Dienstag, 2. April 2013

Gebrochener Zauber



Mein gestriges Dinner im Restaurant dachte ich erneut allein einnehmen zu müssen. Als ich Troels sah und ihn bat an meinem Tisch Platz zu nehmen, war ich doch einigermaßen zufrieden über seine Gesellschaft.
Der Blick seiner Augen vermittelte mir jedoch ein Schuldgefühl. „Ja. Wir hätten ficken können.“, sagte ich schließlich.
„Aber du willst jetzt doch lieber deinem Mann die Treue halten. Nicht wahr?“
Ich senke meinen Kopf schuldbewusst und eingestehend. Troels schmunzelte. „Und was jetzt?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Es ist die Situation und ich fühle mich im Augenblick nicht gut.“, suchte ich mich zu entschuldigen, zu rechtfertigen.
Als ich ihm so intensiv in die Augen sah, glaubte ich schwach zu werden.
Jedoch dachte ich an Gunnar, sah ihn vor mir und widerstand.

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Gunnar kam gestern spät abends zurück! Obwohl seine Brüder noch immer bei ihrem Vater weilen, verließ er sie und kehrte heim.
„No Problem.“, sagte er. „Ich kann sie schließlich am Wochenende in Stockholm besuchen.“
Wie überaus witzig! Wo es mir im Augenblick so Scheiße geht. Ohnehin naht die Zeit der Weißkittel und des erneuten Hospitalaufenthaltes. Woran ich nicht denken mag!
Zudem betäubte ich meinen Körper mit so vielen Medikamenten wie möglich. Was ich Gunnar gegenüber selbstverständlich nicht erwähnte, um wenigstens zu gutem Sex mit ihm fähig zu sein. Frisch gebadet, geölt und frisiert erwartete ich ihn. Wie eine Königin ihren König.
Dennoch hatte ich ins Geheim eine Belohnung dafür erwartet,  dass es mir zum aller erste Mal gelungen war ihm treu zu sein, während er nicht bei mir war. Stattdessen bekam Gunnar alles was ich ihm vermochte zu geben. Alldieweil ich so unbeschreiblich glücklich war, ihn endlich wieder an meiner Seite zu wissen.
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Gunnar übernimmt nun gleichwohl die Auswahl der Beschützer. Was mir ohnedies viel lieber ist. Ich mag mich darum nicht kümmern. Meine Prioritäten liegen woanders.
Er schien sich darüber hinaus mit den Männern der Nachtschicht vorzüglich zu verstehen. „Man“ will sich auf ein Bier treffen.
Mir hingegen war Joseph Bariello aus der Tagschicht viel sympathischer. 

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Ich solle das „Unwohlsein“ genießen. Meint Gunnar. In meinen Körper eintauchen. Die Schmerzen wahrnehmen.
Als ob ich dies nicht bereits zur Genüge tue!
„Und ich sehe da eine ganze Menge Angst.“
„Ja. In der Tat. Ich habe Angst. Ich habe so viel Angst das es mich überrascht, dass ich nicht fortwährend zitternd und schreiend durch die Gegen laufe und den Verstand verliere.“
„Im Inneren tust du es und du verdrängst selbstverständlich noch immer.“
Womit er zweifelsohne Recht behielt. Aber darüber wollte ich nicht reden.

Ebenso wenig will ich vorzeitig bei den Weißkitteln vorsprechen. Bin jedoch unsicher, was die vermehrte Schmerzsymptomatik bedeuteten könnte. Gunnar meint, ich solle vorerst noch einige Tage abwarten und nicht überstürzt handeln. Ich müsse doch so wie so Anfang Mai ins Hospital.

Des Weiteren klang, kaum dass Gunnar wieder bei mir war, erneut der Trip nach New York an.
Wie kann er nur in dergleichen Situation an „seine Karriere“ denken. Welche doch, meiner Meinung nach, so völlig unnütz ist! Wozu das ganze. Hat er nicht versprochen immer an meiner Seite zu sein.
Was tut er jetzt?
Warum?
Weshalb?
Nun schmälern nicht nur die Schmerzen den Zauber seiner Rückkehr. Einen Zauber in welchem ich so lange als möglich zu schwelgen gedachte. Der „Alltag“ kehrt viel zu schnell zurück.
Ich glaube nun ist es an Gunnar eine Entscheidung zu treffen.