Donnerstag, 11. April 2013

Kapitulation



Während ich mich in Treue übte, wurde mir eine Aufzeichnung per Post zugespielt. Eine Video Kassette, welche ich mit großer Spannung einlegte, um sie mir anzuschauen. Wenn sie schon an mich „persönlich“ gerichtet war.
Es zeigte Gunnar in einem düsteren Zimmer mit Siv und zwei anderen Frauen (Mädchen), welche Siv überaus ähnlich sahen, wie sie ihn „behandelten“. Gunnars Arme waren rechs und links nach oben gebunden. Seine Beine gespreizt.
Siv war als „Krankenschwester“ kostümiert. Schlug Gunnar mit einer Peitsche auf den Schwanz und schrie ihn an. Die Zweite zog grinsend an Nippelklemmen, die an Gunnars Brustwarzen hingen. Die Dritte steckte ihm ihren Finger in den Arsch.
Ich war entsetzt!!!

Als Gunnar zurückkam, präsentierte ich ihn dieses „Machwerk“ sogleich.
Er schmunzelte nur. Ich schüttelte nicht verstehend den Kopf. „Was gibt es da zu grinsen?“, fragte ich wütend. „Ist es DAS, was ich mit dir tun soll? Dir den Finger in den Arsch stecken? Dich an Nippelklemmen ziehen? Dich anschreien?“
Gunnar schmunzelte weiter. Legte den Kopf ein wenig schief und sah mich an. „Ja. Warum nicht? Du könntest mir meine Prostata von hinten massieren, was überaus aufreizend ist für einen Mann. Mir in die Brustwarzen beißen, und wenn du magst mir mit Genuss den Schwanz auspeitschen. Außerdem dachte ich, du könntest Gefallen daran finden mich anzuschreien.“
Mir blieb der Mund offen stehen.
„Und bevor du fragst wann das aufgenommen wurde, kann ich dir sagen, dass es geschah, nachdem du mich am Altar hattest stehen lassen um mit deinem Spanier davon zu laufen und bevor du wieder zu mir zurück kamst. Zudem wusste ich nicht, dass sie es aufgezeichnet hatten.“
„Ist meine zeitweilige Abwesenheit, meine Zeit des Überlegens jetzt eine Entschuldigung für alles?“
Gunnar lachte laut auf. „Zeit der Abwesenheit? Zeit des Überlegens.“ Äffte er mich nach und verzog das Gesicht. „Ich denke viel mehr, die Zeit meiner Entwürdigung. Die Zeit meiner Erniedrigung. Eine Zeit in der Du mich verschmähtest.“
„Ist es nicht genau DAS was dir gefällt? Erniedrigt zu werden?“
Gunnar kniff seine Lippen zusammen. „Ja. Aber nicht in meiner Ehre als Mann. Oder  Mensch.“
Ein kurzer Moment des Schweigens kehrte ein. Betretene Stille.
„Was erwartest du jetzt von mir?“, fragte ich und sah ihm dabei mit einem theatralischen Blick entgegen.
Er drehte sich zu mir um und sah mich an ohne jegliche Regung seines Gesichtes. „Nichts.“
„Was ist eigentlich los mit dir?!“, schrie ich ihn an.
„Nichts.“, antwortete er erneut.
Ich schüttelte aufgebracht den Kopf. „In manchen Augenblicken zweifle ich an deiner Liebe und weiß nicht, wen ich genau genommen heiratete.“
„Ein Monster?“, machte sich Gunnar über mich lustig. „Nosferatu? Hatten wir dies nicht bereits? Ich dachte darüber wären wir hinaus.“
„Ja. Möglicherweise.“ Antwortete ich resignierend, zog mir Schuhe und Mantel über und ging zur Tür.
„Ah! Natürlich. Man läuft davon. Entzieht sich unliebsamen Gesprächen.“, spottete Gunnar weiter.
Zornig drehte ich mich noch einmal zu ihm um. „Bist du betrunken oder was?!“
„Nein.“, antwortete er. Nun senkte Gunnar resignierend den Kopf. Wo willst du denn hin gehen? Bleib und setzt dich zu mir. Komm.“, sagte er in einem ruhigen Ton und streckte mir seine Hand entgegen.
„Wozu sollte DAS gut sein.“
„Zur besseren Verständigung.“ Seine Finger winkten mich heran. Seine Augen zwinkerten kurz. Der Kopf nickte. Ich ging einige Schritte auf ihn zu. Blieb jedoch gut einen Meter vor ihm stehen.
