Samstag, 13. April 2013

„Glauben“ schenken



Ich vergaß zu erwähnen, dass mich Gunnar anrief, kurz nachdem er gelandet war.
Meine schuldbewussten Gedanken verbergend war ich selbstredend glückselig seine Stimme zu hören.
Nichts, absolut nichts vermag meine Liebe zu Gunnar zu schmälern. Rede ich mir permanent ein und vielleicht entspricht es eines Tages tatsächlich der Wahrheit, an welche ich glaube(n will).

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Ich war mit Troels, Paul Walker und Jason Anekelea im Haus, und es war so gegen  vier, als Wanja kam um mich „abzuholen“. Troels verzog das Gesicht. Sagte jedoch nichts. Drehte sich um und ging nach draußen. Ich wusste genau, dass es ihm mehr als nur unangenehm war.
Ich ging mit Wanja in sein Haus, und bereits nach kurzer Zeit drängte er mich tatsächlich zum Schlafzimmer. Redete auf mich ein. Hörte meine Einwände nicht.
Letztendlich ließ ich ihn gewähren.  
Er schien wie gewöhnlich alles geplant zu haben. Sogar das Gleitgel lag bereit. Jedoch nützte es am Ende nicht wirklich viel. Denn er tat mir weh.
An diesem Nachmittag fühlte ich mich nicht mehr wohl, mit Wanja. Ich war traurig. Ging ins Bad um mich zu duschen. Das Lachen war mir vergangen und ich dachte darüber nach mein Versprechen ihm die kommende Nacht mit mir zu schenken, zu brechen. Ich hatte Troels ohnehin versichern müssen zu gehen, wenn Wanja ZU aufdringlich werden würde. Jedoch dafür war es bereits zu spät. Aber nicht zum Gehen! Und ich ging.
Wanja verstand die Welt nicht mehr. Mich ebenso wenig. Was mir in diesem Augenblick gleichgültig war.
Was hatte ich mir nur dabei gedacht mich zum wiederholten Male mit Wanja einzulassen? Warum konnte ich nicht schlicht und einfach sagen: „Geh! Verschwinde.“
Nur, an seiner Liebe zu mir zweifelte ich nie. Jetzt ebenso wenig. Ich suchte ihn zu verstehen. Er wollte die wenigen Stunden mit mir nutzen. „In mir sein“,  wie er sagte. „Ganz tief drinnen“. Und ich glaube ihm, wenn er sagt: „Ich liebe dich.“ Weil er es schon immer tat. Die ganzen Jahre hindurch. Er ist im gleichen Maße nur ein Mensch mit seinen Schwächen und Stärken wie alle anderen gleichermaßen.
Trotz alledem hätte ich es nicht zulassen dürfen.
Ohne „Blut“, wäre alles viel leichter gewesen. Möglicherweise würde ich dann hier etwas ganz anderes schreiben, und hätte, wie versprochen, die Nacht mit Wanja verbracht.

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Bei Troels angekommen, fühlte ich mich hin und her gerissen. Dachte an Wanja. Zudem erreichte mich Gunnar via iPhone und wir sprachen eine lange Weile miteinander. Er war begeistert von den (seinen) Möglichkeiten und von New York.
Ich hörte nur zu. Sagte nicht viel und Gunnar nahm an, ich sei traurig um seinet Willen. Weil er nicht bei mir war. Was zweifelsohne zum größten Teil gleichwohl der Wahrheit entsprach. Also KEINE Lüge war.
Nur war die Ursache meiner Traurigkeit darin begründet, dass ich Wanjas Schmerz mit mir nahm als ich gegangen war. Welchen ich nun  schleunigst abzuschütteln gedachte. Bevor ich mir und Troels den Rest der Nacht mit Übellaunigkeit ruinierte.
Hinzu kam noch eine kurze Querele mit Ryan, der offensichtlich dachte seine Respektlosigkeiten fortsetzen zu können. Fragte er mich doch tatsächlich, als ich ihn aufforderte Troels vom Dienst frei zu stellen und einen anderen Sicherheitsbeamten für ihn einzusetzen, ob ich nicht vielleicht lieber zu IHM kommen wolle.
Ich schrie ihn an. Nein. Ich schrie das Walkie Talkie an, und er wurde still. Folgte nunmehr ohne weitere Worte meinen Anweisungen.
Wieso denken Männer stets Frauen nicht ernst nehmen zu müssen?
Nach den fortwährenden Zurückweisungen mag er mich als eine Hure sehen.  ICH jedoch, sehe mich viel mehr als eine „freie Frau“. Bis auf die Kleinigkeit der Tatsache, dass ich mit Gunnar verheiratet bin und dieser vermaledeiten Krankheit, deren Schmerzen mich nie aus ihren Fängen lassen.

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Meine Nacht mit Troels war angenehm. Er bestand nicht auf Sex. Was ich begrüßte. Obgleich mir heute Morgen mehr als nur danach war. Er jedoch streichelte mich liebevoll, küsste mich sanft und in seinen Augen konnte ich eine so tiefe Unendlichkeit sehen, in die ich mich hinein zu stürzten gedachte. Er ist zweifelsohne ein charmanter, anmutiger und sanftmütiger Mensch. Gütig und liebenswert. Da ist Aufrichtigkeit und ein offenes weites Herz, dass, wie er sagt, nur für mich schlagen würde. Und nur zu gern will ich ihm Glauben schenken.