Mittwoch, 17. April 2013

Rastlos – kraftlos - aussichtslos



Ich war unruhig.  Nahezu den gesamten Tag.
Beinahe alles, sogar, nein, insbesondere die Weiten des World Wide Webs hielten mich von innigen Zärtlichkeiten mit Troels ab. Zwischendurch rannte ich hektisch hin und her. Wollte Dies und wollte Das. Konnte mich für nichts entscheiden, und am Ende saß ich abermals vor meinem Notebook. Klagte über Schmerzen, atmete nicht korrekt und fand keine Ruhe für Meditation oder Imaginationen.
Troels verzweifelte beinahe und gab letztendlich auf.
Was nur, dachte ich bereits selbst, bewog mich zu dieser Rastlosigkeit?
Selbst für die Konversation mit Jason Anakeleas Frau Lisa oder Sarah Sjögren fehlte mir Sinn und Beharrlichkeit.
Zudem kam noch ein „Schwächeanfall“ hinzu, sodass ich am Ende derart kraftlos war und mich kaum mehr auf den Beinen zu halten vermochte. Sogar das Sitzen am Tisch während wir zu Abend speisten, bereitete mir Schwierigkeiten. Übelkeit hatte mich überwältigte.
Kraftlos ließ ich mich auf das Bett sinken, als wir im Haus angekommen waren.
Troels fragte, ob er einen Arzt rufen solle.
„Lass die Weißkittel aus dem Spiel“, herrschte ich ihn an. „In zwei Wochen muss ich mich ohnehin in ihre Obhut begeben.“
Ich war kaum mehr in der Lage mich zu bewegen. Ließ mich in die Kissen und in Troels Arme sinken, der mich besorgt ansah.
„Du wirkst nachdenklich.“, sagte er nach einiger Zeit zu mir.
„Ja. Ich denke darüber nach, ob ich mir überhaupt wünschen sollte, dass mein Ehemann zurückkehrt. Angesichts seiner Neigungen, welche mir mit ein wenig Abstand betrachtet, doch einigermaßen skurril und befremdlich erscheinen. Andererseits, welche Optionen bleiben mir noch? Wanja? Keineswegs. Ian? Er geht seine eigenen Wege. Braucht keine kranke Frau an seiner Seite, welche ihm nur ein Klotz am Bein wäre. Zurück zu Felicio? Der Macho, der jeden Tag eine andere fickt? Möglicherweise zu Josh, nach Kalifornien? Ich kenne ihn kaum. In seinem Fall gilt ebenso die gleiche Frage: Was will ein Beach Boy mit einer kränklichen Frau? Sich mit einem neuen Mann einzulassen, bringt ebenso wenig.“
Ich sinnierte noch einige Zeit so weiter. Troels hörte mir zu. Ließ mich ausreden. Dann fragte er: „Und was ist mit mir?“ 
„Du bist beinahe 20 Jahre älter als ich.“, antwortete ich ungeniert. „Wer sollt sich dann bitte in zwanzig Jahren um wen kümmern?“
Troels zog die Augenbrauen nach oben und war für den Rest des Abends sehr still geworden. Sex gab es nur auf heftiges Bitten meinerseits.
ZU Anfangs, als er sich meiner Bitte widersetzte, begann ich zudem noch meinen Trotz nach außen zu kehren. Beabsichtigte allein zu schlafen. Troels lenkte jedoch am Ende schließlich ein.
Langweilt er mich etwas? Oder weiß ich doch viel mehr seine Ruhe zu schätzen?
Nur hätte ich nicht so unbedacht reden dürfen. Ich hatte ihn offensichtlich mit meinen Worten gekränkt?

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Heute Morgen war keine Zeit für lange Debatten. Jedoch während der Fahrt hatte ich die Gelegenheit ihn zu fragen, was mit ihm sei. Worauf ein Monolog folgte, in welchen er mir darlegte, dass es ihm durchaus bewusst wäre, wie alt er sei. Ebenso, dass ich verheiratet wäre. Jedoch, würde er mich lieben.

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Nicht zuletzt werde ich eine Lösung finden müssen, um weiterhin mit Gunnar und all seinen „Stärken, Schwächen und Neigungen“ leben zu können.
Denn, wenn ich im Augenblick in mich hineinspüre, fühle eine gewisse Sehnsucht nach ihm, und hoffe doch letztendlich auf seine baldige Rückkehr. (Was bleibt mir auch anderes übrig?)


Rea new’s
- Ian ist mit seiner Band in Irland in irgendeinem Studio. Vollends in seiner Musik versunken. Ich vermochte nur wenige Worte via iPhone mit ihm zu reden. Anschließend skypten wir kurz.
- Mit Gunnar verbrachte ich gut eine Stunde am Bildschirm.
- Von Wanja noch immer keine Spur. Was mich genau genommen doch ein wenig skeptisch stimmt. Wo kann er abgeblieben sein?
Nun, vermissen oder ganz und gar suchen werde ich ihn gewiss nicht.