„Es tut mir leid, dass ich bin wie ich bin. Ich war nicht immer so und es hat lange gebraucht, bevor ich überhaupt wusste, was ich will und mich diesem stellen konnte. Viele Erleb- und Ereignisse haben dazu beigetragen. Nicht zuletzt die Zeit in New Orleans. Es war mir nicht wirklich bewusst, dass es Dir so überaus abartig erscheint und du damit offensichtlich nicht umzugehen weißt. Genau genommen hatte ich gehofft, dich nach und nach dafür erwärmen zu können. Natürlich nicht alles auf einmal. Es würde natürlich Zeit brauchen. Und letztendlich habe ich die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben, dass du vielleicht doch an einigen dieser Dinge, die mir zusagen, gefallen finden könntest.“
Während seines Monologes war ich stehen geblieben und hatte ihn einfach nur angeschaut. Ich wusste in diesem Augenblick nicht, wie ich reagieren sollte. Sollte ich Mitgefühl haben? Ihm (alles) verzeihen. Hatte ich nicht bereits vor geraumer Zeit beschlossen ihn genau SO zu nehmen wie er ist?
Also, worüber sich eigentlich aufregen? Hatte ich nicht bereits um seine „Neigungen“ gewusst?
Ich schlüpfte aus meinen Schuhen, ließ meinen Mantel zu Boden fallen, ging den letzten Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. Ließ meinen Kopf auf seine Brust sinken und drückte mich ganz fest an ihn.
Langsam, ganz allmählich schlossen sich seine Arme um meine Hüften und er drückte mich ebenso fest an sich. Küsste mein Haar und als ich zu ihm aufblickte sah ich ein bescheidenes Lächeln und Erleichterung in seinen Augen.
Was hatte ich mir angetan? Wen hatte ich geheiratet?
„Deinen Seelenpartner.“, antwortete er mir meine Gedanken lesend.  „Einen Menschen mit seinen Schwächen und Stärken, wie sie jeder andere ebenso hat.“ Gunnar sah mir direkt in die Augen. „Denkst du wirklich dass irgendein anderer Mann besser oder schlechter wäre als ich?“ Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Kein Mensch ist fehlerfrei.“, sagte er jedes einzelne Wort betonend. „Es gibt wahrscheinlich nur wenige Menschen, die man als „normal“ bezeichnen könnte, und jeder hat seine kleinen Geheimnisse. Nur offenbart er sie meist niemanden und ganz besonders nicht seiner eigenen Frau.  So wie ich.“
Seine Worte beschämten mich. Ich gab auf. Kapitulierte.
„Und wer waren die beiden anderen Frauen?“, fragte ich leise.
„Sivs Schwestern.“ Er grinste, zwinkerte mir zu und drückte mich erneut an sich.
„Was ist genau genommen nun so schlimm daran, wenn Du derartiges mit mir tun würdest?“, fragte er mich streichelnd nach einigen Minuten. „Aber es sollte schon echt wirken. Sonst macht es keinen Spaß, wenn du nicht authentisch bist.“
Ungläubig sah ich zum ihm auf.
„G-u-t. Das mit dem Arsch können wir weg lassen.“ Er grinste.
„Das amüsiert dich. Oder?“
„Nein. Ich will nur ehrlich und auch ein bisschen witzig sein. Damit du nicht alles so ernst nimmst.“
„Nein. Du willst es verharmlosen.“, sprang es mir von den Lippen.
Gunnar zog die linke Augenbraue nach oben. „Es IST harmlos.“

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„Was genau wolltest du denn heute mit mir erproben?“, fragte ich nach einer Weile zögerlich.
Gunnar lächelte. „Wie wäre es, wenn ich es dir heute Abend zeige?“
Gunnar schwelgte in der vollkommensten Vorfreude. War gut gelaunt und voller Späße, sodass ich Sorge hatte ihn zu enttäuschen.


Im Wesentlichen mag ich hier nicht im Detail wiedergeben, was genau mir Gunnar  gestern Nacht nahe brachte (unter anderem mit Champus und Eiswürfeln). Nur so viel, dass es in keinster Weise so abscheulich gewesen war, wie ich dachte.
Da ich annehme, dass wir des Öfteren derartiges tun, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt genauer darauf eingehen. Alldieweil ich mir durchaus vorzustellen vermag, dass es an dieser Stelle Einige geben wird, die es interessiert.