Dienstag, 16. April 2013

Hypothetisches



Meine Stimmung verschlechterte sich bereits am gestrigen Abend.
Die Ursache dafür mag zum Teil im fehlenden Sex begründet liegen. Was jedoch nicht Troels Verschulden war. Wir sahen zu lange fern, weil ich schlicht und einfach zu träge gewesen war mich von der Couch zu erheben. Trotz maniefaltiger Ermahnungen von Troels Seite. Welcher mich jedoch nicht bedrängte und ebenso wenig seine Sanftmut wie seine Heiterkeit verlor.
Folge dessen war ich wütend auf mich selbst und müde obendrein. Obgleich Troels eine beständige Ruhe ausstrahlte, welche anfangs während eines kurzen Spaziergangs am Nachmittag und ebenso bei späteren anregenden Gesprächen auf mich überzugehen schien. Gleichwohl seine Lebensfreude und Ausgeglichenheit.

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Ich bin ein wenig unruhig und zudem ebenso nachdenklich geworden. Etwa über Gunnar und weshalb er Troels vertraut. So stellte ich in meinem Kopf die Hypothese auf, dass er ihn „benutzt“. Als „Wächter“ in jeglicher Hinsicht. Er sieht in ihm keinen Gegner und keine Gefahr. Weil er nur zu gut weiß, dass Troels mir zu alt ist um mich ernsthaft mit ihm zu liieren. Ohnehin schien er ihn „instruiert“ zu haben.
Ist darin möglicherweise seine Zurückhaltung mir gegenüber begründet? Insbesondere in sexueller Hinsicht? Hält er sich aus diesem Grund zurück und bedrängt mich nicht? Was ich doch viel mehr als einen seiner ehrenhaften Charakterzüge sah. Ehrenwert ja. Jedoch vielleicht nicht ausschließlich nur mir gegenüber.
Gleichgültig. Er ist und bleibt einer der liebenswertesten, tiefgründigsten und ehrlichsten Menschen, welche ich kennen lernen durfte.

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Da ich die gestrige Dienstberatung versäumte, begab ich mich heute, sogleich nach dem Frühstück zu Christine ins Office, die mich einigermaßen verhalten begrüßte mit einem missbilligenden Seitenblick auf Troels.
Sie informierte mich über den Stand der Dinge der Verhandlung der Sekte  betreffend. Über Veranstaltungen sowie über finanzielle, personaltechnische Problematiken und die Anliegen der Gäste.
Im Grunde ist es jedoch ohnehin so, dass ich SIE entscheiden lasse. Mir fehlt meist Sinn und Ausdauer um Entscheidungen zu treffen, für die genau genommen  das Personal zuständig ist.
Auf dem Rückweg erkundigte ich mich an der Rezeption über das porzellanerne Model und ihren „Bodyguard“. Im Übrigen ist ihr Name Elena Sukova.

Und so gänzlich nebenher gedenke ich Jason Anekeleas Frau zu besuchen. Oder Sarah Sjögren auf einen Tee zu mir einzuladen, für welche mich Christine noch immer bei jeglicher Gelegenheit zu erwärmen sucht.
Nach Wanja werde ich unterdessen keine Ausschau halten.
Jedoch Ian, wenn möglich, einen Herz klopfenden Anruf abstatten, und selbstredend mit Gunnar skypen, welcher, wie gewöhnlich aus der „Ferne“ nur wenig von sich hören lässt.



Die Zeit drängt, da ich den heutigen Tag zu genießen gedenke. Denn Morgen steht bereits der nächste Arztbesuch an.