Sonntag, 22. Januar 2017

Entgegen allen Absprachen



…………….war Gunnar zuweilen immer wieder bei Alexa und blieb dann erst ab zehn Uhr abends bei mir. Bis dahin war ich online. Schaute hier und da. Shoppte ein wenig und bot auf einen fabelhaft aussehenden Ring aus 24karätigem Feingold. Das Reinste, welches man bekommen kann. Nun, ich gestehe, die Auktion ist nicht zu meinen Gunsten ausgefallen.

Während Gunnar und ich so beim Fernsehen saßen, erzählte er mir irgendetwas über eine Cara, die er getroffen und mit der er sich unterhalten hatte. Er wäre früher schon einmal für ein paar Schäferstündchen mit ihr zusammen gewesen. Am aller liebsten hätte er wohl noch an diesem Abend, oder vielleicht am nächsten Tag, ein kurzes, intensives und vor allem intimes Zusammensein mit dieser Cara zu  schätzen gewusst. Möglicherweise war es auch schon längst geschehen. Aus seinen Worten war dies nicht wirklich klar hervor gegangen.
Ich protestierte selbstredend dagegen. Jedoch nicht ZU derb oder aufgeregt. Eher sachlich und mit ruhig, was Gunnar anscheinend zu amüsieren schien und schon hob er mich mit beiden Händen auf seinen Schoß……….usw…..
„Okay. Okay. Ist ja schon gut.“, sagte er und lachte keuchend, währenddessen ich auf ihm ritt. „Wie du sicher bemerken wirst, bin ich doch lieber mit dir intim. Um es mit deinen Worten auszudrücken.“ Ein erneutes Lachen ließ mich ein wenig wanken bei diesem Ritt.
Später dann rang ich Gunnar noch das Versprechen ab, dass er diese Cara sein ließ.

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Eine sonderbare und eine überaus traurige Nachricht erreichten uns heute Morgen.
Ryan hatte mich angerufen und mir gesagt, dass Charlie nicht zum Dienst erschienen und ebenso wenig aufzufinden sei. Weder in seinem Haus, noch irgendwo im Zentrum. Das wäre, in der gesamten Zeit, in welcher hier tätig ist, noch nie vorgekommen.
Eigenartig. Auch ich hatte ihn nicht erreicht. Mir jedoch nichts weiter dabei gedacht. Er würde sich schon noch bei mir melden, wenn es ihm danach verlangt. Dachte ich so.

Und als wäre dies noch nicht genug für einen Morgen, ließ Derek mir eine schriftliche Nachricht zukommen, dass seine kleine Tochter Marilyn verstorben sei. Was mich ein wenig sprachlos werden ließ und mich verwunderte. Wo es doch gestern noch schien, als sei sie auf dem Weg der Besserung.
Alles in allem ist es schon ein gravierender Unterschied, sich etwas zu wünschen, oder den Tatsachen ins Auge zu sehen.

„Ist einer deiner Wünsche in Erfüllung gegangen?“, fragte mich Gunnar dann recht zurückhaltend und behutsam in einem Ton, der weder vorwurfsvoll noch anklagend war. Er stelle ausschließlich fest. Nicht mehr und nicht weniger. Blieb ruhig dabei.
Ein scharfer Seitenblick meinerseits traf ihn dann und er war nicht wirklich beschuldigend, sondern eher als Frage gedacht. Ich  war irritiert. Hatte er in meinen Kopf gesehen? Was wusste er? Und wenn wie viel? Vor allem, was Alexa betraf. Diese Angelegenheit mit Dereks Tochter und wie mein Denken (insgeheim) dazu war, dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach nicht all zu relevant für ihn sein.
Dennoch ist es überaus bedauerlich. Was für ein Verlust für Derek und vor allem für diese Giselle. Mit WAS vermag sie ihn nun an sich zu binden? (…..wo die einzige Gemeinsamkeit entfallen ist.) Andererseits wäre es jedoch möglich, dass so ein Trauerfall die beiden zusammen schweißt. Für wie lange, bleibt abzuwarten.
Jedoch die Frage blieb, WAS antworte ich Gunnar nun?  In jedem Fall sollte die Bedeutung meine Worte diplomatisch sein.
„Nun, es ist doch recht bedauerlich, was diesem kleinen Wurm da geschah. Andererseits hat es dieses glückliche Ding bereits hinter sich, was uns andere ein Leben lang leiden lässt. Ich kann nicht sagen, welchem Gefühl ich hier den Vorzug gäbe.“ Ich kratzte mich verlegen am Ohr und kaute dabei, ohne es zu bemerken, auf meiner Unterlippe, was Gunnar grinsen ließ. Denn er wusste, dass ich versuchte, mich mit diesen Worten aus der Schlinge zu ziehen.
„DAS war NICHT meine Frage.“, erwiderte Gunnar sanft.
Ich atmete tief ein und hörbar aus. Was ihm offenbar alles sagte und eine Bestätigung seiner Vermutung, oder seines Wissens gab.
Ein verlegener Blick ging von mir zu meinem Ehemann hinüber. „Kann schon sein.“, sagte ich leise und fast beiläufig und wendete mich von ihm ab, um anderen Dingen meine Aufmerksamkeit zu schenken. Und ich sah für einige Zeit nicht noch einmal zu Gunnar hinüber. Hoffte, dass er dieses Thema im weiteren Verlauf des Tages unberührt ließ. Allerdings hing ich der Vermutung nach, dass Gunnar meine Wünsche in Bezug auf Alexa ebenso kannte wie diesen hier. DAS war in keinster Weise vorteilhaft. Und wenn, konnte es nur bedeuten, dass er bereits Gegenmaßnahmen ergriffen hat.
In jedem Fall wäre es für mich gut, nun ebenso gelegentlich und vor allem unverhofft in Gunnars Kopf zu stöbern. Um mir gewiss zu sein, dass ich womöglich, mit meinem zweiten Wunsch, doch noch erfolgreich bin. (Alexa aus meinem und aus Gunnar Leben zu streichen. Das WIE wäre mir dabei gleichgültig. Allerdings war mir klar, dass Gunnar seinen Sohn in jedem Fall auf magische Weise  schützt. Infolgedessen wäre es mir sicherlich niemals möglich, ihm auf dem gleichen Wege wie Giselles Tochter, etwas anzutun. Und ich finde, ein totes Kind ist mehr als genug!)

 Nun, jeder vermag an dieser Stelle zu denken was auch immer er will. Zufälligkeiten bestimmen das Leben der meisten Menschen. Zumindest nehmen sie DAS an.  (Zufälle gibt es jedoch nicht! Es liegt immer am Denken, Wünschen und Fühlen der anderen Menschen. Und hat nicht schon jeder einmal irgendwem, so ganz insgeheim, den tot gewünscht? (Und dann,…..ist es, zufälliger Weise tatsächlich geschehen?)) Denn Magie ist nach wie vor nicht zu beweisen. Infolgedessen gib es auch keinerlei Schuldgefühl, welches ich mir anzunehmen hätte.
Es ist NUR Denken. Aber der Gedanke zählt…….ich weiß das…..selbstverständlich.