Samstag, 6. April 2013

Nichts “Entscheidendes” passiert



Völlig verkatert und in Unkenntnis der Ereignisse erwachte Gunnar kurz bevor ich beabsichtigte zum Dinner ins Restaurant zu gehen.
“Sei nicht böse.”, hauchte mir mein noch immer nach Alkohol stinkender Ehemann leise von hinten ins Ohr, während seine Arme mein Taille umschlangen. “Es tut mir leid. Es waren offensichtlich doch ein paar Gläser Whisky zu viel.”
“Whisky? Ich dachte es war nur Bier!” Entsetzt drehte ich mich zu ihm um und sah ihm in die geröteten Augen. Seine Tränensäcke waren ebenso nicht zu übersehen.
“Ja. Taylor hat eine Flasche geopfert.”
“Na wie überaus nett von ihm.” Ich löste mich aus seinen Armen und zog mir Schuhe und Mantel über. “Komm. Es ist spät. Wir müssen gehen.”

Christine setzte sich zu uns an den Tisch und übernahm während des Dinners Gunnars Aufklärung, die Ereignisse betreffend. Mit einigem Erstaunen hörte er seiner Mutter zu.
“Du solltest dir deine Freunde besser aussuchen.”,  entfuhren die Worte eher unbewußt meinem Mund.
Gunnar sah mich mißbilligend an. “Dir scheint das Glück in dieser Hinsicht doch viel meher gewogen zu sein.”, war seine zynische Antwort, und ich wußte genau, dass er auf Troels anspielte.
“Ich denke nicht, dass es da einen Zusammenhang gibt.” Er zuckte mit den Schulter und sah zu seiner Mutter. “Warum  auch? Es war eine völlig spontane Handlung. Nicht vorhersehbar.”
“Der Mann?”
“Ja. Ein Test unserer Sicherheitslücken. Gut möglich. Man prüft, wo wir am verletzlichsten sind.”
“Ah. Also gibst du mir in dieser Hinsicht Recht?”
“Kurt ist sich nicht völlig sicher.”, warf Christine ein.” Aber der verhaftete Mann kommt offensichtlich aus dem kriminellen Milieu. Er kann bezahlt worden sein.”
“Eine Art Vorhut, könnte man sagen.”witzelte Gunnar sarkastisch.
“Unsere Sicherheitsmaßnahmen sind durchaus berechtigt und sollten zudem noch verstärkt werden.”, schlug ich vor.
Erik und sein Haus im Wald kamen in diesem Zusammenhang ebenso ins Gespräch. Nur ist dies auf Grund meiner gesundheitlichen Situation und der kommenden Artzbesuche, sowie dem baldigen Hospitalaufenthalt nicht möglich.
“Die Kontrollen für Lieferfahrzeuge müssen verstärkt werden.”, war Gunnars überaus vernünftiger Vorschlag, welchem ich nickend zustimmte.
Wir diskutierten noch eine Weile, als Gunnars Handy klingelte. Es war Hjalmar.
Gunnar stand auf und ging in den hinteren Personalbereich um was auch immer ungestört mit seinem Bruder besprechen zu können.
“Hat er seine Entscheidung getroffen?”, fragte ich Chritine unvermittelt.
Sie zuckte mit den Schultern. “Zu mir hat er nichts gesagt.”
Also war noch immer kein entdgültiger Beschluss gefasst.

Der Nachmittag war gediegner Natur. Ich surfte im Netz. Kaufte auf Auktionen und in Online Shops. Gunnar sah fern und schlief dabei gelgentlich ein. Ich fragte nicht nach. Wollte ihn nicht bedrängen. War jedoch überaus nervös und sah seiner Entscheidung ungeduldig entgegen.
Was sollte ich tun, wenn er sich für das Fliegen entschied? Sollte ich ebenfals fliegen? Nur wohin? Alle möglichen Szenarien schossen mir durch den Kopf. Josh kam mir in den Sinn. Was war eigentlich aus ihm geworden? Er hatte sich nicht wieder bei mir gemeldet.
“Ich sollte zu Hjalma fahren und mit ihm reden wegen Sonntag und der Reise nach New York.”, waren Gunnars urplötzlich in den Raum gesprochene Worte, die mich überraschten.
“Kannst du nicht genauso gut via Handy mit ihm  reden?”, widersprach ich seinem Vorschlag.
“Ja. Natürlich. Du hast Recht.”, sprach es, stand auf und nahm sich einen Sprudel aus dem Kühlschrank.
Wollte er sich etwa mit seines Bruders Clique aufs Neue betrinken?
In diesem Augenblick vermochte ich meines Ehemanns Handlungen nicht nachzuvollziehen. Ich hätte mehr von ihm erwartet als betrunkene Unentschlossenheit.
„Auch ein Magier ist nicht perfekt.“, sagte er gequält lächelnd in meine Richtung, während er zischend seine Flasche öffnete. Offensichtlich hatte er meine Gedanken gelesen. Es war mit Sicherheit überaus interessant für ihn in meinem Kopf zu stöbern, wie ich mir durchaus vorstellen konnte.
Demzufolge war weiterhin Vorsicht geboten, was das über-„denken“ MEINER Entschlüsse betraf.

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Wörter, knappe komprimierte Sätze, Fragen flaggerten in meinem Inneren auf, welche ich bedacht zum Ausdruck brachte.
„Bis wann musst du dich entschieden haben?“
„Bis Morgen.“, antwortete er und senkte betrübt den Kopf.
„Du willst jetzt nicht weiter darüber reden. Oder?“
„Nein.“
Etwas später:
„Ich liebe dich doch nicht weniger wenn ich reise.“, preschte er nach vorn und zog sich sogleich wieder zurück. Wurde stumm und nachdenklich.
Und natürlich ist jeden Abend der solide Vorsatz vorhanden miteinander zu ficken. Nur wird meist nichts daraus. Ich bin zu müde oder schlicht und einfach nur erleichtert darüber einschlafen zu können, wenn die Schmerzen zu gewichtig sind. Gleichwohl wie am gestrigen Abend. Nur heute Morgen waren und sind sie noch immer gegenwärtig. Gunnar meint, ich müsse disziplinierter sein. Besonders was die Speisen beträfe. Nicht beständig zum Junk Food abgleiten, wenn es mir gerade in den Kram passe.


Die Spannung steigt indes, ob Gunnars zu treffender Entscheidung.