
läutete Gunnars iPhone. Es war Alexa zu dieser späten Stunde und er diskutierte
recht heftig mit ihr. Offenbar wollte sie, dass Gunnar zu ihr kommt. Und er
selbst erklärte mir dann, dass sie doch zwei Tage und Nächte pro Woche mit ihm
zusammen sein wollte. Insbesondere jetzt, wo sie sein Kind geboren hat.
Phhhuu. Was
sollte ich sagen. Ich willigte selbstredend (und Zähne knirschend) ein. Zuckte
mit den Schultern und meine Mimik war kühl.
Daraufhin redete
Gunnar mit Derek, der schon fast gegangen war. „Kannst du hier bei Rea bleiben?“,
fragte er ihn.
Ohne weitere
Umschweife, oder viel nachzudenken, sagte er: „Ich regle das schon.“ Er setzte
einen anderen Mann an seiner Statt ein, um die Schicht für ihn zu beenden.
Gunnar ging und
Derek blieb.
Es war bereits
gegen halb drei, als ich mit Derek zu Bett gegangen bin und wir wurden noch
einmal, auf meinen Wunsch hin, intim miteinander. Derek war recht zögerlich.
Führte, zu seiner Verteidigung, die Zeit ins Feld. „Es ist schon spät.
Vielleicht Morgen. Meinst du nicht?“
Ich bestand
darauf und er tat……….nach was ich verlangte. Obwohl mein Gefühl mir sagte, dass
er an diesem Tag, oder sogar an diesem Abend, womöglich bereits mit einer
anderen zusammen war. Und als ich ihn danach fragte, bestätigte er es mir. Nur
war ich viel zu müde, so mitten in der Nacht, um an dieser Stelle noch böse zu
sein. Und warum? Schließlich war er nach wie vor ein freier Mann.
Trotz alledem
war ich verärgert. Oder doch eher hin und her gerissen. Einerseits wollte ich
mit ihm schlafen. (Es ist SOOO angenehm mit ihm!) Andererseits verabscheute ich
den Gedanken, dass sein Schwanz kurz zuvor noch in einer anderen war. Und
gerade als wolle ich es mir selbst bestätigen, dass alles in Ordnung war mit
uns, wurden wir am Morgen noch einmal intim miteinander. Was soll’s? Dachte ich
so. (Soll ich mich etwa geiseln?)
„Kannst du noch
mal?“, witzelte ich. Es war bereits acht.
Derek lachte. „Ja
was denkst du denn? Aber wollen wir nicht lieber aufstehen?“ Und wir taten……
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Ach ja. Die
Frau. Anne-Gret.
Wir trafen uns
gestern noch einmal und unterhielten uns. Nach eineinhalb Stunden brach ich ab,
alldieweil mir war, als drehen wir uns im Kreis und sprachen immer wieder über
das Selbe.
Nun gut. Sie bat
mich, wie erwartet, um einen Job. Nur ist sie doch eher eine Invalide oder eine
Rentnerin. Vielleicht eine Rehabilitandin. Doch eher eine Versehrte im Geist
und in der Physis. Also WAS tun mit ihr. Sie liebt Tiere über alles und an
dieser Stelle hatte ich eine Idee. Hundesitterin. Sie wäre die erste hier. Und
auch sicherlich gebraucht. Denn viele der Gäste bringen ihre Hunde und Katzen mit
hier her. Also, warum nicht dieser Frau die Möglichkeit geben, sich etwas
verdienen zu können und dabei noch Freude zu empfinden, wenn sie sich mit
Tieren umgibt. Eine Chance für sie.